Mein Besuch der Stadt Belgrad – Vielfalt, Flüsse und viele vibes

Mein Besuch der Stadt Belgrad – Vielfalt, Flüsse und viele vibes

Gedanken und Vorurteile aus der Vergangenheit?

Die früheren Unruhen in Belgrad haben es so manch Ignorantem unglaublich einfach gemacht, das Klischee des Balkans zu perpetuieren. Wenn deren Wünsche nicht erfüllt werden oder ihnen etwas weggenommen wird, verhalten sie sich wie ein Kleinkind und schreien [sic]. Oder sie protestieren [sic]. Oder zünden Gebäude an [sic]. Deshalb haben wir eine Abneigung gegen sie. Und wenn wir uns ganz gebildet geben wollen, zitieren wir einfach mit Begeisterung aus Werken wie „Die letzten Tage der Menschheit“: Serbien muss sterbien.

Die Bilder aus Belgrad von brennenden Botschaftsgebäuden und randalierenden Gruppen lösen in deutschen Wohnzimmern sicherlich auch heute noch vergleichbare Gedanken aus. Das Klischee des brutalen und unzivilisierten Balkan-Menschen, der eher auf die Straße geht als ins Café, dem das Messer besser steht als die Krawatte – alles scheint nur darauf zu warten, durch Fernsehbilder oder social media (re)aktiviert zu werden. Der Teil der Realität, der von einer intelligenten, politisierten, weltoffenen und kulturell versierten jungen Szene berichtet, bleibt uns verborgen. Diejenigen, die in das moderne Belgrad eingetaucht sind, sind von der Dynamik einer pulsierenden Metropole begeistert. Aber was denn nun?!

Die Fußgängerzone morgens um 8 Uhr ist noch so gut wie menschenleer. Das ändert sich aber spätestens um 10:30 Uhr.

Besuch der Stadt Belgrad

Serbien – ein (wirklich sehr) kurzer geschichtlicher Abriss

Ja, Serbien war lange Zeit besetzt – zuerst von den Osmanen im 15. Jahrhundert und dann von den Deutschen und seinen Verbündeten im Zweiten Weltkrieg. Und nach dem Krieg zerfiel das ehemalige Jugoslawien in Serbien, Kroatien und die Slowakei und ist heute eine souveräne Republik und ein Mitglied der Vereinten Nationen sowie anderer internationaler Organisationen. Belgrad ist seine Hauptstadt.

Besuch der Stadt Belgrad – nur bedingte oder bedingt mögliche Reisevorbereitung

Still ist es um die Hauptstadt Serbiens. Zumindest ich habe ich im Internet nur wenig über Sightseeing Belgrad gefunden. Klar, die Donau wird überall genannt. Auch die Festung. Und Museen. Alles gut. Tripadvisor und den Lonely Planet kann ich lesen. 😊

Freunde berichteten mir von einer hässlichen Stadt. Sie kannten sie noch aus der Jugoslawien-Zeit. In einem vergleichsweise aktuellen Reisebericht aus dem vergangenen Jahr war die Rede davon, dass für den Besuch der Stadt Belgrad ein Tag ausreichen würde, weil es hier nichts zu sehen gebe, das sich wirklich lohnen würde.

Verunsichert war ich. Von dem, was ich über Belgrads Vergangenheit und von dem, was ich über einen scheinbar erst erfolgten Besuch der Stadt Belgrad gelesen hatte. Einen Flug hatte ich nun aber halt leider Gottes schon gebucht. Günstig war er. Und wie so oft kam meine Reisevorbereitung erst nach der Flugbuchung. Hätte ich die Reiseberichte doch mal vorher gelesen, dachte ich mir. Ich wollte also auf Nummer Sicher gehen und buchte ein Vier-Sterne-Hotel mit Fitnessstudio und Sauna. Ist die Stadt wirklich so scheiße, könnte ich wenigstens während meiner drei Tage hier Wellness machen und etwas für meinen Körper tun.

Ich hätte kaum falscher liegen können…

Mein Besuch der Stadt Belgrad – Vielfalt, Geschichte, Architektur, Flüsse und ganz viele vibes

Belgrad beherbergt zahlreiche Museen, Galerien, Theater und Opernhäuser. Das Belgrader Nationalmuseum, das Museum für Zeitgenössische Kunst und das Ethnografische Museum sind nur einige Beispiele für die kulturelle Vielfalt der Stadt.

Zudem hat Belgrad eine wahrlich architektonische Vielfalt, denn aufgrund seiner wechselvollen Geschichte verfügt Belgrad über eine vielfältige Architektur, die Elemente aus verschiedenen Epochen umfasst. Du findest hier römische Ruinen, osmanische Moscheen, barocke Kirchen und Gebäude aus der Zeit des Sozialismus. Und die Belgrader Festung?! – Die ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt und bietet einen spektakulären Blick auf die Donau und die Save.

Und wie es sich für eine Stadt mit Flüssen gehört, gibt es schöne Uferpromenaden. Mehrere. Nicht nur eine. Und überdies sowieso ganz viel Natur. Mehr Natur als in so mancher Stadt in Deutschland.

Überdies kannst du in Belgrad auch deutlich einfacher als in Deutschland mit Karte bezahlen. Wenn du dir also nicht unbedingt eine Handvoll serbische Dinar am Geldautomaten ziehen musst, kannst du überall mit Karte bezahlen. Jeden einzelnen Kaffee. Und glaub‘ mir, von denen habe ich hier viel getrunken. Der Kaffee in Belgrad schmeckt bisweilen nämlich sogar besser als Kaffee in so manchen Cafés in Deutschland. Und leckere Eiscreme gibt es hier. Und Küchlein. Und überhaupt. Zugegeben, die Fleischgerichte und auch so mancher Dip sind hier deutlich fettiger als das, was ich von zuhause gewöhnt bin, aber das macht es nicht weniger lecker.

Den Vibe jedoch, den ich bei meinem Besuch der Stadt Belgrad erlebt habe, den habe ich bisher nur in wenigen Städten auf der Welt gefühlt. Es ist ein positiver. Ein unfassbar positiver.

Ich spüre ihn beim Kaffeetrinken, beim Essen im Restaurant, beim Schlecken meines Schokoladeneises beim Schlendern durch die Altstadt, beim Trinken einer Limonade an der Uferpromenade in Neu Belgrad, das auf der anderen Seite der Flüsse liegt. Ich vernehme ihn in einer morgendlich nahezu ausgestorbenen Stadt. Und ich fühle ihn beim Schreiben. Denn hier – im Herzen der Stadt Belgrad – verblogge ich gerade meine Erlebnisse der letzten beiden Ferienwochen.

Ich fühle mich bei mir. Ich fühle mich frei. Ich fühle mich auch nicht zum Konsum gedrängt – auch wenn ich stundenlang in einem Café sitze, nur vergleichsweise wenig verköstige und dabei aber unermüdlich in mein Notebook tippe.

Belgrad hat schon an meinem ersten Tag mein Herz erobert und ich weiß jetzt schon: Dieser Besuch der Stadt Belgrad wird definitiv nicht mein letzter sein – und glaub‘ mir, das sage ich nicht über viele Städte dieser Welt!

Wissenswertes für deinen Besuch der Stadt Belgrad

Trotz allen Lobgehudels auf die Stadt Belgrad möchte ich dir noch ein paar sinnvolle Tipps bzgl. Unterbringung, öffentliche Verkehrsmittel, Restaurants und Cafés geben.

Öffentliche Verkehrsmittel / Transport / Shuttle vom Flughafen

Aufgrund der Tatsache, dass deine deutschen mobilen Daten in Serbien nicht funktionieren und demnach auch wahrscheinlich ein Google Übersetzer nicht problemlos möglich ist, ist eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Belgrad sicher nicht unmöglich, aufgrund der Schriftzeichen aber deutlich schwieriger als beispielsweise in Polen oder in der Slowakei. Auch kannst du die Fahrpläne nicht spontan abrufen. Die Busse fahren aber zahlreich und sind auch ausgiebig von Einheimischen benutzt. Persönliche Erfahrungen habe ich nicht damit gemacht – das war auch nicht notwendig.

An vielen Stellen – vor allem wenn du an der Uferpromenade in Neu Belgrad (auf der anderen Seite der Brücke der Altstadt) bist, kannst du Fahrräder ausleihen. Überall gibt es auch die Möglichkeit, E-Roller zu leihen. Vom Fahrradverleih habe ich Gebrauch gemacht – dies kostete 300 serbische Dinar für eine Stunde.

Was einen Transport vom Flughafen in die Altstadt angeht, so hatte ich mich für einen Shuttle-Transport entschieden, welches ich über booking.com gebucht hatte. Dies kostete vom Flughafen in die Stadt 26 Euro und von der Stadt an den Flughafen 24 Euro. Mein Hotel hatte mir die Fahrt für 30 Euro angeboten. Mit Bolt kommst du ebenfalls in die Stadt bzw. an den Flughafen – meinen Recherchen zufolge für nahezu die Hälfte (ca. 15 Euro).

zu Fuß durch Belgrad

Sehr einfach kannst du Belgrad zu Fuß erkunden. In der Altstadt ist alles sehr komprimiert – lediglich der Dom ist von der Altstadt ca. 30 Minuten zu Fuß entfernt. Empfehlen möchte ich dir aber in jedem Fall die andere Seite von Belgrad, denn die dortige Uferpromenade mit Blick auf die Donau ist wunderschön und absolut untouristisch. An der Uferpromenade kannst du bis nach Zemun laufen und dort den Gardos Tower bestaunen. Von dort oben hast du einen tollen Blick auf die Stadt. 

Hier ist meine Tour, die ich mir auf komoot für die Entdeckung von Belgrad zusammengestellt habe. Sie umfasst zwar 19 Kilometer, dafür hast du dann aber fast alles von Belgrad gesehen. 🙂

Blick vom Gardos Tower auf die Flüsse und die Altstadt auf der anderen Seite
Blick vom Gardos Tower auf die Flüsse und die Altstadt auf der anderen Seite
Gardos Tower in Zenum
Gardos Tower in Zenum

Unterbringung in der Altstadt

In jedem Fall rate ich dir dazu, eine Unterkunft direkt in der Altstadt zu finden. Es gibt zahlreiche gute und vor allem bezahlbare Unterkünfte in Belgrad, die auch Frühstücksoptionen inkludiert haben. Ich selbst habe im Belgrad Inn Garni übernachtet, wo das Frühstück im Preis bereits enthalten war. Sehr lecker. Ich kann es ohne Einschränkung empfehlen – das Frühstück und auch das Hotel.

Besuch der Stadt Belgrad

Besuch der Stadt Belgrad
Ausgiebiges Frühstücken – ich liebe es!

Restaurants in Belgrad

Ich hatte in Belgrad meist ein leichtes Mittagessen in Form eines Sandwich und ein ausgiebiges Abendessen in einem Restaurant. Dabei gilt preislich dieselbe Faustregel wie für Restaurants in Deutschland: Je zentraler, desto hochpreisiger.

In folgenden Restaurants habe ich gegessen und ich kann sie ausnahmslos empfehlen: Das Mikan Restaurant liegt zwar in der Fußgängerzone, aber in einer Seitenstraße. Hier kannst du vor allem nationale Gerichte verköstigen. Auch im Crvena Ruza gibt es serbische Gerichte, allerdings sind diese etwas teurer als im Mikan Restaurant. Das STANICA liegt auf der Simina Straße und bietet ebenfalls serbisches Essen. Vor allem wenn du Lust auf Fleischgerichte hast, kann ich es dir sehr ans Herz legen. Es ist auch etwas günstiger als das Crvena Ruza. Auf der Francuska Straße – keine 2 Gehminuten vom Belgrade Inn entfernt – findest du die Wok Republic. Hier gibt es mega leckere thailändische Gerichte.

Im Istok Restoran wollte ich eigentlich vietnamesisch essen. Hatte ich schon lange nicht mehr. Trotz mehrerer freier Tische bot man mir allerdings den ungemütlichsten an, mit dem Hinweis, die anderen seien alle reserviert (um 15 Uhr). Wenngleich ich das gar nicht in Frage stellen möchte, so entgegnete ich, dass dies aber nun wohl der ungemütlichste Tisch sei. Wisse man, sagte man mir. Daraufhin ging ich. Sorry, da gibt es dann auch leider kein Erbarmen.

Pljeskavice ist ein traditionelles Gericht in Serbien – es besteht aus gemischtem Hackfleisch und schmeckt auch sonst wie Cevapcici.

Cafés in Belgrad

Ich glaube fast, dass es gar nicht notwendig ist, dir Empfehlungen für Cafés in Belgrad zu geben, da ich kein einziges Mal schlechten Kaffee dort getrunken habe. Aber vielleicht ein paar Hinweise jenseits von Coffeedream, Starbucks und Cafés, die unter Costa Coffee verkaufen: Die Kafeterija Magazin 1907 ist mein Favorit in Belgrad. Es ist ein Café, das auf vier Stockwerke verteilt ist. Nicht nur gibt es im 4. Stock einen Bereich, in welchem du mit Steckdosen und richtig gutem Wlan stundenlang problemlos arbeiten kannst, die Inneneinrichtung an sich ist schon einen Besuch wert. In der Shsh Bar sitzt du etwas außerhalb der Altstadt sehr ruhig auf kleinen Bänkchen unter Bäumen. Das Savana ist ein schwimmendes Café mit Blick auf die Donau.

Empfehlenswert ist auf jeden Fall – sei es für Restaurants, Cafés oder einfach nur einen schönen Blick auf die Save oder die Donau – die Beton Hala am Rande der Altstadt oder der Zemunski Kej in Neu Belgrad.

Besuch der Stadt Belgrad
Die Kajeterija Magazin 1907 mitten in der Altstadt aus dem 4. Stock
Das Savana an der Donau
Aber auch sonst findest du überall im Stadtzentrum und auch außerhalb kreative, süße und urgemütliche Cafés, Bars und Restaurants, wo du draußen sitzen kannst.

Bezahlen mit der Kreditkarte und mit Bargeld

Überall in Belgrad – und sei es auch nur für ein paar Schokis für 2 Euro – konnte ich mit meiner Kreditkarte bezahlen. Theoretisch brauchst du in Belgrad also gar kein Bargeld. Du könntest dieses aber recht problemlos in einem der zig ATMs in der Altstadt besorgen.

Besuch der Stadt Belgrad
Shsh Bar

Wetter / Reisezeit für Belgrad

Ich habe mich nicht viel mit dem Wetter in Serbien oder im Speziellen in Belgrad auseinandergesetzt, aber ich kann so viel sagen: Anfang April hatte es in Belgrad morgens um 8 Uhr 15 Grad. Während du zu dieser Uhrzeit noch eine leichte Weste überziehen musstest, war es um 9:30 Uhr bereits warm. Um die Mittagszeit lagen die Temperaturen schon bei 25 bis 27 Grad. Mir scheint – ohne dass dies nun wirklich verifiziert ist – dass sich ein Besuch der Stadt Belgrad im April sehr gut lohnt, vor allem auch deswegen weil es in Deutschland diese Temperaturen noch nicht hat. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Reifen auf Sommerreifen gewechselt. 

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