Drei Tage auf der Station Las Guacamayas – welcome to the jungle!
Drei Tage auf der Station Las Guacamayas – welcome to the jungle!
Die Station Las Guacamayas – Historisches
In den 1990er Jahren wurden Orte des Nationalparks Laguna del Tigre zum Zentrum illegaler Handlungen wie Abbau von Edelhölzern, archäologische Plünderungen, Jagd und Wildtierhandel bekannt. Drogen waren dabei wahrscheinlich auch im Spiel. Aber Offizielles gibt es dazu nicht viel. All dies motivierte den Bau der biologischen Station Las Guacamayas, da das Projekt aufgrund seines enormen biologischen und archäologischen Reichtums als Schlüssel für die Erhaltung des Waldes des Nationalparks Laguna del Tigre angesehen wurde.
Doch das Projekt hatte einen äußerst schwierigen Start und kämpfte über lange Zeit hinweg gegen die Kriminalität. Dies ging sogar soweit, dass die Station im Jahr 1998 niedergebrannt wurde. Nach zahlreichen Gesprächen über die Bedeutung der Station Las Guacamayas kehrte schließlich Ruhe ein.
Im August 2008 wurden die Verwaltungsrechte erworben und mit der Restaurierung und dem Umbau der gesamten Infrastruktur begonnen.
Heute arbeiten die Guacamayas eng mit den benachbarten Gemeinden zusammen. Zusammen arbeiten sie an sozialen und ökologischen Projekten, um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, erhalten dabei zentrale natürliche Ressourcen und schaffen Arbeitsplätze.
Die meisten der Angestellten auf der Station Las Guacamayas kommen tatsächlich aus Paso Caballos. Für gewöhnlich sind sie 15 Tage auf der Station und haben dann sechs Tage frei, bevor sie wieder zum Dienst auf der Station antreten.
Las Guacamayas in Guatemala – Lage
Die Station Las Guacamayas liegt circa 80 – 90 Kilometer nordwestlich von Flores. Theoretisch ist es möglich, die Strecke von Flores nach Paso Caballos mit dem eigenen Auto zu fahren. Allerdings kann ich dir nur davon abraten.
Als ich mich mit meinen befreundeten Kollegen über die Strecke von Flores nach Paso Caballos unterhielt und dabei die Frage stellte, ob ich das mit dem eigenen Auto fahren könnte, sagten die beiden: „Ja, geht.“
Eine Anekdote aus der Vergangenheit
Während ich im Pickup kurz hinter Flores saß, dachte ich ebenfalls: „Ja, geht.“ Unweigerlich musste ich aber dabei grinsen. Denn vor drei Jahren hätte ich gesagt „Nein, geht nicht“.
Ich erinnere mich als sei es gestern gewesen. Dieselben Personen. Dasselbe Thema (Geht eine bestimmte Strecke mit dem eigenen Auto). Dieses Mal ging es allerdings nicht um eine Fahrt in den Dschungel, sondern um eine Fahrt zum Vulkan Pacaya. Meine Kollegin sagte damals zu mir: „Ja, also ohne ist das nicht. Da hoch. Die Straße ist echt nicht gut. Da musst du echt fahren können.“
Heute, drei Jahre später, stellt die Fahrt auf den Pacaya für uns eine Sonntagsfahrt dar, die man „mal schnell“ am Nachmittag nach dem Nachmittagsunterricht machen kann, um zum Sonnenuntergang auf den Vulkan Pacaya zu steigen oder um dort Pizza zu essen. Das einzige, das dabei wirklich einfach gar nicht geht, ist der viele Verkehr stadtauswärts.
Die Strecke von Flores nach Paso Caballos
Die Strecke von Flores nach Paso Caballos ist durchaus mit dem eigenen Auto machbar. Du brauchst dafür auch nicht gezwungenermaßen einen 4×4. Ein SUV reicht völlig aus.
Aber ich kann dir eines sagen: Spaß machen wird sie dir nicht. Wenngleich ich mir während der 2,5-stündigen Fahrt nach Paso Caballo sicher war, dass ich das tatsächlich selbst hätte fahren können, war ich gleichzeitig dankbar dafür, einfach mal auf dem Beifahrersitz zu sitzen und mich nicht auf die Unwegbarkeiten einer Schotterpiste konzentrieren zu müssen. Statt dessen konnte ich einfach mal gechillt aus dem Fenster schauen und die Natur genießen.
Kurz hinter Flores, genauer gesagt nach 15-20 Minuten Fahrt, biegst du von der Hauptverkehrsstraße links ab. Ab dann hast du Schotterpiste. Schotterpiste in unterschiedlichen Schottergraden und mit unterschiedlich großen Schlaglöchern. Diese sind teilweise so groß, dass ich mich darin hätte verstecken können. Gleichzeitig lassen sie sich aber gut umfahren.
Nach den ersten 30 Minuten Fahrt wirst du das Handynetz verlieren. Das kommt erst nach circa 1,5 Stunden auf einer kleinen Anhöhe wieder – dort stieg mein Fahrer aus, um dem Lancha-Fahrer Bescheid zu geben, dass wir im Anmarsch seien. Danach verliert es sich wieder. Es wird das letzte Mal sein, dass du hier eine Verbindung nach draußen hast: Während die Telefonverbindung in der Eco Lodge durchaus an manchen Orten funktioniert, gibt es keine mobilen Daten.
Die ersten 45 Minuten Fahrt – bei circa 25-40km/h – sind super machbar. Es scheppert zwar, aber komplizierte Teile gibt es kaum. Auch die Streckenführung ist nicht kompliziert: Es geht einfach immer geradeaus.
Dann jedoch gibt es einen Streckenabschnitt, der weniger witzig aussieht, denn große Steine liegen auf dem Weg, die du umfahren musst, jede Menge Schotter, auf welchem du großes Potenzial hast, dass du ins Rutschen kommst und gleichzeitig geht es aufwärts. Eine blöde Mischung, die Autofahrer-Skills erfordert – und manchmal auch ein Zurücksetzen oder zumindest ein sehr genaues Beobachten des Weges.
Nach circa 1,5 Stunden Fahrt gabelt sich der Weg schließlich und es geht rechts ab. Ab diesem Zeitpunkt ist die Streckenführung eigentlich nur noch normale Schotterpiste. Ab und an ist diese Piste mit Wasser überschwemmt und du wirst nicht immer einsehen können, wie tief dieses geht, aber wenn du am Rand bleibst, dann wird auch das relativ gut funktionieren.
Circa 15-20 Minuten vor Paso Caballos wirst du an eine Schranke gelangen. Dies ist der offizielle Eingang zum Nationalpark Tigre. Der Wächter dort wird dein Autokennzeichen aufschreiben, dich eventuell auch nach deinem Pass fragen.
In Paso Caballos angekommen, geht es am Ende des Dorfes dann links runter zum Fluss (nicht aus dem Dorf raus fahren, dann bist du zu weit!). Das Stück von der Dorfstraße zum Fluss von circa 100 Metern sieht nochmal ordentlich schlecht aus, aber auch das geht – wenn du nicht gerade da wieder hoch willst und es kurze Zeit zuvor geregnet hat.
Insgesamt wirst du für die Strecke mindestens 2,5 Stunden benötigen – mit meinem Pickup-Fahrer benötigte ich 2 Stunden und 20 Minuten.
Ab dem Dorf Paso Caballos geht es dann auf das Boot. Innerhalb der nächsten 10 bis 15 Minuten wirst du schließlich die Eco Lodge erreichen.
Handysignal: völlig Fehlanzeige! Stromleitungen: Nicht existent! Aufgeladen wir abends am Generator, der für 4 Stunden von 18 bis 22 Uhr läuft!
(Anmerkung: So ganz genau wird es mit den Uhrzeiten übrigens nicht genommen. Während meines Aufenthaltes lief der Generator an zwei Tagen bereits ab 15 Uhr und wurde erst irgendwann nach 23 Uhr abgestellt und am Vormittag meines letzten Tages lief er den kompletten Vormittag ab 9 Uhr. Wenn du überdies sagst, du bräuchtest Strom, um deine Gadgets aufzuladen, wird der Generator auch direkt eingeschaltet. Alles kein Problem also, an Strom wird es nicht mangeln und meine ganzen Powerbanks wären absolut nicht notwendig gewesen. 😉 )
Las Guacamayas – der Reiseplan in der Theorie
In der Theorie sieht der Reiseplan der Station Las Guacamayas folgendermaßen aus:
Tag 1:
- 7:30 Uhr Abholung in Flores, Fahrt nach Paso Caballos, Boot zur Station Las Guacamayas
- Beobachtung diverser Tiere
- Mittagessen in der Station
- Nachmittag: Beobachtung der Vögel auf der Station, Wanderung zum Mirador Las Guacamayas mit Beobachtung der Tiere und Sonnenuntergang
- Abendessen
- Nächtliche Fahrt auf dem Fluss, Erkundung des San Pedro Flusses
Tag 2:
- Frühstück um 6 Uhr
- Tour über den Fluss
- Wanderung zur Mayastätte Waka
- Mittagessen
Tag 3:
- Sonnenaufgang Mirador
- Frühstück
- Kolibris
- Mittagessen
- Rückkehr nach Flores
Die Eco Lodge der Guacamayas – Anlage, Zimmer, Verpflegung
Die Eco Lodge der Guacamayas ist ein kleiner Schatz mitten im Nirgendwo. Mit einem kleinen Boosanleger, einem Haupthaus, einem Restaurant-Bereich, mehreren kleinen Bungalows, die alle samt durchaus einfach aber stilvoll ausgestattet sind und einem kleinen Pool.
In den Zimmern unterschiedlicher Größe befinden sich ausnahmslos immer: Bett unterschiedlicher Größen und Anzahl, ein Bad mit Dusche und WC, Handtücher, Seife, Flasche Wasser, Gläser, Schrank mit Kleiderbügeln, ein Ventilator an der Decke und ein Moskitonetz über dem Bett.
Vor einigen Zimmern gibt es extra Sitzgelegenheiten mit Blick auf den Fluss, die du aber auch nutzen kannst, wenn dein Zimmer nicht direkt an der Terrasse liegt.
Die Anlage ist insgesamt sehr gepflegt und in einem sehr guten Zustand. Es gibt jede Menge Kolibris, überall hörst du Geckos und Brüllaffen und siehst kleine Reptilien durchs Gebüsch flitzen. Mit etwas Glück huscht auch einmal ein Fuchs an dir vorbei. Mir ist es übrigens passiert, dass ich beim Spazieren auf den Weg fast auf eine Schlange getreten bin. Dabei war die gar nicht mal so klein, aber, naja, ich war mit den Gedanken wohl noch bei den Kolibris.
Auch das Essen ist sehr lecker und ausreichend – zumindest an den Tagen, an denen du nicht 14 Kilometer durch den Dschungel zur Mayaruine läufst. 😉 Zum Frühstück erhältst du ein typisches Chapin-Frühstück, zum Mittagessen mit großer Wahrscheinlichkeit Putensteak oder ein Stück gegrilltes Fleisch mit einer Gemüse-Variation und Tortillas und zum Abendessen entweder gedünsteten Fisch mit Kartoffeln oder ein Steak mit Reis.
Kosten für einen Aufenthalt auf der Station der Las Guacamayas
Zugegeben, der ganze Spaß ist nicht unbedingt günstig. Während eine reine Übernachtung mit circa 400 Quetzales und die Abholung in Flores mit Q500 zu Buche schlägt, hängt der endgültige Preis aber natürlich davon ab, was du tatsächlich auf der Station der Las Guacamayas machen möchtest und vor allem auch davon, mit wie vielen Personen du kommen wirst.
Die Abholung für Q500 klingt auf den ersten Blick sehr teuer. Bedenkst du dabei aber, dass du von wahrscheinlich zwei Personen abgeholt werden wirst, die den Weg aus dem Dschungel auf sich nehmen und dann wieder rein fahren müssen, wird dir schnell klar werden, dass von den Q500 bereits Q300 allein Sprit- und Wartungskosten sind.
Auch ist es so, dass es auf der ganzen Anlage nur Strom über den Generator gibt und die ganzen Nahrungsmittel, die für dich zubereitet werden, beschafft werden müssen. Auf der Station Las Guacamayas sind mehrere Menschen angestellt, die den Betrieb auch dann am Laufen und die Anlage sauber halten, wenn keine Gäste da sind.
Ich möchte dir hier gar nicht im Detail sagen, was ich für meine drei Tage bezahlt habe. Das liegt aber nicht daran, dass ich daraus ein Geheimnis machen möchte, sondern weil ich mit Giovanni aufgrund der Tatsache, dass ich völlig alleine anreiste, noch ein wenig am Preis gedreht habe.
Schreib‘ ihm doch einfach eine Nachricht und frag‘ ihn nach einem Angebot: +502 3106 3568
Drei Tage auf der Station Las Guacamayas – lohnt sich das? Ist das ein Highlight?
Ja, ganz entschieden ja! Wenngleich ich die Wanderung zur Mayaruine El Peru Waka in meinem ganzen Leben nicht mehr machen würde – das war echt anstrengend – so würde ich immer wieder hier her kommen. Die Vormittage auf der Terrasse mit den zig Kolibris, die wie wild um mich herum kreisen, deren Wind von ihren Flügelschlägen ich noch immer an meinen Schultern spüren und das Gebrumme ich noch immer vernehmen kann, werde ich ganz sicher niemals vergessen.
Ich spiele in der Tat sogar mit dem Gedanken, meine nächsten Osterferien hier zu verbringen. Dieses Mal aber würde ich definitiv Matute mitnehmen.