Wenn Kunst auf das Leben trifft – Richie Morales‘ Kunst des Realismus
Kunstausstellung in Antigua
Während meines Aufenthaltes in Antigua wurde ich aufmerksam auf eine kleine Kunstsammlung, die dort ausgestellt wurde. Der Künstler: Richie Morales. Nie gehört? – Ich auch nicht. Aber irgendetwas machte mich neugierig. Der Name? Der Ort? Ein Bauchgefühl? – Ich weiß es nicht. Aus welchem Grund auch immer, ich schaute mir die Sammlung an.
Richie Morales‘ Kunst
Kunst für Richie Morales ist der Ort, an dem sich Licht und Schatten, das Groteske und das Schöne, Liebe und Furcht miteinander verbinden können und dadurch ein größeres Ganzes schaffen.
So schreibt er über seine Werke beispielsweise Folgendes:
„In this era of consumer rush, selfies, social networks and virtual solidarities, putting your feet on the ground has ceased to be the act that inaugurates the search for authentic existence, since reality and truth have become the points from which we all want to escape. Without the sensitivity to recognize and react to them nor the time to traverse their tortuous territories, the best option that the present offers seems to be denail, except, then, for those who cannot escape and are condemned to live and suffer them, permanently rushed by the soulless machinery that we call truth or reality.“
In diesem Kontext von Eskapismus, Verleugnung, Verweigerung und Nichtwahrhabenwollen versucht der Realismus der Bilder von Richie Morales in erster Linie, die Abgestumpftheit und Abgebrühtheit einerseits und das Einfühlungsvermögen und Bewusstsein andererseits zu durchbrechen und die überschäumenden, quirrligen Seifenblasen, in welche wir uns so gerne begeben und uns durch Werbung, Konsumverhalten, social networking vor der Realität verschließen, zu übersteigen.
Auf andere Ebenen zu transzendieren. Um uns dadurch, auf gewisse Weise aufgezwungen, den verlorenen Verstand, die verlorene Vernunft und die verlorene Zurechnungsfähigkeit wiederzuspiegeln.
Menschen, die nichts besitzen als die Kleidung, die sie an ihrem Körper tragen. Kinder, die für den Lebensunterhalt ihrer Familien mitaufkommen müssen, indem sie beispielsweise an Straßenkreuzungen die Scheiben der wartenden Autos putzen. Menschen, die Arbeiten erledigen, die sonst niemand machen möchte. Müllsammler. Straßenverkäufer, die Kaugummi, Chipstüten, klein geschnittenes Obst oder Gemüse verkaufen.
Sicherlich zeigt er dabei Bilder, die nicht unbedingt dem Geist der kontemporären Kunst entsprechen, die aber versuchen, ein Stolpern, ein Zögern oder wenigstens ein kurzes Stutzen provozieren möchten. Ein Innehalten, das uns aus für einen kurzen Moment aus unserer Komfortzone, unserer Trägheit, unserer Benommenheit und unserem Fresskoma holt. Und uns für einen Augenblick teilnahmslos erscheinen lässt.
Aber ohne Ideale. Ohne wirkliche Individualität. Ohne kollektive Verantwortung. Und vor allem ohne Fingerzeig. Sondern Darstellung, Sachinformation, Abbild.
Und diese Bilder sind es, die mich dazu animiert haben, meine Augen zu schärfen. Für die Realität und das Leben.
Denn unsere Welt ist nicht immer nur bunt. Sie besteht nicht ausschließlich aus traumhaften Sonnenaufgängen, wundervollen Sonnenuntergängen, weißen Sandstränden, magischen Buchten, kristallklarem Wasser, leckerem, herrlich angerichteten Essen oder gestellten Selfies.
Egal wie sehr uns Facebook, Instagram, Pinterest oder Snapchat dies zuweilen vermitteln möchten.