Autofahren in Mexiko – vier Wochen Roadtrip durch Mexiko
Autofahren in Mexiko
Es ist nicht das erste Mal, dass ich in Mexiko und dort mit einem Auto unterwegs bin. Gerade erst vergangenes Jahr habe ich einen Kurztrip nach Mexiko Stadt gemacht. Wenngleich ich dir nur davon abraten kann, bei einem Kurztrip nach Mexiko Stadt ein Auto zu leihen (du findest in der Stadt nur wenig Parkplätze, wo du dein Auto über Nacht parken kannst und die Parkplätze, die dein Auto 24 Stunden nehmen, sind sehr teuer), so ist es für einen Besuch von Puebla, den dortigen Pyramiden oder die Mayaruine Teotihuacan doch durchaus sinnvoll, weil du nicht auf eine Tour oder die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen bist.
In diesem Jahr war ich nun mehrere Wochen mit meinem eigenen Auto in den mexikanischen Staaten Chiapas, Oaxaca, Tabasco und Veracruz unterwegs und habe dort über 3.000 Meilen (über 4.500 Kilometer) zurück gelegt. High time also, endlich einmal einen Beitrag über das Autofahren in Mexiko zu verfassen.
Bei all meinen folgenden Ausführungen über das Autofahren in Mexiko darfst du dabei aber nicht vergessen, dass ich seit nun knapp zwei Jahren in Guatemala lebe und manche Erfahrungen aufgrund der gemachten Erlebnisse in Guatemala etwas verzerrt sein könnten, denn das Autofahren in Guatemala unterscheidet sich wesentlich von dem in Mexiko.
#1 Gute Straßenverhältnisse
Abgesehen von wenigen Ausnahmen – die Strecke von Tapachula nach Comitan und die Strecke von San Cristobal de las Casas nach Palenque – sind die Straßen in Mexiko in einem nahezu perfekten Zustand. Hin und wieder wirst du an Streckenabschnitte gelangen, in welchen die Straße neu asphaltiert wird, diese Abschnitte halten sich jedoch in Grenzen.
Auch mit Schlagloch-Slalom, wie ich ihn aus Guatemala allzu gut kenne, wirst du in Mexiko nur sehr selten begegnen.
Gute Straßenverhältnisse bedeutet jedoch nicht, dass Straßen tumulo-frei sind. Denn den Tumulos oder Vibradores – so nervig sie auch sind – wirst du auch in Mexiko begegnen. Was ich mit guten Straßenverhältnissen meine ist eine gut asphaltierte (Asphalt, der mehr als eine Regenzeit überdauern kann) und schlaglocharme Straße.
#2 Polizeikontrollen
Was jedoch sehr häufig geschehen wird, sind Polizeikontrollen. Neben dem Passieren von Checkpoints an Grenzen zwischen den einzelnen Staaten (dort wirst du meist deinen Ausweis, deine Autopapiere und, sofern du mit einem importierten Fahrzeug durch Mexiko fährst, auch deine tip vorzeigen müssen) finden sich immer wieder unvermittelte Polizeikontrollen auf den Landstraßen.
Während die Polizeikontrollen in Chiapas und Oaxaca – gerade kurz nach dem Grenzübergang im Süden entlang der Pazifikküste wirst du bestimmt 10-15 Polizeikontrollen begegnen und bei mindestens 6 rausgezogen werden – völlig entspannt abliefen und eigentlich nur aus einem Frage-Antwort-Spiel (Wo kommst du her? Wo willst du hin?) bestanden, waren die Polizeikontrollen in Veracruz und Tabasco auf den Strecken Richtung Süden intensiver: Auf einigen Streckenabschnitten musste ich nicht nur mein komplettes Gepäck ausräumen, es wurde auch der Unterboden meines Fahrzeuges auf Drogenverstecke hin untersucht.
In jedem Fall jedoch waren die Polizeibeamten immer super freundlich, räumten mir mein Auto auch wieder ein und erfreuten sich des Daseins meines Hundes – denn für sie war es immer eine Überraschung, wenn ich bei der Bitte, den Kofferraum zu öffnen, entgegnete, dass da ein Hund im Kofferraum säße, den sie aufgrund der verdunkelten Fensterscheiben nicht gesehen hatten.
#3 Verdunkelte Fensterscheiben
Mit einem ausländischen Auto – und vor allem mit verdunkelten Fensterscheiben – wirst du da in 99% aller Fälle raus gezogen und kontrolliert werden. Denn wenn die mexikanische Polizei mit etwas ganz sicher nicht klar kommt, dann sind es verdunkelte Fensterscheiben in Kombination mit einem guatemaltekischen Fahrzeug.
Nicht grundlos bin ich daher die meiste Zeit während meines Roadtrips durch Mexiko mit heruntergelassenen Fensterscheiben gefahren.
#4 Geschwindigkeitsbegrenzungen
Auf den Landstraßen in Mexiko darfst du zwischen 80 und 90km/h fahren. Die genaue Geschwindigkeitsbegrenzung ist ausgeschildert. Das Schöne daran ist: Darfst du 90km/h fahren, dann kannst du die auch wirklich fahren.
Während in Guatemala die meisten Landstraßen auf 80km/h begrenzt sind, kannst du dort teilweise kaum schneller als 50 oder 60km/h fahren – schneller wäre nicht nur für dein Auto lebensgefährlich, denn zerbrochene und hervorstehende Betonplatten, riesige Schlaglöcher oder schlechter Asphalt bestimmen das Straßenbild von Guatemalas Straßen.
An Geschwindigkeitsbegrenzungen in Mexiko wird sich übrigens auch mehr oder weniger gehalten!
#5 Überschaubarer Verkehr
Das Verkehrsaufkommen in Mexiko ist durchaus überschaubar. Natürlich kommt es in den größeren Städten (in Villahermosa stand ich tatsächlich im Stau, weil sich an der Zufahrt zur Altstadt eine Baustelle befand) zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen und vor allem aufgrund der Colectivos, die die rechte Spur zum Aus- und Zusteigen lassen von Fahrgästen blockieren öfter mal zu Staus.
Liegengebliebene Fahrzeuge, Fahrzeuge, die aufgrund eines mangelhaften Zustandes einen Berg nicht hochkommen, Unfälle, die auf Unachtsamkeit oder mangelnde Beherrschung des eigenen Fahrzeuges zurückzuführen sind, oder richtig heftige Staus aufgrund von schlechter Verkehrsführung habe ich jedoch in Mexiko in keinem der Staaten erlebt.
Vielmehr ist es so, dass es in Städten eine grüne Welle gibt, die den Verkehr am Fließen hält. Und wenn Polizisten den Verkehr regeln, dann regeln sie ihn wirklich und produzieren nicht aufgrund von Inkompetenz oder mangelnder Kommunikation mit ihrem Kollegen, der sich ein paar Meter weiter entfernt befindet, einen weiteren Stau.
#6 Strukturiertes und angenehmes Fahren
Meiner Einschätzung nach fahren die Mexikaner strukturiert und mit Vorausschau beim Fahren. Das äußerst sich darin, dass vor einem Tumulo nicht spontan gebremst wird, sondern der Bremsvorgang vorher eingeleitet und teilweise durch den Warnblinker angezeigt wird, ein langsameres Fahrzeug auf den Standstreifen fährt, um ein schnelleres Fahrzeug überholen zu lassen und vor allem dass nicht blindlings überall – rechts, links, vom dritten Fahrstreifen auf den ersten Fahrstreifen –, sondern links überholt wird.
#7 Sicherheit
Mein Auto irgendwo an der Straße abzustellen und dann Kaffee trinken zu gehen, das würde ich in Guatemala niemals machen. Zu unsicher. Zu ungewiss. Zu wahrscheinlich, dass ihm etwas passieren würde. In Mexiko habe ich mein Auto öfter völlig bedenkenlos am Straßenrand abgestellt. Mehrmals. Mitten in einer Stadt. Sei es in Palenque, wenn ich ins Fitnessstudio gegangen bin, sei es bei den Lagos de Montebello oder in Comitan, an der Pazifikküste von Oaxaca oder in Oaxaca Stadt. Einzig in Villahermosa habe ich es vorgezogen, mein Auto in einem Parkhaus zu parken. Das wiederum war aber darauf zurückzuführen, dass es in der historischen Altstadt keine freien Parkplätze mehr gab.
Bei aller vorhandener Sicherheit solltest du bei deiner Routenplanung jedoch immer vorab Rücksprache mit Einheimischen halten und deine geplanten Streckenabschnitte erfragen. So habe ich beispielsweise den Hinweis bekommen, bestimmte Strecken in Chiapas aufgrund der Tatsache, dass Narcos-Gebiet durchfahren wird, unbedingt zu meiden.
#8 Die Mexikaner beherrschen das Reißverschlussverfahren
Zugegeben, in Oaxaca Stadt scheint es keine Verkehrsregeln zu geben – dort gilt anscheinend immer noch das Recht des Stärkeren. In allen anderen Städten und Staaten – allen voran Veracruz – fahren die Mexikaner gesittet, ohne Rechthaberei und ohne Ego.
Dabei gelingt ihnen etwas, das den Guatemalteken nicht gelingt: Das Reißverschluss-Verfahren!
#9 Der Seitenstreifen wird benutzt
Während der Seitenstreifen in Deutschland für Fahrzeuge (mit wenigen Ausnahmen) absolut tabu ist, ist er das nicht in Mexiko. In Mexiko verwenden alle Fahrzeuge, die etwas langsamer als das herannahende Fahrzeug sind, den Seitenstreifen, um ein gefahrloses und vor allem sicheres und schnelles Überholen zu ermöglichen.
Je nachdem wie viel Platz dann auf dem Haupt-Fahrstreifen ist, kann es passieren, dass ein Fahrzeug auf die Spur der Gegenfahrbahn gelangt. Beim Autofahren in Mexiko solltest du also nicht nur jederzeit auf deine Fahrbahn achten, sondern auch auf die Gegenfahrbahn, da es jederzeit geschehen kann, dass ein Fahrzeug auf der anderen Fahrbahn ausschert, zum Überholvorgang ansetzt und dabei in die Mitte der Fahrbahn gelangt.
#10 Autofahren in Mexiko ist nicht günstig
Wenngleich die Leihgebühr für den Mietwagen pro Tag vielleicht vergleichsweise günstig ausfällt, so ist das nicht gleichbedeutend damit, dass du in Mexiko günstig mit dem Auto unterwegs sein wirst. Wenn du das denkst, hast du nämlich die Rechnung ohne die Mautgebühr gemacht. Die schlägt nämlich ganz heftig zu Buche.
Um die Mautgebühr zu sparen, hast du an vielen Orten die Möglichkeit, sie zu umfahren. Davon kann ich dir jedoch nur abraten: Die Straßen ohne Mautgebühr sind nicht so perfekt in Schuss wie die Straßen mit Mautgebühr und außerdem werden sie überwacht. Die Wahrscheinlichkeit also, dass du ohne dein Wissen durch ein gefährliches Gebiet fährst, ist sehr sehr gering.
(Mehr über meine einzelnen gefahrenen Streckenabschnitte mit Hinweisen auf die Kosten der Maut und das Thema Sicherheit findest du in diesem Beitrag.)
#11 Fahr‘ nicht ohne Versicherung
In Mexiko solltest du eines auf keinen Fall tun: Ohne Auto-Versicherung fahren. Bei vielen Verleihfirmen ist die Versicherung sicherlich bereits enthalten, in jedem Fall solltest du jedoch prüfen, ob du mehr als eine Haftpflichtversicherung hast.
Grundsätzlich ist es in Mexiko nämlich gesetzlich eine Verpflichtung, mit einem ordentlichen Versicherungsschutz zu fahren (d.h. mit mehr als Haftpflichtabdeckung). Bist du in einen Unfall verwickelt und hast keine Versicherung, kommst du direkt in das Gefängnis – deutscher Pass hin oder her.
Autofahren in Mexiko – (m)ein Fazit
Ein paar Wochen vor meinem Roadtrip durch Mexiko erzählte ich einem Freund in Deutschland, dass ich einmal wieder gute Straßen und strukturiertes Fahren benötigte und vor allem wieder einmal gerne eine gewisse Planungssicherheit in Bezug auf die Zeit, die ich für eine bestimmte Strecke benötige, haben wollen würde. Während diese Aussage bei meinem Dialogpartner unweigerlich zur Rückfrage führte, ob ich nach Deutschland käme, meinte ich damit das Autofahren in Mexiko.
Ich wurde nicht enttäuscht, denn für mich – mit Guatemala als Referenz – gibt es kaum ein angenehmeres Fahren als auf Mexikos oder (ja, auch das!) Salvadors Straßen.
Konnte ich dir mit meinem Beitrag helfen? – Ich freue mich, wenn du mich auf Ko-fi zu einem Kaffee einlädst. 😉