Trekking Machu Picchu: The early bird am Rande des Treppen-Wahnsinns
Trekking Machu Picchu: The early bird am Rande des Treppen-Wahnsinns
Machu Picchu in Peru
Für zahlreiche Touristen Perus oder Südamerikas ist der Besuch von Machu Picchu der absolute Höhepunkt ihrer Reise. Ein absolut spektakulärer Ort, eine wahnsinnig schöne Landschaft und eine atemberaubende Landschaft. Machu Picchu ist wohl die bekannteste, archäologische Stätte des ganzen Kontinents. Und trotz der Tatsache, dass zig Touristen täglich dorthin pilgern, geht von Machu Picchu nach wie vor eine mysteriöse Atmosphäre aus.
Gebaut wurde die Inka-Stätte im 15. Jahrhundert auf einer Höhe von 2.430 Metern zwischen den Gipfeln Huayana (oder Wayna) Picchu und des Berges Machu Picchu. Mitten in den Anden… und im Juni, dem südamerikanischen Winter, ziemlich kühl.
Aber davon lasse ich mich nicht abschrecken! Warum?! – Abgesehen von den Sieben Weltwundern gibt es seit dem 07.07.2007 auch die „New 7 Wonders of the World„. Neben dem Kolosseum in Rom, der Felsenstadt Petra in Jordanien, dem Taj Mahal in Indien, Chichen Itza in Mexiko und zwei weiteren steht auch Machu Picchu auf dieser Liste!
Trekking auf Machu Picchu: Meine Vorbereitungen
Meine Vorbereitungen für ein morgendliches Trekking auf Machu Picchu sind getroffen: Bananen, Haferflockenkuchen, drei Liter Wasser verteilt auf zwei Flaschen, mehrere Schichten Kleidung, eine Taschenlampe und Moskitospray.
Ich habe mir vorgenommen, nicht mit dem Touristenbus auf Machu Picchu zu fahren, sondern Machu Picchu selbst zu erklimmen. Wenn schon nicht der mehrtätige Trekk zu Machu Picchu, dann doch wenigstens der Trekk am frühen Morgen.
Trekking auf Machu Picchu: Lose it goes!
03:50 Uhr:
Der Wecker klingelt. Die Nacht war unruhig. Wie so oft, wenn ich in aller Frühe aufstehen muss, habe ich es mal wieder nicht geschafft, lange genug zu schlafen. Draußen war es laut. Meine Unterkunft liegt direkt am Bahnhof. Meine Nacht zuvor war ebenfalls kurz, denn ich hatte am Morgen zuvor ja bereits um 05:30 Uhr am Bahnhof von Poroy gestanden. Benommen wache ich auf. Schnappe meinen Kaffee und meine Milch. Kann ja keiner davon ausgehen, dass es um diese Uhrzeit in meiner Unterkunft schon Kaffee oder Milch gibt – Coca-Blätter sicher in Massen, aber nicht Kaffee!
Benommen laufe ich nach unten in den leeren Frühstücksbereich. Dunkelheit. Ich teste das Wasser in der Thermoskanne. Kalt. Meeh! War ja klar. 4 Uhr haben sie gesagt macht die Küche heißes Wasser. Ich watschle zurück in mein Zimmer, werfe mir ein paar Hände kaltes Wasser ins Gesicht, reibe mir den Schlaf aus den Augen, ziehe meine Trekkingkleidung und zwei weitere Schichten Klamotten an: Trekkingsocken, Laufhose, Sporttop, Laufjacke, Fleece, Schal.
04:05 Uhr:
Erneut watschle ich in den Frühstücksraum. Jemand aus der Küche begegnet mir. Necesito agua caliente! – Cinco minutos. Nee, ich will aber jetzt, denke ich mir. Wieder hoch. Ich prüfe meinen Rucksack. Kamera, Handy, Taschenlampe, Moskitospray, Regenjacke, Wasser, Bananen, Haferflockenkuchen, Eintrittstickets, Pass, Geld, Kippen. Gut! Alles da! Ich verpacke meine restlichen Sachen, die in der Unterkunft bleiben. Mitleidiger Blick auf mein Glas Nescafe. Böser Blick auf die Uhr.
04:12 Uhr:
Kaffee!
04:20 Uhr:
Mehr Kaffee! Kippe!
04:28 Uhr:
Ich schultere meinen Rucksack, schnappe meinen Beutel, verlasse die Unterkunft.
04:30 Uhr:
Ich laufe durch das noch dunkle Machu Picchu Puebla. Alle paar Meter befindet sich eine Laterne, so dass ich meine Taschenlampe noch nicht brauche. Ich stöpsle meinen mp3-Player in die Ohren. Bumm… bum… bum…
04:40 Uhr:
Ich passiere das Tickethäuschen in Machu Picchu Puebla. Danach hört das Dorf und die Straßenbeleuchung auf. Brrrr!!! Ganz schön kühl! Aber wenigstens regnet es nicht!
04:50 Uhr:
Es regnet!
04:55 Uhr:
Ich erreiche das Gate von Machu Picchu. Eine kleine Schlange ebenfalls Irrer hat sich hier bereits aufgereiht und wartet darauf, dass sich das Tor öffnet. Kaffee wäre jetzt toll!
05:03 Uhr:
Das Tor öffnet sich. Ticket, Pass, Kontrolle: check! Jetzt geht’s los! Noch bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass ich gleich ein Zickzack nach oben laufen werde.
05:30 Uhr:
Nach Zickzack fühlt sich das nicht an, was ich da laufe. Treppenstufen. Steinstufen. Unterschiedlicher Höhe und unterschiedlicher Breite. Unwegsame Pfade. Trampelpfade. Definitiv keine Pfade, die man noch auf einer Landkarte sehen könnte. Mein Puls rast!
05:35 Uhr:
Ich brauche eine Pause zum Verschnaufen. Ich laufe gefühlt seit einer Stunde. Demnach sollte ich bei der Hälfte des Weges bereits angelangt sein. Zeit, mal die Karte zu checken.
Bis heute bin ich mir unsicher, ob dieser Blick eine gute Idee war, denn ich stelle fest: Ich bin auf keinem Weg, ich bin irgendwo mitten im Grün von Google Maps. Verfolge ich diese Linie weiter nach oben, habe ich nicht einmal ein Drittel des Weges geschafft. Fuck, ich bin am Arsch!
05:45 Uhr:
Die Sonne geht langsam auf und ich brauche keine Taschenlampe mehr, um den Weg vor mir zu sehen.
05:55 Uhr:
Mein Puls rast. Meine Oberschenkel schmerzen. Ich habe keine Lust mehr weiterzulaufen. Ich schwitze und spüre den kalten Schweiß auf meinem Rücken. Nicht gut. Das sind die besten Voraussetzungen, um krank zu werden. Pause. Blick auf die Uhr. Blick auf die Karte. Das kann nur ein Scherz sein: Ich befinde mich auf der Hälfte der Strecke! Fuck!
05:56 Uhr:
Aufgrund nicht mehr vorhandener Lauf-Lust beschließe ich nun einfach schneller zu laufen: Schneller = früher oben! Mantraartig sage ich vor mich hin: Das ist ein once-in-a-lifetime-Ding, das ist ein once-in-a-lifetime-Ding, das ist ein once-in-a-lifetime-Ding! Du machst das nie mehr! Halte durch.
05:58 Uhr:
Boaaah, meine Schenkel!
05:59 Uhr:
Das ist ein once-in-a-lifetime-Ding!
06:12 Uhr:
Die Sonne ist aufgegangen.
06:12:20 Uhr:
Leck’ mich, Sonne!
06:16 Uhr:
Ich höre Stimmen. Ist das der Parkplatz von Machu Picchu? Sind das die ersten Besucher? Das ist ein once-in-a-lifetime-Ding!
06:18 Uhr:
Mein Gott, ich bin oben!
06:20 Uhr:
Ich habe weder Durst, noch habe ich Hunger. Ich weiß, dass ich etwas essen sollte. Denn mir ist allzu bewusst, dass ich in einer starken Stunde Huayna Picchu laufen werde.
06:30 Uhr:
Machu Picchu, finally! Weltwunder! Mein once-in-a-lifetime-Ding! Mein once-in-a-lifetime-Ding 2018!
…und während der Großteil der Touristen links Richtung Machu Picchu Mountain abbiegt, bahne ich mir meinen Weg durch Machu Picchu hindurch und steuere zielstrebig zum Eingang von Huayna Picchu. Ich spüre nichts – weder Hunger, noch meine Beine, noch die Sonnenstrahlen, die sich mittlerweile über Machu Picchu ausgebreitet haben oder gar Kraft oder Kraftlosigkeit. Beste Voraussetzungen für einen Treppensuizid auf den stairs of death.
400 Höhenmeter. Mehr Treppen. Mehr Steine. Ich habe nachts um 1 Uhr schon den Ijen auf Java und damit 600 Höhenmeter in einer starken Stunde bestiegen – Huayna Picchu, du kannst mich mal!
Hier geht’s zu meinem Machu Picchu Video auf YouTube!
Blogbeiträge im Überblick:
Packliste 4 Wochen Backpacking in Südamerika – Cusco – Peru Rail: Expedition Train vs. Vistadome – FAQs zum Trekk auf Machu Picchu – Machu Picchu individuell buchen – Trekk auf Machu Picchu – Huayna Picchu – Maras und Moray – Zip-lining im Sacred Valley – Puno – Titicaca-See: Uros Villages / Amantani / Taquile – Blogparade: Die schönsten Fotospots und die Realität dahinter