Der Vulkanausbruch & die Arbeit von World Central Kitchen in Guatemala
Der Vulkanausbruch von Fuego & die Arbeit von World Central Kitchen in Guatemala
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Der Vulkanausbruch in Guatemala und die Wochen danach
Am 03.06.2018 brach der Vulkan Fuego in Guatemala aus. Im Unterschied zu vergangenen Ausbrüchen Fuegos hatte dieser Ausbruch eine weitaus größere Heftigkeit und ein weitaus höheres Zerstörungspotenzial. Letzteres ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Fuego keine normale Lava ausspuckt, wie dies beispielsweise Pacaya tut, sondern pyroklastische Lava. Aufgrund der Höhe des Vulkans von 3.763 Metern stürzte diese Lava wie ein Wasserstrom ins Tal hinab und begrub ausnahmslos alles unter sich – zahlreiche nicht evakuierte Dörfer, zig Häuser und demnach Hunderte von Menschen.
Denn der Vulkanausbruch von Fuego war erst der Anfang: Im weiteren Verlauf brach der Pacaya mehrfach aus, Fuego ließ daraufhin nicht lange auf sich warten und brach ebenfalls weitere Male aus (zuletzt verstärkt am 12.07.), immer wieder mussten die Hilfsmaßnahmen und die Versorgung von Opfern eingestellt und die Zona 0 aufgrund von Niedergängen von Laharen – heiße Schlammlawinen als Folge der Regenzeit kamen von Fuego herunter – evakuiert werden und es geschah ein Erdbeben der Stärke 5,6 mit dem Epizentrum in der Nähe von Escuintla.
Die Berichterstattung in den Medien
Und während Deutschland nach einer Handvoll Zeitungsartikel schließlich seinen weiteren Fokus auf die Berichterstattung der Flüchtlingspolitik und anstehender Weltmeisterschaft legte, kämpften die Menschen in Guatemala weiterhin ums nackte Überleben.
Zehn Tage nach dem Vulkanausbruch von Fuego wurde vermeldet, dass die Hilfsmaßnahmen in Guatemala nun aufgrund der Gefahr, die von den Laharen ausging, endgültig offiziell eingestellt worden seien. Ein Umstand übrigens, der bereits drei Tage nach dem Ausbruch stattgefunden hatte. Von wirklicher Ruhe, Entspannung oder einem Ende in Guatemala ist jedoch nach wie vor keine Spur.
Die aktuelle Situation in Zona 0
Zwischenzeitlich graben freiwillige Arbeiter täglich in Zona 0 nach den Überresten von Opfern. Teilweise lediglich mit Spaten, Schaufeln oder den bloßen Händen. Die Zahl der Toten steigt täglich. Und auch wenn die Zahl offiziell vor einigen Tagen mit knapp 300 Toten angegeben wurde, lässt der Umstand, dass nach wie vor Leichen in Zona 0 ausgegraben werden, eine inoffizielle Zahl von weit über tausend Todesopfern vermuten.
Die Zahl der Obdachlosen verändert sich jedoch nicht. Untergebracht sind die Betroffenen in 30 offiziellen Shelters. Jede Shelter beherbergt dabei bis zu 750 Opfer der Naturkatastrophe. Die Zahl der inoffiziellen Shelters ist hierbei nicht mit eingerechnet. Als ich Jason von World Central Kitchen in Guatemala frage, wie viele inoffizielle Shelters tatsächlich existieren würden, zuckt er mich den Achseln. Hundreds!
Die Arbeit von World Central Kitchen in Guatemala
World Central Kitchen ist ein NGO, das sich auf die Versorgung von Opfern nach einer Naturkatastrophe spezialisiert hat. José Andrès hat sie 2010 nach dem Erdbeben in Haiti ins Leben gerufen und organisiert seit dieser Zeit die Nahrungsmittelversorgung nach Naturkatastrophen in der Dominikanischen Republik, Nicaragua, Zambia, Peru, Kuba, Kambodscha und Puerto Rico. Seit Juni 2018 ist World Central Kitchen in Guatemala.
Den ganzen Tag werden in den drei Küchen – eine in Antigua und zwei in Escuintla – Mahlzeiten für die Opfer des Vulkanausbruchs von Fuego zubereitet, die drei Mal pro Tag an die unzähligen Shelters in und um Escuintla verteilt werden. World Central Kitchen in Guatemala achtet bei der Zubereitung der jeweiligen Mahlzeiten immer darauf, dass diese aus kohlenhydrat- und proteinreichen Lebensmitteln bestehen; des Weiteren werden alle Mahlzeiten täglich mit Obst und Gemüse gereicht, denn das NGO legt großen Wert auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Freiwilligenarbeit bei World Central Kitchen in Guatemala
In Antigua ist es sogar möglich, die Arbeit des NGOs durch Mithilfe der Vorbereitungen in der Küche zu helfen. Auf dem Plan stehen hier leichtere Küchenarbeiten, wie beispielsweise das Zubereiten von Sandwiches oder Schnippeln von Gemüse, so dass dieses im weiteren Verlauf des Tages von den Köchen zubereitet werden kann. Sind die Mahlzeiten fertig, werden sie in Container verpackt, auf Pickups geladen, direkt zu einem der 30 offiziellen Shelters gefahren und dort an die Opfer der Naturkatastrophe verteilt.
Bei mir stehen heute aber nicht die Sandwiches auf dem Plan. Ich bin heute für das Obst zuständig. Und den Nachtisch. Kistenweise stehen die Ananas neben mir, die es heute zu verarbeiten gilt. In mundgroße Stücke sollen sie geschnitten werden. Auch soll ich während meiner Schnippelarbeit darauf achten, die überreifen Ananas nicht mit in die Versorgung reinzugeben. Was ich damit machen soll, frage ich. We eat them during the day. Or let’s make shakes of them. Mit Kadi schneide ich um die Wette. Bodenteil ab. Strunk ab. Ananas aufstellen. Schälen. Nachdem ich mehrere Ananas von ihrer Schale befreit habe, mache ich mich an das Kleinschnippeln der Ananas. Im Hintergrund läuft rhythmische Musik. Vor mir hängt ein Ventilator. Links von mir steht ein Ventilator. Anders ließe sich die Wärme in der riesigen Küche kaum aushalten.
Und rechts von mir steht Kadi. Voll konzentriert auf ihre Ananas. Wir quatschen miteinander. Halb Englisch, halb Spanisch. Als ich sehe, dass ihr gerade eine nackte Ananas ausgeht, lege ich ihr eine von meinen auf ihr Schneidebrett. Ananas schnippeln im Akkord. 16 Schalen sollen es werden. Ein Shelter. Draußen, im kleinen Garten des Casa Troccoli, ein Restaurant in Antigua, welches seine Küche seit Wochen dem NGO zur Verfügung stellt, sitzen weitere freiwillige Helfer. Sie haben sich über das Internet heute in ihre Schichten eingetragen. Dreieinhalb Stunden dauert eine Schicht. Die Ananas neigen sich dem Ende zu. Pausa!
Als nächstes stehen fünf Kartons Äpfel auf dem Plan. Zusammen mit Butter, Zimt und Zucker sollen sie angedünstet und im Anschluss daran mit Müsli bestreut werden. Yummy! Damit meine Arbeit schneller geht, verfahre ich mit den Äpfeln wie mit der Ananas. Kopf und Ende werden abgeschnitten, das rote Äpfelchen aufgestellt, die Schale entfernt, dann halbiert, im V wird der Kern ausgeschnitten. Im Anschluss daran reihe ich die Apfelhälften nebeneinander auf meinem Schneidebrett an. Ist das Brett voll, schneide ich alle Apfelhälften in Scheiben.
Sechs volle große Schalen werden heute benötigt. Immer wieder vermische ich die geschnittenen Apfelscheibchen mit einer Mischung aus Wasser und Orangensaft. Sie sollen nicht dunkel werden. Das sieht unschön aus.
Kadi neben mir seufzt auf. Que? – Tienes que probar las manzanas! Ich schiebe mir ein Stückchen in den Mund! OMFG! Delicioso! Ich lache. Kadi lacht. Die Stimmung ist gut. Unser anhaltendes Apfeltasting lässt sich an den Tönen erkennen, die uns entwischen, kurz nachdem wir uns ein Stück Apfel in den Mund geschoben haben.
Einer der Köche kommt vorbei. Auch er greift nach einem Apfelstückchen. Kadi haut ihm spielerisch auf die Finger. Na na na, los manzanas nos pertenecen. Alle lachen.
Als Jason in die Küche kommt, frage ich ihn: Jason, how full is full? Ich zeige auf die Schale. Listo!
Perfecto! Pausa! Das Messer fällt.
Übernahme der Versorgung durch die guatemaltekische Regierung und Weiterarbeit von World Central Kitchen in Guatemala
Am 15.07.2018 war der letzte Tag von World Central Kitchen in Antigua, denn die Organisation soll ihre Versorgung der offiziell 30 Shelters beenden. Ab dem 16.07.2018 wird die guatemaltekische Regierung die Versorgung von 15 Shelters übernehmen.
World Central Kitchen in Guatemala möchte dennoch nicht ihre Arbeit in Guatemala aufgeben und hat sich vorgenommen, weiterhin die inoffiziellen Shelters zu versorgen. Mit deutlich weniger Equipment. Deutlich weniger Ressourcen. Und deutlich weniger Küchen. Denn die Küche in Antigua müssen sie aufgeben. Für die Weiterarbeit stellt aktuell lediglich eine Küche in Escuintla zur Verfügung. In Aussicht steht eine weitere Küchen-Alternative in Escuintla.
Ob und inwiefern jedoch Freiwilligenarbeit logistisch umgesetzt werden kann, ist nach derzeitigem Stand unklar. Abgesehen davon: Escuintla ist nicht Antigua und demnach werden die Touristen, die sich auch mal spontan dazu bereit erklären, ein paar Stunden Freiwilligendienst für World Central Kitchen in Guatemala zu absolvieren, fehlen.
Als ich Kadi während unserer Pause frage, was mit den anderen 15 offiziellen Shelters geschehen wird und wer diese versorgen soll, sehe ich, wie ihr Tränen in die Augen steigen. No sé! Sie weiß es nicht… Wer könnte das auch schon wissen. Nach dieser Katastrophe. In dieser Situation. In diesem Land…
Und als ich an diesem Tag schließlich die Küche des World Central Kitchen in Antigua verlasse und Feierabend mache, ist mir allzu bewusst, dass das Team hier heute lange noch keinen Feierabend haben wird, denn nicht nur muss das Abendessen nun gekocht, sondern auch die Küche hier noch abgebaut und in den kommenden Tagen nach Escuintla transportiert werden…
Warum World Central Kitchen in Guatemala deine Hilfe braucht und wie du helfen kannst
Als ich Jason nach dem aktuellen Stand der Spenden frage, macht er ein ernstes Gesicht. Er erklärt mir, dass ich den ersten beiden Wochen nach dem Vulkanausbruch des Fuego zahlreiche Spenden eingegangen seien, dass die Menschen aber die Naturkatastrophe in Guatemala scheinbar mittlerweile vergessen hätten. Denn Spenden würden zwischenzeitlich keine mehr eingehen. Zwischenzeitlich hätten die NGO sogar auf den Spendentopf von Puerto Rico zugreifen müssen, da sie sonst bereits seit Wochen nicht mehr für die Versorgung der Shelter aufkommen könnten.
Außerdem hat sich die Regierung lediglich dazu bereit erklärt, 15 von den 30 offiziellen Shelters zu versorgen. Was mit den verbleibenden 15 offiziellen Shelters geschehen wird, ist nach derzeitigem Stand unklar. Wer die über einhundert inoffiziellen Shelters versorgen wird, ist ebenfalls unklar.
World Central Kitchen möchte einen Beitrag leisten und die 15 anderen Shelters, die nicht mehr von der Regierung unterstützt werden, versorgen und sich ebenfalls um die inoffiziellen Shelters kümmern. Mehr denn je fehlt es hierfür allerdings an Spendengeldern.
Umso dringender muss gehandelt werden.
Wenn du also World Central Kitchen helfen möchtest, besuche sie entweder auf ihrer Facebook-Seite oder direkt auf ihrer offiziellen Homepage. Über Paypal oder deine Kreditkarte kannst du auf der Webseite deinen ganz persönlichen Beitrag spenden.