climbing (in) Petra and „if you get lost, just follow the donkey shit.“
Heutiger Untertitel: Oben drüber führt auch ein Weg – mein ganz persönliches Petra-Erlebnis
Ganz ursprünglich wollte ich diesen Beitrag eigentlich „Being Lawrence of Arabia“ oder „Being Indiana Jones“ nennen – beide Titel hätten nach dem heutigen Tag nicht einmal im Ansatz gepasst, denn just being Manu trifft es irgendwie doch am besten. Aber von vorne.
Die potentielle Deutung, dass mir ausgerechnet ein Esel heute Morgen als erstes Lebewesen auf der Straße begegnet noch bevor ich irgendwelche Menschen zu Gesicht bekam, dämmerte mir erst später.
Tierisch ging es weiter – street crossing Jordan style.
Kurz nach 8 Uhr betrat ich den Eingang zu Petra. Gänsehaut-Feeling. Ob aufgrund der noch kühlen Temperaturen oder der Spannung auf das, was es gleich zu bestaunen gab – das wissen die Götter. Der Weg schlängelte sich durch die nur allzu bekannten Felsen. Das Ausmaß aber wird einem erst dann so richtig bewusst, wenn man dazwischen steht.
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Ein bisschen fühlte ich mich wie zu Beginn von Ice Age 1 – du weißt schon, wenn die Eichhörnchenratte versucht, ihre Nuss zu retten, während die riesigen beiden Felsen auf sie zukommen und sie einzuklemmen drohen. Aber genauso wie die Eichhörnchenratte zwischen den Eisplatten hervorkam, so trat ich irgendwann zwischen den beiden Felsen hervor und blickte ungläubig auf das Schatzhaus.Vor diesem Riesenteil keinen morgendlichen Kaffee zu trinken, kam gar nicht in Frage und so steuerte ich den coffee shop an – ach übrigens, wifi gibt’s hier auch. 🙂 Während ich mir zielstrebig einen Weg bahnte, sprach mich plötzlich jemand an. Es stellte sich heraus, dass es ein guide war, mit dem ich mich vor einigen Wochen einmal über facebook wegen einer potentiellen Führung unterhalten hatte. Er hatte mich direkt erkannt. Da er heute selbst mit einer spanischen Gruppe zugange war, die aber gerade bestens mit ihrem eigenen Fotoshooting beschäftigt war, lud er mich zu einem gemeinsamen Kaffee ein, während welchem er die Zeit dazu nutzte, mir ein paar Tipps bezüglich eines Petra-Trekks zu geben – Petra von oben. Er versprach, mich zusammen mit seiner Gruppe bis zur Treppe rechts neben des „Why not shop“ mitzunehmen damit ich den Aufstieg finden würde.
400 Stufen sollten es angeblich sein. Die Warnung, dass es sich um keine normalen Stufen handle und zwischendurch immer wieder Felsen und kleinere Schluchten zu überqueren seien, nickte ich motiviert ab, völlig unwissend, was mich tatsächlich erwarten würde.
Nach circa vierzig Minuten in entsprechendem Tempo (frau hätte nach Ijen ja mal etwas gelernt haben können) war ich oben angekommen – der Blick herunter: sagenhaft; mir fehlten die Worte, ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Der Weg nach unten gestaltete sich etwas schwieriger, denn von einer Wegkennzeichnung konnte kaum die Rede sein. Etwas lost kam ich mit einem Beduinen, Akab, ins Gespräch, der mich zunächst auf einen Tee in seinem Zelt bei seinen Freunden einlud. Dort wollte er mir dann auch erklären, wo ich den Abstieg am besten fortsetzen könnte.
Nachdem wir mehr als nur einen Tee getrunken, Familienbilder angeschaut, Erinnerungsfotos geschossen hatten, mahnten mich die Bedus, dass ich langsam, um nicht in die größte Hitze des Tages zu kommen, mit dem Abstieg beginnen müsste. Ich würde mindestens vierzig Minuten brauchen. Mindestens. Ohne mich zu verlaufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich verlief, lag bei hundert Prozent. Aber, so gab mir Akab mit auf den Weg: „If you get lost, just follow the donkey shit – this is our way to come up here with our donkeys.“ Mit einem herzlichen in shallah verabschiedeten wir uns schließlich voneinander.
Wie hilfreich Akabs Tipp war, merkte ich sehr bald, denn irgendwann war ich tatsächlich completely lost. Mit gps auf dem Handy und nach donkey shit auf dem sandigen, dann wieder felsigen Boden Ausschau haltend bahnte ich mir meinen Weg durch die Hitze. Meine Bananen und Zuckerbomben (churro-ähnliches Gebäck) sorgten für einen ordentlichen Blutzuckeranstieg – Kraft hatte ich schon lange keine mehr. Irgendwann endlich erblickte ich von einem Hügel herunter wieder Touris.
Keine Sorge, die Dankbarkeit über die Anwesenheit der Neckermanns hielt nicht lange an. 🙂 Ich sehnte mich zurück in die Felsen, die dortige Stille und absolute Menschenleere. Vor allem aber sehnte ich mich nach Kaffee.
Genau an der Stelle, an der ich heute Morgen gesessen hatte, nahm ich erneut einen wohlschmeckenden Kaffee zu mir, beobachtete das Treiben auf dem Platz vor der Schatzkammer, der sich deutlich mit Menschen gefüllt hatte. Alles schien mir irgendwie surreal.
Nach wie vor bestaunte ich diese Übermacht der riesigen Schatzkammer. Nach wie vor war ich fassungslos und fasziniert zugleich darüber, wie Menschen so etwas erschaffen konnten. Die Magie jedoch, die ich noch am Morgen verspürt hatte, als ich mich zwischen den Felsen zum ersten Mal auf sie zu bewegt hatte und die dieser Ort vor einigen Stunden noch versprüht hatte, die befand sich irgendwo hoch über Petra – in einem Beduinenzelt…
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Und dass ich mit meiner Annahme, wie es wohl in Petra sein würde, gar nicht mal sooo falsch lag, kannst du hier noch einmal nachlesen. 😉
Mama
April 6, 2017 @ 6:28 pm
Atemberaubend. Gibt es etwas Schöneres? Ich glaube nicht. ?
Desdemonaaa
April 6, 2017 @ 6:32 pm
Etwas Schöneres? – Da müsste ich gerade lange überlegen. ??
Laura
April 7, 2017 @ 2:06 pm
?
female solo travelling in Jordan & Israel - meine Erlebnisse als alleinreisende, europäische Frau
April 25, 2017 @ 8:39 pm
[…] es im coffee shop des Vaters keine Toilette gab, meine Unterstützung von den Beduinen hoch über Petra, weil ich bei meinem Abstieg irgendwo auf einem falschen, nicht mehr touristischen Pfad gelandet […]