Während meines Aufenthaltes in Antigua wurde ich aufmerksam auf eine kleine Kunstsammlung, die dort ausgestellt wurde. Der Künstler: Richie Morales. Nie gehört? – Ich auch nicht. Aber irgendetwas machte mich neugierig. Der Name? Der Ort? Ein Bauchgefühl? – Ich weiß es nicht. Aus welchem Grund auch immer, ich schaute mir die Sammlung an.
Richie Morales‘ Kunst
Kunst für Richie Morales ist der Ort, an dem sich Licht und Schatten, das Groteske und das Schöne, Liebe und Furcht miteinander verbinden können und dadurch ein größeres Ganzes schaffen.
So schreibt er über seine Werke beispielsweise Folgendes:
„In this era of consumer rush, selfies, social networks and virtual solidarities, putting your feet on the ground has ceased to be the act that inaugurates the search for authentic existence, since reality and truth have become the points from which we all want to escape. Without the sensitivity to recognize and react to them nor the time to traverse their tortuous territories, the best option that the present offers seems to be denail, except, then, for those who cannot escape and are condemned to live and suffer them, permanently rushed by the soulless machinery that we call truth or reality.“
In diesem Kontext von Eskapismus, Verleugnung, Verweigerung und Nichtwahrhabenwollen versucht der Realismus der Bilder von Richie Morales in erster Linie, die Abgestumpftheit und Abgebrühtheit einerseits und das Einfühlungsvermögen und Bewusstsein andererseits zu durchbrechen und die überschäumenden, quirrligen Seifenblasen, in welche wir uns so gerne begeben und uns durch Werbung, Konsumverhalten, social networking vor der Realität verschließen, zu übersteigen.
Auf andere Ebenen zu transzendieren. Um uns dadurch, auf gewisse Weise aufgezwungen, den verlorenen Verstand, die verlorene Vernunft und die verlorene Zurechnungsfähigkeit wiederzuspiegeln.
Menschen, die nichts besitzen als die Kleidung, die sie an ihrem Körper tragen. Kinder, die für den Lebensunterhalt ihrer Familien mitaufkommen müssen, indem sie beispielsweise an Straßenkreuzungen die Scheiben der wartenden Autos putzen. Menschen, die Arbeiten erledigen, die sonst niemand machen möchte. Müllsammler. Straßenverkäufer, die Kaugummi, Chipstüten, klein geschnittenes Obst oder Gemüse verkaufen.
Sicherlich zeigt er dabei Bilder, die nicht unbedingt dem Geist der kontemporären Kunst entsprechen, die aber versuchen, ein Stolpern, ein Zögern oder wenigstens ein kurzes Stutzen provozieren möchten. Ein Innehalten, das uns aus für einen kurzen Moment aus unserer Komfortzone, unserer Trägheit, unserer Benommenheit und unserem Fresskoma holt. Und uns für einen Augenblick teilnahmslos erscheinen lässt.
Aber ohne Ideale. Ohne wirkliche Individualität. Ohne kollektive Verantwortung. Und vor allem ohne Fingerzeig. Sondern Darstellung, Sachinformation, Abbild.
Und diese Bilder sind es, die mich dazu animiert haben, meine Augen zu schärfen. Für die Realität und das Leben.
Denn unsere Welt ist nicht immer nur bunt. Sie besteht nicht ausschließlich aus traumhaften Sonnenaufgängen, wundervollen Sonnenuntergängen, weißen Sandstränden, magischen Buchten, kristallklarem Wasser, leckerem, herrlich angerichteten Essen oder gestellten Selfies.
Egal wie sehr uns Facebook, Instagram, Pinterest oder Snapchat dies zuweilen vermitteln möchten.
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Cancun Sightseeing und Strände in Cancun
Gibst du „Cancun Sightseeing“ in Google ein oder suchst du nach Dingen, die du in Cancun unternehmen kannst, spuckt das Internet zahlreiche Blogbeiträge, zig Hotelbewertungen und Vorschläge für ein abwechslungsreiches Entertainmentprogramm mit Action-Garantie vor Ort aus. Xcaret, Xel-Ha Park, Underwater Museum, Coba, Cenote X, Y und Z.
Und gerade weil das so ist, ich das Rad nun auch nicht neu erfinden kann und will und es meiner Ansicht nach auch wenig Sinn macht, mich mit einem weiteren Blogbeitrag dort einzureihen, habe ich mich dazu entschieden, einen Beitrag der etwas anderen Art über Cancun zu verfassen.
Einen von der anderen Seite. Im wahrsten Sinne des Wortes. Geografisch gesehen einerseits. Und abseits jeglichen Massentourismus andererseits.
Die eine Seite von Cancun
Fährst du die 60 Kilometer von Playa del Carmen nach Cancun auf der großen Hauptverkehrsstraße, befindet sich am Abzweig zum Flughafen rechter Hand die Zona Hoteles, ein mehrere Kilometer langer Inselabschnitt. Eine zweispurige Straße windet sich hier durch. Ein Fünf Sterne-Hotel reiht sich hier an das andere.
Auf gewisse Weise scheinen sich die Hotels einen Wettstreit zu liefern. Größer. Höher. Weiter. Teurer. Alles umgeben von wunderschönen Alleen, perfekt angelegten Parkanlagen mit saftig grünem Gras. Zig Palmen. Tolle Strände. Weißer Sand. Türkisblaues Wasser. Pomp. Glamour. Was kostet die Welt?
Auch ich wollte meine damals geplanten zwei Tage in Cancun in einem dieser Hotels nächtigen und hatte sogar eine Kooperation an Land gezogen. Aber weil sich Pläne ändern und ich früher aus Yucatan ausreisen würde, sagte ich die Kooperation kurzerhand ab und entschied mich dazu, in einer schlichteren Gegend abseits der Hotelanlagen Cancuns die Nacht zu verbringen.
Die andere Seite von Cancun
Ich habe Mühe, meine letzten Meter zu meiner Unterkunft im Auto zurückzulegen, denn die geteerte Straße habe ich vor einigen Metern hinter mir gelassen. Anstelle von Asphalt gleicht die Straße eher einem besseren Feldweg. Durchsetzt von Schlaglöchern und kleineren Kratern. Sicherlich keine Überbleibsel des Meteoriten-Einschlags vor Millionen von Jahren.
Walking the streets of Cancun
Am frühen Nachmittag begebe ich mich Richtung Stadtkern. Bereits nach den ersten Metern sind meine Füße vom Staub der Straße schmutzig und ich kann den bunten Nagellack meiner Fußnägel nicht mehr in Gänze sehen. Das Bunt ist verblasst und gleicht eher einem ausgewaschenen Altrosa als einem satten dunklen Pink.
Müll liegt auf den Straßen. Noch mehr Müll am Straßenrand. Alte Autoreifen. Matratzen. Alte Feuerstellen, in denen offensichtlich der Müll direkt an der Straße verbrannt wurde.
Häuser und Geschäfte stehen verlassen oder zum Verkauf. Handschriftlich verfasste und an die Hausfassade geklebte Zettel machen darauf aufmerksam. Se vende. Und ein Preis. Oder eine Telefonnummer. Oder nichts davon. Ob sie jemals jemand kaufen wird, ist fragwürdig.
Der große Platz, eigentlich das Zentrum der Stadt, wo das Leben pulsieren sollte: Leer. Der Kinderspielplatz, auf welchem Kinder sich ihrer Kindheit erfreuen sollten: Leer. Die Straßen: Im Großen und Ganzen leer.
Die wenigen Menschen, die mir in ihren Tuk Tuks, Lieferwagen oder auf ihren Rollern entgegen kommen, schauen mich aus der Ferne zunächst überrascht an. Wenn sie sich auf meiner Höhe befinden, heben sie die Hand und grüßen oder rufen mir ein Hallo entgegen. Ja, ich falle mal wieder auf.
Auch als ich mir mein Abendessen am Grill besorge. Ein halbes Hähnchen. Für nicht einmal 2 Euro. Und salsa. Ich habe vergessen, was „halb“ heißt, aber pechugon bekomme ich noch raus. Den Rest erledigt die Zeichensprache. Denke ich. Der Verkäufer freut sich über diesen meinen Einkauf und wirft mir zum Dank noch 5 Tortillinas in die Tasche. Die wollte ich eigentlich nicht, denn ich habe noch welche im Kühlschrank liegen. Aber dankbar nehme ich sie an.
Übrigens, als ich mich am Abend über mein Hähnchen hermachen möchte, stelle ich fest, dass die Zeichensprache offensichtlich heute versagt hat. Denn da liegt kein halbes Hähnchen in der Thermotüte, sondern ein ganzes. Ob man mir angesehen hatte, dass ich hungrig war, dass ich futtern kann bis zum Umfallen oder dringend eine Portion Eiweiß benötigen könnte, weiß ich nicht. Gesund ist es bestimmt. Und auch wenn nicht Bio auf dem nicht vorhandenen Etikett steht, ist es doch mit Sicherheit aus Freilandhaltung. Also, rein damit!
Der Einkauf beim Bäcker wird schließlich zum Happening. Zange nehmen, süße Stückchen einpacken, zur Kasse gehen und bezahlen. Einfach eigentlich. Weil ich aber so konzentriert darauf bin, wie die andere Dame hinter dem Thresen Torten einsprüht, kann ich mich auf den Bezahlvorgang bei der Kassiererin nicht mehr konzentrieren. Die beiden Frauen lachen sich schlapp.
Ich darf die Bäckerei besuchen und mir anschauen, wie es in den Räumen hinter dem Verkaufsbereich aussieht. Der Bäcker grüßt mich herzlich, erzählt mir etwas, zeigt auf etwas. Ich verstehe kein Wort. Die Torten-Frau klopft mir auf die Schulter. Als ich sie zum Abschied frage, ob ich ein Bild mit ihr und der Torte machen darf, ist sie es, die sich bei mir bedankt.
Zerstörte Straßen, zerfallende Häuser, leere Plätze, verrostende Autos, Müllabladeplätze an jeder Ecke, haufenweise leere Bierdosen und -flaschen im Gras, Autoreifen, ein leblos wirkender Stadtkern.
Im Wechsel dazu bunte Häuserfronten mit großen, schweren Eisentoren oder Holztüren, durch die man sich schauen kann. Als es mir gelingt, sehe ich helle Höfe, Grün, mehrere geparkte Fahrzeuge unter einem Carport, eine teuer aussehende Hauseingangstür, einen Hundezwinger und einen Arbeiter, der gerade der großen, hohen Mauer einen neuen Anstrich verleiht.
Ich komme nicht umhin, an Trakls „Verfall“ zu denken: „Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern…“ Mit dem Unterschied, dass es keine Amsel ist, die ich in den entlaubten Zweigen klagen höre, sondern eine Katze. Und Hundegebell. Überall. Es ist auch kein Wein, der hier an rostigen Gittern schwankt, sondern irgendwelche tropischen Schlingpflanzen, deren Namen ich nicht kenne. Und die Vögel?! – Die sind schon lange weg. Ob sie jemals wiederkommen werden?
Das Casa del Arquitecto
Und inmitten dieser offensichtlich allgegenwärtigen, zumindest sichtbaren Tristesse steht das Casa del Arquitecto. Ein selbst ernannter Künstler, der aus all dem vermeintlichen Schutt, der sich auf den Straßen befindet, noch etwas herausholt und liebevoll in seinem Haus verarbeitet hat. Bunte Mosaiksteinchen in der Dusche. Blaue Mosaiksteinchen im weißen Treppenaufgang. Rote Steine verarbeitet im weißen Steinfußboden.
Liebevoll gezeichnete Bilder. Obst, Tiere oder Frauenfiguren. Bilder von faszinierenden Landschaften, die eine genaue Beobachtung und Auffassungsgabe notwendig erscheinen lassen, um alles erblicken zu können. Geduldig macht er mich auf die kleinen Highlights seiner Bilder aufmerksam. Ich bin fasziniert. So viel Fantasie. So viel Farbe. So viel Hingabe. Und so viel Liebe zum Detail.
Das Zimmer, das er mir zur Verfügung stellt, ist lichtdurchflutet. Zu allen Seiten bietet es einen herrlichen Ausblick auf unberührt wirkende Natur. Der hauseigene Garten besteht aus Pflanzen und Bäumen, die der Besitzer in mühevoller Arbeit aus dem Dschungel geholt, hier eingepflanzt und aufgezogen hat.
Früher, so erzählt er, war das Haus einmal richtig belebt. Früher haben all die einzelnen Räume einmal zusammengehört. Früher war das alles ein großes Wohnhaus, in welchem die ganze Familie lebte, schlief und zusammen war. Heute leben die Kinder woanders, seine Tochter studiert in Toronto und seine Mutter kommt nur ab und an zu Besuch aus Mexiko Stadt.
Spanisch bringt er mir bei. Wortwendungen und Sätze. Zusammen üben wir ein wenig Aussprache. Vom Meteoriten erzählt er mir. Von seinem Land. Auch er ist viel herum gekommen in der Welt. Drei Jahre ist er mit dem Rucksack durch Europa gereist. Der Kunst wegen. Sollten wir uns wiedersehen, hat er sich fest vorgenommen, mir Salsa beizubringen. Ein Inshallah liegt mir auf der Zunge. So Gott will.
Und wo ist der eigentlich?!
Fazit
Durchaus, Cancun, seine Hotel-Zone und seine Strände haben seine absolute Berechtigung. Es hängt schlichtweg davon ab, welcher Reisetyp du bist, was du möchtest und was du dir von einem Aufenthalt in Cancun versprichst. Cancun und die Riviera Maya haben einiges zu bieten.
Warum Cancun und die Riviera Maya zu den meistbesuchte Regionen Mexikos zählt, die Strände dort mit Pauschalurlaubern regelrecht zugepflastert sind und sich die Riviera Maya absolut lohnt – davon berichtet Oliver auf seinem Blog Weltreiseforum.
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Heading off for Mayaruine Tulum
Heute Morgen bin ich irgendwie ziemlich verpennt. Ich komme nicht so richtig in die Gänge und nach meinem gestrigen Tag in Coba steht mir der Sinn heute Vormittag auch nicht besonders nach Mayastätte. Da ich aber nur allzu gut weiß, dass ich a. nicht mehr so schnell hier her kommen werde, b. daraus resultierend heute die letzte Möglichkeit ist, die Mayaruine Tulum zu besichtigen und c. mit großer Wahrscheinlichkeit die Tourischaren gegen 9:30 Uhr dort auftauchen werden, hüpfe ich kurz unter die Dusche, packe schnell meinen Kram, steige geschwind ins Auto und düse los.
Worst case am frühen Morgen
Als ich auf dem Parkplatz ($ 160) ankomme, ist dieser noch nahezu autofrei und so kann ich direkt vor dem Eingang der Mayaruine Tulum parken. Nach dem Lösen meines Tickets ($ 70 – Ironie, dass der Parkplatz mehr als der Eintritt kostet!) gehe ich schnellen Schrittes den langen Weg zwischen Eingangsbereich und Zugang zur Ruine.
Noch während ich laufe, krame ich in meiner Tasche nach meiner Kamera, um diese bereit zu machen. Deckel vom Objektiv nehmen, Schlaufe um das Handgelenk zwirbeln, anschalten und Kamera-Einstellungen überprüfen. Doch als ich sie anschalte, blinkt mir eine helle Warnmeldung entgegen: keine SD-Karte vorhanden.
Das darf nicht wahr sein! Ich beginne in meiner Handtasche nach der SD-Karte zu kramen. Nichts. Jeden einzelnen Reißverschluss meiner Tasche öffne ich. Nichts. Im Geldbeutel. Nichts. Verdammt! Langsam dämmert mir, wo sie sich befindet. Sie steckt noch in meinem Notebook. Nach der Sicherung meiner Bilder am Abend zuvor habe ich offensichtlich vergessen, sie dort wieder zu entfernen.
Die einzige Alternative: Mein Handy! Von dem ich weiß, dass die normale Kamera aufgrund von Feuchtigkeit unter der Linse nach dem Wechsel des Glases keine – absolut gar keine – brauchbaren Bilder macht. Nichts ist erkennbar.
Ich weiß jedoch, dass die Selfie-Kamera funktioniert. Aber soll ich denn nun die Mayaruine Tulum mit der Selfie-Kamera fotografieren? Wie soll das denn bitte funktionieren?! Ich denke darüber nach, zum Parkplatz zurückzukehren und zurück zu meiner Unterkunft zu fahren. Ich bräuchte 50 Minuten bis zur Unterkunft und natürlich 50 Minuten wieder zurück. Tendenziell eher mehr, denn mittlerweile hat sicherlich auch der Verkehr auf den Straßen zugenommen. Den Besuch von Tulum auf den morgigen Tag zu legen, kommt ebenfalls nicht in Frage, denn ich muss zurück nach Cancun und um 10 Uhr mein Auto am Flughafen abgeben.
Die Entscheidung: Ich werde versuchen, Tulum einzig mit der Selfie-Kamera zu fotografieren. Ziemlich schnell stelle ich fest, dass dieses Vorhaben nicht unproblematisch ist, denn nicht nur ist es unglaublich schwierig, ein Bild zu machen, ohne zu sehen, was ich im Fokus habe, vielmehr ist es auch so, dass beim Drücken des Auslösers auf dem Handydisplay immer meinen Finger oder meine Hand mitfotografiere. Kurzerhand stöpsle ich daher den Selfie-Stick an das Handy und fotografiere über den Knopf des Sticks. Was sich wiederum aufgrund der direkten Sonneneinstrahlung auf dem Handydisplay – ich kann rein gar nichts auf dem Display erkennen – ebenfalls als ziemlich kompliziert erweist. Im völligen Foto-Blindflug schieße ich ein Bild nach dem anderen – und muss natürlich am Abend ganz gehörig aussortieren.
Die Mayaruine Tulum
Das Wort „Tulum“ bedeutet Zaun bzw. Mauer. Spätestens wenn man sich ein wenig mit der Lage der Tempelanlage auseinandergesetzt hat, wird einem auch klar, warum die Mayastätte diesen Namen erhalten hat: Das Zentrum der Anlage nämlich ist von drei Seiten von einer hohen Mauer umgeben. Die vierte Begrenzung bildet dabei das Steilufer mit dem darunterliegenden Strandabschnitt.
Einzigartig ist die Mayaruine Tulum sicherlich nicht. Wenn du bereits ein paar Mayaruinen besucht hast, wird dir hier nichts sonderlich Neues auffallen. Steine. Tempel. Ehemalige Wohngebäude. Säulen. Wandmalereien.
Einzigartig ist aber in jedem Fall ihre Lage. Direkt am Strand. Mit einem wahnsinnig genialen Blick auf das Meer.
Das Gebäude, das hier am höchsten steht und über der kompletten Anlage zu thronen scheint, ist der Tempel des Windes. Woher dieser seinen Namen ist, ist nur allzu offensichtlich, wenn man seine exponierte Stellung über den Klippen sieht.
Mayaruine Tulum – ein Freizeitpark?
Man könnte es meinen, denn aufgrund des hohen Besucherandrangs werden die Touristen in Miniatureisenbahnen von den Parkplätzen bzw. den zahlreichen Restaurants und Cafés am Eingangsbereich zum Eingang der Tempelanlage gekarrt.
Zwischen 10 und 11 Uhr ist in diesem Bereich schon ein derart hoher Andrang, dass allein das Anstehen für eine Fahrt mit der kleinen Eisenbahn wahrscheinlich eine Stunde dauern wird, denn zu dieser Zeit sind nicht nur die Busse aus Cancun eingetroffen, sondern auch die Kreuzfahrtschiffe.
Tulum: check! 🙂
Auf der Suche nach chilly-vanilly
Für den restlichen Tag habe ich mir tourifrei genommen und möchte in einem der Fünf Sterne Resorts einen day pass erstehen. Hierfür hatte ich mir eigentlich den Strand des Hard Rock Hotels (day pass: 107 USD) ausgeguckt. Nachdem ich dort an der Rezeption jedoch anfrage, erhalte ich die Rückmeldung, dass das Hotel zu 96% ausgebucht sei (klar, es ist Hochsaison!) und sie keine weiteren Gäste, auch keine day passes, mehr annehmen könnten.
Da ich sowieso wegen der SD-Karte zurück zu meiner Unterkunft muss, beschließe ich, nicht wie ursprünglich geplant, direkt in ein anderes Hotel zu fahren, um dort nachzufragen, sondern zunächst dort anzurufen. Zwei Anrufe später (!) werde ich fündig. Das Riu Yucatan im Condominio Playacar begrüßt mich herzlich.
Vamos a la playa
Zwei Pools, drei Restaurants, mehrere Bars, direkter Zugang zum Strand und ein absolut genialer Strandabschnitt erwarten mich hier.
Auch das Futter und die Getränke sind im day pass inkludiert. Und so fülle ich nicht nur einmal mehr meine Proteinspeicher auf, sondern sorge für Endorphinausschüttung durch ordentlich Schoki und Sonne.
Ziemlich vollgefuttert und mit Sonnenbrand-Garantie wird der vorletzte Tag in Yucatan am Strand abgelümmelt.
Die Mayaruine Coba wird auf TripAdvisor mit circa 70% als ausgezeichnet bewertet, als „einfach super“, „super geil“ und als eine „schöne weitläufige Anlage“ beschrieben, die man „unbedingt mitnehmen“ muss, weil es einfach ein „tolles Erlebnis“ ist und „noch ganz in der Natur“ liegt.
Kein Wunder, dass auch ich nach diesen vielversprechenden Bewertungen große Erwartungen habe und davon ausgehe, etwas verpasst zu haben, würde ich die Mayaruine Coba nicht auf meinem Roadtrip noch besuchen.
Die Mayaruine Coba
Coba liegt ein wenig im Landesinneren und geografisch grob zwischen Cancun und Tulum. Von Playa del Carmen musst du etwa eineinhalb Stunden Fahrtzeit einkalkulieren.
Nach dem Ticketschalter (Eintritt: $220) gelangst du in ein weitläufiges Areal von mehreren Kilometern. Wenn du keine Lust auf einen netten Trekk hast, kannst du dir am Eingang für wenig Geld entweder ein Fahrrad oder eine Fahrradrikscha organisieren. Die Rikscha wird dich direkt zur großen Pyramide bringen – mit dem Fahrrad hingegen bist du etwas flexibler und kannst die restlichen Bauwerke noch anschauen.
In der Tat ist die Mayaruine Coba riesig. Angeblich soll die Siedlung mehr als 6000 Gebäude umfasst haben, die an über 50 Straßen gelegen haben sollen, welche allerdings noch nicht alle freigelegt worden sind, weil sie einfach zu weitläufig sind – eine Straße soll sogar von Coba bis Yaxuná (ein paar wenige Kilometer südlich von Chichen Itzá) führen.
An dem riesigen Areal, den zahlreichen Gebäuden und den Straßen lässt sich auch ein Stück weit die Bedeutung ablesen: Als wichtiger Knotenpunkt und Handelsstadt war sie sicherlich nicht zu unterschätzen.
Spaziergang durch die Mayastätte
Circa einen Kilometer nach dem Eingang kommst du an eine Weggabelung: Gehst du geradeaus weiter, gelangst du nach etwa einem weiteren Kilometer an zahlreiche Gebäude, die mitten um Dschungel liegen und von nur wenigen Touristen wirklich Beachtung geschenkt bekommen.
Entscheidest du dich, links abzubiegen, erwartet dich nach knapp einem Kilometer die große Pyramide. Mit ihren 42 Metern ist die das höchste präkolumbianische Bauwerk Yucatans. Zusätzlich eine der wenigen Pyramiden, die – zumindest noch bis Januar 2018 – bestiegen werden durfte.
Allein aus den Kilometerangaben kannst du dir sicherlich vorstellen, dass es nicht ganz unanstrengend ist, die Mayaruine Coba zu besuchen.
Mein Run durch die Mayaruine Coba
Aufgrund meiner Planscherei mit den Riesenschildkröten in Akumal Bay komme ich erst kurz vor Mittag in der Mayaruine Coba an. Als ich auf den Parkplatz fahre, bekomme ich zwar völlig problemlos einen Stellplatz für mein Auto, sehe jedoch auch, dass zahlreiche Reisebusse ebenfalls auf dem Areal parken. Insofern stelle ich mich gedanklich auf größere Tourischaren ein. Shit happens. Ich hatte in den vergangenen Tagen so viel Glück mit tourifreien Bildern, dass das kein wirkliches Problem darstellt.
Ich bin überrascht, wie wenig Menschen ich tatsächlich begehe, als ich auf dem langen Weg geradeaus weiterlaufe und eben nicht sofort links Richtung Pyramide abbiege. Ich habe die sich dort befindlichen Ruinen tatsächlich für mich. Aber, ganz ehrlich, nach Chichen Itza, Uxmal, Kabah und Co. haben diese zusammengefallenen Häuser zwar durchaus den Charme eines lost place, aber leider auch nicht mehr.
Als ich mich schließlich Richtung Pyramide begebe, höre ich bereits 300 Meter vor der Pyramide das Gekreische der Besucher und bin schließlich entsetzt, was sich dort auf der Pyramide abspielt. Ein paar Stufen steige ich hinauf, nicht um den Ausblick auf die Pyramide zu genießen, sondern um dieses Gewusel für die Ewigkeit festzuhalten. Ganz hoch traue ich mich nicht. Nicht wegen der steilen Stufen oder der Höhe der Pyramide, sondern wegen der ganzen Affen, die sich um mich herum befinden und neben, vor und über mir immer wieder kreischen, weil sie ins Rutschen kommen, auf allen Vieren klettern, weil sie nicht anders hochkommen oder sich wie wild am Seil festhalten.
Während ich auf den Stufen sitze und völlig entsetzt die Menschen beobachte, wie sie versuchen, sich dort hinauf zu schaffen, denke ich an die Information, die ich im Internet gelesen hatte, dass man die Pyramide nur noch bis Januar 2018, also nur noch wenige Tage, besteigen dürfe.
Gut so, denke ich bei mir, denn diese Aktion ist super gefährlich. Super gefährlich nicht wegen der Höhe oder gar der unterschiedlich hohen und breiten Steine, die hier verbaut wurden. Gefährlich einzig und allein wegen der zahlreichen Touristen, die hier trotz nicht vorhandenen, wenigstens durchschnittlichen Fitnessgrades und fehlender Einschätzung ihrer körperlichen Tauglichkeit und mangelnder Körperbeherrschung hoch- und runterklettern – auf allen Vieren, auf dem Hintern, auf wackeligen Beinen oder am Seil.
Die Aufpasser, die am Fuß oder am Rand der Pyramide mit ihren Trillerpfeifen stehen und zumindest den Anschein geben, als würde auf Sicherheit Wert gelegt, können relativ wenig ausrichten und am allerwenigsten für Sicherheit garantieren.
Zurück zur eingangs gestellten Fragen: Amazing Mayaland – or not?!
Bringen wir die Fakten doch einmal auf den Tisch: Zig gelaufene Kilometer, kein Charme, weil die Gebäude für mich nun wahrlich nichts Besonderes mehr haben, nachdem ich andere Mayaruinen besucht habe, ein Haufen Irrer auf der Pyramide, $220 Eintritt!
Mach‘ das erst einmal nach: 10.000 Schritte um 12 Uhr mittags. 🙂
Charme und Atmosphäre: Nicht vorhanden! Amazing Mayalääänd: Mitnichten! – Nein, es lohnt sich nicht! Außer du stehst auf einen netten Trekk durch den Dschungel oder möchtest etwas für deinen Hintern tun – für beides gibt es aber sicherlich bessere, schönere und ruhigere Orte.
Lohnenswert, „einfach super“, „super geil“, eine „schöne weitläufige Anlage“, die man „unbedingt mitnehmen“ muss, weil es einfach ein „tolles Erlebnis“ ist? – Ganz entschieden nein!
Mittagessen in einem Restaurant ein paar hundert Meter von der Mayaruine entfernt: absolute Ruhe und Abgeschiedenheit!Aber absolut verdient! 😉
And what’s for dinner, mum?
Wenden wir uns also lieber wieder den schönen Dingen des Lebens zu: Futter! 🙂 Heute gibt es Mexikanisch: Selbst gemachte Guacamole aus Avocados, Frischkäse, viiiielen Chipotles und Limette an Tomaten und Mais Tortillinas. Zugegeben, es sieht durchaus gewöhnungsbedürftig aus, aber meine Mittel sind in meiner kleinen Küche auch sehr begrenzt. Es gibt hier beispielsweise nur ein scharfes Messer – meines!
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Playa del Carmen: Die heimliche Hauptstadt der Riviera Maya
Riviera Maya ist ein langgezogener Küstenstreifen von nahezu 150 Kilometern, der sich von Cancun in den Süden erstreckt. Ein Hotel reiht sich hier an das andere. Nach Auskunft eines Reiseführers soll es hier über 360 Hotels mit über 27.000 Zimmern geben. Ein Ende der Bautätigkeit? – Nicht in Sicht.
Mehr als eine Million Touristen kommen jährlich hier her. Überwiegend Pauschalurlauber aus Europa, die in den All-Inclusive Resorts absteigen und karibisches Flair genießen möchten.
Urlaubs-Trendziel mit klassischem Urlaubsprogramm
Aus dem ursprünglichen Fischerort und echten Geheimtipp für Aussteiger ist mittlerweile ein Trendziel geworden.
Das klassische Urlaubsprogramm sieht folgendermaßen aus: morgens gemütlich frühstücken, ggf. danach einen Ausflug zu einer Mayaruine unternehmen oder den Tag über am Strand relaxen, am Abend durch die Stadtmitte von Playa del Carmen flanieren.
Die Hauptstraße von Playa del Carmen verläuft hierbei parallel zum Strand. Die sogenannte „Fifth Avenue“, die 5 Avenida, bietet alles, was das Touri-Herz begehrt: Souvenirläden, Klamottenläden, handgefertigte Kleinkunst, Mayafiguren, Apotheken, die mit dem Verkauf außergewöhnlicher Medikamente werben und jede Menge Cafés, Saftläden, Cocktailbars und Restaurants mit unterschiedlichster Küche.
Menschenmengen in Playa del Carmen
Die 5 Avenida gleicht einem riesen großen Bazar. Bereits zur Mittagszeit finden sich dort zahlreiche Menschen. Die Bars schenken bereits am Nachmittag Bier, Cocktails und Schnäpse aus. So ist es nicht verwunderlich, dass mir bereits am frühen Nachmittag ein paar torkelnde Amerikaner dort über den Weg laufen.
Ein Geldautomat findet sich alle 100 Meter. Weil einer nicht reicht, stehen meist direkt zwei nebeneinander. Sie würden dort nicht stehen, wenn sie nicht gebraucht würden.
Es ist mir nahezu unmöglich, einen Platz in einem Café direkt am Meer zu ergattern. Als ich einen finde, warte ich geschlagene 10 Minuten darauf, dass ich bedient werde. Man kann es sich hier wohl aussuchen, wann man wen bedient. Als der Kellner schließlich auf mich zusteuert, ist es mir bereits zu doof geworden und ich stehe auf. Die Chicas, die sich vor mir auf der Strandliege in der Sonne fletzen, gehen mir auf die Nerven. Gekreische, lautes, übertriebenes Lachen, Cocktails in der Hand. Ich habe weder etwas gegen Alkohol, noch etwas gegen einen Rausch am Nachmittag. Aber bei solchen Frauen schlägt bei mir sofort der Fremdschäm-Pegel aus.
Mein Weg führt mich auf die 5 Avenida. In der Hoffnung, dort ein gemütliches Café zu finden. Fehlanzeige. Ich habe Hunger. Aber nicht auf Burger. Und nicht auf Pizza. Und auch möchte ich keine Pasta. Fündig werde ich auf der 5 Avenida nicht. Erst dann, als ich diese verlasse und eine Parallelstraße einschlage.
Ein schnuckeliges Café finde ich in dieser Straße übrigens auch. Weil der Verkehr absolut furchtbar und nicht davon auszugehen ist, dass ich innerhalb von dreißig Minuten (!) aus dem Stadtkern gelangen werde, lege ich dort noch einen Zwischenstopp ein. Dann reicht es aber auch. Raus hier! Im Schneckentempo zwar, aber das ist nun wahrlich das geringste Übel.
Sightseeing in Playa del Carmen?
Nun ja, insofern man dies als Sehenswürdigkeiten überhaupt bezeichnen kann: Der Strand, die 5 Avenida, der Hafen, von welchem aus die Fähren nach Cozumel fahren. Aber, ganz ehrlich, die Menschen, die hier absteigen, kommen nicht zum Sightseeing her, sondern wegen der Strände und der Resorts. Das dürfen sie auch. Denn diese werden sie vor 8:30 Uhr am Morgen nicht verlassen – und das wiederum kommt mir entgegen. 😉
Playa del Carmen und Neil Armstrong?
Auf meinem Weg zur Unterkunft denke ich an Neil Armstrongs Satz: That’s one small step for a man, one giant leap for mankind.
In Bezug auf Playa del Carmen verändere ich ihn in: One small step in time, one giant leap in everything else! Ja, zwischen Valladolid und Playa del Carmen wird die Uhr umgestellt. Eine Stunde. Eine Stunde Zeitverschiebung zwischen Merida, wo ich am Morgen starte, und Playa del Carmen, wo ich die nächsten drei Nächte bleiben werde. Eine einzige Stunde. Eine Stunde, die kaum spürbar ist. Die praktisch nichts ausmacht. Aber gleichzeitig auch eine Stunde, die so viel ausmacht. Kontinente liegen zwischen diesen beiden Städten. Nein, Welten.
für den Heimweg 😉mein kleines, feines, schnuckeliges Apartment für 4 Tage
Futter! <3
Abseits der 5 Avenida: Auch das ist Playa del Carmen
Randbemerkung für diejenigen, die tatsächlich bis zum Schluss lesen: Das sind Bilder, die in der Straße parallel zur 5 Avenida entstanden…