Aufenthalt in Deutschland – von Wiedersehen und Abschieden
Aufenthalt in Deutschland – wenn herzliche Wiedersehen gleichzeitig schmerzvolle Abschiede sind
Bevor ich meinen Aufenthalt in Deutschland antrat, sah ich darin nicht nur die Möglichkeit, endlich einmal wieder Familie und Freunde zu treffen, die ich nun über elf Monate nicht gesehen hatte, sondern auch eine Möglichkeit, Dinge mit nach Guatemala zu bringen, die mir dort fehlten. Denn mangels vorhandener Post, der Tatsache, dass Importprodukte in Guatemala teilweise das Dreifache kosten, dem Umstand, dass es in Guatemala (und in den umliegenden Ländern) beispielsweise keine Basics oder Leggins gibt, hatte sich über das Jahr hindurch eine ordentliche Liste an Anschaffungen ergeben.
Vor elf Monaten war ich nach Guatemala gekommen. Mit elf Monaten Erfahrungen in diesem Land war ich nun genau darauf vorbereitet, was ich in Guatemala für meine kommenden Monate brauchte, was mir dort fehlte und welche Anschaffungen ich in Deutschland machen musste. Worauf ich nicht vorbereitet war, waren die emotionalen Auswirkungen, die meine Heimreise nach Deutschland auf mich haben würden.
Während ich zuvor eine riesige Vorfreude darauf hatte, all meine Freunde und meine ganze Familie wieder zu sehen, fühlte ich doch auch relativ schnell, dass die Dinge ein wenig komplizierter waren als ich angenommen hatte.
Aufenthalt in Deutschland – wenn die Zeit fliegt
Mit meinen Treffen begann ich bereits an meinen ersten Tagen Zuhause. Ich versuchte, so viel wie möglich Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich versuchte, so viele Freunde wie möglich zu treffen. Und binnen der ersten Woche war ich an dem Punkt angelangt, dass ich ziemlich zerstört war von all diesen Treffen. Emotional zerstört.
Wenngleich ich annahm, dass ich meinen Aufenthalt in Deutschland besser organisiert hatte als andere Reisende oder vielleicht meine Kollegen, weil ich immer versucht hatte, nach Möglichkeit, mehrere Freunde auf ein Treffen zu verlegen, so spürte ich doch, dass mir dies nicht ausreichte, denn manche Menschen wollte ich nicht nur mehrfach sehen, sondern vor allem auch alleine treffen.
Und bei all den Treffen mit den Menschen, von denen ich wusste, dass ich sie während meiner Heimreise nach Deutschland nur einmal treffen können würde, wusste ich: Dieses herzliche Wiedersehen wird gleichzeitig ein schmerzvoller Abschied sein!
Warum ein Abschied beim zweiten Mal weitaus schmerzhafter ist als beim ersten Mal
Die Heimat zu verlassen ist immer schwierig. Jedes Mal, wenn ich auf Reisen gegangen war – und sei es nur für 10 Tage – hatte ich diese Momente, in welchen ich mir überlegte, ob ich nicht doch lieber bleiben und eine Reise canceln sollte.
Ende Januar 2018 zu gehen, Deutschland zu verlassen und meine Lieben hinter mir zu lassen empfand ich als das Schlimmste, das ich mir jemals selbst angetan hatte.
Aber dieses Mal, im Dezember 2018, war es noch schlimmer. Denn dieses Mal hatte ich – im Unterschied zu meinem letzten Abschied – eine sehr klare Vorstellung von dem, was mich erwarten würde, wenn ich den Flieger verließ. Diese Vorstellung hatte ich vor knapp einem Jahr noch nicht. Konnte ich gar nicht haben.
Meine Gefühle dieses Mal waren nicht gepaart mit Spannung, Nervosität und Vorfreude. Meine Gefühle dieses Mal waren Traurigkeit und Heimweh. Ein Heimweh, das ich bereits fühlte, bevor ich überhaupt einen Fuß in das Flugzeug gesetzt hatte.
Zuhause gewesen zu sein war wundervoll in vielerlei Hinsicht. Aber Zuhause gewesen zu sein war auch eine ständige Erinnerung daran, was mir in den nächsten Monaten fehlen würde. Und das war verdammt viel…
Mein Aufenthalt in Deutschland und all die wundervollen Menschen
Über das Wiedersehen mit meiner Mama, die im Laufe der vergangenen Jahre zu meiner besten Freundin geworden ist und meiner Oma, die ich über alles liebe und mit welcher ich in den vergangenen Monaten lediglich telefonieren, sie jedoch, weil sie weder einen Computer, noch ein Tablet geschweige denn ein Smartphone besitzt, kein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte, habe ich mich natürlich am meisten gefreut.
Auch wenn meine Mama während meines Aufenthaltes in Deutschland regulär arbeiten gehen musste (das Los der Selbstständigkeit), so schafften wir es doch, meinen Besuch genauso zu beenden wie vor einem Jahr, als ich erfuhr, dass ich nach Guatemala gehen würde: Mit einem Wellnesstag.
Mit meinem Stiefpapa habe ich es sehr genossen, einfach einmal schweigend auf der Couch zu sitzen, nichts denken und nichts besprechen zu müssen. Daddy, du bist einfach ein liebevoller Fels in der Brandung und strahlst eine unglaubliche Ruhe aus!
Alle meine Freunde konnte ich nicht einzeln treffen. Umso mehr freute ich mich, dass die Menschen, die mir wichtig sind, zu einem Treffen in meiner Lieblingskneipe in Mannheim zugestimmt hatten und zugegen waren. Auf diese Weise kam ich nicht nur in den Genuss von leckerer Riesen-Pizza, sondern sah sie alle und konnte allen gleichzeitig von meinen Erlebnissen erzählen.
Diejenigen, die in meiner Nähe wohnten, konnte ich – teilweise sogar mehrfach – völlig unkompliziert zum Kaffee und Schnacken besuchen.
Und natürlich durfte ein Besuch mit meiner Freundin und meinem Bruder in der Kneipe, in der wir unsere Jugend verbrachten hatten, nicht fehlen!
Natürlich gab es auch ein Treffen der Bloggers on the Blog. Mit Silvi und Chris von Mogroach hatte ich mich am 1. Weihnachtsfeiertag zum Weihnachtsgrillen verabredet. Es gab natürlich nicht nur jede Menge Steaks, Bratwürste und Bier, auch der Weihnachtsbaum im Garten wurde feierlich geschmückt.
Voller Vorfreude war ich ebenfalls im Hinblick auf mein Treffen mit meiner ehemaligen Vorgesetzten meiner ehemaligen Schule. In den vergangenen Monaten hatten wir uns immer wieder gegenseitig auf Stand gehalten, was unsere Lebenssituation angeht.
Da war ich natürlich nun nicht nur unglaublich gespannt, endlich die Umbaumaßnahmen des Hauses zu sehen, sondern auch unsere Gespräche endlich face to face und nicht nur über WhatsApp fortzuführen.
Danke für einen wunderschönen, sehr kurzweiligen Nachmittag, leckeren Kaffee, wundervollen Käsekuchen mit frischen Blaubeeren (wo ich in Guatemala ja weder richtig leckeren Käsekuchen noch keimfreie frische Blaubeeren bekomme), das Interesse, die wertvollen Tipps, die liebevollen Umarmungen und die Herzlichkeit.
Unglaublich freute ich mich auch auf meine ehemaligen Kids. Ein wenig besorgt war ich, dass es nicht alle schaffen würden, da sie mittlerweile aufgeteilt worden waren und teilweise keinen Kontakt miteinander hatten. Aber bis auf drei waren alle meiner ehemaligen Schüler zugegen.
Während vor einem Jahr, als ich ihnen offenbarte, in den Auslandsschuldienst zu gehen, “Guatemala” zum Un- bzw. Tabuwort erklärt worden war, trafen wir uns nach knapp 11 Monaten schließlich beim Mexikaner. Guacamole, Burritos, Nachos und Tostadas wollten unbedingt verspeist werden. Wenngleich unser Abschied an diesem Abend fast genauso emotional war wie vor fast einem Jahr und erneut mit Tränen endete, so habe ich diesen Abend unglaublich genossen! Leute, ich liebe euch!
Zuhause oder unterwegs – die unmögliche Qual der Wahl
Natürlich wählte ich selbst dieses Leben in Guatemala. Über die Gründe lässt sich zuweilen streiten. Die meiste Zeit über habe ich die Entscheidung, in Guatemala zu arbeiten und zu leben auch nicht bereut. Abgesehen davon weiß ich allzu gut, dass Zuhause zu bleiben und meine Wanderlust zu ignorieren mich auch nicht glücklich machen würde.
Ich bereue es nicht, Zuhause gewesen zu sein. Aber es machte meine zweite Ausreise nach Guatemala ungleich schwieriger als ich dachte.
Ich brauchte einige Tage in der Stadt und in meiner Wohnung, um mich wieder heimisch zu fühlen, um vor die Tür zu gehen und um mein Leben dort wieder normal angehen zu können.
Und es brauchte eine ganze Weile und einige warme, harmonische und liebevolle Treffen mit meinen guatemaltekischen Freunden, um mich daran zu erinnern, was ich an einem Leben in Guatemala schätzte, zu schätzen gelernt hatte.
Und dennoch: Ich bin unglaublich dankbar dafür, in Zeiten von Internet, Skype, WhatsApp und Threema zu leben. Durch diese erscheinen Ozeane binnen Sekunden überwindbar. Durch diese wirken Zeitverschiebungen nicht existent. Und durch diese kann ich meinen Lieben trotz mehrerer tausend Kilometer Distanz immer nah sein…
Knapp zwei Wochen bin ich nun zurück in Guatemala. Höchste Zeit daher für einen neuen Vlog. Dieses Mal präsentiere ich dir Videos und Bilder von Fuegos Aktivität an nur einem einzigen Wochenende. Lust?! – Dann schau‘ dir meinen Vlog #9: Die Aktivität von Vulkan Fuego auf YouTube an.
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Mama
Januar 12, 2019 @ 5:43 pm
Schön, dass Du da warst. Seit du weg bist, gibt es keine Orangen mehr. 😏
Wir sehen uns im Juni und darauf freue ich mich ganz dolle. 😘😘😘
Manu
Januar 12, 2019 @ 5:51 pm
Ich freue mich auch schon wahnsinnig auf dich! :-* :-* :-* Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja auch schon früher. O:-) Dann gibt’s auch endlich wieder Orangen! 😀
Mogroach
Januar 13, 2019 @ 11:55 am
Wir wollen Fleisch! 🤣🤣
War mal wieder ein mega lustiges Treffen. Wir hoffen, Kronkorking around the tree wird jetzt Tradition bei euch im Hause! Grüße an die Mama und an Daddy.
Silvi und Chris