Up, up, up it goes zum Felsen-Kloster: Fotospaziergang Monastir Ostrog
Kurze Unterbrechung im Roadtrip, damit du nicht nur Wasserfälle und Seen zu sehen bekommst und weil ich dir diese Eindrücke nicht länger vorenthalten möchte! Der kurze Abstecher nach Montenegro war ein Traum!
Hügel und Berge
Nahezu alle meine Wege auf meinem Roadtrip führten bisher bergauf. Mangelnde Größe wird mit Höhe kompensiert. Burgruinen? – Liegen auf einem Berg! Klöster? – Auf einem Berg! Nationaldenkmäler? – Auf einem Berg! Wasserfälle? – Am Berg! Auf einsamen Gipfeln! Und so wundert es nicht, dass auch mein Weg zum Monastir Ostrog im Norden Montenegros ebenfalls bergauf führt.
Das Monastir Ostrog in Reiseführern
Von keinem der namhaften Montenegro Reiseführern im Internet wird das Monastir Ostrog unerwähnt gelassen. Loose, Lonely Planet, TripAdvisor, Marco Polo. Unterschiedlich sind einzig die Beschreibungen. „Religiöses Gravitationszentrum“, „wichtigster Wallfahrtsort“, „spektakulärste Sakralanlage“. Es soll einen tiefen Einblick in die „spirituelle Lebenswelt der einheimischen Bevölkerung“ geben.
Und dabei ist Ostrog gar keine riesige Basilika. Nicht einmal im Ansatz vergleichbar mit dem Pomp des Petersdoms in Rom. Der Glamour der katholischen Kirchen fehlt hier nahezu vollständig. Eher – so sieht es aus – grob wurde sie da in den Felsen hineingearbeitet. Und der Weg nach oben ist mühsam. Mühsam auch mit dem Auto. Teilweise einspurig. Teilweise muss ich in den ersten Gang schalten, um überhaupt die nächste Kurve nehmen zu können und hoch zu kommen.
Der Weg nach oben: up, up, up
Der Weg nach oben ist aber definitiv spektakulär. Der Ausblick von hier oben ist grandios. Und so komme ich nicht umhin, alle paar Meter anzuhalten und Bilder von den Bergen und Felsen zu machen. Das wahre Ausmaß ist auf den Bildern kaum sichtbar.
Wie aus dem Nichts tauchen etwa 500 bis 800 Meter vor dem Ziel Restaurants, kleine Läden und Souvenirshops auf. Es ist Montag. 13 Uhr. Die Restaurants sind leer. Die Souvenirshops völlig unbestückt. Wieso sind sie hier? Worauf warten sie? Ist der Ort eher ein Wochenendausflugsziel für Einheimische? Touristen gibt es hier oben nämlich keine. Nicht einen einzigen. Und auch keine Asiaten. Die wenigen Menschen, denen ich hier oben begegne, kommen zum Beten her.
Mein Besuch des Monastir Ostrog
Aber wieso kommen sie überhaupt hier her? Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen. Das Kloster wurde irgendwann im 17. Jahrhundert vom Heiligen Vasilije gegründet. Wundertaten soll er vollbracht haben. Und trotz der Tatsache, dass er bereits 1671 gestorben ist, soll der Verwesungsprozess seines Körpers nie eingesetzt haben und nun völlig unverändert im Kloster aufbewahrt sein. Sie sollen eine reinigende Wirkung haben.
Als ich mein Auto parke, hat es 28 Grad. Ich mache gedanklich noch einmal drei Kreuze, dass ich nicht hier hoch laufen musste. Ich habe das Gefühl, in meiner dunklen Jeans gleich zu sterben.
Der Parkplatzwächter, der mir anzeigt, dass ganz vorne ein freier Parkplatz sei, begrüßt mich. Ich frage ihn nach Kleidungsgepflogenheiten. Er versteht mich nur bruchstückhaft. Ich ziehe meinen Rock aus meiner Tasche. Halte ihn vor mich hin und schaue ihn fragend an. Daumen hoch. „Sure?“ – „Yes!“ Geschwind ziehe ich mich im Auto um. Trekkingschuhe gegen FlipFlops tauschen. Jeans gegen Rock. Besser! Ich steige aus dem Auto. Beide Daumen hoch vom Parkplatzwächter. Los geht’s.
Fotografieren soll übrigens ab dem Eingang zum Kloster verboten sein. Ich frage den netten, jungen Herren in dem kleinen Raum, der wohl den Altar Vasilijes darstellt, wie das mit dem Fotografieren ist. Er gestattet mir, ein Bild (eines!) vom Altar zu machen und sagt mir, dass ich draußen gerne fotografieren könne.
Ich entgegne, dass unten ein Schild stehen würde, dass Fotografieren verboten sei. Er zuckt die Schultern, lächelt. „Do whatever you want to do. Take photos! But do not take photos of people.“ Säääänks!
Ist ja nicht so, dass ich das Schild nicht vorher schon völlig ignoriert hätte, aber jetzt brauchte ich wenigstens keine Rücksicht mehr wegen des Klickens der Kamera nehmen. 🙂
Übrigens, Eintritt in das Kloster und der Parkplatz sind kostenlos.
Next Stop: Sarajevo
Bevor ich meinen langen Weg nach Sarajevo beginne, mache ich eine kleine Pause in einem der Restaurants, an welchem ein Wifi-Zeichen zu sehen ist. Meine mobilen Daten funktionieren ja weder in Montenegro noch in Bosnien-Herzegowina. Das Wifi im Restaurant funktioniert übrigens auch mehr schlecht als recht.
Aber auch wenn ich die Offline-Karten auf dem Handy habe, so möchte ich mir die Route noch einmal unter Echtzeit-Bedingungen anschauen. Verkehrsinformationen inbegriffen. Immerhin reicht es noch für einen kurzen WhatsApp-Nachrichten-Austausch mit meiner Mum. Die Kid Control funktioniere – sie habe den ganzen Vormittag über schon meine Route von Mostar hier her verfolgt. Sehr gut! Dann kann in den Bergen jetzt ja nichts mehr passieren!
Eigentlich sind es von hier aus nur knapp 200 Kilometer bis Sarajevo. Die Strecke führt aber nahezu ausschließlich durch die Berge, über Pässe und entlang zahlreicher Canyons. Von der Landschaft her: Vielleicht ein bisschen wie die Schweiz. Von den Straßenverhältnissen her: Mit nichts zu vergleichen.
Ergo, die Fahrt nach Sarajevo wird mitunter mehr als vier Stunden dauern. Ohne Grenzübergang. Ohne Fotopausen. Ohne Rastpausen. Und tanken muss ich unbedingt ebenfalls noch. Denn wenn man nach Bosnien-Herzegowina kommt, fährt man am besten leer rein und voll wieder raus. 😉