Der Corredor Seco in Zentralamerika – Gebiete
Nur wenige Gebiete in Mittelamerika sind so anfällig für den Klimawandel wie der so genannte Corredor Seco in Zentralamerika, der Trockenkorridor.
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen handelt es sich bei dem Corredor Seco um ein Gebiet, das sich parallel zur Pazifikküste von Chiapas in Mexiko bis in den Westen Panamas erstreckt und auch in Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und einen Teil von Costa Rica Trockengebiete hinterlässt.
Insgesamt bedeutet dies ein 1.600 Kilometer langes und 100 bis 400 Kilometer breites Gebiet, in dem 90 % der Bevölkerung Mittelamerikas und die wichtigsten Hauptstädte dieser geografischen Region konzentriert sind.
El-Niño, Dürren und der Klimawandel
Der sogenannte Trockenkorridor ist von einer Vielzahl zyklischer Dürren geplagt, die eng mit dem El-Niño-Phänomen zusammenhängen und auch durch den Klimawandel verursacht werden.
Seit mehreren Jahrzehnten haben die Häufigkeit und Regelmäßigkeit dieser Extremereignisse zugenommen, und die höhere Frequenz dieser Auswirkungen sorgte in den vergangenen Jahren zu einer Erhöhung der Armut in diesen Regionen, vor allem deswegen weil Ernte verloren ging.
Der Verlust einer Ernte bedeutet wiederum, dass Familien keine Möglichkeit haben, die nächste Saat auszusäen, wodurch die Knappheit fortgesetzt wird und die Familien kaum eine Chance haben, aus dieser Armut zu gelangen.
In der Region des Corredor Seco dauert die Trockenzeit normalerweise von Januar bis März. Mit dem Klimawandel hat sich dies verändert und es kann sein, dass es bis April oder sogar Mai keinen Regen gibt. Auch die Gefahr von Waldbränden – die Anzahl der Waldbrände im Norden Guatemalas und Honduras ist stark angestiegen – und die Austrocknung von Flüssen steigt.
Leben im Corredor Seco in Zentralamerika
Doch mit dem Rückgang des Regens wird aus vielen Gebieten eine Wüste. Tiere und Vieh sterben an Durst oder aufgrund des Nahrungs- oder Futtermangels. Noch vielleicht vorhandene Nahrungsmittelreserven werden aufgebraucht. Um dann wiederum irgendwie an Geld zu gelangen, um ein Überleben zu ermöglichen, verkaufen schließlich viele Familien ihre landschaftlichen Geräte und Tiere. Ein Teufelskreis.
Vor allem im Norden Guatemalas, Honduras und El Salvador ist das Risiko der Austrocknung der Felder aufgrund der Erderwärmung unfassbar groß. Das sind überdies ländliche Gebiete, in welchen sowieso schon eine große Armut herrscht, die sehr häufig von Armut zu extremer Armut führt. Diese wiederum ist in Guatemala bereits sehr hoch, denn mehr als 50% der Bevölkerung lebt dort in Armut und 15% sogar in extremer Armut (Quelle: hier). Guatemala ist damit das ärmste Land auf diesem Kontinent.
Migration aus Guatemala und Zentralamerika
Armut wiederum gilt als eine der Hauptursachen für die Migration aus Zentralamerika. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl der Menschen, die im Prinzip tatsächlich vor den Auswirkungen des Klimawandels fliehen, gestiegen ist.
Immer wieder machen sich in Honduras, Guatemala oder El Salvador Flüchtlingsströme auf und versuchen, in die USA zu gelangen. Auch ich sehe diese Flüchtlingsströme immer wieder – sei es in der Hauptstadt, wenn sie sich auf der Stadtautobahn ihren Weg Richtung Mexiko bahnen oder auch im Norden oder Osten Guatemalas. Nicht selten kam es dabei in der Vergangenheit zu Zwischenfällen an den Grenzen (Quelle: hier), wenn das Militär versucht, diese Flüchtlingsströme aufzuhalten, um es den Migranten nicht zu ermöglichen, das Land zu durchqueren. Mindestens ebenso häufig lese ich jedoch von Menschen, die es nicht bis in die USA schaffen und von dem Coyoten, den sie bezahlt haben, zurückgelassen werden (Quelle: hier).
Persönliches Gespräch mit einem Migranten
Es ist noch nicht lange her, da traf ich bei einem Ausflug im Departamento Zacapa einen Guatemalteken, der mir von seinem Versuch, in die USA zu gelangen, berichtete. Er erzählte mir von den Dürren in Zacapa, von der Unmöglichkeit, hier sein Geld zu verdienen oder seine Familie zu ernähren. Aus diesem Grund beschloss er, einen Coyoten zu bezahlen, der ihm über die Grenze helfen sollte. Unter unmenschlichen Bedingungen und mit zig Personen nahm er eine kräftezehrende Reise auf sich, um dann – nachdem er es für ein paar Wochen in die USA geschafft hatte – wieder deportiert zu werden.
Gegen die unmenschlichen Bedingungen auf dieser Reise, die Tatsache, dass die Coyoten die Menschen wie Tiere einsperrten (allgemeine Quelle: hier), möchte er nichts unternehmen, sagt er. Er könnte es. Aber er weiß, dass sie seine Familie bedrohen würden. Und außerdem habe er – so gesteht er mir – die Schulden, die er beim Coyoten gemacht hat, noch nicht abbezahlt. Q5.000 sind es, was der Coyote von ihm verlangt habe. Q5.000 (circa 550 EURO) sind eine Menge Geld in einem Land, in welchem der Stundenlohn bisweilen bei unter Q10 (circa 1,10 Euro) liegt.
Deportierte Migranten in Guatemala
Er ist sicherlich nicht der einzige. Immer wieder treffe ich an den unglaublichsten, auch abgelegensten Orten auf Guatemalteken, die mir bei Problemen mit meinem Fahrzeug, bei Wegbeschreibungen oder auf der Suche nach irgendwelchen Wasserfällen, bei denen der Punkt auf Google Maps nicht stimmt, unterstützen. Nach einigen Sätzen Spanisch wechseln die Guatemalteken sehr häufig von einer Sekunde auf die andere auf Englisch.
Auf meine Frage, wo sie so gut Englisch gelernt hätten, berichten sie mir zuallermeist von ihrem Aufenthalt in den USA. Sie lebten in New York, Kalifornien oder anderen Teilen der USA. Alle wurden sie in den vergangenen Jahren deportiert. Alle waren auf der Suche nach einer finanziellen Verbesserung. Alle berichten mir, dass sie ihr Land verlassen hatten, um ihre Familie ernähren zu können.