Headin‘ for a new continent: Goodbye Deutschland – als Lehrerin in Guatemala
„Ist nach Guatemala Stadt gezogen.“
Die Statusmeldung, die bei vielen ein Fragezeichen auslöste, für überraschte Gesichter sorgte und noch viel mehr Fragen aufwarf, auf die ich aber leider mangels vorhandener Zeit keine wirkliche ausführliche Antwort geben konnte.
Nachdem ich aber nun drei Wochen auf diesem neuen Kontinent, in diesem neuen Land bin, sich meine Eindrücke ein wenig gesetzt haben, ich den Großteil meiner organisatorischen Dinge erledigt habe, meiner Arbeit nachgehe und mittlerweile auch etwas Ruhe und ein paar freie zeitliche Nischen finden konnte, folgt nun heute endlich der zur Statusmeldung gehörige Blogbeitrag… 😉
Warum Ausland?
Als regelmäßiger Leser/regelmäßige Leserin meines Blogs – oder jetzt vielleicht auch neuem Leser 🙂 – ist dir eines sicherlich nicht entgangen: Meine Neugier auf neue Länder! Und wie du bereits auf meiner Startseite ganz ganz oben lesen kannst, bin ich von einem Virus befallen, der sich nicht so ohne Weiteres behandeln und offensichtlich gar nicht oder nur sehr schwierig vollständig kurieren lässt: Die Reisekrankheit oder Wanderlust, die häufig beschrieben wird als a strong desire or urge to travel and explore the world.
Und weil es mir irgendwann nicht mehr reichte, nur in den Ferien mein Köfferchen zu packen oder meinen Backpack zu schnappen und loszuziehen, war es für mich eine logische Konsequenz, mich für den Auslandsschuldienst zu bewerben.
Warum Guatemala?
Warum nicht?! 😉 Europa erschien mir irgendwie zu langweilig – das liegt ja praktisch vor der Haustüre. Von Südostasien hatte ich schon so viele Länder gesehen, so dass ich diese Ecke der Welt nicht zu meinem primären Ziel machen wollte. Südamerika hatte ich einmal bereits während der Sommerferien bereist und verzeichnete ausschließlich positive Reiseerlebnisse. Außerdem gab das Internet über das kleine Land in Mittelamerika wenig bis gar keine Informationen her, so dass meine Neugier geweckt war. Also, raus mit der Bewerbung!
Vorbereitungen
Anfang November 2017 – es war der 09.11., der Geburtstag meiner Oma und wir feierten gerade im Familienkreis bei Kaffee und Kuchen – erhielt ich einen Anruf aus Bonn und mit diesem die Bestätigung, dass ich ab Februar 2018 meinen Dienst in Guatemala antreten konnte. Zwei Lehrgänge, eine Korrekturphase, eine komplette Wohnungsauflösung und die Weihnachtsferien, für welche ich ironischerweise bereits im September einen Flug nach Yucatan gebucht hatte, trennten mich nun noch von Guatemala.
Eine intensive Zeit voller Aufgaben war die Folge: Zweieinhalb Monate, während welcher ich ein letztes Wellness-Wochenende mit meiner Mum in Lausanne verbrachte (das exakt für das Wochenende nach dem Geburtstag meiner Oma geplant war), von welchen ich insgesamt zehn Tage allein an Vorbereitungskursen teilnahm und nicht Zuhause sein konnte, eine scheinbar nicht enden wollende Klausur- und damit Korrekturphase von vier Wochen, eine Haushaltsauflösung, die irgendwie innerhalb von sechs Wochen zu bewerkstelligen war, drei Wochen, die ich schließlich auf Reisen verbrachte und noch einmal zwei Wochen regulärer Arbeit nach den Weihnachtsferien.
Stressig?! – Und wie! Jeder vergangene meiner Umzüge war dagegen ein Spaziergang. Kinderkram. Denn du darfst nicht vergessen, dass ich zwar meine Wohnungsutensilien bei meiner Oma im Keller einlagerte, aber mich von sämtlichen meiner Möbel und meinem Auto trennen wollte/musste.
Warum? – Weil sich eine Einlagerung der Möbel für eine Dauer von zwei bis sechs Jahren (denn sechs Jahre darf ich höchstens im Ausland verbringen) kaum rechnete und eine Verschiffung nach Übersee schlichtweg zu teuer war – das Angebot belief sich auf 10.000 Euro. Die Nerven, die ich wahrscheinlich aufgrund des Zolls verlieren würde, exklusive.
First steps in a completely new country
Kurzerhand beschloss ich, anstatt Yucatan und Kuba zu bereisen, nur einen Roadtrip durch Yucatan zu machen und statt dessen einen Flug nach Guatemala zu buchen, um mir einen ersten Eindruck von Guatemala zu verschaffen.
Nachdem am 21.12.2017 schließlich der Rotstift gefallen war, ich am 22.12. das Flugzeug nach Cancun bestiegen hatte und mich auf meinen einwöchigen Roadtrip durch Mexiko aufgemacht hatte, landete ich am 31.12.2017 das erste Mal in Guatemala.
Und so kam es, dass ich Silvester in der Zona 10 von Ciudad Guatemala verbrachte, am Neujahrsmorgen – nicht ganz bedenkenlos – von meinem Besuch des historischen Zentrums in Zona 1 zurückkehrte und schließlich am 02.01.2018 für fünf Tage nach Antigua aufbrach, um dort einen Anfängerkurs für Spanisch zu absolvieren.
Schließlich kam ich zurück nach Guate. Drei volle Tage verbrachte ich noch einmal in der Hauptstadt, besuchte meine neue Schule und lernte einen Teil meiner neuen Kollegen kennen. Vor allem aber knallte ich mir diese drei Tage mit Wohnungsbesichtigungsterminen mit Maklern voll, mit denen ich zuvor – und teilweise sogar von Deutschland aus – Kontakt aufgenommen hatte.
Am Vorabend meines Rückfluges nach Cancun, von wo aus ich dann wiederum am nächsten Tag zurück in die Heimat fliegen wollte, hatte ich es nicht nur geschafft, eine für mich optimale Wohnung zu finden, sondern auch mein Deposit zu bezahlen, das mir die Wohnung garantierte.
Die letzten vierzehn Tage Zuhause
Die letzten beiden Wochen in Deutschland waren nicht minder stressig, hatte ich beispielsweise noch den Verkauf meines Autos, das Loswerden meines Schlafzimmers und des restlichen Kleinkrams – du kannst dir sicher vorstellen, dass dieser vermeintliche Kleinkram – den Kram, den man eben bis zum Schluss tatsächlich braucht (Kaffeemaschine und Co.) – nicht zu unterschätzen ist und noch einmal eine ganze Autoladung an Zeug zusammenkommen kann.
Außerdem wollte ich – da ich ja nun die Aufteilung meiner zukünftigen Wohnung kannte – mit Möbelhäusern Kontakt aufnehmen, um nach Möglichkeit noch von Deutschland aus Möbel zu bestellen. Ironie pur, dass ich während ich meine Wohnung in Deutschland komplett auflöste, alles verpackte und verkaufte, gleichzeitig die Einrichtung meiner Wohnung in Guate plante. Dieselbe Arbeit sozusagen. Nur umgekehrt. 😀
Das Möbelhaus Tuco ermöglichte mir genau dieses Vorhaben, nahm die Bestellung für zehn Tage später auf, vereinbarte mit mir, sie direkt nach meinem Eintreffen in Guatemala zu besuchen, mich erst dann endgültig für die Möbel zu entscheiden und diese dann auch vor Ort bezahlen zu müssen. Aufgrund dieser frühzeitigen Bestellung war es möglich, bereits drei Tage nach meinem Eintreffen die Möbellieferung zu erhalten.
Finally leaving for Guatemala – Lehrerin in Guatemala
Nachdem ich am 26.01.2018 meinen allerletzten Arbeitstag an meiner Schule in Hessen hinter mich gebracht und mich schweren Herzens von meinen Kids getrennt hatte, machte ich mich auf zu meiner family, verbrachte dort noch einmal zwei Nächte und stieg schließlich am 28.01.2018 in den Flieger nach Guatemala, ein Ticket in Händen haltend, von dem ich wusste, dass ich den darauf gebuchten Rückflug (Hin- und Rückflug-Tickets sind günstiger als one way-Tickets) nicht antreten werde.
Meine erste Woche in Guate
Die Bezahlung der Möbel am Tag nach meiner Einreise und die Unterzeichnung des Mietvertrages (spannend: das macht man hier unter anderem mit Fingerabdruck!), welche ich ebenfalls auf diesen Tag gelegt hatte, verliefen völlig reibungslos, so dass ich am zweiten Tag nach meiner Einreise bereits Kühlschrank, Herd, den ersten Kleinkram und Internet und Telefonanschluss bestellen konnte. Und so kam es, dass ich bereits am Mittwoch meine Möbel, am Donnerstag Kühlschrank und Herd erhielt und am Freitag meine Kabel für das Internet gezogen und die Datenverbindung freigeschalten werden konnte.
Natürlich Ehrensache, dass ich bereits von Mittwoch auf Donnerstag trotz nicht vorhandenen Kühlschrankes oder Herds in meiner Wohnung übernachtete. Das Wichtigste war ja da: Bett, Couch und Kaffeemaschine, die ich bereits in Antigua erstanden hatte.
Die folgenden drei Wochen
Und während ich noch in der ersten Woche nach meiner Einreise frei hatte und mich voll und ganz auf meine Wohnung und deren Einrichtung konzentrieren konnte, nahm ich in Woche 2 schließlich meine Arbeit mit vollem Deputat und zusätzlichen Aufgabenbereichen auf.
Hart! Hart nicht wegen meiner schulischen Tätigkeiten. Hart weil immer noch gefühlt zwanzigtausend Dinge zu organisieren waren. Angefangen bei der mittlerweile durchaus notwendigen Lieferung der Waschmaschine und Mikrowelle, die ich an einem Sonntagnachmittag (die Geschäfte sind hier praktisch non-stop geöffnet – an jedem Tag der Woche und teilweise bis spät in die Nacht) aussuchte und für den nächsten Tag anliefern ließ.
Notwendig waren ebenfalls Arbeitsvisum, Steuernummer (wiederum notwendig für alles Weitere, wie beispielsweise ein harmloses guatemaltekisches Bankkonto) und Gesundheitschecks, bis hin zu Probefahrten von Autos (ohne Auto kommst du hier wirklich nicht weit), Versicherungsanfragen für das Fahrzeug und, nachdem ich ein Auto gefunden hatte, das in Frage kam und das ich nach knapp zehn Tagen in meiner Wohnung dann auch kaufte, Werkstatt-Checks. Natürlich unterstützte mich meine Schule tatkräftig bei vielen organisatorischen Dingen, aber vieles war eben auch nicht komplett ohne mich möglich.
Mein Autoli – schön sicher aufgrund seiner Größe und der verdunkelten Rundum-Scheiben (Ausnahme: Frontscheibe), die in den nächsten Wochen noch mehr verdunkelt werden – hört übrigens auf den Namen „Black Valentine“, denn am 14.02. brachte ich es vom Schulparkplatz zu seiner neuen Heimat, der Tiefgarage in meinem Condominio.
Die Lage meiner Wohnung
Mit der Lage meiner Wohnung hatte ich großes Glück: Nicht nur kann ich innerhalb von 15 Gehminuten von meiner Wohnung zur Schule laufen, so dass ein Auto zwar wünschenswert aber nicht unbedingt zwingend erforderlich war – für Einkäufe und längere Fahrten buchte ich mir in den autolosen Wochen ein Uber – , sondern habe auch ein Fitnessstudio in meinem Condominio, weswegen es mir erspart bleibt, an den Abenden oder nach Feierabend noch einmal auf die Straße zu müssen, um eine Sporteinheit absolvieren zu können.
Und das größte Glück, das mir diese Wohnung beschert, ist dieser geniale Ausblick auf die Vulkane Pacaya, Agua, Fuego und Acatenango.
Ein kleiner Ausblick – was bleibt nun noch?
Ich befinde mich gerade in Woche 3 und zwei wesentliche Dinge sind aktuell noch zu klären: Einerseits die Eröffnung des guatemaltekischen Bankkontos, von dem ich wusste, dass es zwischen 10 und 14 Tagen dauern würde (also nicht mehr lange) und andererseits die brisante Frage, die mir seit Wochen unter den Fingernägeln brennt: Welchen Vulkan werde ich zuerst besteigen?
Mit diesem Beitrag nehme ich übrigens auch an der Blogparade von The Road Most Traveled von Michelle zum Thema „Auslandssemester, Au-Pair Aufenthalte, Work & Travel und Co.“ teil und reihe mir in die Kategorie „und Co.“ ein. 😉