Die Uros villages auf dem Titicaca-See – Titicaca-See Tour Teil 1 von 3
Uros villages auf dem Titicaca-See bei Puno in Peru
Die Uros villages auf dem Titicaca-See
Die Uru oder Uros (Plural) sind ein indigenes Volk in Peru, die auf dem Titicaca-See leben. Aus getrocknetem Schilf stellen sie eigenhändig ihre eigenen Inseln, Boote und Häuser her.
Der Clou daran: Sie können relativ problemlos ihren Standort wechseln und neuen, größeren Lebensraum schaffen, indem sie neue Inseln bauen.
So romantisch-idyllisch so ein Dasein auf einer einsamen Insel mitten auf einem riesigen See klingen mag, die Uros leben jedoch in sehr ärmlichen Verhältnissen, denn ihre Einnahmequellen bestehen lediglich aus der Fischerei und dem Verkauf von Textilhandwerken (Decken, Taschen, Kleidung), die sie Touristen, die sie auf ihren Inseln besuchen, zum Kauf anbieten.
Ein Ausflug zu den Uros villages auf dem Titicaca-See lohnt sich aber in jedem Fall – entweder als Tagestour von Puno aus (Fahrtzeit: circa 1 Stunde) oder in Kombination einer mehrtägigen Tour auf dem Titicaca-See.
Für Letzteres habe ich mich entschieden und so sind die Uros villages auf dem Titicaca-See an diesem Morgen meine allererste Station.
Das Besondere an diesem Ausflug ist für mich das Gespräch mit einer der Uru-Frauen. Sie lädt mich in ihr Haus ein und nimmt sich Zeit für sämtliche Fragen, die ich an sie habe.
Während ich so in ihrem kleinen Häuschen sitze, das sie mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann bewohnt, das aus einem einzigen Raum besteht, in welchem sich das Bett und an den Wänden entlang zwei riesige Kegel aus Schilf als Sitzgelegenheit befinden, wollen mir aber zuerst so gar keine Fragen einfallen. Ich bin zu geflasht von diesem Leben, das diese Familien hier führen. Zu geflasht von diesen einfachen Verhältnissen. Nicht das erste Mal sitze ich in einem ärmlichen Haus einer Familie und so komme ich nicht umhin, an meine Begegnung mit einer einheimischen Familie auf Flores in Indonesien zu denken.
Die Uru-Frau schaut mich einfach nur an. Sie schweigt. Lässt mich schauen. Sie lächelt. Unsere Blicke treffen sich. Ich schaue ihr lange in ihr Gesicht. Sie hat sanfte, gar liebevolle Augen. Ihre Haut sieht jedoch vergleichsweise alt aus. An den wenigen vorhandenen Falten unter ihren Augen tippe ich darauf, dass sie jünger als ich sein müsste. Gehe ich von der Haut der Frau aus, von ihrem Körperbau, von ihren Händen würde ich sie auf über 50 schätzen.
Wie alt bist du, frage ich sie. Sie lächelt. 33! Ich schlucke. Mein Blick hat mich nicht getäuscht. Aber die Antwort schlägt trotzdem ein wie eine Bombe. Sie ist tatsächlich jünger als ich. Drei Jahre jünger.
Ich frage sie nach ihrem Leben, ihrer Routine, ihren Kindern, Schulbildung. Sie erzählt mir davon, dass es auf der Insel eine Kochstelle gebe, die alle Bewohner zusammen benutzen. Toiletten gibt es hier keine. Es gibt lediglich Bereiche, in welche man sich für seine Notdurft zurückziehen kann. Ich frage nach Privatsphäre. Ich meine, hey, sie ist eine Frau, sie hat zwei Kinder, sie steht mitten im Leben. Sie lacht. Findet meine Frage aber gar nicht seltsam. Auch nicht komisch. Sie reagiert auch nicht überrascht. Sexualität scheint kein Tabu-Thema zu sein.
Und während sie sich ihren dicken Rock zurecht zupft, ein paar Schilfhalme aus den Textilien zieht, erzählt sie mir von „romantischen Booten“, die auf der anderen Seite der Insel im Wasser lägen. Spontan frage ich mich selbst, ob ich gerade etwas Falsches verstanden habe oder sie tatsächlich von „romantischen Booten“ spricht. Bevor ich jedoch nachhaken kann, beantwortet sie meine aufgekommene Frage: Mit diesen romantischen Booten fahren die Bewohner nach Einbruch der Dunkelheit auf den See hinaus. Dort finden sie Ruhe, Abgeschiedenheit, Privatheit und nachdem die Notwendigkeiten des Tages erledigt sind, auch die Zeit für Zweisamkeit…
Drei Jahre trennen uns. Drei Jahre, die mir jetzt wie Lichtjahre erscheinen. Ein Leben wie vor Hunderten von Jahren. Einfach. Bescheiden. Ärmlich. Aber irgendwie wirkt sie glücklich…
Bist du auf der Suche nach weiteren Informationen, was du beispielsweise im Sacred Valley in Peru besichtigen kannst? – Dann schau‘ doch mal auf Danielas Blog Danielas Lateinamerika vorbei. In ihrem Beitrag „3 Highlights in Perus Sacred Valley“ findest du eine schöne Sammlung an Ideen.
Blogbeiträge im Überblick:
Packliste 4 Wochen Backpacking in Südamerika – Cusco – Peru Rail: Expedition Train vs. Vistadome – FAQs zum Trekk auf Machu Picchu – Machu Picchu individuell buchen – Trekk auf Machu Picchu – Huayna Picchu – Maras und Moray – Zip-lining im Sacred Valley – Puno – Titicaca-See: Uros Villages / Amantani / Taquile – Blogparade: Die schönsten Fotospots und die Realität dahinter
Dorie
Dezember 12, 2018 @ 10:14 pm
Spannend. Ich habe noch nie was von diesem Teil der Welt gelesen. Toll, dass du Gelegenheit hattest, mit der Frau zu sprechen.
Weil du sagst, sie lebt ärmlich, aber scheint glücklich zu sein: Ab wo beginnt Armut? Wenn alle anderen um sie herum ja in den gleichen Verhältnissen leben. Ich denke Armut definiert sich hauptsächlich an der Gesellschaft um einen herum 🙂 Total spannender Bericht!
Liebe Grüße
Dorie von http://www.thedorie.com
Anke
Dezember 13, 2018 @ 8:49 am
Ich fand das damals grausam dort. Ich war nicht ganz freiwillig auf der Insel, meine Schwiegereltern hatten den Trip gebucht. Das ist reine touristische Ausbeutung, wenn die Frauen dann zu Klischeespanischen Liedern, die gar keinen Sinn machen, wie „Vamos a la Playa“ tanzen und sich begaffen lassen – irgendwie wie ein Uros-Disneyland, wo am Tag was weiß ich wie viele Boote aus Puno stoppen, die spielen ihr Programm ab und kriegen wenig dafür. Ich war danach auch auf Amantani (da habe ich die Nacht geschlafen) und bei den strickenden Männern auf Taquile. Dort fand ich alles wesentlich weniger vorgespielt, besonders Taquile hat mich dann mit dem Titicacasee wieder versöhnt (auf Amantani hat mir die Höhe ordentlich zugesetzt).
Manu
Dezember 13, 2018 @ 8:56 am
Oha, diese Erfahrung mit den Liedern habe ich dort nicht gemacht/machen müssen. Ich war aber auch außerhalb der high season dort und es waren nur eine Handvoll Touristen an dem Tag da. Es ging recht entspannt zu, wenn man mal von der Möglichkeit, dieses große Touri-Boot zum Rumschippern auszuleihen absieht. 🙁
Wenn du einen Blogbeitrag dazu hast, schick mir gerne den Link – das wäre ein perfekter Kontrast, um zu zeigen, wie unterschiedlich Touri-Hotspots zu unterschiedlichen Reisezeiten sein können! 😉