Willkommen in der Republika Srpska: Ein Reiseführer für Trebinje
Ich habe nicht gezielt geplant, auf meinem Weg von Mostar zum Monastir Ostrog einen Zwischenstopp in Trebinje einzulegen. Da die Strecke von Mostar zum Kloster mit mindestens vier Stunden Fahrtzeit angegeben war, empfand ich es jedoch als sinnvoll, irgendwo einen Zwischenstopp zur Mittagszeit einzulegen. Trebinje bot sich hierfür an. Informationen im Internet über die Stadt sind jedoch rar gesäht. Denn Trebinje ist ja nun nicht unbedingt ein Ort in Bosnien-Herzegowina, den man als touristisch erschlossenen Ort bezeichnen würde. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, einen kleinen Reiseführer für Trebinje zu schreiben und der Stadt einen eigenen Beitrag zu widmen.
Die Republika Srpska
Wenn du Menschen erzählst, dass du in die Republika Srpska fährst oder gefahren bist, wird in 90% aller Fälle die Antwort folgende sein: Die Republik was?
Hierzulande wird die Republika Srpska häufig und fälschlicherweise als „Serbische Republik“ bezeichnet. Weil ich hier keinen geschichtlichen Abriss geben kann und auch nicht möchte, lediglich ein paar kurze Infos zur Republika Srpska: Sie existiert seit dem Bosnienkrieg und besteht aus dem Norden und Osten Bosniens und dem Osten der Herzegowina. Auch der östliche Teil von Sarajevo gehört dazu. Sarajevo ist laut Verfassung die Hauptstadt der Republika. Faktisch ist es jedoch seit 1998 Banja Luka.
Zwischen Mostar und Trebinje: Ein Besuch der Vrelu Bune
Trebinje liegt knapp 120 Kilometer entfernt von Mostar. Für die Strecke von Mostar nach Trebinje benötigst du fast zwei Stunden. Entscheidest du dich, auf deinem Weg noch einen kleinen Abstecher zur Vrelu Bune zu machen, musst du mit etwa zwanzig Minuten mehr Fahrtzeit und einem kleinen Umweg von circa 15 Kilometern rechnen.
Der Umweg lohnt aber durchaus. Die Bunaquelle ist die stärkste Quelle des Landes, liegt circa 10 Kilometer südlich von Mostar und entspringt aus einer mega hohen Felswand. Unterhalb des Felsens quillt sie hervor. Kommst du auf das Gelände, führt ein kleiner Weg zur Quelle. Direkt am Eingang befindet sich ein Tickethäuschen (Öffnungszeiten: 8 – 17 Uhr, Eintritt: 3 KM).
Als ich um kurz vor 8 Uhr dort aufschlage, fegt ein junger Mann gerade den Weg zur Quelle. Das Kassenhäuschen ist unbesetzt. Ich frage höflich, ob ich bereits einen Blick auf die Quelle werfen dürfe. Freundlich nickt er mir zu. Eintrittsgeld verlangt er keines von mir.
Merke: The early bird catches the worm! 🙂
Die Stadt Trebinje
Die Stadt verzeichnet knapp 32.000 Einwohner, bei denen es sich mehrheitlich um bosnische Serben handelt. Auch wenn die Einwohnerzahl nicht unbedingt den Schluss zulässt, dass es sich bei Trebinje um eine wirklich große Stadt handelt, so ist sie doch nach Mostar immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes.
Anfahrt in die Altstadt von Trebinje
Nachdem ich das Ortsschild passiert habe, folge ich zunächst brav dem Schild Centar und relativ bald einem, das mich in die „Old Town“ führen soll. Es geht einmal quer durch die Stadt, entlang einer breiteren Straße, die für mich wie eine Hauptstraße aussieht. Ich folge dem Straßenverlauf. Und plötzlich bin ich wieder aus der Stadt raus. Ich muss ein Hinweisschild zur Old Town verpasst haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Ich wende. Sehe das Schild erneut. Folge dem Straßenverlauf. Ortsende. Ich drehe wieder und beschließe, den nächsten freien Parkplatz zu nehmen und mich zu Fuß auf die Suche nach der Old Town zu machen. Schnell werde ich zumindest parkplatztechnisch fündig und stelle mein Auto in einer kleinen Straße direkt vor der serbisch-orthodoxen Kirche ab (Parkplatzmöglichkeiten: siehe Markierungen in der Karte am Ende des Beitrages).
Kleiner Reiseführer für Trebinje
Auch wenn ich schon zig Kirchen in den vergangenen Tagen gesehen und besichtigt habe, gehe ich trotzdem hinein. Süß ist sie. Kein mega Prunk. Keine Übertreibung. Einfach nur süß. Und bunt.
Neben dem Eingang der Kirche befindet sich ein Park, von welchem aus ich auf der anderen Straßenseite ein paar Cafés und einen weiteren, niedlich aussehenden, kleineren Park mit einer Statue – es ist Jovan Ducic, ein lokaler Held – sehen kann.
Fälschlicherweise gehe ich davon aus, dass es sich hierbei um die Old Town handelt. Fälschlicherweise. Denn als ich in dem kleinen Park und vor dem Café stehe, meinen Blick schweifen lasse, sehe ich rechter Hand eine große Steinmauer, einen Taxistand und einen Torbogen. Neugierig wie ich bin laufe ich auf die andere Straßenseite. Stehe vor dem Torbogen. Es ist der Zugang zur Old Town.
Eine Moschee. Zig Cafés. Zahlreiche Einheimische, die hier sitzen und ihren Vormittagskaffee genießen. Es sieht super gemütlich aus. Zur vollständigen Gemütlichkeit am Vormittag fehlt mir jedoch etwas: Der Platz an der Sonne! Denn auch wenn die Altstadt größtenteils sonnendurchflutet ist, liegen die Cafés weitestgehend noch im Schatten.
Dieser Umstand und ein Hungergefühl, das sich langsam aber sehr sehr deutlich bemerkbar macht, lassen mich zurück in das Stadtzentrum kehren. Dort, auf dem großen Platz mit dem Denkmal, sehe ich im Schaufenster einer Bäckerei nicht nur zahlreiche leckere süße Stückchen, Baguettes und Brote, sondern auch Burek. Riesenburek!
Übrigens das leckerste Burek, das ich während meines Aufenthaltes in Bosnien-Herzegowina gefuttert habe. Du musst es unbedingt kosten. Du wirst zwar den restlichen Tag pappsatt sein, aber jeder einzelne Bissen des leckeren gebackenen Blätterteigs lohnt sich.
Ich schlendere über den Marktplatz. Einige Einheimische haben auf dem großen Platz ihre Stände geöffnet. Sie verkaufen Obst, Gemüse, getrocknete Früchte, Käse aus eigener Herstellung, in Olivenöl eingelegten Schafskäse, Oliven, Paprika, Knoblauch, Kohl und vieles mehr. Es sieht alles sehr lecker und vor allem sehr frisch aus. Und so komme ich nicht umhin, mir die Stände ein wenig aus der Nähe zu betrachten.
Schnell komme ich mit einer Frau ins Gespräch. Wobei die Bezeichnung „Gespräch“ deutlich übertrieben ist. Ich spreche nämlich kein Wort bosnisch. Und sie spricht kein Wort Englisch. Alternativen an weiteren gemeinsamen Sprachen: Keine. Was in solchen Situationen aber immer funktioniert, ist die Zeichen- und Lautsprache und das Handy. Ich interessiere mich für ihren Käse und ihre getrockneten Früchte. Es gibt Käse aus Muuuh und Käse aus Määäh. Bei dem in Olivenöl eingelegten Käse handelt es sich ebenfalls um Määäh-Käse. Und Feigen. Aufgezogen auf eine Kette. Verhandlungen über den Preis geschehen über den Taschenrechner auf dem Handy.
Dass ich bei meiner kleinen Shoppingtour das Aufsehen des ganzen Marktes auf mich ziehe und hinterher mehr Menschen um mich herum als an den Ständen stehen, bemerke ich erst später. Zu sehr bin ich in Muuuh– und Määäh-Käse-Kauf vertieft. Schulterklopfen. Freundliches Nicken. Daumen hoch. Bilder. Händeschütteln. Diese Sprache spricht jeder. Diese Sprache versteht jeder. Diese Sprache vereint uns alle auf dieser Welt.
Ich ziehe weiter und bahne mir meinen Weg durch die Straßen auf der Suche nach einem Café in der Sonne. Das Sprachproblem bleibt zwar bestehen, aber das Wort „Kaffee“ war noch nie ein Problem und wird in den unterschiedlichsten Sprachen problemlos verstanden.
Gegenüber des Café „Carpe Diem“ werde ich schließlich fündig: Mein Platz an der Sonne!
Auf meinem Rückweg zum Parkplatz entdecke ich das Denkmal für Soldaten, die bei der Verteidigung der Stadt gefallen sind.
Als wunderschön und geradezu malerisch empfinde ich die Straße entlang des Trebisnjica Flusses. Mehrere Brücken in Trebinje überqueren diesen Fluss. Eine davon ist die Arslanagica Brücke. Fährst du an dieser vorbei, gelangst du automatisch wieder aus der Stadt heraus.
Heading for Monastir Ostrog
Knapp zwei Fahrtstunden (inklusive eines völlig reibungslosen und schnellen Grenzüberganges mit viel Plauderei mit den Grenzbeamten auf beiden Landesseiten – hier scheint nicht allzu viel tagsüber zu geschehen) trennen mich nun noch vom Monastir Ostrog.
Auch wenn die Strecke teilweise recht anstrengend und kurvenreich ist und aufgrund der Zeitangabe vielleicht langwierig erscheinen mag, vergeht die Zeit bis zum Kloster wie im Flug. Denn der Weg dorthin ist ein einziger Traum. Fluss. Berge. Seen. Canyonartige Landschaften. Sonne. Ich brauche länger als geplant, weil ich alle paar Kilometer für einen kurzen Fotostopp an die Seite fahren muss.
Mein Fazit zu Trebinje
Kaum 30 Kilometer ist Trebinje von Dubrovnik entfernt. Zwischen den beiden Städte scheinen jedoch Welten – für manche vielleicht sogar Universen – zu liegen. Trebinje ist keine touristische Stadt. Trebinje ist auch nicht wirklich vorbereitet auf Touristen. Und manch einer möge sicherlich auch den Eindruck haben, dass Trebinje nichts zu bieten hätte. Das Gegenteil ist der Fall.
Ich empfand Trebinje als beeindruckend, sehr gastfreundlich und entspannend. Beeindruckend, weil hier eben noch nicht touristisch Hand angelegt wurde. Gastfreundlich, weil du sofort ins Gespräch mit Einheimischen kommen wirst. Und entspannend, weil du hier einfach Du sein kannst – das entschleunigt.
Die Google Maps-Karte mit allen eingetragenen Hot Spots,Parkplatzmöglichkeiten etc. findest du hier.
Mostar – Trebinje – Sarajevo: Altstadt von Sarajevo / Sarajevo Tunnel –
Meine Highlights in BiH – Meeting of Cultures: Die Menschen in BiH – Fotoparade 2-2017