Laguna Brava in Guatemala – von Motorrädern, Pickups und wundervollen Begegnungen
Die Laguna Brava in Guatemala
Die Bilder dieses Artikels entstanden vor Beginn der Covid-19-Pandemie.
Laguna Brava in Guatemala befindet sich im guatemaltekischen Hochland in der Region von Huehuetenango direkt an der Grenze zu Chiapas (Mexiko) auf knapp 1.200 Metern. Abgesehen von dem See selbst kannst du dort wahnsinnig viele Wasserfälle und kleinere Seen zu Gesicht bekommen. Außerdem ist es von dort aus ein Katzensprung zu den Lagos de Montebello.
Aufgrund der Tatsache, dass der Dschungel dort praktisch gar nicht erschlossen ist, ist es nicht ganz so einfach, die Laguna Brava in Guatemala mal schnell zu besuchen. Das nächstgelegene Dorf ist Aguacate. Doch wenngleich du vergleichsweise relativ problemlos über Quetzaltenango nach Huehuetenango, von dort nach Nenton und schließlich Aguacate gelangen kannst, sind es noch einmal circa zwei Stunden von dort aus bis zur Laguna Brava.
Strecke und Transport zur Laguna Brava in Guatemala
Den Weg mit einem normalen Auto zu fahren ist absolut unmöglich. Die Strecke bis zum Parkplatz mit einem SUV zu fahren ist denkbar, sofern du ein Offroad-Fahrzeug hast, aber absolut nicht empfehlenswert. Und weil ich wusste, dass ich die Strecke kaum mit meinem eigenen Auto schaffen würde, fuhren Matute und ich bis zum Eingang in den Nationalpark in Aguacate. Mit etwas Glück – so hoffte ich – würden wir einen Pickup organisieren können, der uns bis zum Parkplatz bringen würde.
Pickup ist jedoch nicht, da außer mir scheinbar heute niemand sonst Laguna Brava in Guatemala besuchen möchte. Der Guatemalteke am Kassenhäuschen (Eintritt: 25 Quetzales) ruft daher kurzerhand seinen Kumpel an und fragt, ob dieser mich mit dem Motorrad zum Parkplatz bringen könne (70 Quetzales).
Motorrad, denke ich! Coole Idee, schießt es mir durch den Kopf. Aber, wait, what?! Motorrad!? Ich habe doch Matute dabei! Es ist zu spät, denn keine zehn Minuten später steht ein weiterer Guatemalteke vor mir. Er parkt sein Offroad-Motorrad neben mir, begrüßt mich mit einem Handschlag. Ich schaue ihn an, dann auf Matute, dann wieder ihn. Ist das ein Problem? – Beißt sie? – Nein! – Na dann! Los geht’s! Halt sie gut fest und sag mir, wenn du eine Pause brauchst…
Guatemalteken, ich liebe sie! Aus der Fassung bringt sie nichts und sie sind für jeden Scheiß zu haben.
Mit Matute zwischen uns bahnen wir uns die steilen Abhänge hinunter. Ich kann Motorrad fahren, aber auch mit einem Motorrad hätte ich hier meine lieben Probleme. Steilpiste. Dirt road. Allein der Weg an sich ist schon Abenteuer pur.
Und je weiter wir in die Berge hineinfahren, desto mehr zieht sich der Himmel zu. Meine Brille beschlägt. Nebel zieht auf. Und als der Guatemalteke uns nach 25 Minuten Ruckel Ruckel, bei welchen ich alle Mühe hatte, Matute festzuhalten, damit sie einerseits bei Steigungen nicht vom Motorrad fällt und beim Downhill nicht von unseren Körpern eingequetscht wird, beginnt es zu tröpfeln.
Wird das noch besser?! – Ich weiß es nicht, das Klima ist hier komplett anders als in Aguacate. Ich hoffe es. Und der Blick in die Berge hinein verrät mir: Wird es nicht!
Der Weg vom Parkplatz aus zum See hinunter ist noch schlimmer als der Weg von Aguacate bis zum Parkplatz. Der Abstieg soll mindestens 30 Minuten dauern. Für den Aufstieg brauchst du wohl über eine Stunde.
Ich beobachte die Wolken vor mir. Die ziehen rein, nicht weg, denke ich. Und ich habe kaum den Gedanken zu Ende gedacht, als es stärker zu regnen beginnt. Unterstell-Möglichkeiten?! – Keine! Und ich Idiotin habe, weil in Nenton herrlichster Sonnenschein war, meine Regenjacke in meiner Unterkunft liegen lassen.
Es hilft aber alles nichts. Aguacate liegt zu Fuß nun zwei Stunden hinter mir, Laguna Brava nur 30 Minuten. Vielleicht treffe ich dort ja auf Menschen. Vielleicht hört der Regen bis ich unten bin ja auf.
Es regnet stärker. Ich rutsche mehrfach auf dem lehmigen Boden ab. Matute stört es nicht. Im Gegenteil: Sie findet es genial, mit ihren vier Pfoten den Weg hinunter zu sliden. Manchmal rutscht sie auch aus und landet auf ihrem Schenkel. Dann dreht sie sich um, schaut mich an, schüttelt sich und galoppiert weiter – bis sie das nächste Mal das Gleichgewicht verliert.
Unten angekommen bin ich klatschnass. Ich lasse meinen Blick schweifen. Da sind eine Handvoll Menschen, die offensichtlich in den spartanischen Hütten am See übernachtet haben. Ein Guide. Ein paar Fischer. Ich grüße herzlich und frage direkt: Kennt ihr jemanden, der einen Pickup hat? – Einer der Guatemalteken nickt: Si, claro! – Kennst du jemanden oder hast du einen Pickup? – Ich kenne jemanden. – Ist er hier? – Nein! Was ein Gespräch, denke ich mir, muss aber lachen. Weißt du, wann er kommt? – Nein, aber ich kann ihn anrufen! – Weißt du, ob er heute noch nach Aguacate fährt? – Ich glaube es, aber ich weiß es nicht. – Ah ja, perfekt. Ich schau mir mal den See an.
Die Laguna Brava in Guatemala – der See mitten im Dschungel
Für einige Minuten hat es aufgehört zu regnen. Ich stelle mich an das Ufer des Sees, lasse meinen Blick durch die Naturlandschaft und über den See schweifen. Eigentlich herrlich. Wenn die Wolken nicht wären. Aber nein, eigentlich ist es auch so wunderschön. Und hätte ich Idiot nicht meine Regenjacke nicht eingepackt, so weiß ich, dann wäre meine Stimmung auch weitaus besser. Ich reiße mich zusammen. Atme einmal tief ein und einmal tief aus. Scheiß drauf, wenn ich ab morgen krank bin. Das hier ist wunderschön. Und mit exakt diesem Gedanken lasse ich mich mit dem Hintern in das nasse Gras fallen. Ist doch eh schon alles nass.
Einige Minuten später höre ich hinter mir eine Stimme. Es ist der Guatemalteke mit dem Handy. Mein Kumpel sagt, er fährt in etwa 30 Minuten mit dem Pickup nach Aguacate. Möchtest du so lange warten? Auch wenn, denke ich mir, das wahrscheinlich 30 guatemaltekische Minuten sind, bin ich mit dem Pickup weitaus schneller. Selbst wenn ich es innerhalb einer Stunde zum Parkplatz schaffen würde, hätte ich immer noch keine Rückfahr-Möglichkeit nach Aguacate. Klar, gar kein Problem. Ich habe Zeit. Dann zeigt er auf zwei Mädels, die sich bei einer der Hütten untergestellt haben. Ich habe auch noch zwei Mädels gefunden. Sie würden auch mit dem Pickup fahren. Dann könnt ihr euch die Kosten teilen. – Super, perfekt. Voll lieb, dass du das organisiert hast. – Ach, keine Sorge, alles gut. Ich winke den Mädels zu. Sie winken zurück. Das könnte witzig werden.
Guatemala at its best
Und das tut es. Schon auf dem Weg vom See des Ufers zum Pickup (übrigens 35 Minuten später!) rutschen wir mehrfach aus und lachen uns dabei halb tot. Weil ich Matute nicht in das Führerhaus des Pickups nehmen kann, setze ich mich mit ihr auf die Laderampe.
Bei dem heftigen Geruckel – auch der Pickup hat seine liebe Mühe, die Strecke hochzukommen, mehrfach muss er zurücksetzen, weil er ins Rutschen gekommen war und sich festgefahren hatte – habe ich meine liebe Mühe, Matute festzuhalten, die zwar am Rahmen des Pickup festgebunden ist, die aber trotzdem ohne meine Hilfe mit ihren Pfoten auf der Ladefläche keinen festen Stand hat. Bei der Neigung auch nicht verwunderlich.
Breitbeinig sitze ich auf der Laderampe. Mit meinem rechten Bein stütze ich mich gegenüber ab. Mit meinem linken Bein stütze ich mich hinten ab. Auf diese Weise komme wenigstens ich nicht ins Rutschen. Zwischen meinen Beinen sitzt Matute, die ich teilweise mit beiden Händen festhalten muss.
Über eine Stunde dauert die wilde Fahrt zurück nach Aguacate. Auf dem Parkplatz lassen wir noch ein paar weitere Guatemalteken zusteigen. Sie haben in den Hütten übernachtet, kommen aus Chimaltenango und wollen auch wieder dorthin zurück.
Mein Magen beginnt zu knurren, als wir aus dem Pickup steigen. Auch Matute müsste einen unglaublichen Hunger haben, denn sie hatte heute Morgen das Futter verweigert. Nach der Aktion müssen wir dringend an Essen kommen, denn mit dem Auto sind es nun noch circa eine Stunde nach Nenton zurück. Wenn das Wetter besser wird, so der Plan, werde ich auf dem Rückweg noch die Cenotes Candelaria besuchen.
Doch als ich gerade das nächste Restaurant ansteuern möchte, halten mich die beiden Mädels, die vorne im Pickup saßen, an. Du fährst echt noch nach Nenton heute? – Ja, warum? – Kannst du uns vielleicht mitnehmen? Hier fährt heute irgendwie kein Bus dorthin. – Klar, aber ich muss erst etwas essen. – Ja, klar, lass‘ dir Zeit. Wir treffen uns einfach später. Was auch immer später ist. Wird schon gehen. Ist ja Guatemala.
Als ich das Restaurant mit Matute verlasse, sehe ich weit und breit niemanden. Doch als ich langsam durch die Straßen von Aguacate fahren – schnell geht sowieso nicht, denn die Straßen von Aguacate sind nicht asphaltiert –, winken sie mir entgegen. Sonderlich viel Platz in meinem Auto gibt es nicht, weil ich auf meinem Roadtrip durch Mexiko ordentlich eingekauft hatte.
Auf der Rückbank ist noch ein Platz frei. Außerdem gibt es die Möglichkeit, auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Doch die Mädels entscheiden sich, ihre Rücksäcke auf die Rückbank zu werfen und stattdessen beide auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen. Ist doch viel lustiger so. Wir haben Platz, keine Sorge. Und weil die Mädels scheinbar wirklich Platz haben, sie nichts stört und wir uns echt gut verstehen, beschließen wir, zusammen einen Abstecher zu den Cenotes Candelaria zu machen und dann noch einen Fluss, den Rio Azul, zu besuchen.
Ein langer Tag. Ein kalter Tag. Ein nasser Tag. Aber auch ein Tag voller Abenteuer. Voller Fragezeichen. Voller Ungewissheiten. Und weil in Guatemala alles irgendwie nie ein Problem ist und sich alles irgendwie immer von selbst löst, ein wundervoller Tag – und vor allem ein Tag mit wunderbaren Begegnungen und ganz ganz viel Spaß!
Unterkunftstipp für deinen Besuch der Laguna Brava in Guatemala
Möchtest du die Laguna Brava sehen? – Dann empfehle ich dir, zwei Nächte in der Finca Chacula zu verbringen! Die Finca bietet Übernachtung mit Frühstück, serviert auch leckere Abendessen und liegt nur wenige Minuten außerhalb von Aguacate.
Über die Finca kannst du einen Pickup buchen, der dich direkt am Eingang zur Laguna Brava abholt und bis zum Parkplatz hinunter bringt (circa 100 Quetzales).
Leider konnte ich aufgrund der Tatsache, dass die Finca ausgebucht war, während meines Besuchs der Laguna Brava dort nicht übernachten. Meine Freunde, die einige Wochen zuvor die Tour unternommen hatten, schwärmten jedoch von der Finca.
Ich habe während meines Aufenthaltes dort oben in Nenton – Hotel Las Penas (nicht empfehlenswert, aber das einzige Hotel weit und breit!) – übernachtet.