Ist das Kunst oder kann das weg? – Sehenswürdigkeiten in Barranco
Der Stadtbezirk Barranco
Barranco ist einer von über vierzig Stadtbezirken Limas und schließt direkt an Miraflores an. Es soll der romantischste Stadtteil Limas und der Wohnort zahlreicher peruanischer Künstler, Musiker, Designer und Fotografen sein. Das Soho von Lima sozusagen.
Klar, dass ich da hin muss. Die Überlegung: Mit dem Taxi von Miraflores (10 Soles) hin und zu Fuß zurück, denn auf dem Rückweg möchte ich im Larcomar, einer Shopping Mall direkt am Meer, zur Belohnung zwei Pisco Sour trinken! Mindestens zwei! 😉
Sehenswürdigkeiten in Barranco
Überrascht bin ich nicht nur davon, dass mein Spaziergang zurück nach Miraflores deutlich länger dauert als ich das ursprünglich erwartet habe, denn anstatt direkt am Meer – und damit an der Autobahn entlang zu laufen – spaziere ich oberhalb, auf den Hügeln Barrancos… und das ist ungefähr das doppelte an Wegstrecke (circa 5 Kilometer). Nein, überrascht bin ich davon, wie viel es in Barranco zu sehen gibt.
Kunstgalerien, kleine, süße Boutiquen, coffee shops, Kolonialhäuser von Limas Oberschicht. Straßenkünstler und Straßenverkäufer, Livemusiker, zig Bars – und das Ganze wird getoppt von einem Wahnsinnsblick auf das Meer. Dass heute nicht die Sonne scheint, sondern die Wolken unglaublich tief hängen, tut dem Ganzen absolut keinen Abbruch. Ich genieße jede einzelne Minute, die ich in Barranco verbringe… und von meinen Highlights möchte ich dir heute erzählen.
#1 Der Plaza Major von Barranco
Du kannst Barranco eigentlich nicht besuchen, ohne nicht über den Plaza Major gelaufen zu sein. Verfehlen kannst du ihn übrigens auch nicht, denn die Kathedrale siehst du schon von Weitem, die Bibliothek auf der gegenüberliegenden Seite ist nicht zu übersehen und solltest du dann doch noch Schwierigkeiten haben, den Platz auszumachen, dann gehst du einfach dorthin, wo alle hingehen.
#2 Kaffee und drinks in Barranco
Übrigens gibt es auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Starbucks! Und weil ich Starbucks seit drei Monaten nicht hatte – in Guatemala gibt es nämlich keinen einzigen! – , ist dies mein erstes Ziel an diesem Tag.
Und während ich so mit meinem coffee to go vor mir, wohltuenden Sonnenstrahlen über mir und meiner Tasche neben mir auf der Straße liegend das Treiben auf dem Plaza Major beobachte, denke ich: Verdammt, das fühlt sich hier an wie Europa! Denn: Starbucks + coffee to go + Kaffeetrinken unter freiem Himmel + Tasche auf dem Boden = Europa!
Und bevor ich nun gleich einen Shitstorm der besonderen Art erlebe, weil ich Lima offensichtlich auf ein Viertel der Oberschicht reduziere: Nein, mir ist durchaus bewusst, dass es auch in Lima düstere Ecken gibt, die man meiden sollte. Lass‘ mir meine Freude! Guatemala Stadt ist nämlich soo soo anders!
Sollte dir übrigens nicht nach Kaffee sein oder solltest du zu späterer Stunde hier her kommen, ist das auch kein Problem. Der Bezirk sieht danach aus, als sei er der perfekte Ort, um auszugehen. Eine Bar reiht sich in den kleineren Straßen neben die andere. Einheimisches Bier, unterschiedliche Variationen von Pisco Sour (auch die Nachmittagsversion mit weniger Alkohol) und zig Weine gibt es im Angebot.
#3 Die Seufzerbrücke von Barranco
Gehst du die kleine Straße zwischen Plaza Major Richtung Starbucks weiter, gelangst du unweigerlich zur Seufzerbrücke. Auch wenn unter dieser Brücke gerade kein Wasser fließt, sieht sie echt süß aus. So süß, dass ich beim Sitzen auf den Stufen vor der Brücke sogar für einen Moment komplett die Menschen auszublenden vermag.
#4 La Ermita und der Künstlerpark
Auf der anderen Seite der Brücke findest du eine hellgelbe Kirche, die ursprünglich einmal eine Kapelle war: La Ermita. Der kleine Park, der sich daran anschließt, lohnt übrigens ebenfalls einen Spaziergang. Seltsam anmutende Figuren kannst du dort finden.
Ist das Kunst oder kann das weg? 🙂
#5 Die Graffiti von Barranco
Folgst du dem kleinen Weg durch den Künstlerpark ein Stück weiter, gelangst du an eine größere Brücke. Sowohl unter der Brücke als auch davor und danach findest du zahllose Graffiti. Aber eben nicht die, die einfach irgendwie hingeklatscht aussehen, sondern welche von denen man den Eindruck hat, dass sich der Künstler (?) tatsächlich etwas dabei gedacht hat.
Bunt sind sie. Mit ganz viel Liebe zum Detail. Minutenlang kannst du hier stehen und schauen und stehen und schauen – und immer wieder Neues entdecken.
#6 Von Barranco nach Miraflores
Auch wenn mir rein streckentechnisch der kürzere Weg unten am Meer entlang lieber gewesen wäre, bin ich froh, mich gegen diesen entschieden zu haben. Der Weg oberhalb führt durch viele kleine, liebevoll angelegte Parks. Bunte Blumen soweit das Auge reicht. Kakteen. Ganz viel Grün. Wenig Autos.
Stattdessen Fußgänger, die mit ihren Familien und Haustieren dort spazieren gehen. Freunde, die sich in den kleinen Parks zum Picknick verabredet haben und hier ihr Leben genießen. Fahrradfahrer, die gemütlich einen Drahtesel mit dicken Reifen an den Straßen entlangtreten. Und eingezeichnete Fahrradspuren! Europa – ich sag’s doch!
#7 Die Shopping Mall Larcomar
Eine Stunde später erreiche ich schließlich die Shopping Mall Larcomar. Etwas Neues, Aufregendes oder Besonderes ist diese Shopping Mall nicht. Ich habe in den letzten Monaten einfach zu viele davon gesehen, um noch etwas Prickelndes in solch einer Mall zu entdecken.
Das Besondere an Larcomar ist jedoch – zumindest im Unterschied zu den zig Shopping Malls in Guatemala Stadt –, dass sich diese Mall hier teilweise unter freiem Himmel befindet und der Großteil der Bars, Lounges, Restaurants und Cafés dem Meer zugerichtet ist.
#8 Pisco Sour in Lima
Und während ich in Larcomar auf der Suche nach einem gemütlichen Café bin, komme ich wie von Zauberhand an einem kleinen Shop der PeruRail vorbei… Eine Stunde und eine Reiseplanung später halte ich überglücklich mein Zugticket zum Machu Picchu in den Händen! Was hatte mir mein Machu Picchu-Trip in den vergangenen Tagen Kopfzerbrechen bereitet. Kopfzerbrechen deswegen weil sämtliche Informationen, die ich im Internet über Züge, Eintrittstickets und Co. erhalten habe, furchtbar kompliziert klangen. Und überglücklich setze ich mich schließlich in die nächstbeste Bar. Pisco Sour! Sofort! Und schnell!
Und während ich das gemixte Eiklar von meinem Pisco Sour schlürfe und die ersten Tropfen des Traubenschnaps meine Kehle hinunterlaufen und ich jetzt schon weiß, dass ich keinen zweiten schaffen werde, merke ich, wie kaputt ich eigentlich von den vergangenen Tagen und meiner Fortbildung bin. Die Vorfreude auf Machu Picchu in 7 Wochen – die jedoch bleibt!