Corona Lockdown in Costa Rica – Interview mit 4 Deutschen
Corona Lockdown in Costa Rica – Interview mit 4 Deutschen
Lockdown in Guatemala
Am Freitag, den 13.03.2020 meldete Guatemala den ersten Corona-Fall im Land. Noch am selben Tag rief der Präsident den Ausnahmezustand aus. Und keine 24 Stunden später befand sich Guatemala im Lockdown. Während wir in den ersten beiden Wochen noch einen Lockdown light hatten, bei dem lediglich unter anderem der öffentliche Transport und das Herumreisen im Land verboten war, wurde dieser stufenweise einschränkender. Nach einem mehrtägigen völligen Lockdown, bei welchem vom einen auf den anderen Tag das Verlassen des Hauses verboten war – ich meine das wörtlich: die Verkündigung des absoluten Lockdowns wurde Donnerstag abends um 19 Uhr für den kommenden Tag bekannt gegeben – sind wir mittlerweile bei einem Lockdown nur am Wochenende und einer Ausgangssperre von unter der Woche ab 17 Uhr angekommen.
Lockdown in Zentralamerika
Es dauerte nicht lange, bis die restlichen Länder in Zentralamerika ebenfalls ihre Grenzen schlossen und eine Ausgangssperre verhängt wurde. Relativ bald kam ich aufgrund meines Blogs in Kontakt mit Heiner, der sich kurz vor den Grenzschließungen in Zentralamerika mit seiner Frau und einigen anderen Deutschen in Costa Rica aufhielt und mit dem ich immer mal wieder in Kontakt war, um sie über die aktuelle Situation in Guatemala zu informieren und mich mit ihm über unser Hilfsprojekt in Guatemala auszutauschen.
Und weil nur wenige Informationen über die Situation in Costa Rica erhalten konnte, interessierte mich die Situation der Reisenden sehr und ich befragte sie zur ihrer ganz individuellen Situation zu Zeiten des Lockdown in Costa Rica.
Stell‘ dich/euch doch mal kurz vor. Wer seid ihr? Woher kommt ihr?
Wir, Hartmut mit Karin und Heiner mit Birgit, haben uns auf der PanAmericana-Tour kennen gelernt und sind seit Ende Oktober 2019 mit unseren Wohnmobilen (WoMos) im Rahmen einer größeren Gruppenreise in Südamerika/Mittelamerika unterwegs. Wir stammen alle 4 aus Deutschland – Hartmut mit Karin aus Duisburg und Heiner mit Birgit aus der Nähe von Heidelberg. Wir befinden uns im jugendlichen Rentenalter (zwischen 63 und 73 Jahren).
Wo seid ihr momentan?
Von Panama kommend sind wir am 8.3.20 in Costa Rica eingereist und bewegen uns mit unseren WoMos im Rahmen der zulässigen Reisefreiheit (je nach Kennzeichen an 5 Tagen/Woche zwischen 5 – 17 Uhr) in diesem wunderbaren Land.
Wie erging es euch in den vergangenen Wochen?
Wir haben Costa Rica als ein Land mit freundlichen und uns wohlgesonnen Bewohnern kennen gelernt. Wir fühlen uns hier seit über 3 Monaten willkommen und sicher. Wir waren beim Start in Buenos Aires 20 WoMos. 4 WoMos haben sich aus persönlichen oder (auto)technischen Gründen in Panama von uns verabschiedet. Als sich abzeichnete, dass eine Weiterreise (wir wollten Anfang Mai in Tombstone/USA sein) wegen geschlossener Grenzen zu Honduras, Guatemala usw. (Nicaragua ist noch immer offen) kurzfristig nicht möglich war, haben die verbliebenen Teilnehmer mit ihren 16 Fahrzeugen Mitte Juni nahe der nicaraguanischen Grenze auf einer Finca unter Schweizer Flagge ihr Basecamp aufgeschlagen. Der Großteil der Mitreisenden hat sich dort mehr oder weniger als Dauercamper eingerichtet. Zwischenzeitlich stehen davon 4 WoMos unter Zollverschluss in San José. Im Rahmen des Rückholprogramms der Deutschen Botschaft in Costa Rica sind deren Insassen nach D und in die CH zurückgeflogen.
4 weitere WoMos stehen seit vorgestern in Puerto Limon und warten auf die Verschiffung am Sonntag Richtung Holland. Die acht schweizer Insassen werden dann kommende Woche ihren 40-stündigen Rückflug von San José über USA (Houston und Newark) antreten.
Wir 4 haben auf eigene Faust ausgedehnte und mehrwöchige Ausflüge (zusammen über 3.000 km) in die verschiedenen Klimazonen Costa Ricas mit deren abwechslungsreichen Flora und Fauna unternommen. Aktuell stehen wir auf der Hacienda Sassenberg (Heiko Sassenberg ist Deutscher) auf 700m mit Blick auf den Golf von Nicoya.
Seid ihr in Kontakt mit der Botschaft oder dem Auswärtigen Amt? Gab/Gibt es Unterstützung von der Seite?
Wir haben uns beim Auswärtigen Amt als in Costa Rica verbliebene Deutsche registriert. Wir hatten auch mehrmals telef. Kontakt mit der Deutschen Botschaft, die uns geraten hat, an dem Rückholprogramm teilzunehmen. Außerdem gab es für den Fall der Fälle Informationen zu medizinischen Einrichtungen für Coronatests.
Habt ihr nie darüber nachgedacht, vielleicht einen dieser Flüge des Rückholprogramms zu nehmen? Warum (nicht)?
Wir haben das Thema mehrmals lange und ausführlich im kleinen und großen Kreis diskutiert. In der Hoffnung, diese Reise in absehbarer Zeit doch noch wie geplant fortzusetzen, haben wir von dieser Alternative aber keinen Gebrauch gemacht. Für uns 4 kam nicht in Betracht, nach Hause zu fliegen und unsere WoMos in der Regenzeit mit extremer Luftfeuchtigkeit monatelang in den Zollverschluss zu stellen. Stellenweise ist schon jetzt im WoMo trotz Nutzung und mit Lüftung und Entfeuchtung der Anflug von Schimmel zu erkennen.
Gibt es Restriktionen von Seiten der Regierung?
Restriktionen gab und gibt es auch in Costa Rica. Diese waren und sind aber für uns nicht sehr beeinträchtigend. Lockerungen gibt es seit Mai. Wegen der geschlossenen Grenzen ist aber der Tourismus von außerhalb vollständig zum Erliegen gekommen. Deshalb sind trotz Lockerungen mangels Nachfrage Restaurants und Hotels fast leer bzw. weiterhin geschlossen.
Wie erlebt ihr die ganze Corona-Situation vor Ort?
Wir fühlen uns nicht besonders tangiert und konnten bzw. können uns – im Gegensatz zu Europa -innerhalb des Landes relativ frei und auch ohne Mundschutz bewegen. Die größte Beeinträchtigung ist für uns die Unsicherheit, nicht zu wissen, ob und wann und wie es für uns und unsere Autos weitergehen kann.
Habt ihr Kontakt zu Einheimischen?
Während unserer Reise durch das Land haben wir überwiegend versucht, Kontakt wegen Wohnmobilstellplätzen (freies Stehen war im Land, insbesondere zu Beginn der Krise – gesperrte Strände und öffentliche Plätz , geschlossene Nationalparks – nur bedingt möglich) über die iOverlander-App herzustellen und sind demzufolge auch in der Mehrzahl auf in Costa Rica lebende Deutsche oder Schweizer gestoßen, die uns Quartier anbieten konnten. Ein längerer Aufenthalt auf einem Campground am Strand von Samara (Nicoya – Halbinsel) wurde durch unsere Reiseleitung anfänglich vermittelt. Die Leitung dieser Anlage obliegt Einheimischen, von denen wir herzlich begrüßt wurden, auch, als wir zum wiederholten Mal noch einmal dort anlegten. Von Abweisung oder gar Anfeindungen während unseres mehrwöchigen Aufenthaltes auf diesem Platz und der Umgebung konnte keine Rede sein. Im Gegenteil, die den Strand kontrollierende Polizei war uns wohlgesonnen und hat auch mal ein Auge zugedrückt, wenn wir trotz Badeverbots doch schnell in die Fluten gesprungen sind.
In den Bergen (Paso Cerro del Muerte) haben wir einen wunderbaren Platz auf 2500m Höhe in unmittelbarer Nachbarschaft einer Lachsforellenfarm gefunden, die von Einheimischen betrieben wird und von denen wir Zugang zum Platz erhielten. Jose Maria (so heißt der Betreiber) hat sicher nicht mehr mit Touristen in diesem Jahr gerechnet und Gott gedankt für unser Erscheinen.
Egal, wo wir uns bewegen, auf den Straßen, in den Städten, winkt man uns freundlich, manchmal sogar enthusiastisch zu. Wir haben das Gefühl, dass man stolz darauf ist, dass wir als Ausländer nicht gleich die Flucht ergriffen haben. Manchmal bekommen wir sogar Obst geschenkt, wenn wir irgendwo in ländlicher Gegend am Wegrand gehalten haben.
Wie sieht denn aktuell ein Tag bei euch aus? Ist euch in den vergangenen Wochen etwas besonders Positives widerfahren?
Da wir unseren Tagesablauf selbst bestimmen können, ist jeder Tag für uns ein Geschenk. Unsere bisherige Reise war, da geführt, doch von einem vollen Programm bestimmt. Jetzt genießen wir die Ruhe und machen es uns an Orten, die wir uns selbst aussuchen, gemütlich. Man kann mal wieder ein Buch lesen, hat Zeit, die Mitreisenden näher kennenzulernen, kann sogar über gemeinsame Zukunftspläne reden, und wenn uns danach ist, brechen wir wieder auf zu neuen Zielen. Langeweile ist ein Fremdwort, zumal einige Nationalparks wieder geöffnet haben, man auch mal ein Restaurant besuchen kann …. Costa Rica ist einfach schön!
Habt ihr eine überaus negative Erfahrung in den vergangenen Wochen gemacht?
Nein, niemals und nirgendwo!!!
Wie sieht eure weitere Reiseplanung aus?
Wenn wir das wüssten! Nachdem wir in Olmos ein deutsch/peruanisches Schulprojekt besucht und unterstützt haben, würden wir uns auch gerne die CoCo – Aktivitäten von Manu in Guatemala-Stadt anschauen. Aber wir haben unsere Zweifel, ob wir auf dem Landweg unsere Reise fortsetzen können.
Die aktuellen Alternativen für uns sind:
a) hier in Costa Rica bleiben (wie lange?) und warten bis es nach N weitergeht. Voraussetzung hier ist die weitere Verlängerung unserer Visa (bisher verlängert vom 6.6. bis 18.7 und weiter bis 18.8.) und der temporären Einfuhr der Autos (verlängert bis 18.7.).
b) das Auto einstellen und über die USA nach Hause fliegen. Bleiben dann die Fragen, ob (Risikogruppe „Alter“) und wann wir wieder einreisen können und die Weiterreise nach N oder hilfsweise dann eine Verschiffung über Panama oder Puerto Limon möglich ist. Zuletzt ist dann die Frage, in welchem Zustand wir unsere WoMos bei der Rückkehr vorfinden würden.
c) die nächsten Wochen die Autos von Puerto Limon nach Europa verschiffen und dann bevorzugt direkt nach Frankfurt zurückfliegen.
Wir werden nun erst einmal abwarten, in welchem Zustand die 4 schweizer WoMos in Holland anlanden (bei der Verschiffung von D nach Argentinien, gab es viele Einbrüche, Diebstähle und Beschädigungen). Anschließend werden wir uns dann zwischen c) oder hilfsweise und ungern a) entscheiden müssen.
Liebe Karin, liebe Birgit, lieber Heiner und lieber Hartmut, ich danke euch sehr für die traumhaften Bilder aus Feuerland, Costa Rica und von der Karibikküste, die bei mir direkt ein Fernweh ausgelöst und mich vor allem daran erinnert haben, dass ich unbedingt in diesem Reise-Leben noch Patagonien und Feuerland bereisen möchte.
Ich danke euch auch sehr für dieses aufschlussreiche Interview und unseren Kontakt in den vergangenen Wochen, der definitiv eine Bereicherung für mich darstellte!
Auch wenn aktuell völlig unklar ist, wann sich die Situation in Zentralamerika verändern wird, wünsche ich euch gutes Durchhaltevermögen und vor allem dass ihr eure Reise tatsächlich irgendwann fortsetzen könnt! Am meisten würde es mich natürlich freuen, euch in Guatemala begrüßen zu dürfen! Seid euch sicher, dass ihr hier einen sicheren Hub habt, solltet ihr es über die Grenzen schaffen!
Ansonsten sehen wir uns ganz ganz sicher im Dezember auf dem Weihnachtsmarkt in Heidelberg – das ist für meine Heimreise ganz fix eingeplant! 😉
Manfred Otterstätter
Juni 16, 2020 @ 10:09 am
Herzlichen Dank für dieses umfangreiche und sehr informative Interview! Ich freue mich über die schönen Bilder und dass ich meine Freunde Birgit und Heiner wohlauf und in guter Stimmung sehe.
Herzliche Gedanken begleiten Sie auf Ihrem weiteren Weg.
D. Trapp
Juni 20, 2020 @ 2:39 pm
Sehr, Sehr Interessant und mutig , wir finden das toll , das Ihr die Reise nicht abgebrochen ihabt !!!
viel Spaß noch Lg Conny Dietmar 👍👍👍😘
Peter Irle
Juni 20, 2020 @ 4:47 pm
Haltet durch.
Mark Brümmer
Juni 21, 2020 @ 12:27 pm
Hej ihr Beiden,
Tolle Reise, ich ziehe meinen Hut, vor eurer Entscheidung die Reise eigenverantwortlich weiter zu bestreiten. Ich hoffe dass ihr nicht durch Visa Einschränkungen oder Krankheit gestoppt werdet. Ich wünsche euch weiterhin eine tolle Zeit👍🏼
Gruß Mark
Schreiber Karina
Juni 21, 2020 @ 4:26 pm
Hällo Mutti und Vati,Omi und Opi!
Toller Artikel. Die Mädels waren auch ganz begeistert und sagten: Omi und Opi werden berühmt::)))
Bleibt gesund und munter ,auf ein Wiedersehen, hoffen noch in diesem Jahr.
Vlg Eure Karina
Peter Engemann
Juni 21, 2020 @ 4:26 pm
Hallo Karin und Hartmut
Wir denken oft an Euch und hoffen, dass es bald weiter geht. LG Peter und Ingrid
Dieter
Juni 21, 2020 @ 5:22 pm
Hallo Ihr Weltenbummler.😎 Haltet durch und bleibt gesund. Wir trinken noch in Gedanken ein Gläschen 🥂auf Euer Wohl. Liebe Grüße Christa und Dieter
Nicole Pawellek
Juni 22, 2020 @ 3:13 pm
Ein super Artikel👌🏽
Noch weiterhin tolle Erlebnisse und bleiben sie weiterhin gesund und genießen die Zeit im fernen Land.
LG Nicole
Lothar Rehle
Juni 25, 2020 @ 1:18 am
Liebe Karin, lieber Hartmut, liebe unbekannte Freunde beider Erstgenannter,
Eckehard P. (Mäuer) hat heut den Weg zu euch auf dieser Internetpräsenz gewiesen. Hartmut, du hattest mir ja von diesem Tour-Projekt erzählt. Ich denke, dass ihr erfahren und clever seit, so dass das Glück sich an eurer Seite wohlfühlt und bleibt. Ich wünsche euch alles Gute und eine glückliche Heinkehr. Übrigens, die Fotos vom Lockfriedhof bei Uyuni, dem Perito-Moreno-Gletscher und vor allem dem vom Torres del Paine – hier habt ihr bei dem Sonnenstand m.E. ein Weltwunder gesehen – haben mich gleich wieder in Reisestimmung gebracht. Ersatzweise habe ich mir diese Orte gleich mal in meinen Fotobüchern angesehen. Haltet die Ohren steif und gute Fahrt
wünscht Lothar