Madaba, Mount Nebo, das Tote Meer, Ma’in, Kerak – death by first travel day ;-)

Relativ früh – und nach nur vier Stunden Schlaf ziemlich unausgeschlafen – machte ich mich gegen 8.30 Uhr am Flughafen Hotel los, holte meinen Leihwagen ab und fuhr auf mehr oder weniger direktem Weg zu Mount Nebo. Einen kurzen Abstecher machte ich zuvor in Madaba.

Madaba

Nur ein paar Kilometer vom Flughafen entfernt liegt Madaba mit seinen etwa 40.000 Einwohnern. Der perfekte Ort, um ein bisschen Fahren in der Stadt zu üben und zu schauen, wie die Jordanier Auto fahren. Ich hatte mich ein bisschen auf ägyptische Verhältnisse eingestellt. Ein bisschen ist das auch so. Aber grob konnte ich erkennen, dass so etwas wie Vorfahrtsregeln zu existieren scheinen. Ansonsten gilt aber grundsätzlich: Derjenige, der größer, stärker und schneller ist, hat Vorfahrt. Und auf der Landstraße fährt sowieso jeder, wie er will. Zu sehen gibt es in Madaba die Apostelkirche, das Archäologische Museum, das Madaba Museum und die King Hussain Moschee, deren goldglänzende Kuppel bei Sonne aussieht wie ein Ort, der aus 1001 Nacht entsprungen ist.

Mount Nebo

Etwa 10 Kilometer westlich von Madaba – an der Stelle sei jedoch erwähnt, dass man sich von den Kilometern nicht täuschen lassen sollte, denn aufgrund der bergigen, sehr serpentinenartig verlaufenden Straßen kommt man kaum voran – befindet sich Mount Nebo.

Auf diesem 840 Meter hohen Gipfel soll Moses nach dem Empfang der 10 Gebote das Gelobte Land erblickt haben. Der Überlieferung nach soll er dort auch gestorben sein. Bei klarer Sicht hat man einen wundervollen Blick über das Land und kann sogar das Tote Meer sehen. In der Basilika gibt es schöne Mosaike zu bewundern. Sie sollen aus dem 6. Jahrhundert stammen. Be it as it may, wer mit all dem wie ich relativ wenig am Hut hat, kann es sich zur Aufgabe machen, das Kreuz touristenfrei zu fotografieren und den Ausblick auf das Tal zu bestaunen, denn allein dieser ist wirklich Wahnsinn.

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Kleiner Hinweis: Mount Nebo scheint nicht im Jordan Pass enthalten zu sein, so dass man am Eingang 2 JOD Eintritt bezahlen muss. Mögliche Führer sammeln sich vor dem Tor zu Mount Nebo, lassen sich aber problemlos abschütteln (ein „No, thank you“ bedeutet, zumindest nach meinen bisherigen Erfahrungen, in Jordanien tatsächlich „No, thank you“). Alternativ – so habe ich es gemacht – kann man sich einfach mit einem alten Herren (dieser fragte mich am Eingang zu Mount Nebo nach meiner Nationalität, freute sich darüber, dass er ein paar Brocken Deutsch zu sprechen in der Lage war, woraus sich ein nettes Gespräch entwickelte) auf die Mauer setzen und seinen Erzählungen lauschen. Am Ende unseres Gespräches fragte er mich zwar auch, ob ich ihn als guide buchen wolle, reagierte aber auf meine Ablehnung mit einem netten „Take your time up there. It is worth it.

Auf dem Weg zum Toten Meer

Da ich nicht denselben Weg zurück nach Madaba und von dort nach Ma’in zurücklegen wollte wie den, den ich hergekommen war, entschied ich mich für eine Fahrt durch die Berge an das Tote Meer.

Roundtrip: Madaba – Totes Meer – Ma’in – Madaba

Der Umweg war es absolut wert, denn landschaftlich kommt man voll auf seine Kosten. Vor allem die Strecke vom Toten Meer nach Ma’in ist absolut bezaubernd – sie führt durch das Wadi Zarqa Ma’in.

King’s Road von Norden nach Süden

Auf einem Teil der Königsstraße fuhr ich auf meinem Weg nach Dana Village. Vom Berg Nebo führt die Königsstraße über Madaba, das spektakuläre Wadi Mujib, dem Grand Canyon Jordaniens, über Kerak, Dana schließlich nach Petra. Angeblich entspricht diese Straße dem Weg, auf welchem Moses die Hebräer ins Gelobte Land geführt haben soll. Autos sind hier relativ wenig unterwegs – nur ab und zu begegnet man einem Bus oder einem Auto.

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Schließlich kam ich am frühen Abend in Dana Village an. Das Dorf ist komplett aus Steinen und Lehm gebaut, liegt auf einem Bergvorsprung des Wadi Dana. Ein großer Teil der Häuser ist hier mittlerweile unbewohnt und liegt in Ruinen. Der kleine Teil an Familien, die hier noch sesshaft sind, lebt vom Tourismus. Schon der Blick von den jeweiligen Dachterrassen der Unterkünfte ist faszinierend und bietet eine kleine Vorstellung dessen, wie krass es dort unten aussieht. Bisher konnte ich nur von oben einen Blick erhaschen – im Laufe des Tages wird sich dies aber sicherlich ändern.

Blick von der Dachterrasse in Dana Village auf Dana NP
Blick auf Wadi Dana

Gastfreundschaft in Jordanien

Abgesehen von der Landschaft bin ich von den Jordaniern total fasziniert. Noch nie kam ich in einer solch kurzen Zeit in einem Land so schnell mit Einheimischen ins Gespräch und noch nie habe ich eine Herzlichkeit und Gastfreundschaft gepaart mit einer solchen Offenheit erlebt. Sicherlich gibt es Ausnahmen, aber eine Erfahrung hat bereits gestern nachträglich Eindruck hinterlassen: Auf meinem Weg von Madaba nach Kerak wollte ich eine kurze Rast einlegen. An der Landstraße hielt ich vor einem kleinen Shop, bei dem ich einen arabischen Kaffee besorgen wollte. Als ich den Besitzer des Ladens nach einer Toilette fragte, rief er eine seiner Töchter herbei. Diese ließ mich nicht nur das Bad der Familie benutzen, sondern lud mich auch direkt zu den anderen Familienmitgliedern zum gemeinsamen Beisammensein ein. Da es unangemessen ist, eine solche Einladung auszuschlagen, willigte ich ein, dachte mir, ein paar Minuten Zeit könne ich problemlos aufbringen.

Über eine Stunde saß ich mit der Familie zusammen, trank Kaffee, versuchte mich mit Händen und Füßen zu verständigen, denn Englisch sprach hier niemand. Auch meine Arabisch-Kenntnisse reichen über basic survival skills, wie min fadlik (bitte), schukran (Danke), marhaba (hallo), ma’s salama (Tschüss), ismi Manu (Ich heiße), in shalla (so Gott will), al-h amman (Toilette 😉 ), kam siru (was kostet) und die Zahlen von eins bis fünf leider nicht hinaus.

Umso witziger eigentlich, dass extra eine Freundin der Familie angerufen wurde, die versuchte, am Handy zu übersetzen, worüber wir sprechen wollten. „Photo, Photo“ gab es natürlich ebenfalls und nach mehreren Bechern Kaffee, zig Walnüssen – die Kinder brachten mir bei, wie man Walnüsse mit einem Schlag aufbekommt (schmerzhaft!), vielen Fotos und liebevollen Erinnerungen fiel sogar der Abschied ein wenig schwer.

 

Foto, Foto - Jordan encounter
Foto, Foto – Jordan encounter
Foto, Foto - Jordan encounter
Foto, Foto – Jordan encounter

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