Festival Navideno – der Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt
Vorab-Anmerkung: Der Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt findet aufgrund von Covid-19 seit 2020 nicht mehr statt. Und falls sich jemand wundert, warum hier niemand Maske trägt: alle Bilder stammen aus dem Jahr 2019.
Festival Navideno – der Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt
Ende November verwandeln sich viele Marktplätze in Deutschland in ein Weihnachtsmärchen-Wunderland. Um sich die Zeit bis Weihnachten zu verkürzen und sich aufgrund der winterlichen Kälte ein wenig aufzuwärmen, kannst du dort Glühwein, Punsch, Eierlikör und Ähnliches verköstigen und süßen und deftigen Sünden frönen. Mit meiner Familie, meinen Freunden und auch meinen Schülern während dieser Zeit zusammen auf den Weihnachtsmarkt zu gehen war für mich immer das Größte und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir diese Tradition in Guatemala nicht fehlt.
Aber einen Weihnachtsmarkt in einem zentralamerikanischen Land?! – Gibt es das?! – Ja, das gibt es! Denn viele Traditionen, wie du sie aus Deutschland kennst, finden ihre Umsetzung auch in Zentralamerika. Heute erzähle ich dir daher von meinem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt und versuche die Frage zu beantworten: Weihnachtsmarkt in Guatemala – kann das was?
Der Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt – Ähnlichkeiten mit einem deutschen Weihnachtsmarkt
Zunächst einmal: Der Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt (der richtige Name in Guatemala lautet: Festival Navideno del Paseo de la Sexta – Sexta, weil die sechste Avenida, die vom Plaza Central abgeht, miteingebunden ist) besitzt durchaus gewisse Ähnlichkeiten zu einem deutschen Weihnachtsmarkt. Er findet nicht nur auf dem zentralen Marktplatz der Stadt, dem Parque Central im historischen Zentrum der Altstadt, statt, sondern ist auch mit zahlreichen Buden ausgestattet, in welchen du allerlei Getränke, Süßigkeiten und Deftiges erstehen kannst. Außerdem gibt es eine Handvoll Fahrgeschäfte, die für Entertainment sorgen. Abgesehen davon gibt es eine Eisbahn, auf welcher du Schlittschuhlaufen kannst, eine Mini-Rodelbahn und natürlich den Weihnachtsmann, mit welchem du Fotos machen kannst.
Das jedoch dürfte es in Bezug auf Gemeinsamkeiten zu einem deutschen Weihnachtsmarkt gewesen sein. Nimmst du nämlich den Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt ein wenig detaillierter unter die Lupe, wirst du schnell feststellen, dass trotz des Imports der deutschen Tradition guatemaltekische Traditionen vorherrschend sind.
Weihnachtsmarkt guatemaltekischer Art
Was mir zunächst auffällt, ist die Tatsache, dass ich den Weihnachtsmarkt nur über zwei Eingänge besuchen kann. Während der Plaza Central für gewöhnlich zu allen Seiten hin offen ist, gibt es während der Weihnachtsmarkt-Zeit eine große Absperrung um den kompletten Platz, die von zig Polizisten und Sicherheitsleuten bewacht wird. Nicht verwunderlich – wir sind ja in Guatemala – und die Zone 1 gilt (neben den wirklich fiesen Zonen) als nicht ganz sicher; es ist eben Downtown Guatemala Stadt.
Als ich meinen Blick über den großen Platz schweifen lasse, beginne ich unweigerlich zu grinsen. Nicht nur der größte Telefonanbieter Claro ist mit über zehn Buden präsent und versucht Promotionen, Handyverträge und Handys zu verkaufen, sondern auch sämtliche Fastfood-Ketten, die es in Guatemala nahezu überall gibt. Pollo Campero verkauft Hühnchen, Subway verkauft belegte Baguette, Domino’s verkauft Pizza, Mc Donald’s verkauft Burger und Conos, Laky verkauft chinesische Nudeln und die großen guatemaltekischen Banken sind für das Entertainment-Programm zuständig.
Neben jeder Menge Nachos-, Mole-, Taco- und Churros-Buden, Maiskolben-Ständen und kleinen Kaffee-tiendas entdecke ich sogar kandierte Äpfel. Beim Anblick der in Schokosoße getauchten Früchte läuft mir direkt das Wasser im Mund zusammen. Um das Heimat-Gefühl perfekt zu machen fehlt nur noch ein Becher heißer Glühwein. Diesen jedoch suche ich hier vergebens.
Und während ich noch überlege, ob ich mir Marshmallows in Schokosoße oder lieber doch einen völlig überzuckerten Ananas-Cocktail mit Diabetes-Garantie reinziehen soll, fällt mir auf, dass die Schlangen vor den Buden, an welchen du Dinge kaufen kannst, nicht sonderlich lang sind.
Lang sind die Schlangen vielmehr an den einzelnen Entertainment-Stationen. Abgesehen von den Schlangen an den Eislauf- und der Rodelbahn mache ich lange Schlangen vor dem Weihnachtsbaum, bei den verschiedenen weihnachtlichen Stofftieren, bei den weihnachtlich geschmückten Autos und vor der Schneehalle (ja, es gibt hier eine Halle, in welcher du auf einem Feld von zehn auf zehn Metern eine Schneeballschlacht mit echtem Schnee machen kannst), kurzum: vor allen Attraktionen, vor und mit denen du Fotos machen kannst, sind lange Schlangen.
Die Guatemalteken – so habe ich in meinen vergangenen Jahren hier festgestellt – lieben nichts mehr, als Fotos mit ihren Familienmitgliedern oder ihren Freunden zu schießen. Dabei posieren sie auch teilweise vor den unmöglichsten Orten und steigen auf einer Autobahn auch gerne einmal vom Auto aus, um ein Foto vor einer Palme zu schießen oder auf dem kleinen Grünstreifen ein spontanes Picknick zu machen (kein Scheiß, hab‘ ich wirklich schon erlebt, mehr als einmal!)
Und während ich immer noch über den fehlenden Glühwein oder Kinderpunsch nachdenke und sinniere, ob das nicht vielleicht eine Marktlücke in Guatemala darstellen könnte, bemerke ich, wie um mich herum die Anzahl der Sicherheitsleute und Polizisten im größer wird. Gut, denke ich bei mir, schaden kann das ja nach Einbruch der Dunkelheit nicht. Schließlich habe ich auch meine Kamera dabei, die ich für gewöhnlich bei einem Besuch der Zone 1 Zuhause lasse.
Und pünktlich um 19 Uhr gehen plötzlich von der einen auf die andere Sekunde die Lichter aus. Alles um den Plaza Central und der Plaza Central selbst sind eine absolute Dunkelheit gehüllt. Das Konzert, welches im Zentrum des Platzes in Gange war, ist beendet. Es herrscht absolute Stille. Niemand neben mir bewegt sich.
Dann gehen die Spots an. Sie sind auf die große Kathedrale gerichtet. Bilder werden auf die Kathedrale projiziert. Eine Krippe. Ein Altar. Jesus. Das Ganze wird mit Audioeffekten und dramatischen Tönen untermauert. Mit so etwas hatte ich nicht gerechnet.
Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt – lohnt sich das?
Zugegeben, der Weihnachtsmarkt in Guatemala Stadt ist – sofern man ihn mit einem typisch deutschen Weihnachtsmarkt vergleicht – weder etwas Besonderes noch eine Augenweide. Du kannst zwar gewisse Ähnlichkeiten mit einem deutschen Weihnachtsmarkt erkennen, wenn du jedoch auf der Suche nach typisch deutschen Dingen, wie gebrannte Mandeln, Magenbrot, Glühwein oder Punsch bist, dann wirst du bei deinem Besuch ordentlich enttäuscht werden, da du all diese Dinge dort nicht finden wirst.
Für mich, die in den vergangenen Wochen der Vorweihnachtszeit über die sozialen Medien immer wieder mit Beiträgen und Bildern über Weihnachtsmärkte in Deutschland konfrontiert wurde, die ein gewisses Heimweh auslösten, war der Besuch ganz nett und auch super witzig.
Wegen des Weihnachtsmarktes jedoch extra Guatemala Stadt zu besuchen oder gar für den Weihnachtsmarkt einen längeren Aufenthalt in Guatemala Stadt einzuplanen, davon kann ich dir entschieden abraten, denn das – sorry, Guatemala Stadt – lohnt sich wahrlich nicht.
Möchtest du wissen, wie der Weihnachtsmarkt in Cayala in Guatemala Stadt aussieht? – Dann schau‘ dir gerne einmal meine Bildergalerie dazu an. Du wirst sicherlich überrascht sein. 😉