Cancun Sightseeing mal anders: Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern…
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Cancun Sightseeing und Strände in Cancun
Gibst du „Cancun Sightseeing“ in Google ein oder suchst du nach Dingen, die du in Cancun unternehmen kannst, spuckt das Internet zahlreiche Blogbeiträge, zig Hotelbewertungen und Vorschläge für ein abwechslungsreiches Entertainmentprogramm mit Action-Garantie vor Ort aus. Xcaret, Xel-Ha Park, Underwater Museum, Coba, Cenote X, Y und Z.
Und gerade weil das so ist, ich das Rad nun auch nicht neu erfinden kann und will und es meiner Ansicht nach auch wenig Sinn macht, mich mit einem weiteren Blogbeitrag dort einzureihen, habe ich mich dazu entschieden, einen Beitrag der etwas anderen Art über Cancun zu verfassen.
Einen von der anderen Seite. Im wahrsten Sinne des Wortes. Geografisch gesehen einerseits. Und abseits jeglichen Massentourismus andererseits.
Die eine Seite von Cancun
Fährst du die 60 Kilometer von Playa del Carmen nach Cancun auf der großen Hauptverkehrsstraße, befindet sich am Abzweig zum Flughafen rechter Hand die Zona Hoteles, ein mehrere Kilometer langer Inselabschnitt. Eine zweispurige Straße windet sich hier durch. Ein Fünf Sterne-Hotel reiht sich hier an das andere.
Auf gewisse Weise scheinen sich die Hotels einen Wettstreit zu liefern. Größer. Höher. Weiter. Teurer. Alles umgeben von wunderschönen Alleen, perfekt angelegten Parkanlagen mit saftig grünem Gras. Zig Palmen. Tolle Strände. Weißer Sand. Türkisblaues Wasser. Pomp. Glamour. Was kostet die Welt?
Auch ich wollte meine damals geplanten zwei Tage in Cancun in einem dieser Hotels nächtigen und hatte sogar eine Kooperation an Land gezogen. Aber weil sich Pläne ändern und ich früher aus Yucatan ausreisen würde, sagte ich die Kooperation kurzerhand ab und entschied mich dazu, in einer schlichteren Gegend abseits der Hotelanlagen Cancuns die Nacht zu verbringen.
Die andere Seite von Cancun
Ich habe Mühe, meine letzten Meter zu meiner Unterkunft im Auto zurückzulegen, denn die geteerte Straße habe ich vor einigen Metern hinter mir gelassen. Anstelle von Asphalt gleicht die Straße eher einem besseren Feldweg. Durchsetzt von Schlaglöchern und kleineren Kratern. Sicherlich keine Überbleibsel des Meteoriten-Einschlags vor Millionen von Jahren.
Walking the streets of Cancun
Am frühen Nachmittag begebe ich mich Richtung Stadtkern. Bereits nach den ersten Metern sind meine Füße vom Staub der Straße schmutzig und ich kann den bunten Nagellack meiner Fußnägel nicht mehr in Gänze sehen. Das Bunt ist verblasst und gleicht eher einem ausgewaschenen Altrosa als einem satten dunklen Pink.
Müll liegt auf den Straßen. Noch mehr Müll am Straßenrand. Alte Autoreifen. Matratzen. Alte Feuerstellen, in denen offensichtlich der Müll direkt an der Straße verbrannt wurde.
Häuser und Geschäfte stehen verlassen oder zum Verkauf. Handschriftlich verfasste und an die Hausfassade geklebte Zettel machen darauf aufmerksam. Se vende. Und ein Preis. Oder eine Telefonnummer. Oder nichts davon. Ob sie jemals jemand kaufen wird, ist fragwürdig.
Der große Platz, eigentlich das Zentrum der Stadt, wo das Leben pulsieren sollte: Leer. Der Kinderspielplatz, auf welchem Kinder sich ihrer Kindheit erfreuen sollten: Leer. Die Straßen: Im Großen und Ganzen leer.
Die wenigen Menschen, die mir in ihren Tuk Tuks, Lieferwagen oder auf ihren Rollern entgegen kommen, schauen mich aus der Ferne zunächst überrascht an. Wenn sie sich auf meiner Höhe befinden, heben sie die Hand und grüßen oder rufen mir ein Hallo entgegen. Ja, ich falle mal wieder auf.
Auch als ich mir mein Abendessen am Grill besorge. Ein halbes Hähnchen. Für nicht einmal 2 Euro. Und salsa. Ich habe vergessen, was „halb“ heißt, aber pechugon bekomme ich noch raus. Den Rest erledigt die Zeichensprache. Denke ich. Der Verkäufer freut sich über diesen meinen Einkauf und wirft mir zum Dank noch 5 Tortillinas in die Tasche. Die wollte ich eigentlich nicht, denn ich habe noch welche im Kühlschrank liegen. Aber dankbar nehme ich sie an.
Übrigens, als ich mich am Abend über mein Hähnchen hermachen möchte, stelle ich fest, dass die Zeichensprache offensichtlich heute versagt hat. Denn da liegt kein halbes Hähnchen in der Thermotüte, sondern ein ganzes. Ob man mir angesehen hatte, dass ich hungrig war, dass ich futtern kann bis zum Umfallen oder dringend eine Portion Eiweiß benötigen könnte, weiß ich nicht. Gesund ist es bestimmt. Und auch wenn nicht Bio auf dem nicht vorhandenen Etikett steht, ist es doch mit Sicherheit aus Freilandhaltung. Also, rein damit!
Der Einkauf beim Bäcker wird schließlich zum Happening. Zange nehmen, süße Stückchen einpacken, zur Kasse gehen und bezahlen. Einfach eigentlich. Weil ich aber so konzentriert darauf bin, wie die andere Dame hinter dem Thresen Torten einsprüht, kann ich mich auf den Bezahlvorgang bei der Kassiererin nicht mehr konzentrieren. Die beiden Frauen lachen sich schlapp.
Ich darf die Bäckerei besuchen und mir anschauen, wie es in den Räumen hinter dem Verkaufsbereich aussieht. Der Bäcker grüßt mich herzlich, erzählt mir etwas, zeigt auf etwas. Ich verstehe kein Wort. Die Torten-Frau klopft mir auf die Schulter. Als ich sie zum Abschied frage, ob ich ein Bild mit ihr und der Torte machen darf, ist sie es, die sich bei mir bedankt.
Zerstörte Straßen, zerfallende Häuser, leere Plätze, verrostende Autos, Müllabladeplätze an jeder Ecke, haufenweise leere Bierdosen und -flaschen im Gras, Autoreifen, ein leblos wirkender Stadtkern.
Im Wechsel dazu bunte Häuserfronten mit großen, schweren Eisentoren oder Holztüren, durch die man sich schauen kann. Als es mir gelingt, sehe ich helle Höfe, Grün, mehrere geparkte Fahrzeuge unter einem Carport, eine teuer aussehende Hauseingangstür, einen Hundezwinger und einen Arbeiter, der gerade der großen, hohen Mauer einen neuen Anstrich verleiht.
Ich komme nicht umhin, an Trakls „Verfall“ zu denken: „Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern…“ Mit dem Unterschied, dass es keine Amsel ist, die ich in den entlaubten Zweigen klagen höre, sondern eine Katze. Und Hundegebell. Überall. Es ist auch kein Wein, der hier an rostigen Gittern schwankt, sondern irgendwelche tropischen Schlingpflanzen, deren Namen ich nicht kenne. Und die Vögel?! – Die sind schon lange weg. Ob sie jemals wiederkommen werden?
Das Casa del Arquitecto
Und inmitten dieser offensichtlich allgegenwärtigen, zumindest sichtbaren Tristesse steht das Casa del Arquitecto. Ein selbst ernannter Künstler, der aus all dem vermeintlichen Schutt, der sich auf den Straßen befindet, noch etwas herausholt und liebevoll in seinem Haus verarbeitet hat. Bunte Mosaiksteinchen in der Dusche. Blaue Mosaiksteinchen im weißen Treppenaufgang. Rote Steine verarbeitet im weißen Steinfußboden.
Liebevoll gezeichnete Bilder. Obst, Tiere oder Frauenfiguren. Bilder von faszinierenden Landschaften, die eine genaue Beobachtung und Auffassungsgabe notwendig erscheinen lassen, um alles erblicken zu können. Geduldig macht er mich auf die kleinen Highlights seiner Bilder aufmerksam. Ich bin fasziniert. So viel Fantasie. So viel Farbe. So viel Hingabe. Und so viel Liebe zum Detail.
Das Zimmer, das er mir zur Verfügung stellt, ist lichtdurchflutet. Zu allen Seiten bietet es einen herrlichen Ausblick auf unberührt wirkende Natur. Der hauseigene Garten besteht aus Pflanzen und Bäumen, die der Besitzer in mühevoller Arbeit aus dem Dschungel geholt, hier eingepflanzt und aufgezogen hat.
Früher, so erzählt er, war das Haus einmal richtig belebt. Früher haben all die einzelnen Räume einmal zusammengehört. Früher war das alles ein großes Wohnhaus, in welchem die ganze Familie lebte, schlief und zusammen war. Heute leben die Kinder woanders, seine Tochter studiert in Toronto und seine Mutter kommt nur ab und an zu Besuch aus Mexiko Stadt.
Spanisch bringt er mir bei. Wortwendungen und Sätze. Zusammen üben wir ein wenig Aussprache. Vom Meteoriten erzählt er mir. Von seinem Land. Auch er ist viel herum gekommen in der Welt. Drei Jahre ist er mit dem Rucksack durch Europa gereist. Der Kunst wegen. Sollten wir uns wiedersehen, hat er sich fest vorgenommen, mir Salsa beizubringen. Ein Inshallah liegt mir auf der Zunge. So Gott will.
Und wo ist der eigentlich?!
Fazit
Durchaus, Cancun, seine Hotel-Zone und seine Strände haben seine absolute Berechtigung. Es hängt schlichtweg davon ab, welcher Reisetyp du bist, was du möchtest und was du dir von einem Aufenthalt in Cancun versprichst. Cancun und die Riviera Maya haben einiges zu bieten.
Warum Cancun und die Riviera Maya zu den meistbesuchte Regionen Mexikos zählt, die Strände dort mit Pauschalurlaubern regelrecht zugepflastert sind und sich die Riviera Maya absolut lohnt – davon berichtet Oliver auf seinem Blog Weltreiseforum.
Reisestationen im Überblick
Valladolid – Chichén Itzá – Mérida – Die Mayaruinen Uxmal, Kabah und Sayil –
Playa del Carmen – Akumal – Cobá – Tulum – Cancun