Von schwindelerregenden Tiefen: Trekking Hoyo de Cimarron
Der Nordwesten von Guatemala: Trekking Hoyo de Cimarron
Die meisten Reisenden konzentrieren sich bei ihrer Reise durch Guatemala auf ausgewählte Mayaruinen, wie beispielsweise Yaxha oder Tikal, Antigua und den Atitlan See. Mit etwas mehr Zeit im Gepäck ist vielleicht noch ein Ausflug zu Semuc Champey oder zum bekannten Markt in Chichicastenango drin, ein kurzer Aufenthalt am Lago Izabal, Rio Dulce, an der Karibik- oder Pazifikküste. Zeit für den Nordwesten von Guatemala bleibt da so gut wie nie. Und dennoch rate ich dir unbedingt dazu, den Nordwesten von Guatemala auf deiner Reise durch das kleine Land in Zentralamerika auf keinen Fall auszulassen. Sieben Gründe, warum du unbedingt den Nordwesten von Guatemala besuchen musst, habe ich dir bereits gegeben. Heute lege ich nach. Ich lege nach mit richtig Tiefgang. Im wörtlichen Sinne!
Von schwindelerregenden Tiefen: Trekking Hoyo de Cimarron
Zugegeben, Hoyo de Cimarron hat einen derartigen Eindruck auf mich gemacht, dass ich ihm mehr einräumen möchte als nur eine Nummer zu sein. Eine Nummer in einem Blogbeitrag über Gründe, warum du unbedingt den Nordwesten von Guatemala besuchen solltest.
Als ich nämlich kurz vor dem Krater des Hoyo de Cimarron stand und mich langsam auf das riesige Loch zu bewegte, merkte ich, wie mir meine Beine zu zittern begannen. Und das obwohl ich für gewöhnlich nicht den Hauch von Höhenangst verspüre. Ich merkte, wie meine Augen sich weit öffneten. Und das obwohl ich schon wahrlich viel von dieser Welt gesehen habe und es nicht mehr so viel gibt, das einen wirklich nachhaltigen Eindruck auf mich macht. Ich merkte, wie ich innerlich ein „Oh —- mein —- Gott“ vor mich hin murmelte. Und das obwohl ich nun wirklich nicht gläubig bin.
Hoyo de Cimarron – Entstehungstheorien
In Bezug auf Erdkunde bin ich wahrlich keine Leuchte. Weil mir googlen etwas müßig erschien – ich hatte keine Idee, was ich als Suchwort verwenden sollte („riesiges und tiefes Loch mitten in der Natur“?) – schickte ich einer guten und mir sehr lieb gewonnenen Bekannten (und ihres Zeichens ehemalige Erdkundelehrerin) noch vom Hoyo de Cimarron aus ein paar Bilder mit den Worten: „… und dann war da plötzlich, mitten im Nirgendwo, ohne eine Menschenseele weit und breit, inmitten der Berge, ein riesengroßes Loch von 200m Tiefe. Was sagt die ehemalige Erdkundelehrerin dazu? Wie passiert so etwas? Ganz ernsthaft! – So etwas jagt mir Angst ein!“
Drei grundsätzliche Möglichkeiten gab es für die Entstehung eines solchen Loches, so meldete sie mir innerhalb weniger Minuten zurück. Das sei jedoch abhängig vom Gestein: Handle es sich bei dem Gestein um Kalkgestein, könne es unterirdisch zu Auswaschungen kommen, deren Oberfläche irgendwann meist kreisrund einbrechen. Abgesehen davon könnte es Oberflächenwasser gewesen sein, das dort erodiert hat. Und als dritte Alternative bestünde die Möglichkeit eines Meteoriteneinschlags.
Wenngleich der Meteoriteneinschlag mit der Nähe zu Yucatan durchaus Sinn machen würde, ist jedoch in Anbetracht der Tatsache, dass es in der unmittelbaren Umgebung mehrere Zenoten gibt, eine Karsterscheinung die wahrscheinlichste. Keine Geisterhand also! 😉
Karsterscheinungen in Guatemala – ein wenig Theorie
Zahlreiche Karst-Erscheinungen sind vor allem in Slowenien, Kroatien oder auch Yucatan zu finden.
Die Entstehung von Karst tritt immer dann auf, wenn saures Wasser beginnt, die Oberfläche des Grundgesteins in der Nähe seiner Risse oder Schichtebenen zu zersetzen. Wenn sich das Grundgestein weiter zersetzt, neigen seine Risse dazu, größer zu werden. Im Laufe der Zeit werden diese Risse breiter, und schließlich kann sich darunter eine Art Drainagesystem bilden.
Wenn sich dieses unterirdische Drainagesystem bildet, wird es die Entwicklung von Karstformationen dort beschleunigen, weil mehr Wasser durch die Region fließen kann, was ihr wiederum mehr Erosionskraft verleiht.
Durch diese Erosion kann eine Senke (auch Zenote, sink hole genannt) entstehen. Dabei handelt es sich um eine Vertiefung oder ein Loch im Boden, das durch eine Art Einsturz der Oberfläche verursacht wird.
(Fun Fact: Für ein paar Horror chills, googel mal „Sinkhole in Guatemala City“).
Meist entstehen dabei diese Karstseen als Folge eines Einsturzes von unterirdischen Höhlen, insbesondere in wasserlöslichen Gesteinen wie Kalkstein, Gips und Dolomit. Dieser Vorgang wird als Karstbildung bezeichnet. Sie können Flächen von mehreren 100 Quadratkilometern umfassen. Ihr flaches Bett besteht in der Regel aus einer unlöslichen Sedimentschicht, so dass Wasser aufgestaut wird, was zur Bildung von Seen führt.
Im Fall von Hoyo de Cimarron gibt es aber kein Wasser, Hoyo de Cimarron ist ein 200m tiefes Loch, auf dessen Oberfläche Bäume wachsen.
Wissenswertes zum Hoyo de Cimarron
Mitten im Nirgendwo liegt Hoyo de Cimarron tatsächlich. Und tatsächlich bin ich, sieht man einmal vom Parkplatzwächter ab, keiner Menschenseele begegnet. Nicht ohne, wenn man bedenkt, dass am Hoyo de Cimarron gar nichts abgesperrt ist und man bei der schwindelerregenden Tiefe tatsächlich relativ schnell das Gleichgewicht verlieren könnte.
Ob Hoyo de Cimarron Öffnungszeiten hat, weiß ich nicht. Der Vormittag scheint mir eine ganz gute Zeit für einen Besuch zu sein, denn die meiste Zeit des 40-minütigen Weges wirst du ohne Sonnenschutz laufen müssen. Der Weg geht zunächst für circa einen Kilometer mehr oder weniger auf gerader Strecke. Hat es vorher geregnet, kann das eine sehr matschige Angelegenheit werden. Dann siehst du jedoch einen Hügel. Ab dort geht es aufwärts. Verlaufen kannst du dich kaum, da rote Pfeile auf Steinen den Weg weisen und der Pfad eindeutig ist.
In jedem Fall solltest du genügend Wasser und ggf. auch ein paar Nahrungsmittel dabei haben. Am Hoyo de Cimarron – und auch auf dem Parkplatz – gibt es nämlich absolut nichts.
Hoyo de Cimarron – Kosten
Touristen bezahlen Q50, Einheimische Q20 Eintritt. Der Parkplatz kostet Q10.