Die Maderas-Seite & der San Ramon Wasserfall auf der Insel Ometepe
Die zwei Teile der Insel Ometepe in Nicaragua
Prinzipiell lässt sich die Insel Ometepe in Nicaragua gut in zwei Teile einteilen – die Seite des Vulkan Concepcion und die Seite des Vulkan Maderas. Was auf der Karte noch relativ unspektakulär aussieht, ist in Wirklichkeit aber Faszination pur. Denn auch wenn die beiden Teile der Insel ja nebeneinander liegen und es einen nahezu fließenden Übergang gibt, so findest du zwei unterschiedliche Welten vor. Auf der Maderas-Seite der Insel Ometepe findest du überwiegend Dschungel vor.
Die Maderas-Seite der Insel Ometepe
Die Maderas-Seite der Insel Ometepe hat einen Umfang circa 22 Kilometern. Was auf den ersten Blick so aussieht, als könntest du diesen Teil der Insel innerhalb einer Stunde gemütlich umfahren, täuscht.
Außerhalb von Santa Cruz bzw. direkt nach Balgüe hört die ausgebaute Straße auf und geht vom einen auf den anderen Meter in eine hügelige Schotterpiste über.
Kleiner Tagesausflug: Umrundung der Maderas-Seite der Insel Ometepe
Als ich am frühen Morgen Lucie von meinem Vorhaben berichte, heute die Maderas-Seite zu umfahren und den San Ramon Wasserfall zu besuchen, nickt sie zustimmend. Das wird schön. Das Umfahren wird aber sicherlich drei Stunden dauern.
Drei Stunden für 22 Kilometer Weg. Ich lasse diese Information auf mich wirken. Wenn das stimmt – und davon ist auszugehen 😉 – sind die Straßenverhältnisse wirklich übel.
Um daher nicht bei der Mittagshitze zum San Ramon Wasserfall trekken zu müssen, entscheide ich mich, gegen den Uhrzeigersinn zu fahren. Fahre ich gegen den Uhrzeigersinn, bin ich schneller am Eingang zum San Ramon Wasserfall.
Knapp 25 Minuten benötige ich mit dem Roller von Santa Cruz nach San Ramon. Ich fahre die Strecke nicht durch, lege immer wieder kurze Fotostopps ein. Denn fasziniert bin ich von der Landschaft.
Blickst du von hier aus auf den See hinaus, sieht es so aus als seist du am Meer. Seichte Wellen spielen am Ufer des Sees. Jede Menge Vögel sitzen auf den großen Felsen, die im Wasser liegen oder auf den hohen Bäumen.
Auch jede Menge Tiere befinden sich auf den Feldern, Wiesen oder mitten auf der Schotterstraße. Pferde, Ziegen, Kühe, Schafe, Eichhörnchen.
Bewegt bin ich von den Häusern der Menschen, die dort leben und deren Zustand. Häufig handelt es sich um Häuser, die lediglich aus Ziegelsteinen gebaut worden sind. Ich sehe auch Häuser, die eher einem Bretterverschlag gleichen als einem gemütlichen Zuhause. Fenster haben diese Häuser alle nicht.
Sie haben nahezu alle eine weitere Gemeinsamkeit: Die Toiletten befinden sich außerhalb des Gebäudes. Häufig sind die Betonwände der Toiletten-Häuschen bunt angemalt, häufiger bestehen die Toiletten-Häuschen jedoch auch vier Holzpfählen, welche mit einer schwarzen Plane umspannt worden sind, die als Sichtschutz dienen soll.
Aufgrund der Tatsache, dass ich wegen der Straßenverhältnisse sehr langsam fahren muss, habe ich immer wieder die Möglichkeit, einen Blick in die Häuser zu werfen.
Ich sehe, dass sie größtenteils entweder aus einem einzigen großen Raum bestehen oder zwei Räumen, von welchen einer aufgrund der großen Steinspüle und der Feuerstelle, die sich darin befinden, wahrscheinlich die Küche ist.
Vor den Häusern stehen häufig große Säcke, in welchen sich die Vorräte der Familien befinden. Ich tippe auf Mais und Reis, vielleicht auch Haferflocken.
Besuch des San Ramon Wasserfall
Als ich schließlich am Eingang zum San Ramon Wasserfall ankomme, werde ich herzlich begrüßt. Sprichst du Spanisch oder Englisch? – Beides! Das eine mehr, das andere weniger, sage ich auf Spanisch und grinse. Bueno! Er klopft mir auf die Schulter. Es sind insgesamt 4 Kilometer bis zum Wasserfall. Du kannst den Weg komplett laufen, du kannst aber auch ein Teil mit dem Roller fahren.
Das klingt gut, grinse ich. Chica, wie gut fährst du mit dem Roller? – Ich denke gut. – Sicher? – Ja, schon. – Dann kannst du das erste Stück fahren. Aber es ist wirklich nicht leicht. Und du musst den Roller fahren können.
Wie ist die Strecke? – Sie ist wie der Weg, den du gekommen bist, nur schwieriger. Der Weg ist schlechter und zusätzlich geht es aufwärts. – Aber es ist machbar? – Ja, es ist machbar. Du musst nur muy muy tranquilo fahren. Das wird schon gehen…
Nachdem ich mein Eintrittsgeld (160 Cordobas, 4,30 Euro) bezahlt habe, erklärt er mir den Weg: Zwei Kilometer könne ich mit dem Roller fahren, dann komme ein Parkplatz. Ab diesem müsse ich zwei Kilometer trekken. Verlaufen könne ich mich nicht, da der Weg eindeutig ist.
Auch erhalte ich die Information, dass gerade Trockenzeit herrsche, der Wasserfall daher kein bzw. kaum Wasser habe.
Die 2 Kilometer mit dem Roller sind verdammt anstrengend. Ich brauche beide Hände am Lenker. Teilweise habe ich die Füße auf dem Boden, um einen besseren Halt zu haben. Manchmal muss ich mich ein Stück zurück rutschen lassen, um dann noch einmal anzufahren und die Hügel hoch zu kommen. Die heftige Vibration des Rollers spüre ich in aller Deutlichkeit in meinen Unterarmen.
Es ist eine Weile her, dass ich Roller bzw. Motorrad gefahren bin. Gedanklich stelle ich mich schon auf einen Muskelkater am morgigen Tag ein. Dennoch bin ich froh, dass ich mir bei den Temperaturen die zwei Kilometer Weg zu Fuß sparen kann.
Am kleinen Parkplatz angekommen geht es schließlich durch Gestrüpp und Feldweg in die Wald hinein. Aufgrund der Luftfeuchtigkeit bin ich innerhalb weniger Minuten komplett nass geschwitzt. Zu weiten Teilen führt der Pfad durch den Wald.
An den Stellen, an denen sich keine Bäume befinden, bin ich dankbar für die Entscheidung, einen dünnen Pulli mitgebracht zu haben. Die Sonne ist so heftig, dass ich mir innerhalb weniger Minuten die Schultern verbrannt hätte.
Auch bin ich dankbar für die Eingebung, mich am Morgen für das Tragen meiner Trekkingschuhe entschieden zu haben. In Flip Flops wäre dieser Trekk nicht nur absolut unmöglich, sondern auch wirklich gefährlich. After all, du darfst nicht vergessen, dass ich auf einem Vulkan herum spaziere.
Der Trekk durch den Dschungel ist schön. Bewegung. Natur. Ein Vulkan. Beständig geht es bergauf. Entlang des Pfades im Wald. Durch ausgetrocknete Flussbetten mit riesigen Felsen.
Den Wasserfall erreiche ich binnen 45 Minuten. Wasser führt er jedoch keines. Lediglich ein kleines Geplätschere vor dem Wasserfall existiert. Es ist einfach zu trocken. Die großen Felsen und das Flussbett lassen jedoch vermuten, wie es hier in der Regenzeit aussieht.
Rückweg nach Santa Cruz über San Pedro
Ich mache mich schließlich auf den Rückweg nach Santa Cruz, für den ich gedanklich 2,5 Stunden einplane. Eine kleine Pause möchte ich in San Pedro einlegen. Da mir während meines Trekks durch den Dschungel zum Wasserfall keine Menschenseele begegnet ist, San Pedro nach einem größeren Dorf auf der Maderas-Seite aussieht, ist mir ein wenig nach Menschen – und diese hoffe ich in San Pedro zu treffen.
Die Dörfer, die ich auf dem Weg passiere, sind nahezu ausgestorben. Es bietet sich mir ein ähnliches Bild wie bereits zuvor: Häuser aus Ziegelsteinen oder Brettern.
Doch auch als ich in San Pedro ankomme, erscheint das Dorf wie ausgestorben. Kaum eine Menschenseele befindet sich auf der Straße.
Ich halte an einer kleinen tienda. Betrieben wird sie von einem jungen Nica, der weitaus jünger ist als ich. Seine ebenfalls sehr jung aussehende Frau sitzt am Tisch neben der Tienda und bastelt an einer Art Laterne aus Papier. Neben ihnen sitzt ein Kleinkind im Sand und spielt mit einem Stock und einer leeren Plastikflasche.
Ich grüße freundlich und frage nach einem Kaltgetränk. Der nette Nica geht an die Kühltruhe, zeigt mir vier unterschiedliche Getränke, die zur Auswahl stehen: Wasser, ein Energy Drink, Fanta und Orangensaft.
Ich entscheide mich für den Orangensaft. Was möchtest du für den haben? – 10 Cordobas (27 Cent). Ich blicke mich um. Leer gefegte Straße. Hitze. Sonne. Hohe Luftfeuchtigkeit. Ich nehme drei! Wir wechseln ein paar Worte miteinander. Es ist schön, dass du hier bist. Gefällt es dir? – Danke! Ja, es gefällt mir sehr gut. Die Insel ist super schön. – Letzte Woche hatten wir hier keinen einzigen Touristen. Diese Woche scheint es besser zu sein. Ich lächle. Ich traue mich nicht zu fragen, wie er hier mit seiner Familie überleben kann…
Möchtest du weitere Informationen über meinen Aufenthalt auf Ometepe? Hast du vielleicht auch Lust, Granada, Masaya oder Managua einen Besuch abzustatten? Oder bist du interessiert, wie mein ganz persönliches Nica-Fazit ausfällt? Während meines Aufenthaltes auf Ometepe war ich auch immer darauf bedacht, mit Einheimischen in Kontakt zu kommen und möglichst viel mit ihnen zu sprechen (hier geht’s zum Interview mit einer Nicaraguanerin). Mein ganz persönliches Highlight war hierbei der Besuch von Rosas Familie in Trapiche.
Neben all den Infos, die ich dir auf dieser Seite über meine Reise nach Ometepe geben möchte, findest du hier auch einen Blogbeitrag über Dinge, die du in Ometepe unbedingt unternehmen solltest und Wissenswertes und Reisetipps für deinen Aufenthalt auf Ometepe. Überdies habe ich während meines Aufenthaltes auf Ometepe in meinen Insta-Stories danach gefragt, was meine Leser gerne über Ometepe wissen möchten.