Madeira Roadtrip – Gipfel über den Wolken, versteckte Pfade und geheimnisvolle Wälder
Madeira Roadtrip – Gipfel über den Wolken, versteckte Pfade und geheimnisvolle Wälder
Madeira – die Insel des ewigen Frühlings, der steilen Klippen und der geheimnisvollen Wälder. Zehn Tage war ich unterwegs. Nur ich, mein Auto und diese unglaubliche Mischung aus Meer, Bergen und Wolken, die sich immer wieder zwischen die Gipfel schieben. Schon auf den ersten Kilometern spüre ich, dass diese Insel anders ist: intensiver, lebendiger, überraschender und dass sie mich auf dem ein oder anderen Meter herausfordern wird.
Trotz allem Neuen erinnert mich die Insel auch an Vergangenes – Funchal hat ein wenig Ähnlichkeit mit La Spezzia in Italien, der schwarze Sandstrand erinnert mich unweigerlich an die schwarzen Strände von Guatemala und die Natur an zahlreiche Länder in Mittel- und Südamerika. Und ich erfreue mich nicht nur an – im Vergleich zu Deutschland – günstigen Kaffee und Espresso, sondern auch an den leckeren Pastel de Nata (its been a while seit ich das letzte Mal in Portugal war) und vor allem den für mich neuen Espetadas, Fleischspieße mit Gemüse an einem riesigen Spieß.
In meinem heutigen Beitrag wird es aber weniger um das Essen gehen, sondern um die unterschiedlichen Reisestationen auf meinem Madeira Roadtrip.
Machico – der erste Atemzug
Mein Roadtrip beginnt in Machico. Die Stadt liegt still am Morgen, die Sonne taucht die Bucht in warmes Licht. Ich spüre die salzige Luft, den Duft von Meer und Erde und dieses unbestimmte Kribbeln von Freiheit, das ich nur bei einer Fahrt ins Unbekannte kenne. Kein Trubel, kein Gedränge, nur das leise Rauschen der Wellen. Ich bleibe einen Moment stehen, atme tief ein – und weiß, dass jeder Kilometer, den ich heute fahre, neue Überraschungen bringen wird.
Miradouro da Ponta do Rosto – erste Klippen, erste Gänsehaut
Nicht weit von Machico öffnet sich der Miradouro da Ponta do Rosto wie ein Fenster zur Welt. Die Felsen stürzen schroff ins Meer, die Gischt spritzt, und der Wind jagt mir durch die Haare. Ich lasse die Arme ausbreiten, spüre die Kraft des Atlantiks und diese Weite, die sofort die innere Ruhe ankündigt. So soll ein Roadtrip beginnen: Atemberaubend, ein wenig ungestüm, voller Licht und Bewegung.
Vereda da Ponta de São Lourenço (PR8)
Ich bin heute früh aufgestanden, um den PR8 zu laufen. Um 8 Uhr parke ich fast allein am Startpunkt – die Insel schläft noch, nur die Vögel sind wach. Die Klippen ragen aus dem Meer, der Boden nach einem kurzen Regenschauer matschig und rutschig, die Schuhe später unter dem Gartenschlauch meiner Unterkunft zu reinigen. Und doch: jeder Schritt, jeder Atemzug ist ein kleines Glück.
Als ich gegen halb zwölf zurückkomme, ist der Parkplatz schon überfüllt – Menschen parken kilometerweit an der Straße. Ich lächle in mich hinein: gut, dass ich früh losgegangen bin. Der Morgen hat mir die Ruhe geschenkt, die man auf diesem Wanderweg braucht, um die Insel wirklich zu spüren.
Geschenkt hat er mir aber auch ein klein wenig Regen, der das Terrain bisweilen zu einer wilden Rutschpartie werden ließ. Tag 2 – und ich brauchte einen Gartenschlauch, um meine Schuhe wieder sauber zu bekommen. 🙂
Santa Cruz
Nach den anspruchsvolleren Wandertagen war Santa Cruz genau der richtige Ort, um kurz durchzuatmen. Das kleine Küstenstädtchen wirkt, als hätte es die Zeit ein wenig vergessen – schmale Gassen, bunte Fassaden, ein Platz, auf dem sich das Leben gemächlich abspielt. Ich fand ein winziges Café, kaum drei Tische und gönnte mir dort einen Kaffee und einen Cookie. Kein großes Abenteuer, kein Ziel, das man abhaken müsste – einfach ein stiller Moment zwischen Meer und Alltag, der Madeira auf seine ganz leise Art zeigt.

Pico Ruivo – über den Wolken
Pico Ruivo, der höchste Punkt Madeiras, erwartet mich. Hier laufe ich über die Wolken, sehe sie unter mir ausbreiten, während der Wind unbarmherzig bläst. Oben angekommen, halte ich nur kurz inne – zu stark ist der Wind, zu beeindruckend der Ausblick. Ich stehe über den Wolken, die Insel unter mir wie ein zerklüftetes Puzzle aus Grün, Stein und Licht. Ein Moment, der alles entschädigt: die Anstrengung, den frühen Aufstieg, die Müdigkeit der Beine.
Santana – Holzhäuser und eine Belohnung
Nach dem Ruivo fahre ich direkt nach Santana. Die Stadt enttäuscht ein wenig. Die berühmten bunten Holzhäuser wirken klein und unscheinbar, fast wie ein Freilichtmuseum. Ich bin froh, dass ich den Pico Ruivo vorher hatte – die Wanderung war der eigentliche Höhepunkt. Das Restaurant Caldeirão Verde rettet den Tag: Espetadas, saftig und perfekt gewürzt, genau das, was ich nach den Anstrengungen des Morgens brauche.
Porto Moniz – Lava-Pools im Trubel
Porto Moniz empfängt mich mit Menschenmassen. Die Lava-Pools sind faszinierend, doch der Trubel nimmt mir die Ruhe. Ich bleibe nur kurz, lasse die Gischt auf mich wirken, beobachte die Wellen, die gegen die Felsen schlagen – und ziehe weiter. Hier zeigt sich Madeira laut und lebendig, ganz anders als die stillen Morgen auf den Bergen.
Praia da Ribeira da Janela & Miradouro Ilhéus
Auf dem Rückweg entdecke ich die Ribeira da Janela – und plötzlich ist wieder Ruhe da. Wenige Menschen, imposante Felsformationen, das tosende Meer und Lichtstrahlen, die durch die Wolken brechen. Ich bleibe stehen, atme, spüre die Insel in ihrer ungestümen Schönheit. Der Miradouro Ilhéus gibt den Blick frei auf die Felsen im Meer – ein Panorama, das den ganzen Tag in mir nachklingt.
São Vicente und die 175 Stufen zur Kapelle
São Vicente überrascht mit kleinen Details: die Capela de Nossa Senhora de Fátima auf einem Hügel, erreichbar über 175 Stufen. Oben die kuriosen Uhren – alle unterschiedlich und alle falsch. Ich muss lachen. Danach belohne ich mich im Restaurant Lavrador: Espetadas, saftig und perfekt, ein Moment des puren Genusses nach dem Anstieg und dem nicht erfolgten Mittagessen in der mir zu trubeligen Stadt Porto Moniz.
Funchal – italienischer Charme im Trubel
Funchal erinnert mich an La Spezia: bunte Häuser, enge Gassen, lebendige Cafés. Freitag ist Markttag – und Fischmarkt – Menschenmassen überall. Ein bisschen zu viel Trubel für mich. Dennoch schlendere ich durch die Straßen, lasse die Atmosphäre auf mich wirken und spüre diese Mischung aus mediterraner Lebendigkeit und dem besonderen Charme Madeiras.
Calheta & Praia Formosa – weiße und schwarze Strände
Calheta ist ruhig, ein weißer Sandstrand, sanfte Wellen, ideal, um die Füße ins Wasser zu stecken. Praia Formosa: schwarzer Sand, dramatische Felsen, Wellen, die an die Küste schlagen, als wollten sie die Insel erschüttern. Zwei Strände, zwei Stimmungen – beide Teil derselben Insel, beide intensiv und eindrücklich.
Eira do Serrado & Nonnenpfad – die Stunde der Wahrheit
Der Ausblick von Eira do Serrado überwältigt. Ich wollte den Nonnenpfad laufen: runter, Kaffee trinken, Bus zurück. Anfängerfehler: die Busfahrten, die ich auf Google Maps erhalten hatte, passten nicht, Uber unmöglich, Taxi nicht erreichbar und der nächste Bus in 3 Stunden. Also heißt es: hochlaufen.
400 Höhenmeter auf 2,7km. Seit ich zweimal die Woche „hyroxe“, läuft es sich schneller einen Berg hoch. Für diesen brauche ich 55 Minuten. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Die Oberschenkel brennen trotzdem. Der schmale, steile Nonnenpfad, die Aussicht in die Täler, die Sonnenstrahlen zwischen den Bergen – alles wird zu einem Moment, den ich nie vergessen werde.

Levada dos Balcões (PR11)
Der PR11 ist eine andere Welt: üppiges Grün, kleine Brücken, leise Wassergeräusche, Farne und Bäume rechts und links. Ein ruhiger Weg, ideal, um die Bergwelt in aller Stille zu genießen.

Fanal Forest – das Märchen Madeiras
Fanal Forest liegt im Nordwesten der Insel und ist wie ein geheimer Wald aus einem Märchen. Knorrige, alte Bäume, Nebel, Lichtstrahlen, die durch die Äste fallen. Jeder Schritt hier ist ein kleiner Zauber. Ich bleibe stehen, atme ein, die Geräusche des Waldes, das Moos, die feuchte Luft – alles fühlt sich zeitlos an. Und auch wenn um kurz nach 9 Uhr kein Nebel (mehr?) in den Hängen war, konnte ich doch die Mystik fühlen, die von diesem Ort ausgeht.
Autofahren in Madeira
Das Fahren auf Madeira ist ein Erlebnis für sich und definitiv nichts für schwache Nerven. Die Straßen sind oft eng, kurvig und steil – teilweise so steil, dass man beim Abbiegen kaum den Boden vor sich sehen kann. In den Dörfern und kleineren Straßen kann es passieren, dass du einem Bus oder Lkw begegnest, der Vorfahrt hat, und du selbst zurücksetzen musst, was besonders auf schmalen, steilen Straßen ziemlich unangenehm sein kann. Einige Unterkünfte (eine meiner drei!) liegen auf einspurigen Straßen mit mehr als 15 % Steigung und wer dort einparkt oder abbiegt, wird schnell an seine fahrerischen Grenzen gebracht.
Ein kleiner, wendiger Wagen ist ideal, größere Fahrzeuge wie kompakte SUVs sind hier eher hinderlich. Offroad-Strecken gibt es auf Madeira kaum, die Herausforderungen liegen vielmehr in den engen Serpentinen, steilen Anstiegen und abrupten Kurven.

Trotz aller Herausforderungen lohnt sich das Fahren auf Madeira: Es ermöglicht, abgelegene Orte zu entdecken, atemberaubende Ausblicke zu genießen und die Insel in einem Tempo zu erleben, das Bus oder Taxi nicht bieten können. Mit Vorsicht, etwas Erfahrung und einem wendigen Auto wird jede Fahrt zu einem unvergesslichen Teil der Reise.
Madeira ist ein Land der Kontraste: steil und sanft, still und laut, fordernd und zugleich verzaubernd. Jeder Tag, jeder Kilometer, jeder Pfad erzählt seine eigene Geschichte – und ich bin mittendrin, sehe, fühle, spüre diese Insel in ihrer ganzen Intensität.









































