Besuch von Managua – tourilose Zeiten und eine ungewisse Sicherheitslage
Tippst du Managua in das Suchfeld von Google ein, erscheinen sofort weitere Kombinationsmöglichkeiten: „Managua Sehenswürdigkeiten“, „Managua Sicherheit“, „Managua Demonstrationen“. Was denn nun?! Sightseeing oder Sicherheit? Oder vielleicht doch kein Besuch von Managua?
Managua Sehenswürdigkeiten
Die Sehenswürdigkeiten in Managua sind – verglichen mit anderen, weitaus touristenfreundlicheren – Orten auf dieser Welt durchaus überschaubar.
Sicherlich, es gibt den Plaza de la Revolucion mit dem Casa de la Puebla, der Santiago Kathedrale, dem Wahrzeichen der Stadt und Überlebende des großen Erdbebens von 1972. Ein Betreten der Kathedrale ist aber aus Sicherheitsgründen nach wie vor nicht gestattet.
Da ist auch das Kulturzentrum und den Nationalpalast, der sich gegenüber der alten Kathedrale befindet.
Da ist auch der Loma de Tiscapa, ein Hügel, von welchem du einen super Ausblick auf die Stadt hast. Was nur wenige wissen: Der Hügel ist eigentlich ein Vulkan und der Ort, an welchem Diktator Garcia seine Folterräume hatte. Heute wird hier nicht mehr gefoltert. Heute steht dort die Silhouette von Sandino, dem Nationalhelden Nicaraguas.
Weniger geschichtlich verhält es sich um die Promenade entlang des Paseo Xolotlan, eine Promenade, die am Seeufer liegt oder Puerto Salvador Allende, eine Promenade, an welcher eine Vielzahl an Restaurants, Cafés Kiosks zu finden sind, wo du Boot und Go-Kart fahren kannst. Eigentlich der perfekte Ort, um nach einem Tag voll Sightseeing in Managua dort ein Bier oder einen Weißwein in der Sonne zu trinken.
Managua und die Sicherheit
Eigentlich. Denn Managua ist seit Beginn der Demonstrationen am 18. April 2018 wirklich gebeutelt. Seit dem vergangenen Jahr ist der Tourismus auf ein Minimum zurückgegangen. Nicht nur in Managua, sondern im ganzen Land. Und die Menschen hier haben Angst. Sie haben Angst vor dem, was passieren wird. Sie haben Angst vor dem, was passieren könnte. Sie haben Angst vor dem, was Polizei oder Militär von ihnen denken könnten.
Denn es herrscht offiziell ein Versammlungs- und Demonstrationsverbot. Diejenigen, die sich diesem widersetzen, kommen sofort in das Gefängnis. Eine Folge davon: Express-Demonstrationen, die aus dem Nichts erscheinen und sich binnen weniger Minuten wieder auflösen.
Zudem jährte sich der Beginn der Demonstrationen vor einigen Tagen. Am Karfreitag, am 19. April 2019, wurden die Demonstranten, die am 18. April 2018 festgenommen worden waren, aus den Gefängnissen entlassen.
Die Folgen der Demonstrationen – mein Besuch von Managua
Die Folgen der Demonstrationen spüre auch ich während meines Besuchs in Managua. In aller Deutlichkeit. Nie hatte ich mich in einer Stadt komischer gefühlt. Nein, ich meine wirklich komisch. Ich meine nicht unsicher. Darauf bestehe ich. Denn unsicher fühlte ich mich zu keiner Zeit während meinem Besuch von Managua.
Zugegeben, ich hatte meine Vorkehrungen getroffen: Ich hatte mich in einem Hotel direkt gegenüber vom Flughafen eingebucht, um notfalls binnen weniger Minuten am Flughafen sein und in irgendeinem Flieger sitzen zu können. Ich hatte meine Wertgegenstände in meinem Sport-BH versteckt. Ich hatte US-Dollar eingepackt, um im Notfall schnell mit einem (dann wahrscheinlich völlig überteuerten) Taxi raus aus der Stadt zu kommen. Ich hatte sogar meinen Pass dabei, weil ich von Sicherheitskontrollen und Check Points ausging…
Blauäugig, naiv, unvorbereitet und den Touristenhimmel erwartend bin ich daher ganz sicher nicht in das Stadtzentrum von Managua gefahren.
Trotzdem war ich auf eines nicht vorbereitet. Das all das nicht notwendig war und vor allem dass ich auf keine Menschen treffen, sondern einen nahezu völlig ausgestorbenen Stadtkern vorfinden würde.
Der Plaza de la Revolucion: menschenleer! Der große Platz vor dem Nationalpalast: ausgestorben! Der Parque Luis Alfonso, ein Ort für Familien und Kinder, ein kleiner Freizeitpark mitten in der Stadt: tot! Die Hafenpromenade: geschlossen!
Die einzigen Menschen, mit denen ich mich unterhalten kann, sind Polizisten, das Militär und die Angestellten, die in der Handvoll geöffneten Cafés arbeiten.
Als ich den Plaza de la Revolucion betrete und den Polizisten frage, wo die Menschen seien, lächelt er verhalten und sagt mir, dass ich die erste heute (es ist 8:30 Uhr an einem Samstagmorgen!) sei und ich meinen Tag genießen solle.
Als ich den Loma de Tiscapa besteigen möchte, um einen Blick auf die Stadt zu werfen, erhalte ich den Eintritt kostenlos. Die Frau im Tickethäuschen ist nämlich nicht in der Lage, bei einem Eintrittsgeld von 1 US-Dollar auf meinen 10 US-Dollar-Schein herauszugeben.
Weil ich unbedingt meinen Schein klein bekommen möchte, beschließe ich, in der Hotelbar des Crowne Plaza einen Cappuccino zu trinken. Am späten Vormittag bahne ich mir meinen Weg durch die leere Hotellobby und frage, ob die Hotelbar geöffnet habe und ich einen Kaffee bekommen könnte. Draußen hätten sämtliche Kaffees geschlossen, erkläre ich und es sei schwierig, einen Ort zu finden, der geöffnet habe. Die Rezeptionistin tätigt einen Anruf, erklärt mir dann den Weg zur Poolbar.
Dort treffe ich zum ersten Mal seit Stunden auf Familien. Familien, die ihr Wochenende entweder in Managua verbringen oder hier einen Daypass gelöst haben. Ich beobachte die spielenden Kinder. Schlürfe meinen Cappuccino. Überlege, was ich mit dem angebrochenen Tag anstellen könnte.
Als ich bezahlen möchte und den Kellner nach der Rechnung frage, schüttelt er grinsend den Kopf. Ich muss lachen. Doch, doch, die Rechnung bitte, ich muss gehen. Er geht. Ein paar Minuten später kommt er wieder. Er murmelt etwas von casa [Haus] und ich verstehe nichts bei dem Genuschel.
Ich lächle und weil ich mit casa assoziiert hatte, dass er es auf das Zimmer schreiben möchte, erkläre ich ihm, dass ich hier keine habitacion hätte, sondern außerhalb der Stadt ein Hotel hätte. Er lacht wieder.
Dann formuliert er seinen Satz um. Dein Cappuccino ist eine cortesía des Hotels. Mit anderen Worten: Sie geht aufs Haus! Ungläubig schaue ich ihn an. Nein! – Doch! Nein! Doch! Wieso? Weil wir uns freuen, dass du hier bist! Sicher?! – Ja, super sicher! Ich bedanke mich höflich – und denke: Und der 10 Dollar-Schein, wegen welchem ich nun hier her gekommen bin?!
Meinen 10 Dollar-Schein wechsle ich schließlich bei der Rezeptionistin. Und weil ich aufgrund nicht vorhandener Shoppingmöglichkeit von Basics in Guatemala noch ein paar Kleinigkeiten vor meiner Abreise benötige, frage ich die Rezeptionistin, wo ich dies und jenes einkaufen könne. Sie rät mir zu einem Besuch des Metrocentros und gibt mir auch gleich die Taxipreise durch.
Das Taxi zum Metrocentro kostet zwischen 50 und 60 Cordobas. Geh‘ lieber mal von 60 Cordobas aus. Aber für gewöhnlich sind es 50! Von dort zu deinem Hotel musst du mit 200 Cordobas rechnen. Es ist weit da raus.
Das Taxi, das ich an der Straße anhalte – niemals würde ich so etwas in Guatemala tun! – fährt mich für 50 Cordobas zum Metrocentro. Ein paar Basic-Oberteile, dünne Pullis und einen weiteren leckeren Cappuccino später fahre ich für 180 Cordobas zurück zu meinem Hotel. Und der Taxifahrer?! – Der besteht darauf, mich nicht vor der Zufahrt zum Flughafen abzusetzen (was für ihn einfacher gewesen wäre), sondern mich auf den Parkplatz meines Hotels zu fahren, weil er nicht möchte, dass ich zu Fuß die vierspurige Straße überqueren muss.
Über Sicherheitsrisiken und Reisewarnungen
Soviel zu den Sicherheitsrisiken und Reisewarnungen des Landes Nicaragua und speziell der Stadt Managua:
Taxifahrer stellen eine Bedrohung dar, der Polizei darfst du nicht vertrauen, Sicherheitsleute stecken mit Verbrechern unter einer Decke, Wertgegenstände, wie Handy, Bargeld und Kreditkarte müssen am Körper getragen und Rucksäcke nach vorne getragen werden.
Wenn du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist (ich kam mit mehreren öffentlichen Bussen für 6 Cordobas in die Stadt), wirst du hinterher deinen Geldbeutel nicht mehr bei dir haben, eine Kamera solltest du nicht in auffälligen Taschen tragen und sie möglichst nicht aus der Tasche nehmen und als hellhäutige Frau kannst du dich sowieso nie genügend schützen, da der andere Hauttyp nicht versteckt werden kann.
Ja, das mag übertrieben klingen. Diese Sätze sind allerdings nicht frei erfunden. Mitnichten!
Möchtest du weitere Informationen über meinen Aufenthalt auf Ometepe? Hast du vielleicht auch Lust, Granada oder Masaya einen Besuch abzustatten? Oder bist du interessiert, wie mein ganz persönliches Nica-Fazit ausfällt? Während meines Aufenthaltes auf Ometepe war ich auch immer darauf bedacht, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und möglichst viel mit ihnen zu sprechen (hier geht’s zum Interview mit einer Nicaraguanerin). Mein ganz persönliches Highlight war hierbei der Besuch von Rosas Familie in Trapiche.
Neben all den Infos, die ich dir auf dieser Seite über meine Reise nach Ometepe geben möchte, findest du hier auch einen Blogbeitrag über Dinge, die du in Ometepe unbedingt unternehmen solltest und Wissenswertes und Reisetipps für deinen Aufenthalt auf Ometepe. Überdies habe ich während meines Aufenthaltes auf Ometepe in meinen Insta-Stories danach gefragt, was meine Leser gerne über Ometepe wissen möchten.
Übrigens, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – Chicken Bus und Colectivo – kannst du ganz einfach und sicher durch das Land reisen! Für meine Reisestationen ab Ometepe bin ich nur noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren!