Regenzeit und Hurrikane in Guatemala – Hurrikane Eta und Iota in Zentralamerika
Regenzeit und Hurrikane in Guatemala
Über die Regenzeit in Guatemala habe ich in vergangenen Beiträgen schon berichtet. Was ich bisher ausgelassen habe, waren Informationen über Hurrikane in Guatemala. Dies hängt damit zusammen, dass es in den vergangenen Jahren nicht wirklich notwendig erschien, über dieses Phänomen zu berichten, da die Hurrikane in Guatemala nur selten ein wirkliches Problem darstellten.
Im ausgehenden Jahr 2020 ist dies jedoch anders, denn die Anzahl der Hurrikane hat insgesamt zugenommen. Während die Namensgebung der Hurrikane, tropischen Stürme, Zyklone und dergleichen für gewöhnlich von einer in einer bestimmten Region verwendeten Namensliste abhängt, hatte das National Hurricane Center in den USA bereits im September verkündet, dass aufgrund der Intensität der aktuellen Saison davon auszugehen ist, dass das griechische Alphabet für die Weiterführung der Bezeichnung noch in diesem Jahr herhalten müsse.
Hurrikan Eta in Zentralamerika
Am Sonntag, den 01.11.2020 erschien schließlich auf den Monitoren der Tropensturm Eta. Zu diesem Zeitpunkt hatte dieser noch die Kategorie 1 und sollte am Dienstag, den 03.11.2020 auf die Küste Nicaraguas treffen und von dort über Honduras, Teile Salvadors, Guatemala und Belize Richtung Kuba steuern. Aufgrund seiner durchaus niedrigen Geschwindigkeit von 65km/h jedoch war zu diesem Zeitpunkt noch nicht exakt einschätzbar, wie genau die Route verlaufen sollte.
Eta jedoch nahm einiges an Geschwindigkeit auf, wurde binnen kurzer Zeit schließlich zu einem Hurrikan der Kategorie 5. Als er dann am Dienstag, den 03.11.2020 in Nicaragua einschlug, handelte es sich um einen Hurrikan der Kategorie 4. Mehrere Stunden tobte er durch Nicaragua und Teile von Honduras, brachte heftigste Regenfälle nach Costa Rica und zog dann langsam Richtung Norden. Langsam.
Hurrikan Eta in Guatemala
Während die Hauptstadt Guatemalas von Eta weitestgehend verschont worden war – heftigste Regenfälle und mehrere Tage, ohne auch nur ein einziges Mal die Sonne zu sehen waren das Schlimmste – kamen die nördlichen und östlichen Departamentos von Guatemala alles andere als gut davon.
Neben Covid-19 ereignete sich in diesen in den vergangenen Tagen die nächste humanitäre Katastrophe: Erdrutsche, Schlammlawinen, überschwemmte Dörfer und Städte, zerstörte Brücken und nicht mehr befahrbare Straßen – all das klingt schlimm, aber ist ein Abklatsch dessen, wie es dort in Wirklichkeit aussieht.
In neun Departamentos wurde der Ausnahmezustand ausgerufen, sowohl Militär als auch Marine sind vor Ort, um Menschen zu retten. Die Hilfe gestaltet sich bisweilen durchaus schwierig, da es zahlreiche Orte gibt, die aufgrund der fehlenden Straßen nicht zugänglich sind.
Und auch sonst sind aktuell wesentliche Verkehrsknotenpunkte nicht passierbar – an der Karibikküste (Puerto Barrios), einem wichtigen Handelshafen des Landes Guatemala, gibt es aktuell keine Möglichkeiten, in das Landesinnere zu gelangen, die Grenzstraße nach Honduras ist ebenfalls nicht passierbar und die einzige Straße, die einzig wirklich realistisch befahrbare Straße, die vom Peten über die Berge von Alta Verapaz (Coban) in die Hauptstadt führt, existiert streckenweise nicht mehr.
Aber auch der Libramiento bei Chimaltenango, die Umgehungsstraße, die vorbei am Lago Atitlan und Richtung Xela, Huehuetenango und schließlich an die mexikanische Grenze führt, ist nicht befahrbar, so dass wesentliche Güter aktuell nur über Salvador in das Land gelangen können.
Vor Ort kämpfen die Menschen um das Überleben. Freiwillige Helfer aus der Hauptstadt und am Lago Izabal bieten auf den sozialen Netzwerken ihre Hubschrauber und Kleinflugzeuge an (eines ist am Sonntagnachmittag über der Hauptstadt abgestürzt, der Pilot verbrannte), um bei der Rettung von eingeschlossenen Menschen zu helfen, das guatemaltekische Militär sucht pausenlos nach verschütteten Menschen, die USA schickten Hilfsflugzeuge und zahlreiche Hilfsorganisationen in Guatemala haben sich zusammengeschlossen, um Hilfsgüter in die betroffenen Regionen zu schaffen und gemeinsam Transporte zu organisieren. Auch die Regierung von El Salvador hat am frühen Sonntagmorgen ihre Hilfe angekündigt
Durch die schweren Regenfälle sind laut Informationen der Prensa Libre bisher insgesamt 199.206 Menschen betroffen, 2.800 sind gefährdet und 10.157 betroffen. Hilfsteams haben 50.999 Menschen geholfen und mehr als 44.106 wurden evakuiert. Darüber hinaus befinden sich 7.077 Menschen in Notunterkünften.
Du möchtest helfen?
Neben zahlreichen Tiendas in der Hauptstadt und in anderen Departamentos, in welchen die Bevölkerung Kleidung und Lebensmittelspenden abgeben können, sind natürlich auch wir von CoCo – Colectivo Comunitario aktiv. Unser Hauptfokus liegt dabei aktuell auf Kleiderspenden, da wir aus den vergangenen Wochen aufgrund der Covid-Pandemie noch zig Kleidungsstücke und Schuhe haben, die wir aufgrund der Tatsache, dass wir unseren Fokus auf Lebensmittel und Wasserfilter gelegt hatten, noch nicht verteilen konnten.
Abgesehen davon sind unsere Partner Coperacha Gt und Al Grano spezialisiert auf den Versand von Lebensmitteln.
Bitte hab´ Verständnis dafür, dass wir aufgrund der Brisanz und Gefährlichkeit der Situation in den betroffenen Orten nicht persönlich vor Ort sein können. Unser Netzwerk an Helfern ist aber absolut verlässlich und mittlerweile sehr gut ausgebaut, so dass wir dir garantieren können, dass deine Hilfe ankommen wird.
Dringend notwendig ist diese in jedem Fall, denn die nächsten Hiobsbotschaften kündigen sich am Sonntag, den 08.11.2020 bereits an.
Hurrikan Eta in den sozialen Medien
Update vom 13.11.2020 – 9 Uhr
Leider hat sich auch fast eine Woche später die Lage kaum verbessert. Das Militär, die Regierung und zahlreiche unabhängige Hilfsorganisationen konnten zwar mittlerweile Hilfe leisten, aber zahlreiche Dörfer sind aufgrund der Erdrutsche und nicht mehr vorhandener Brücken nicht erreichbar und von der Außenwelt abgeschnitten. In Teilen von Alta Verapaz steigt das Wasser anstelle abzulaufen. Besonders tragisch: Der nächste Sturm mit Potenzial zu einem Hurrikan zu werden ist bereits auf dem Atlantik sichtbar und steuert (erneut) direkt auf Nicaragua und Honduras zu, wo bereits Alarmstufe rot ausgerufen wurde. Ob und inwiefern es Guatemala trifft, ist noch nicht abzuschätzen, da eine Kaltfront den Sturm ablenken könnte.
Update vom 13.11.2020 – 13 Uhr
Leider bewahrheiten sich meine Befürchtungen und von offizieller Stelle wird bekannt gegeben, dass der Hurrikan in der Nacht von Sonntag auf Montag das Festland von Nicaragua und Honduras erreichen wird. Vergleichst du die beiden Warnmeldungen von vergangener Woche mit der heutigen, stellst du fest, dass er genau an derselben Stelle an Land geht wie vor einigen Tagen. Inwiefern Guatemala vom Hurrikan betroffen sein wird, ist noch unklar. Ganz sicher ist mit heftigen Regenfällen zu rechnen. Eine humanitäre Katastrophe, denn die Situation von vergangener Woche ist nach wie vor nicht im Griff und weite Teile des Nordens und Osten von Guatemala sind immer noch überflutet.
Update vom 17.11.2020
Nachdem Hurrikan Iota vergangene Nacht als Hurrikan der Kategorie 5 in Nicaragua und Honduras eingeschlagen war, verringerte er (Gott sei Dank) relativ schnell seine Geschwindigkeit auf Kategorie 1. Das Nacional Hurricane Center berichtet jedoch, dass Iota weiterhin die Macht habe, extreme Regenfälle im Land zu verursachen, die innerhalb von 48 Stunden 250 bis 500 mm akkumuliert haben können, was katastrophal sein könnte. Die stärksten Winde werden zwischen Dienstagnachmittag und Mittwoch erwartet. Und obwohl die Winde schwächer werden, wird der Regen nicht nachlassen.
13 Departements Guatemalas sind in Alarmbereitschaft (9 Departements waren bei Eta in Alarmbereitschaft!), die von Eta verursachten Überschwemmungen sind noch immer nicht abgeklungen, die von Eta verursachten Schäden an Straßen und Brücken sind noch immer nicht behoben, viele evakuierte Menschen konnten noch immer nicht nach Hause zurückkehren oder haben ihr Zuhause verloren.
Von CoCo – Colectivo Comunitario waren wir bereits nach Eta aktiv, haben unsere Bodega leer geräumt und einen Pickup mit Lebensmitteln, Kleidung, Hygieneprodukten und Wasser organisiert und nach Coban (Alta Verapaz) geschickt. Die Hilfe ist mittlerweile angekommen, aber es wird nach Iota nun noch intensivere benötigt.
Auf unserer Facebook-Seite und Instagram-Profil (vor allem in den Stories, die wir täglich updaten) kannst du verfolgen, was wir machen.