Roadtrip durch Guatemala – Interview mit meiner Mama
Roadtrip durch Guatemala – unsere Reisestationen
Bevor wir uns auf unsere Reise auf die Galapagosinseln begaben, zeigte ich ihr die historische Altstadt von Guatemala Stadt, schlenderte mit ihr durch Paseo Cayala und die Straßen von Antigua. Wir fuhren durch die Zona Zero, dem Ort, welcher durch den Ausbruch des Vulkan Fuego im Juni 2018 völlig zerstört wurde und die umliegenden Dörfer von Antigua.
Und nachdem wir Matute wieder bei meiner Hundesitterin in San Juan Del Obispo abgeholt hatten, starteten wir unseren Roadtrip Richtung Peten, den Norden Guatemalas. Acht Tage waren wir unterwegs und legten circa 1.200km zurück.
Nach einem zweitägigen Zwischenstopp am Lago Izabal, einer Übernachtung in einer Hütte direkt am See und einem ausgedehnten Spaziergang zu dem dortigen Wasserfall ging es mit einer Kaffeepause in der Finca Ixobel direkt nach El Remate.
Drei Nächte schliefen wir außerhalb von El Remate im Hotel Gringo Perdido und besuchten von dort aus nicht nur die Insel Flores, sondern auch die Mayaruine Yaxha und am Tag darauf endlich Tikal. Denn den Besuch der Mayaruine Tikal wollte ich seit über einem Jahr mit meiner Mama unternehmen und hatte extra gewartet, bis sie nach Guatemala kam.
Schließlich machten wir uns nach zwei Nächten in Lanquin und dem Besuch von Semuc Champey auf den Weg zurück in die Stadt. Dort angekommen nämlich wollten wir noch eine Kaffee-Finca und meine liebe Freundin Mariel in Jocotenango besuchen. Außerdem stand noch ein Souvenir-Kauf auf dem Mercado Central an. 😉
Roadtrip durch Guatemala und unsere gemeinsame Zeit
Bei unseren abendlichen Gesprächen waren die Sicherheitslage, Kleidungsratschläge, Verstecke für Wertsachen, Hinweise darauf, dass das Handy in der Wohnung bleiben sollte, die krassen Kontraste des Landes und die wundervolle Natur und vor allem noch gelebte und magische Kultur Themen.
Ich erinnere mich an zahlreiche witzige Anekdoten, an wahnsinnig heiße Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit, an leckeres Essen, zauberhafte Unterkünfte, Strand-Idylle, See-Romantik, die atemberaubende Mayaruine Tikal und nächtliche, absolut klare Sternenhimmel.
Und wie es auf Reisen nun einmal so ist, nicht immer lief dabei alles glatt: Es gab auch mal furchtbares und wenig nahrhaftes Essen und die eine oder andere Situation, auf die wir wahnsinnig gerne verzichtet hätten.
Es waren dreieinhalb vollgepackte Wochen. Es waren dreieinhalb Wochen voller Eindrücke. Dreieinhalb Wochen voll von emotionalen Höhen und Tiefen – und am Ende ein wahnsinnig schmerzvoller Abschied.
Drei Wochen später dann – Mamas Jetlag war überstanden und die vielen Eindrücke einigermaßen verarbeitet – befragte ich sie zu ihrem Aufenthalt in Guatemala…
#1 Was war dein allererster Eindruck von Guatemala? Erinnerst du dich an eine bestimmte Begebenheit/Situation? Hast du ein bestimmtes Bild im Kopf?
Die überwältigende Freude, meine Tochter wiederzusehen und endlich auch ihre Matute kennenzulernen. So viele Menschen am Arrival zu sehen und das obwohl doch gerade nur eine einzige Maschine aus Madrid gelandet war.
Das nächste Bild: Autos! Chaos auf den Straßen. Der Gedanke: Hoffentlich komme ich heil an. Ich war ständig am „Mitbremsen“. Überall wurde gehupt, rechts und links an uns vorbeigefahren. So viele Autos. Und schließlich das erste komische Bild: ein Tumulo!
#2 Wir waren nun ja die ersten Tage hier in Guatemala Stadt. Wie ist dein Eindruck von Guatemala Stadt?
Guatemala ist für mich eine sehr beeindruckende Stadt. Da kommt alles zusammen von ganz armen Menschen auf den Straßen bis hin zu Paseo Cayala. Dort hat nur noch Marmor auf dem Boden gefehlt.
Außerdem: Menschen… und vor allem so viele freundliche Menschen, die mich auf der Straße angelächelt und gegrüßt haben, obwohl sie mich gar nicht kennen und mit mir reden wollten. Ich kann aber doch kein Spanisch.
Es gab auch gar keine Hektik! Weder beim Parkplatz suchen auf einem völlig überfüllten Supermarkt, noch an der Kasse, obwohl die Schlange ziemlich lang war. Bei Lidl in Deutschland hätten die Kunden schon ungeduldig und mehrfach nach der Verstärkungskasse geklingelt. Und dann das Gewusel auf dem mercado central in Zone 1 – das war schon heftig.
Aber: Ich habe mich nicht unsicher auf den Straßen gefühlt. Zu keiner Zeit. Gut, du hast ja aber auch lange bevor ich etwas gesehen habe, schon die Fenster des Autos geschlossen und die Türen verriegelt. 🙂
#3 Nach zwei Tagen in der Hauptstadt fuhren wir nach Antigua. Wie gefiel dir Antigua?
Wow, Antigua ist genau das Gegenteil von Guatemala Stadt und ganz Guatemala. Hier herrscht irgendwie ein anderes Leben auf den Straßen. Überall kann man am oder im Park sitzen und was trinken. Und in Guatemala habe ich direkt neben einem Straßencafé keinen Park gefunden. Da musst du zum Kaffeetrinken dann in eine Shopping Mall.
In Antigua dagegen kam es mir so vor, als wenn das alles andere Menschen sind, die hier leben. Und du triffst jede Menge Touristen, hast zig Souvenirshops. Ich werde Antigua nicht vergessen schon alleine wegen den Pflastersteinen. Mein lieber Herr Gesangsverein…!
#4 Wir gingen zwei Mal auf dem mercado central in Zone 1 einkaufen. Wie war das für dich?
Hier hätte ich stundenlang durchlaufen können. Überhaupt beim Obst und Gemüse. Ich habe noch nie so viel frisches Obst und Gemüse auf einmal gesehen.
Du wirst angesprochen, aber dabei nie gedrängt, etwas zu kaufen. Ich kann gar nicht aufzählen, was ich alles an Obst gesehen habe, auch Früchte, die ich gar nicht kenne und noch nie gesehen habe, aber immer probieren durfte.
Alles war super frisch und unheimlich lecker. Hier könnte ich alles aufzählen wie Mangos, Papaya, Ananas, Pitayas, Zapote und was weiß ich noch alles, was wir dort Leckeres eingekauft und gegessen haben. Und Platanos! Getrocknete Platanos! Wie sehr ich die vermisse!
Seit Guatemala schmeckt mir Obst in Deutschland nicht mehr. Ich esse fast nur noch Äpfel. So tolles Obst, vor allem so ausgereiftes Obst, kriegst du nämlich nicht einmal in einem Bioladen bei uns.
Und was mir sehr aufgefallen ist…oder täusche ich mich… Obst und Gemüse wird hauptsächlich von Frauen angeboten und Fleisch von Männern!?
#5 An einem Tag fuhren wir durch Zona Zero, der Bereich, der vom Ausbruch des Fuego letztes Jahr praktisch ausgelöscht wurde. Wie war das für dich?
Es war ein beklemmendes Gefühl im Inneren. Beim Anblick der Ruinen wurde ich einfach nur still. Hier wurden Menschenleben einfach so ausgelöscht durch die Wucht eines Vulkans, der eine wahnsinnige Zerstörung hingelegt hat.
#6 Gab es Schock-Situationen?
Eigentlich nicht. Wobei mir eine Situation in den Bergen etwas auf den Magen geschlagen hat und mir danach eigentlich nur noch schlecht war. Das war einsam und verlassen. Drei Frauen und zwei Hunde in einem Auto. Mutterseelenallein auf einer Straße oder besser: einem eineinhalb bis zwei Meter breiten Kies- und Schotterweg. Und dann plötzlich diese Absperrung. Völlig ohne Grund. Oh je, dachte ich, was kommt da jetzt?!
#7 Auf was hättest du auf unserem Roadtrip am liebsten verzichtet?
Liebend gern verzichtet hätte ich auf die 40 km Steinpiste durch die Berge bis Lanquin. Dauer: vier Stunden – und dann noch diese „Schock-Situation“. Das alles ohne Handyempfang und mit aufgezogenem Reserverad.
#8 Stichwort Autofahren in Guatemala: Die öffentlichen Verkehrsmittel in Guatemala sind ja nun wahrlich begrenzt – der Chicken Bus ist gefährlich und bei Shuttles ist man unflexibel. Würdest du einem Touristen raten, der Unabhängigkeit halber das Land in einem Mietwagen zu bereisen?
Mietwagen… ich weiß nicht so richtig. So ein typischer Tourist würde wohl diese Möglichkeit wählen. Könnte aber auch gefährlich werden (Mietwagen erkennt man) und ob dieser für so manche Fahrstrecke überhaupt was taugt. [Kommentar Manu: Ich muss echt laut auflachen, weil ich meinem Auto ja die ganze Zeit nicht vertraut habe.]
Chicken Bus… würde ich auf gar keinen Fall fahren. Das würde ein absoluter Horrortrip werden, so wie die gefahren sind und so wie die aussahen.
Dann vielleicht die unflexiblere Art und Weise: Shuttles!
#9 Hat dich etwas überrascht – sowohl positiv oder auch negativ?
Ich bin in Guatemala (Stadt oder Land) immer nur freundlichen und hilfsbereiten Menschen begegnet. Ich denke dabei u.a. auch an unseren kaputten Reifen irgendwo in Guatemala und plötzlich sind da Menschen, die einfach ungefragt helfen wollen. Und sich für dich die Hände, eventuell das T-Shirt schmutzig machen und in den Dreck werfen und einen Reifen wechseln. Hier in Deutschland hast du da den ADAC oder musst halt hoffen, dass jemand anhält und hilft. An Negatives kann ich mich nicht erinnern.
#10 Gibt es einen Ort, der dir während deines Aufenthaltes in Guatemala am besten gefiel? Wenn ja, welchen und warum?
Ich kann jetzt nicht sagen, dass es da einen ganz bestimmten Ort gab. Ich habe die letzten 10 Tage die Möglichkeit gehabt, viele Orte außerhalb von Guatemala Stadt zu sehen. Beeindruckend war da nicht eine Stadt sondern eher Tikal und der Regenwald. Ein Ort, der meines Erachtens dringend erhalten werden muss.
#11 Meine Wohnung liegt ja nun in Guatemala Stadt und hat einen direkten Blick auf zwei aktive Vulkane. Wie war das für dich mit einer solchen Naturgewalt praktisch vor der Haustür?
Die ersten Tage war es schon komisch, aktive Vulkane zu sehen – egal ob Lava fließt oder ob es nur wieder oben ein bisschen raus „pöfft“. Es war schon faszinierend, weil es das bei uns ja nicht gibt und ich es auch so nah nie gesehen habe. Gegen Ende meines Aufenthalts in Guatemala hat Fuego dann aber schon starken „Pöff“ ausgestoßen. Aber Angst?! – Nein!
#12 Die meisten Touris besuchen auf ihrer Reise durch Guatemala ja fast nur Antigua oder sind auf Flores, um von dort aus Tikal zu sehen. Gibt es einen Ort, welchen du einem Touristen unbedingt ans Herz legen würdest?
Bin ich momentan etwas überfragt. Ich habe ja viele der auch im Web für Touris genannten Sehenswürdigkeiten/Orte besucht. Mein Aufenthalt war ja aber auch zeitlich ziemlich begrenzt. Was ich aber bei meinem nächsten Besuch auf jeden Fall machen möchte, wäre Lago de Atitlan.
#13 Wir haben die unterschiedlichsten Dinge an den unterschiedlichsten Orten gefuttert. Wie waren snacken in Antigua, wir aßen auf dem Markt, in tiendas, die noch nie einen Touri zu Gesicht bekommen haben, in Shopping Malls, wir bestellten Pizza und kochten bei mir in der Wohnung. Und wo war es am leckersten?
Es war alles genießbar (grins) selbst in den tiendas und echt lecker. Am leckersten hat natürlich meine Tochter gekocht mit frischen Waren vom Markt. Wobei wir die Hühnerfüße und Hühnerhälse (mit Kopf!) dann doch eher Matute gegeben haben.
#14 Korruption, Drogengeschäfte und Drogenschmuggel, Maras und Bandenkriminalität, hohe Kriminalitätsrate, eines der Länder aus Central America’s violent triangle, Femizid, Mayakult, Bananenrepublik, Entwicklungsland – all diese Schlagworte werden immer wieder mit Guatemala in Verbindung gebracht. Zu Recht?
Ich habe bei meinem Besuch davon nichts mitbekommen und bestätigen kann ich das auch nicht. Entwicklungsland. Ja, vielleicht. Aber – entgegen der Vorurteile vieler: In Guatemala gibt es Straßen, eine Kanalisation und auch fließendes, warmes Wasser. 😉 Die Menschen sind glaube ich mit ihrem Leben zufrieden. Insbesondere die Menschen, die nicht viel haben und eher außerhalb der Stadt leben. Wir haben auf unserer Rundreise einige Menschen kennenlernen dürfen.
Wie es mit den Menschen in Städten aussieht, naja, Armut führt auch häufig zu Kriminalität. Da brauche ich aber nicht nach Guatemala, da muss ich nur nach Frankfurt in die Bahnhofsgegend.
#15 Hast du einen Ratschlag für Touristen, die das allererste Mal Guatemala bereisen?
Unvoreingenommen Guatemala besuchen, aber dennoch mit einer gewissen Vorsicht und vor allem sich damit auseinandersetzen, was als Sicherheit empfohlen wird. Du kannst hier nicht blauäugig oder träumend durch die Straßen laufen.
#16 Mit welchem Gefühl verlässt du Guatemala?
Ich wäre gerne noch geblieben. Dennoch verlasse ich Guatemala mit einem guten Gefühl. Ich habe in der Zeit sehen können, dass meine Tochter super zurechtkommt in diesem Land, dass sie sich mit dem Land identifiziert hat und vor allem, dass sie auch innerlich in Guatemala angekommen ist.
Guatemala ist für sie ein Stück Heimat geworden. Das kann man nur, wenn man die Menschen so akzeptiert wie sie sind – mit all ihren Facetten und all den Vorkehrungen, die sie treffen muss, wenn sie vor die Tür geht – und mit ihnen lebt, anstatt nur bei ihnen zu leben.
Yvonne
Oktober 19, 2019 @ 9:57 am
#DANKE für den tollen Blogbeitrag mit wertvollen Insights und persönlicher Note deiner Mum! Viele Grüsse an euch 2!
Manu
Oktober 19, 2019 @ 2:58 pm
Danke, meine Liebe. :-*
Mama
Oktober 19, 2019 @ 3:09 pm
Wenn ich das so lese, bekomme ich Fernweh nach Guatemala. Es war super schön, wenn auch ein bisschen anstrengend. 🙂 :-*
Manu
Oktober 19, 2019 @ 3:15 pm
Die Kleine und ich vermissen dich hier sehr. :-* :-* :-*
Mogroach
Oktober 20, 2019 @ 10:41 am
Was ein schöner Beitrag! Wir würden am liebsten auch gleich in den Flieger… 😀
Hoffe, wir sehen uns bald wieder.
Lg Silvi
Manu
Oktober 20, 2019 @ 2:02 pm
Ach wie schön, ihr Lieben! Das freut mich sehr! 🙂 Das nächste Treffen wird noch ein wenig dauern – ich werde frühestens im Juni nächstes Jahr auf Heimreise gehen. Dann möchte ich aber in jedem Fall das tiny house sehen. Ich hoffe, im Garten hängt dann auch eine Hängematte. 😉
Mogroach
Oktober 20, 2019 @ 7:15 pm
Mindestens zwei Hängematten! 😂 Und es ist fast wie Urlaub bei uns, vor allem wenn die Sonne scheint. Wir wollen Anfang nächstes Jahr wieder weg, mal sehen ob es klappt. Vielleicht geht ja auch ein Flieger in deine Richtung. 😊
So langsam bin ich gespannt auf deine neue Heimat…
Knuddel Matute von uns.
Lg Silvi
Manu
Oktober 20, 2019 @ 9:58 pm
Mir reicht eine! Also keine Umstände, bitte. 😀 😀 Da wäre der Juni ja perfekt für Urlaub im tiny house. 😉 Mal sehen, wie das mit Matuts ist. Wenn ich den vollen Monat bleibe, bringe ich sie mit. Da hier aber ständig die Vorgaben geändert werden, steht es aktuell noch in den Sternen, ob ich allein fliege oder nicht. Aber ich hab bisher nicht einmal einen Flug. Alles muy tranquila. 😉