Trekking zur Laguna de los Tres: Fitz Roy & Laguna Sucia
Trekking zur Laguna de los Tres: Fitz Roy & Laguna Sucia
Ein Berg auf 3.405 Metern Höhe im südpatagonischen Eisfeld. Der Gipfel bietet ein krasses Naturschauspiel zwischen Wolken und Gletschern. Wenn dann auch noch die Sonne scheint, hast du das Gefühl, dass dort oben die Farben tanzen und du in einer ganz anderen Welt bist. Ewig könntest du dem Spiel der Wolken zuschauen… wenn da nicht der fiese Wind wäre, der dich immer wieder daran erinnert, wie klein du bist und wie wenig du gegen Naturgewalten auszurichten vermagst…
Zur Laguna de los Tres solltest du mindestens 4, eher 5 Stunden (einfacher Weg!) mit erhöhtem Krafteinsatz rechnen. Es sind ab dem Dorf insgesamt – hin und zurück – circa 26 Kilometer. Wenngleich der Weg ab dem Eingang zum Sendero al Fitz Roy mit deutlich weniger Kilometern angegeben ist, darfst du nicht vergessen, dass die Kilometer bis zum Eingang des Parks ja ebenfals hinzuzurechnen sind. Auf dem Rückweg werden es wahrscheinlich deine längsten zwei Kilometer deines Lebens sein. 😊
Der Weg beginnt für die erste Stunde mit einem gemächlichen Anstieg und geht dann über in Patagonian Flats (Ebene, die aber nicht mit einer deutschen Ebene vergleichbar ist, weil es immer wieder Hügel gibt). Es dauert circa 3 bis 4 Stunden bis du am Camparmento Poincenot ankommen wirst. Kurz danach geht es dann steil bergauf. Hast du schon einmal den Acatenango in Guatemala bestiegen? – Dann hilft es dir sicherlich, wenn ich dir sage, dass das letzte Stück dem morgendlichen Aufstieg auf den Acatenango entspricht: circa 400 Höhenmeter sind in einer starken Stunde machbar. Die Wetterbedingungen dort oben sind aber deutlich weniger freundlich als die auf den Acatenango (das waren sie beim Acatenango übrigens schon nicht), so dass dieser eine naive Vorbereitung auf den Fitz Roy war.
Der Blick auf einen dann hoffentlich wolkenfreien Blick auf den Fitz Roy entschädigt aber dann die Strapazen, wenngleich du es wahrscheinlich nicht sehr lange aushalten wirst.
Trekking zur Laguna des los Tres – eigene Erfahrungen und Fazit
Das Trekking zur Laguna de los Tres und damit in nächste Nähe zum Fitz Roy zu gelangen zählte für mich zu den anstrengendsten Trekks, die ich jemals unternommen habe. Der Aufstieg auf den Acatenango morgens um 4 Uhr ist dagegen nahezu ein Spaziergang. Das Problem beim Trekking zur Laguna de los Tres ist dabei aber nicht der Trekk selbst – der ist auch anstrengend, aber mit einer gewissen Grundfitness ist das kein Problem. Das wirkliche Problem ist das Wetter.
Dieses wechselte nämlich von Sonnenschein zu Eisregen – innerhalb von 10 Minuten. Während es bis zu den letzten Höhenmetern sozusagen nur wenig, aber immerhin sonnig war, nahm der Wind bei den letzten 400 Höhenmetern so stark zu, dass ich meine Wanderstöcke brauchte, um mich gegen ihn zu stellen. Zudem begann es zu regnen. Aufgrund der Kälte und des eisigen Windes fühlten sich die Regentropfen dann wie kleine Nadeln an, die beständig gegen mein Gesicht flogen. Nicht schön.
Oben angekommen wurde der Wind noch einmal heftig. Schutz gab es dort oben nicht, so dass ich direkt auf die andere Seite des Gipfels lief und in Richtung des Sees wieder hinunterkletterte. Ich hoffte, dass dort unten der Wind weniger wäre. Dem war aber auch nicht. Vielmehr war er aufgrund des offenen Geländes noch heftiger und noch kälter.
Weil ich aber schon dort unten war, beschloss ich, die restlichen Meter zur Laguna Sucia zu laufen. Schlimmer konnte es nicht mehr werden – dachte ich. Aber bereits nach weiteren Hundert Metern musste ich meine Wanderstöcke vor mir in die Steine stemmen, um gegen den Wind, der mir in den Rücken fegte, auch nur den Hauch einer Chance zu haben. Irgendwie schaffte ich es rüber zur Laguna Sucia, suchte für ein paar Minuten kurzen Schutz vor dem Felsen des Mirador und machte mich dann wieder auf den Rückweg zur Laguna de los Tres. Nun hatte ich den Wind vor mir. Trotz der Kraft, die ich mithilfe der Stöcke aufwendete, hatte ich große Probleme zur Laguna de los Tres zurückzugelangen. Hier oben meine Mittagspause einzulegen, kam für mich absolut nicht in Frage.
Wenngleich ich also ein deutliches Hungergefühl aufkommen spürte – klar, ich hatte ja auch vor circa 4 Stunden das letzte Mal etwas gegessen und der Aufstieg hatte sicherlich einiges an Kalorien verbrannt – wollte ich direkt den Abstieg wagen. Auf dem Kamm angekommen, bewegte ich mich also direkt auf den Pfad zu, den ich heraufgeklettert war. Und während ich dann wieder gegen den Wind ankämpfte und meine Stöcke immer wieder gegen den Berg drücken musste, begann es zu allem Überfluss auch noch zu regnen.
Circa 50 Minuten brauche ich zum Campamento runter, wo es wenigstens ein paar Bäume und eine Bank gab, um einmal kurz zu verschnaufen und in den Sandwich zu beißen. Der Regen jedoch wurde nicht weniger, so dass ich mich dazu entschied, zusätzlich zur Regenjacke mein Regencape anzuziehen. Aber auch dieses stellte sich beim weiteren Abstieg als völlig sinnlos heraus, da der Wind unter das Cape zog und mir das Cape auf diese Weise mehrmals ins Gesicht schlug.
Trekking zur Laguna de los Tres war also nicht aufgrund der sportlichen Verfassung, in welcher ich mich befand, eine Grenzerfahrung und Herausforderung, sondern allein aufgrund der miesen Wetterbedingungen. Vor allem lehrte mich der Trekk eines über Patagonien, das ich in den nächsten Wochen nicht mehr vergessen würde: Das Wetter ist unberechenbar und du musst auf alles vorbereitet sein. Immer!