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Playa del Carmen: Die heimliche Hauptstadt der Riviera Maya
Riviera Maya ist ein langgezogener Küstenstreifen von nahezu 150 Kilometern, der sich von Cancun in den Süden erstreckt. Ein Hotel reiht sich hier an das andere. Nach Auskunft eines Reiseführers soll es hier über 360 Hotels mit über 27.000 Zimmern geben. Ein Ende der Bautätigkeit? – Nicht in Sicht.
Mehr als eine Million Touristen kommen jährlich hier her. Überwiegend Pauschalurlauber aus Europa, die in den All-Inclusive Resorts absteigen und karibisches Flair genießen möchten.
Urlaubs-Trendziel mit klassischem Urlaubsprogramm
Aus dem ursprünglichen Fischerort und echten Geheimtipp für Aussteiger ist mittlerweile ein Trendziel geworden.
Das klassische Urlaubsprogramm sieht folgendermaßen aus: morgens gemütlich frühstücken, ggf. danach einen Ausflug zu einer Mayaruine unternehmen oder den Tag über am Strand relaxen, am Abend durch die Stadtmitte von Playa del Carmen flanieren.
Die Hauptstraße von Playa del Carmen verläuft hierbei parallel zum Strand. Die sogenannte „Fifth Avenue“, die 5 Avenida, bietet alles, was das Touri-Herz begehrt: Souvenirläden, Klamottenläden, handgefertigte Kleinkunst, Mayafiguren, Apotheken, die mit dem Verkauf außergewöhnlicher Medikamente werben und jede Menge Cafés, Saftläden, Cocktailbars und Restaurants mit unterschiedlichster Küche.
Menschenmengen in Playa del Carmen
Die 5 Avenida gleicht einem riesen großen Bazar. Bereits zur Mittagszeit finden sich dort zahlreiche Menschen. Die Bars schenken bereits am Nachmittag Bier, Cocktails und Schnäpse aus. So ist es nicht verwunderlich, dass mir bereits am frühen Nachmittag ein paar torkelnde Amerikaner dort über den Weg laufen.
Ein Geldautomat findet sich alle 100 Meter. Weil einer nicht reicht, stehen meist direkt zwei nebeneinander. Sie würden dort nicht stehen, wenn sie nicht gebraucht würden.
Es ist mir nahezu unmöglich, einen Platz in einem Café direkt am Meer zu ergattern. Als ich einen finde, warte ich geschlagene 10 Minuten darauf, dass ich bedient werde. Man kann es sich hier wohl aussuchen, wann man wen bedient. Als der Kellner schließlich auf mich zusteuert, ist es mir bereits zu doof geworden und ich stehe auf. Die Chicas, die sich vor mir auf der Strandliege in der Sonne fletzen, gehen mir auf die Nerven. Gekreische, lautes, übertriebenes Lachen, Cocktails in der Hand. Ich habe weder etwas gegen Alkohol, noch etwas gegen einen Rausch am Nachmittag. Aber bei solchen Frauen schlägt bei mir sofort der Fremdschäm-Pegel aus.
Mein Weg führt mich auf die 5 Avenida. In der Hoffnung, dort ein gemütliches Café zu finden. Fehlanzeige. Ich habe Hunger. Aber nicht auf Burger. Und nicht auf Pizza. Und auch möchte ich keine Pasta. Fündig werde ich auf der 5 Avenida nicht. Erst dann, als ich diese verlasse und eine Parallelstraße einschlage.
Ein schnuckeliges Café finde ich in dieser Straße übrigens auch. Weil der Verkehr absolut furchtbar und nicht davon auszugehen ist, dass ich innerhalb von dreißig Minuten (!) aus dem Stadtkern gelangen werde, lege ich dort noch einen Zwischenstopp ein. Dann reicht es aber auch. Raus hier! Im Schneckentempo zwar, aber das ist nun wahrlich das geringste Übel.
Sightseeing in Playa del Carmen?
Nun ja, insofern man dies als Sehenswürdigkeiten überhaupt bezeichnen kann: Der Strand, die 5 Avenida, der Hafen, von welchem aus die Fähren nach Cozumel fahren. Aber, ganz ehrlich, die Menschen, die hier absteigen, kommen nicht zum Sightseeing her, sondern wegen der Strände und der Resorts. Das dürfen sie auch. Denn diese werden sie vor 8:30 Uhr am Morgen nicht verlassen – und das wiederum kommt mir entgegen. 😉
Playa del Carmen und Neil Armstrong?
Auf meinem Weg zur Unterkunft denke ich an Neil Armstrongs Satz: That’s one small step for a man, one giant leap for mankind.
In Bezug auf Playa del Carmen verändere ich ihn in: One small step in time, one giant leap in everything else! Ja, zwischen Valladolid und Playa del Carmen wird die Uhr umgestellt. Eine Stunde. Eine Stunde Zeitverschiebung zwischen Merida, wo ich am Morgen starte, und Playa del Carmen, wo ich die nächsten drei Nächte bleiben werde. Eine einzige Stunde. Eine Stunde, die kaum spürbar ist. Die praktisch nichts ausmacht. Aber gleichzeitig auch eine Stunde, die so viel ausmacht. Kontinente liegen zwischen diesen beiden Städten. Nein, Welten.
Abseits der 5 Avenida: Auch das ist Playa del Carmen
Randbemerkung für diejenigen, die tatsächlich bis zum Schluss lesen: Das sind Bilder, die in der Straße parallel zur 5 Avenida entstanden…
Das englische Wort hop (übrigens als Verb und Nomen verwendbar) hat viele Bedeutungen: Es kann für einen kleinen Hüpfer oder eben hüpfen stehen. Gerade in der Umgangssprache wird es jedoch auch beispielsweise für etwas (u.a. mit dem Flugzeug) überqueren verwendet. Andere Bedeutungen sind – zumindest in der kolloquialen Verwendung – flitzen, tanzen, springen. Sozusagen ein allround-Verb. Oder zumindest das perfekte Wort, um den Beginn meiner Reise nach Mexiko zu beschreiben.
A humpy bumby flight to Cancun: hopping the great ocean
Von meinem gebuchten Flug nach Cancun war ich die ganze Zeit schon nicht so richtig überzeugt. Es war abzusehen, dass er anstrengend werden würde. Von Frankfurt sollte es in insgesamt 28 Stunden (meeh!) über London und 10 Stunden Aufenthalt in Boston nach Cancun gehen. Der Preis gab schließlich den Ausschlag, denn die Aussicht, in der high season der Flugpreise für unter 800 Euro auf einem anderen Kontinent landen und bei angenehmen 26 bis 30 Grad die Weihnachtszeit verbringen zu können, schlug jedes Argument.
Die Option, im Flughafen-Hotel zu übernachten, wollte ich mir dabei offen lassen. Dass ich bereits mit Verspätung in Boston landen und ich dann aufgrund diverser unglücklicher Umstände – einerseits musste ich ein baggage claim machen, andererseits herrschte Ungewissheit darüber, von welchem Terminal ich tatsächlich weiterfliegen würde (und Boston ist riesig!) und schließlich öffnete der Schalter von American Airlines erst wieder um 2:30 Uhr – die Nacht zusammengekauert mit meinen Beinen auf meinem Gepäck, meiner Handtasche im Arm und meinem aufblasbaren Kopfkissen um den Hals und immer wieder einschlafend vor dem Check-In-Schalter von American Airlines verbringen würde, war nicht geplant. Auch nicht, dass aus zehn Stunden Aufenthalt in Boston mehr als zwölf werden.
Mit ordentlich Verspätung in der Tasche und Müdigkeit im Gesicht landete ich schließlich am Nachmittag in Cancun, war glücklich, dass der Transfer mit der Autovermietung Firefly zu deren Büro wenigstens reibungslos klappte und ich bereits eine Stunde nach Ankunft in Cancun auf dem Weg nach Valladolid sein konnte. 160 Kilometer trennten mich von der Stadt.
A humpy bumby drive to Valladolid: hopping to a new city
Es wäre auch zu schön gewesen, wenn von nun an alles reibungslos weitergegangen wäre – nach etwa der Hälfte der Strecke blinkte mich ein helles, orangenes Licht an.
Kurz darauf ging beim Beschleunigen das Gas weg, so dass ich, um wieder Gas geben zu können und vorwärts zu kommen, zunächst in einen niedrigeren Gang schalten musste.
Umdrehen: Keine Option. Ich konzentrierte mich die verbleibenden 45 Minuten nur noch darauf, irgendwie heil in Valladolid anzukommen.
Aufgrund dezenter aber durchaus nachvollziehbarer Übernächtigung entschied ich mich nach erfolgreicher Nahrungsaufnahme dazu, alles Weitere auf den morgigen Tag zu verlegen und fiel bereits um 19:30 Uhr in einen Dornröschen-Schlaf, aus welchem mich der unterkunftsansässige, morgendliche Ruf des Hahn ziemlich unschön erweckte. Das geht auch liebevoller! Echt jetzt! 😀
Hopping around Valladolid
Am frühen Morgen rufe ich vom Festnetztelefon meiner Unterkunft bei Firefly an und schildere das Problem mit dem Auto. Sie würden sich melden. Da ich nicht den Tag über in meinem Apartment auf den Rückruf warten möchte, gebe ich meine Handynummer durch und mache mich auf den Weg ins Zentrum von Valladolid.
Valladolid: hopping for sightseeing and food
Valladolid liegt ca. 40km entfernt von Chichén Itzá und ist touristisch nicht unbedingt ein Magnet. Neckermanns habe ich den ganzen Tag über zumindest keine gesehen. Ein paar Amerikaner. Ein paar Franzosen. Aber weder in Scharen, noch in Gruppen und schon gar nicht mit tourguides. Auch wenn die Stadt angeblich kein touristischer Anziehungspunkt ist, besticht die Stadt mit ihren 75.000 Einwohnern durch ihren süßen, bunten Kolonialstil.
Stadtmitte Valladolid bedeutet übrigens: Mehr oder weniger alles rundum den Parque La Mestiza. Denn dort befindet sich in laufbarer Reichweite die riesige Katholische Kirche San Servacio, der Mercado Artesanias und die kleine Iglesia de la Candelaria mit süß angelegtem Park und noch süßerem Café daneben.
Bevor ich all das besichtige, gibt es jedoch erst einmal lecker Frühstück: Quesadillas (Wrap mit Käsefüllung, cream oder wahlweise salsa verde) und cafe con leche zum unschlagbaren Preis von $ 45 (1,90 Euro).
Abgesehen von meinem Sightseeing möchte ich die Zeit nutzen, um noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen: SIM-Karte, Nahrungsmittel für die kommenden Tage, Wasser für den morgendlichen Kaffee. Immer wieder lege ich auf meinem Weg durch eine kleine Einkaufsstraße (Calle 44), die ich durch Zufall entdecke, als ich nach einem Telcel-Shop bin, kleinere Pausen ein, um mit Menschen an Ständen zu quatschen oder in süß aussehenden Cafés dafür zu sorgen, meinen Koffeinpegel auf Level zu halten.
Überraschend dabei: Mein poquito poco espanol, von dem ich dachte, dass es sich nach meinem Aufenthalt in Südamerika vor zwei Jahren komplett aus meinem Kopf verabschiedet hätte, ist urplötzlich wieder da und ich bin in der Lage, SIM-Karten-Kauf, Kaffee- und Aschenbecher-Bestellung (wer um Himmels Willen merkt sich solches Vokabular?!) und schließlich Bezahlung komplett auf Spanisch zu bewerkstelligen. Gut, mit der Verb-Beugung hapert es nach wie vor, aber… so what?!
Auch als ich um die Mittagszeit die große Markthalle in der Calle 37/Ecke Calle 32 besuche, um meine Obsteinkäufe zu tätigen, komme ich mit meinen paar Brocken aus dem Wortfeld Essen und den Zahlen von 1 bis 10 immerhin so weit, dass klar ist, dass ich heute nicht verhungern werde.
Auch Wegbeschreibungen – ich brauche noch leche für den Kaffee morgen Früh und Zigaretten – finden offenbar Verständnis in meinen vermeintlich nicht-spanischen Ohren, denn problemlos finde ich den kleinen Supermarkt hinter der Markthalle.
Und weil ich aufgrund angestiegenen Blutzuckerspiegels durch herrlich frisches Obst wieder zu Energie gefunden habe, entschließe ich mich, einen innerstädtischen Cenoten, nämlich Cenote Zaci (Eintritt: $30), zu besuchen.
Die Cenoten Zaci, Oxman, X’keken und Samula: hopping into crystal clear water
Cenoten – das sind riesige Krater in der Erde, die mit glasklarem Wasser gefüllt sind. Immer wenn eine Höhlendecke im Kalkgestein einstürzte, entstand ein solcher.
Früher wurden sie von den Maya als Eingang zur Unterwelt angesehen und deswegen als Opferstätte genutzt.
Heute sind es sozusagen Freibäder auf Mexikanisch, denn schwimmen, tauchen, schnorcheln, aus großer Höhe ins Wasser springen – all das ist in den cenotes möglich. Diese gibt es jedoch nicht nur innerhalb der Stadt, sondern auch circa 10 Kilometer außerhalb von Valladolid.
Und so entscheide ich mich spontan dazu, trotz Ungewissheit in Bezug auf die Zurechnungsfähigkeit meines Autos, einen weiteren, letzten hop zu unternehmen, nämlich den zur Cenote Oxman ($ 70) und X’keken und Samula ($ 80 bzw. 150 – bei Eintritt in beide). Weitaus weniger los ist jedoch in der Cenote Samula. Also, hop hop, ab ins kühle Nass!
Und was sagt Kid Control nach dem Spaziergang durch Valladolid?
Hopping around durch die Stadt. Ein völlig strukturloses Chaos! Ich gelobe Besserung, denn mit mittlerweile vorhandenen mobilen Daten und der Tatsache, dass ich nun zumindest theoretisch nicht mehr ständig zwischen mobile data und wifi hin- und herwechseln muss, sollte auch dies in den kommenden Tagen besser aussehen.
Hopping for dinner
Und weil ein paar Früchtchen und eine Kokosnuss nicht sonderlich satt machen und es hier ganz viel pollo gibt, schließe ich meinen ersten Abend mit leckaaa pollo con arroz, Nudelsuppe und Salat – to go und schön in Tütchen verpackt!
In diesem Sinne: Viva la Mexiko!
Wissenswertes über meinen Tag in Valladolid
Die Stadtmitte von Valladolid kannst du problemlos zu Fuß erkunden. Interessant empfinde ich die Straßenführung. Ein bisschen erinnert sie mich an die Mannheimer Quadrate. Ein bisschen. Die Straßen sind durchnummeriert. Die geraden Nummern der Calles führen immer in dieselbe Richtung, die ungeraden Nummern der Calles kreuzen die geraden Calles. Insofern weißt du immer sofort, welche Calle als nächstes kommen wird.
Von den Cenotes gefiel mir Zaci am besten, denn dieser war nicht nur heller, sondern auch schlichter als die anderen. Die Cenotes, die sich außerhalb der Stadt befinden, sind alle an eine Unterkunft angeschlossen, es befinden sich aufwendig gestaltete Parkanlagen darin, in X’keken und Samula gibt es sogar tourguides (!) und am Eingang wird wahlweise mit Papagei ein Bild von jedem Besucher gemacht, das du dir beim Verlassen der Anlage käuflich erwerben kannst. Insofern nicht verwunderlich, dass der Eintritt zu diesen Cenoten ein wenig teurer ist. Auch wenn es auf einen Euro mehr oder weniger nun wahrlich nicht ankommt, aber durch dieses Aufgemotze verlieren sie meiner Ansicht nach an Charme und Atmosphäre.
Erreichbar sind sie übrigens trotz ihrer Lage außerhalb der Stadt auch sehr gut mit dem Fahrrad, das du dir in der Stadt leihen kannst – natürlich nur, wenn du dich bei 30 Grad, die es hier bereits um die Mittagszeit hat, auf einem Fahrrad auf unwegsamen Straßen strampeln möchtest.
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