Mostar – zwei Religionen und Kulturen vereint durch eine Brücke
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Ankunft in Mostar
Die Autobahn, die von Kroatien nach Bosnien-Herzegowina führt, hört circa 20 Kilometern hinter der Landesgrenze auf. In der einen Sekunde sehe ich noch das Autobahn-Ende-Schild, in der nächsten befinde ich mich mitten auf einer Landstraße. Teilweise ohne Seitenstreifen. Teilweise ohne Mittelstreifen. Stattdessen: Teilweise mit Kiesbett, größtenteils aufgerissenem und ausgewaschenem Asphalt und ständig Schlaglöchern. Über mehrere Kilometer schlängelt sich die Landstraße durch Dörfer, Berge hinauf, Berge hinunter.
Schließlich erreiche ich Mostar. Ich bin dezent überfordert. Überfordert deswegen weil sich nicht nur das Straßenbild im Vergleich zu dem, was ich von den vergangenen Tagen von Kroatien und Slowenien gewohnt war, völlig verändert hat, sondern auch das Stadtbild. Außerhalb meines Autos sieht es ganz schön creepy aus. Wohnblöcke. Kasernenstil. Wohnhochhäuser. Halb zerfallene Häuser. Häuser, deren Putz nicht mehr vorhanden ist. Offensichtlich zerbombte Häuser. Graffiti an den Häuserfassaden. Worte und Schriftzeichen, die ich nicht verstehe.
Unweigerlich schießt mir eine Frage durch den Kopf: War es wirklich so eine gute Idee, all die Küstenstädte in Kroatien hinter mir zu lassen und statt dessen nach Bosnien-Herzegowina zu fahren?
Ich beschließe: Ich werde hier nicht bei Dunkelheit durch die Straßen laufen.
Unterkunft Mostar: Das Hotel Vila Park
Als ich an meiner Unterkunft ankomme, kann ich nicht im Hof parken, weil das große Tor verschlossen ist. Ich klingle. Wenige Sekunden später wird mir geöffnet. Parken. Gepäck. Check-In. Beim Betreten des Hotelgebäudes entgeht mir nicht der große Zettel, der an der Eingangstüre hängt. In großen, fett gedruckten Buchstaben steht da: Always lock the door and the gate when leaving! Es ist das erste, auf das mich die Besitzerin beim Check-In aufmerksam macht. Ups, denke ich.
Aber schön ist es hier. Die Besitzerin ist total nett. Sie empfängt mich herzlich. Drückt mir erst einmal eine Coke Zero in die Hand und schickt mich zum Chillen auf die Sonnenterrasse. Nachdem ich mich nach der langen und durchaus anstrengenden Fahrt gesammelt habe, sie mir ein bisschen etwas über Mostar erzählt hat, beziehe ich mein Zimmer.
Hallelujah! Was ein Zimmer! Was ein Ausblick! Kühlschrank, Wlan, Heizung, super sauber – die 20 Euro für das Zimmer hätten nicht besser investiert werden können!
Die Altstadt von Mostar
Nachdem ich meine Trekkingschuhe erneut gegen Flip Flops getauscht, die Haustüre abgeschlossen und das große Tor verriegelt habe, mache ich mich auf in die Stari Grad, die Altstadt, von Mostar. Auf dem Weg dorthin begegnen mir eine Gruppe Jugendlicher, die sich lautstark unterhalten, ältere Menschen, die allein durch die Straßen laufen, zwei Frauen, die sich auf der Straße anbrüllen. Ich lasse meinen Blick schweifen. So richtig wohl ist mir nicht.
Schließlich betrete ich die Altstadt. Diese grenzt sich von der Stadt dahingehend ab, dass der Boden aus unterschiedlichen großen Kieselsteinen besteht. Glatt sind sie. Mit meinen Flip Flops muss ich meinen Gang ordentlich verlangsamen, um nicht jede Sekunde auszurutschen und auf den Steinen zu landen.
(Wenn du ein paar Meter mit mir durch die Altstadt stolpern willst, klicke auf den Link zum Video; zugegeben, es sieht aus, als sei ich höchst betrunken, aber aber, es sind „nur“ die Steine. 🙂 )
Eine Moschee. Ein kleinerer Friedhof daneben. Er entbehrt einen schönen Blick auf den Neretva, den Fluss, der durch Mostar fließt. Ein paar kleinere Geschäfte. Eine weitere Moschee. Lavendelgeruch.
Die kleinen Geschäfte werden zahlreicher. Kleine Cafés. Kleine Restaurants. Snackshops.
Der Lavendelgeruch wird von einen Hauch von Shishatabak abgelöst. Ich folge dem Geruch. Er ist mir durchaus vertraut. Kenne ich ihn doch von meinen zahlreichen Reisen durch arabische Länder. Ich muss sofort an Istanbul denken.
Meine Augen suchen die Geschäfte ab. Lederwaren. Textile Handtaschen. Kaffee- und Teekannen aus Metall. Tee- und Kaffeetassen aus Glas mit bunten Verzierungen. Obststände, die frische Bananen, Mangos und Äpfel verkaufen. Kleine Bäckereien, die Pita, Burek, Croissants und Baguette verkaufen.
Aus nahezu jedem Laden vernehme ich Musik. Einheimische Musik, die ich nicht verstehe. Chartsmusik, die bei uns Zuhause vor ein paar Monaten im Radio rauf- und runtergelaufen ist. ABBA. Pink Floyd. Im Wechsel mit James Blunt.
Kleine rote Plastikstühle stehen vor den Cafés. Wahlweise auch die Art von Terrassenstühlen, die meine Oma einmal besaß.
Schließlich erreiche ich die Stari Most, die Alte Brücke. Während des Bosnienkrieges soll sie gezielt zerstört worden sein, weil sie das Wahrzeichen der Stadt darstellte. Nach dem Ende des Krieges wurde sie in mühevoller Arbeit wieder aufgebaut.
Ich habe Mühe, die Brücke überhaupt hochzukommen, denn die Stufen könnten kaum glatter sein. Ich brauche einerseits die Hilfe des Geländers und andererseits versuche ich, von Zwischenabsatz zu Zwischenabsatz auf der Brücke zu laufen. Offensichtlich bin ich nicht die einzige, die hier so ihre Problemchen hat.
Ich beobachte, wie die Menschen versuchen, sich über die Brücke zu schaffen. Immer wieder ins Rutschen kommen. Ich spüre, wie ich bei meinem Versuch beobachtet werde. Lächeln. Sich mir entgegenstreckende Hände, die mich die letzten beiden Meter auf die Brücke ziehen.
Done! Wow! Ein traumhafter Blick offenbart sich mir von der Brücke herunter in die Stadt und in das nähere Umland.
In der Sonne liegende Menschen am Wasser. In den Cafés sitzende Menschen. Ich entscheide mich für eine kleine Pause in einem Café an der Brücke. Als der Kellner kommt, fragt er mich: Beer? Ich lache. Schüttle den Kopf. Wine? – No, thank you. I am not into alcohol. Es gibt Kaffee. Türkischen Kaffee.
Ich setze meinen Spaziergang auf der anderen Seite der Brücke fort. Ich habe das Gefühl, durch einen Bazar in Istanbul oder einen Suq in Marrakesch zu laufen. Ich habe das Gefühl, meinen Kaffee gerade in Jordanien getrunken zu haben.
Alles ist hier irgendwie völlig neu für mich und doch irgendwie seltsam vertraut.
Ich mache mich auf die Suche nach einem Restaurant, in welchem ich zu Abend essen kann. Die Speisekarte ist ein wilder Mix aus den verschiedensten Sorten Fleisch – von Burger, über Cevapcici, Hühnchen, Schwein und Fleischsorten, die ich nicht übersetzen kann – und unterschiedlichsten Gemüse- oder Fast Food-Gerichten findest du hier alles. Die Getränkekarten bestehen aus Wein, Bier und Cocktails, alkoholfreien Drinks und Heißgetränken.
Zwei Religionen. Zwei Kulturen. Zwei Altstadtviertel. Eine Stadt. Eine alte Brücke. Ein harmonisches Miteinander. Diese Stadt ist der lebende Beweis dafür, dass Christentum und Islam sehr wohl problemlos miteinander auskommen und friedlich zusammen leben können.
Es ist dunkel, als ich am Abend zu meiner Unterkunft zurückkehre. Begleitet von ABBA, dem Gesang des Muezzin, umgeben von Shishatabak und einem Hauch von Lavendel haben sich all die Sorgen, all die Ängste und all die Befürchtungen des Nachmittages in Luft aufgelöst…
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