desert castle run in Azraq & sightseeing in Amman
Amman und die Wüstenschlösser
Fahrt nach Azraq
Etwa eineinhalb Stunden Fahrt liegen zwischen Amman und Azraq. Je nach Uhrzeit und Ausgangsort variiert dies natürlich. Dead Sea-Road und King’s Highway-verwöhnt wie ich aus den vergangenen Reisetagen war, empfand ich die Strecke als nicht allzu schön. Landschaftlich gab es außer Wüste kaum etwas zu sehen. Und das, was man zu sehen bekam, erschien mir teilweise wirklich etwas als spooky. Nicht nur ließen mich die wiederkehrenden Hinweisschilder auf den Irak und Saudi-Arabien innerlich zucken, nein, an der mir ewig erscheinenden Landstraße liegen auch zig Flüchtlingscamps. Alle paar Kilometer stehen Panzer oder andere militärische Fahrzeuge, allesamt in Richtung Irak gerichtet.
Azraq
Ein kleines Örtchen von wenigen Einwohnern. Sicherlich einmal ein recht wohlhabender Ort – die zahlreichen Restaurants am Straßenrand und zig Stühle, die zusammengeklappt unter deren Dächern stehen, zeugen davon – aber das war vor dem Einbruch des Tourismus hier. Azraq ist der letzte Ort in Jordanien, denn hier geht es nördlich in den Irak und südlich in Richtung Saudi-Arabien. Ein bisschen gespenstisch ist es schon, wenn man an der einzigen großen Kreuzung des Ortes dann Richtung Irak abbiegt.
Die Wüstenschlösser
Warum ich nach Azraq gefahren bin? – Wegen der Wüstenschlösser. Insgesamt gibt es im Umkreis von circa 30 Kilometern drei Wüstenschlösser: Qasr Amra, Qasr al-Azraq und Qasr al-Kharana. Zwei davon habe ich heute besucht und davon möchte ich dir berichten.
Qasr al-Azraq
Berühmtheit hat dieses Schloss (natürlich) einmal mehr durch Lawrence von Arabien erlangt, denn dieser kampierte hier und bereitete den Sturm auf Damaskus vor. Die schwarzen Basaltsteine sind noch immer recht gut erhalten, wenngleich die oberen Stockwerke des Schlosses durch ein Erdbeben Anfang des 20. Jahrhunderts zerstört wurden.
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Qasr Amra
Dieses ist das besterhaltene Wüstenschloss und wurde 1999 zum Unesco-Welterbe erklärt. Im 8. Jahrhundert war es das Badehaus und Lustschloss des Kalifen Walid I. Rein von außen betrachtet besticht es durch seine harmonischen, runden Formen. Vor dem Eingang liegt ein 24 Meter tiefer Brunnen, der den früheren Hammam mit Wasser versorgte. Im Inneren des Schlosses sind Fresken der damaligen Zeit zu sehen. Sie zeigen – das ist das Ungewöhnliche daran, denn im späteren Islam kommt dies nicht mehr so vor – unbekleidete Frauen und Menschen beim Feiern, Tanzen und Trinken. Noch heute lässt sich das frühere Bad mit Abkühlraum und Thermalbad nachvollziehen. Letzteres besitzt sogar eine Kuppel, in welcher der Himmel und die Sternzeichen dargestellt sind.
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Nach meiner spontanen Führung und einem sehr ausgedehnten Tee-Plausch mit Hakeem ging es schließlich zurück nach Amman.
Amman
Wahnsinnig könnte man werden, aber nicht wegen des Verkehrs (mal ehrlich, in manchen deutschen Großstädten geht es ab einer gewissen Uhrzeit ähnlich zu wie in Amman: Unfälle, Stau durch Gaffer, hupende Autos, Fahrer, die zu langsam auf der linken Spur fahren, aber wenigstens kann man hier straffrei rechts überholen), sondern wegen der zig Hügel, über die sich die Stadt erstreckt. Hoch, runter, hoch, runter, scharfe Kurven, kleine Gassen und natürlich dreispurige Fahrbahnen, die mit fünf nebeneinander fahrenden Autos, LKW oder Bussen befahren werden. An sich nicht schlimm, du musst einfach im flow bleiben. 😉
In Amman gibt es sehr bedeutende archäologische Stätten. Von ein paar werde ich nun erzählen. Und da man in Jordanien eigentlich überall parken kann, wo frei ist, habe ich natürlich direkt am Eingang mein Auto abgestellt. 😉
Jabal al-Qalaa (Zitadelle)
Der Hügel bietet einen perfekten Ausblick über Amman, die Altstadt und das Römische Theater.
Auf diesem Gelände gibt es zahlreiche Ruinenfelder aus den unterschiedlichsten Epochen.
Der Omayyaden-Palast
Dieser ist aus dem 7. bzw. 8. Jahrhundert und Teil der Zitadelle. Er soll Sitz des Gouverneurs von Amman gewesen sein.
Die byzantinische Kirche
Wenige Meter vom Herkules-Tempel entfernt befinden sich die Säulen einer byzantinischen Kirche. Es handelt sich hierbei um die Reste einer Basilika aus dem 6. Jahrhundert, für deren Bau witzigerweise teilweise Steine des Herkules-Tempels verwendet worden sein sollen.
Das Archäologische Museum
Das Archäologische Museum befindet sich ebenfalls auf dem Zitadellenhügel. Hier sind die wichtigsten jordanischen Ausgrabungen ausgestellt – Jordan style, also durcheinander und ohne didaktische Aufbereitung, aber Letztere wird zu manchen Landesteilen ja sowieso etwas überbewertet.
Das Römische Amphitheater
Es ist das größte Theater von ganz Jordanien und bietet über 6.000 Zuschauern Platz. Im 2. Jahrhundert wurde es unter Kaiser Antoninus Pius in einen Berg geschlagen.
Der Herkules-Tempel
Bei diesem handelt es wahrscheinlich um das eigentliche Herzstück der Zitadelle. Er wurde unter Marc Aurel im 2. Jahrhundert gebaut. Nur einige wenige riesige Säulen erinnern noch an die ursprüngliche Größe des Bauwerkes. Zusammen mit dem Amphitheater ist er sicherlich das bedeutendste römische Überbleibsel. Irgendwie hat er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Artemis-Tempel in Ephesus.
Bilder Zitadelle
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Das Sufra Restaurant
Sightseeing macht enorm hungrig und so folgte ich einer Empfehlung und besuchte das Sufra Restaurant in Amman. Die Mezze waren in der Tat fantastisch. Ich hätte mich daran tot futtern können. Als ich jedoch dem Kellner mein viertes Mezze diktiert hatte und diese durch eine Suppe ergänzen wollte, riet er mir davon ab. Ich solle lieber noch etwas bestellen, wenn ich alles gefuttert hätte, da er sowieso davon ausgehen würde, dass ich die vier bestellten Gerichte nicht schaffen würde. Da kennt er mich aber schlecht. Weggeatmet. Zugegeben, die Suppe hätte ich nicht mehr geschafft.
Trotz des durchaus leckeren Essens komme ich aber nicht umhin, eine nur allzu deutliche Kritik auszusprechen:
Weder habe ich jemals während meines Aufenthaltes in Jordanien so sündhaft teuer gegessen – 27 JOD (im Vergleich: mein Buffet in Dana kostete 7 JOD, eine Übernachtung in einem 3-Sterne-Hotel kostet 30 JOD!) für 4 Mezze, eine Pepsi Light und eine Flasche Wasser, die ich nicht bestellt hatte, die aber wie selbstverständlich für mich geöffnet wurde; ich habe sie aus Trotz einfach mitgenommen -, noch bin ich selten so vielen arroganten Menschen an einem Ort begegnet.
Abgesehen von dem Kellner, der meine Bestellung aufgenommen hatte, kam den anderen Bediensteten weder ein freundliches Wort mir gegenüber noch ein nettes Lächeln den anderen Gästen gegenüber über die Lippen.
Natürlich ist mir durchaus bewusst, dass man ein von TripAdvisor und Konsorten hochgelobtes Restaurant nicht mit einem Restaurant an einer Landstraße oder gar einem Einheimischen-Restaurant vergleichen soll/darf (*Ironieoff*), aber mal ehrlich, am Geschmack des Hummus – so viel habe ich hier mittlerweile gelernt – erkennt man die gute Küche; dieser war okay, aber sicherlich nicht überragend – und für den Preis schon einmal gar nicht.
Mein ganz persönliches Fazit: Ich weiß nicht, was für ein Hype das ist, der um dieses Restaurant gemacht wird, aber spar‘ dir dein Geld und investiere es einerseits in die Menschen, die es hier verdient haben und andererseits in wirklich leckere jordanische Küche an anderen Orten. Wo du das am besten kannst, werde ich dir demnächst in einem anderen Blogpost erzählen. Oder vielleicht hast du ja noch einen Tipp?
Sven
April 12, 2017 @ 8:39 pm
Wieder sehr interessant. Probiere auf jeden Fall in der Rainbow Street den Falafelladen Al Quds aus. Auch einen Abstecher in das Café „Old view“ lohnt sich mit seiner atemberaubenden Aussicht.
Viel Spaß und schön im Verkehr mitfließen;-)
Desdemonaaa
April 12, 2017 @ 8:46 pm
Super, danke für den Tipp! Nach der Aktion im Sufra heute brauche ich morgen wieder etwas „Normales“. 😉 Keep flowing, too! 😀