Sierra de las Minas in Guatemala und die Finca El Olvido – mitten im Nirgendwo
Sierra de las Minas in Guatemala – allgemeine Informationen
Von Ost nach West erstreckt sich die Sierra de las Minas in Guatemala über eine Länge von etwa 130 Kilometern und einer Breite zwischen 10 und 30 Kilometern. An einigen Stellen hat sie eine Höhe von 3.015 Metern über dem Meeresspiegel. Mit ihrer Fläche von 242,64 Hektar bedeckt sie große Teile der Departamentos Alta Verapaz, Baja Verapaz, El Progreso, Izabal und Zacapa. Daher wird das Gebiet auch von verschiedenen ethnischen Gruppen bewohnt, die von Q’eqchi‘ und Poqomchí abstammen.
Im Jahr 1990 wurde die Sierra de las Minas in Guatemala zum Schutzgebiet erklärt. Dieses Gebiet ist aufgrund der unterschiedlichen Höhenlagen und der Abgeschiedenheit der perfekte Ort für die Vielfalt der Lebensräume.
Nach Auskunft von Defensores, die das Gebiet verwalten, beherbergt die Sierra de las Minas mindestens 885 Arten von Vögeln, Säugetieren, Amphibien und Reptilien und gilt als unersetzliche Unterstützung für die Wiederaufforstung und Agroforstwirtschaft in den Tropen.
Trockener, dorniger Wald dominiert in den unteren Höhenlagen, während majestätische Nebelwälder die Berghänge krönen. Es ist auch der größte Lebensraum der Welt für den gefährdeten und prächtigen Quetzal, den Symbolvogel Guatemalas.
Bei so viel natürlichem Reichtum ist es nicht verwunderlich, dass die Sierra de las Minas eines der international anerkannten Biosphärenreservate im Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ der UNESCO ist. Die Landschaft und die Artenvielfalt machen dies zu einem potenziellen Ziel für Ökotourismus.
Sierra de las Minas – über Reisevorhaben
Die Sierra de las Minas wollte die schon immer mal bereisen und nicht nur durchqueren, wenn ich auf dem Weg nach Alta Verapaz oder in den Peten bin. Und während ich so durch Google Maps wische und in der Standard-Ansicht irgendwelchen weißen Wegen folge, in der Hoffnung, irgendwann einmal etwas zu finden, taucht plötzlich die Finca El Olvido auf.
Und ich denke: Joa, los gehts!
Drei Tage Sierra de las Minas – ungeplante Dinge und doch ein Traum
Was mich erwartet, als ich mein Auto in die Sierra de las Minas lenke, weiß ich nicht. Auch habe ich keinen blassen Schimmer von den Straßenverhältnissen. Ich weiß nur: Irgendwo da drin ist die Finca El Olvido.
Eine am Computer gezeichnete Karte habe ich auf das Handy geschickt bekommen. Anhand derer – und Google Maps und Waze – arbeite ich mich voran. Tolle Wege sind das nicht. Bessere Feldwege. Und schließlich passiert, was irgendwann einmal nach drei Jahren in Guatemala und unzähligen beschissenen Straßen passieren musste: Während ich versuchte, mir auf den schmalen Pfaden einen Weg zu bahnen, rutschte ich mit meinem Auto plötzlich auf einer feuchten Stelle aus, verlor für einige Sekunden die Kontrolle über mein Auto und rutschte rückwärts. Als mein Auto zum Stehen kam, konnte ich nicht mehr vorwärts fahren, weil meine Räder keinen Grip mehr hatten. Ich konnte auch nicht mehr rückwärts fahren. Es stellte sich heraus, dass das Hinterrad auf einem Stein stand und die Vorderräder auf schlammigem Untergrund. Ganz miese Kombi! Ohne Hilfe ging da nichts mehr!
Um die Sache nicht noch schlimmer zu machen, rief ich die Finca El Olvido um Hilfe an, denn sie waren die einzigen Menschen, die ich dort mitten im Nirgendwo kannte. Als sie mich baten, ihnen meinen Standort per WhatsApp zu schicken (Handyempfang hatte ich 100 Meter vom Auto entfernt), stellte sich heraus, dass ich auf dem gegenüberliegenden, und damit auf dem falschen, Berg war.
Irgendwie schafften wir es, Hilfe zu bekommen, und Gerber kam zusammen mit seinen Cousins im Pickup zur Hilfe. Auf seine Frage, wie ich es überhaupt mit meinem Auto (es ist kein 4×4!) Bis hier her geschafft hatte, konnte ich nur mit den Schultern zucken und lächeln. Auf meine Frage wiederum, wie viel Geld er für die Hilfsaktion haben wollte, zuckte er die Schultern, lächelte und sagte: Somos de Guatemala! Wir helfen uns! Immer!
Der Pickup hatte jedoch ebenfalls Probleme, verlor mehrfach den Halt und hatte vor allem in der Position, in welcher mein Fahrzeug stand, keinen Halt, um mich vom Stein zu ziehen. Es war Manpower nötig. Konkret: Der Pickup zog, ich gab Gas und die drei Guatemalteken drückten sich mit voller Kraft gegen mein Auto. Nach dem fünften Anlauf hatten wir das Auto vom Stein gezogen und mussten dann „nur“ noch eine Möglichkeit finden, um wenden zu können. 40 Minuten später waren wir zurück in der Zivilisation.
In El Jute angekommen, bekam ich eine kleine Tour durchs Dorf und schließlich beschlossen die drei kurzerhand, mich bis zur Finca El Olvido zu fahren – weil sie Zeit hatten, weil dann sicher wäre, dass ich den Weg finde und weil, wenn etwas passieren sollte, sie gleich da wären.
Es ging schließlich 50 Minuten über den gegenüberliegenden Berg zur Finca El Olvido. Der Name ist Programm. Es ist nicht nur ein kleines Paradies, sondern auch wirklich komplett verloren dort.
Vom Besitzer wurde ich herzlich empfangen und weil gerade die Mittagszeit vorbei und noch etwas übrig war, bekam ich ein leckeres (kostenloses) Mittagessen mit Fleisch, Frijol, Käse von der Finca und leckeren Kaffee (ebenfalls von der Finca) serviert. Eine Stunde herzliches Geplauder später – mittlerweile konnte ich auch über die Aktion auf der anderen Seite des Berges lachen – bezog ich meine kleine Cabana für die kommenden Tage.
Und während Matute die nächsten Stunden durch Kuhmist, Matsch und den kleinen See der Finca tobt, sich also so richtig einsaut, lasse ich die vergangenen Stunden Revue passieren: Wenngleich mir die ganze Aktion noch in den Knochen sitzt, ich von Moskitos an den Beinen völlig verstochen bin, so habe ich mich wieder neu verliebt.
Verliebt in ein Land, das ich vor zweieinhalb Jahren zu lieben gelernt habe. Ein Land, das mir im Covid-Jahr aufgrund von Ausgangssperren, Fahrzeugrestriktionen und teilweise absoluter Immobilität den letzten Nerv geraubt hat. Aber auch ein Land, ich welchem ich bereits mehrfach am eigenen Leib erfahren habe, was Gastfreundschaft, Herzlichkeit, Integrität und Unvoreingenommenheit wirklich bedeuten und wo Zusammenhalt nicht einfach nur ein Wort ist…
Peggy Farren
März 3, 2021 @ 9:35 pm
Wow! What an adventure!