Crashkurs Guatemala: Über das Autofahren in Guatemala
Dieser Artikel erhielt 2022 ein Update.
Über das Autofahren in Guatemala
Zugegeben, Autofahren in Guatemala ist wirklich nicht ohne! Ja, das aus meinem Mund! Ich, die bereits mehrere Länder bereist hat, mit dem Auto durch Jordanien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Albanien gedüst ist, die es schafft, innerhalb von 10 Tagen relativ problemlos mal schnell 3.000 Kilometer auf vier Reifen in Spanien oder Schottland runter zu rocken, die mit dem Roller schon einmal quer durch Vietnam und einmal mitten durch Bangkok gefahren ist! Ja!
Ich bleibe dabei: Autofahren in Guatemala ist nicht ohne!
Weder solltest du Angst haben, noch ein Auto fahren, das du nicht beherrschst! Und am allerwenigsten solltest du mit einem Auto fahren, das vielleicht nicht (mehr) ganz fahrtauglich ist, denn von diesen gibt es hier mehr als genügend!
Flexibilität in Guatemala braucht ein Auto
Um sich in Guatemala jedoch einigermaßen flexibel fortbewegen zu können – und damit meine ich nicht das Besuchen von touristischen Orten oder irgendwelche Sightseeingtouren, die man hier durchaus auch geführt und schön von Reiseagenturen organisiert machen kann, sondern Alltagsfahrten: Einkäufe zum Supermarkt, zum Geldautomaten (Mach‘ das bitte nicht zu Fuß! Nie!), zu Möbelgeschäften oder zur Arbeit. Du brauchst in Guatemala schlichtweg ein Auto!
Auch wird es dir ohne Auto absolut unmöglich sein, deine Wochenenden unabhängig und individuell zu verbringen. Denn eines ist sicher: Ein Wochenende in Guatemala Stadt ist vielleicht noch spannend und interessant. Ein zweites vielleicht noch erholsam, weil du viel zum Schlafen kommen wirst. Aber spätestens dein drittes Wochenende wirst du nicht auch noch einmal in Guatemala Stadt verbringen wollen.
Und weil ich relativ schnell nach meiner Ankunft in Guatemala genug davon hatte (nach exakt 2 Wochen!), einerseits meine liebe Kollegin als Taxiunternehmen zu missbrauchen und andererseits mir nicht ständig ein Uber bestellen wollte, um einkaufen zu gehen – zumal es nicht unbedingt super sicher ist, vor einem Supermarkt mit mehreren Tüten und einem Geldbeutel in der Tasche, der ja offensichtlich existent ist, weil ich ja sonst keine Einkaufstüten bei mir hätte, zu warten – legte ich mir in Woche 3 ein Auto zu.
Meine 20 Regeln zum Autofahren in Guatemala
Und weil Autofahren in Guatemala nicht ganz unproblematisch, aber auch nicht wirklich „europäisch“ ist, präsentiere ich dir im heutigen Blogbeitrag meine 20 Regeln zum Autofahren in Guatemala! Und ja, ich habe sie alle selbst überprüft! 😉
#1 Es gibt Straßen, die wirken irgendwie düster und nicht sonderlich einladend! Die wirken nicht nur so – die sind es! Steig‘ da auf keinen Fall aus! Am besten siehst du zu, dass du nicht einmal an einer Ampel halten musst.
#2 Fahr‘ ausnahmslos immer mit verriegelten Autotüren und geschlossenen Fensterscheiben! Und nein, ich übertreibe nicht! Ich habe auch keine Paranoia! Wenn es die Guatemalteken tun, gibt es keinen Grund für dich, es nicht ebenfalls zu tun! Sie tun es nicht grundlos! Und Thema Sicherheit allgemein: Halte nachts auf einer düsteren Straße nicht an einer roten Ampel! Und solltest du einen platten Reifen haben, dann bleibst du auch nicht einfach auf der Straße stehen; du fährst – egal, wie platt der Reifen ist und wie sehr du dir auch deine Felgen kaputt machen wirst – bis zur nächsten Tankstelle!
#3 Wann und wo lernst du am besten Autofahren in Guatemala? – Um 17 Uhr an einem Freitag in Guatemala Stadt!
#4 Wenn dein Ziel grob links von dir liegt, erreichst du es am besten, wenn du rechts rum oder geradeaus weiter fährst. Warum? – Keine Ahnung! Isso!
#5 In Guatemala macht man keine Angaben in Kilometer, sondern in Stunden! 120 Kilometer?! – Je nach Tag und Uhrzeit: 2,5 bis 4 Stunden! Diese Regel gilt aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse ebenfalls für Fahrten außerhalb von Guatemala Stadt.
#6 Wenn eine breite Straße keine Fahrbahnmarkierungen hat, kannst du fahren, wie du willst.
#7 Wenn eine breite Straße Fahrbahnmarkierungen hat, kannst du fahren wie du willst.
#8 Halte genügend Abstand (mindestens 1,5 Meter) zu deinem Vordermann! Nicht aus Sicherheitsgründen, sondern damit du jederzeit ausscheren und ihn überholen kannst.
#9 Du stellst fest, dass du in die falsche Richtung fährst? – Kein Problem! Warnblinker, bremsen, wenden, weiterfahren.
#10 Den rechten Fahrstreifen solltest du nach Möglichkeit vermeiden. Den verwenden die Collectivos und die Busse – und die bremsen ständig ab und halten unvermittelt an, um Leute ein- und aussteigen zu lassen. Und Stichwort Busse: Halte dich fern von Chicken Bussen – die sind grundsätzlich zu schnell, schneiden dich beim Überholen, gelangen in Kurven meist auf den anderen Fahrstreifen, weil sie zu schnell sind und immer wieder kommt es vor, dass ihre Bremsen versagen!
#11 Wenn du einen Tumulo siehst, brems‘ runter! Auf nahezu Stillstand! Wirklich!
#12 Wenn du länger als 3 Minuten an einer roten Ampel stehst, fahr‘ weiter! Die Fahrer, die noch grün haben, werden schon bremsen!
#13 Wenn in einem Kreisel Stau ist, fahr‘ falsch rum durch den Kreisel.
#14 Drängeln hilft! Immer! Ausnahmslos!
#15 Rechts vor links und du willst die Straße überqueren? – Kein Problem! Fahr‘ einfach ganz langsam immer weiter in die Mitte der Straße – irgendeiner bremst schon ab und lässt dich durch.
#16 Wenn du es richtig eilig hast und nicht darauf warten willst, dass jemand auf seine Vorfahrt verzichtet, lass‘ die Scheibe runter und zeige den Fahrern mit deiner Hand an, dass sie langsamer werden sollen. Sie werden dem nachkommen und du kannst Gas geben. Nicht die feine Art, aber du hast es ja eilig!
#17 Du kommst von rechts, auf beiden Spuren, auf die du dich einordnen möchtest, ist Stau. Auch kein Problem. Fenster runter, Hand raus, den beiden Autos, die da auf den Fahrspuren stehen, anzeigen, dass sie halten sollen und du dich da nun reinquetschen wirst. Die Hand funktioniert immer! Beachte dabei aber auch: Wenn dir jemand die Hand zeigt, dann wird er sich auch rein quetschen – koste es, was es wolle. Egal, ob du willst oder nicht. Wenn du also einen Unfall vermeiden willst, lass‘ ihn rein.
#18 Schau‘, dass du immer ein kleines Notfall-Entertainment-Survival-Kit im Auto hast. Ich saß schon im Auto und habe auf dem Lenkrad korrigiert! Das ist übrigens auch der Grund, warum ich einen Roller habe: Freitags fahre ich ausnahmslos mit meinem Roller zur Arbeit: Während die Strecke für gewöhnlich weniger als 15 Minuten dauert, brauchte ich freitags auch schon eine Stunde nach Hause! Laufen ist leider keine gute Idee…
#19 Um 17 Uhr unter der Woche noch schnell wohin?! – No way! Leg‘ deine Termine auf den frühen Nachmittag oder den Abend, denn ab 15/15:30 Uhr ist die Stadt dicht.
#20 Bevor du völlig unreflektiert Bilder während des Autofahrens beim Halten an einer Ampel machst, vergewissere dich vorher genau, dass sich rechts, links, hinter oder vor dir weder ein Fußgänger noch ein Roller- oder Motorradfahrer befindet. Nicht selten kommt es vor, dass jemand plötzlich neben der Fahrertür eines Fahrzeuges steht und um die Herausgabe von Wertgegenständen „bittet“. Lege daher deine Wertgegenstände nie auf den Beifahrersitz und bringe niemals ein Handy mithilfe einer Handyhalterung an der Armatur an! Bei Nachtfahrten gilt: Dimme immer das Licht deines Navigationsgerätes! Das geschulte Auge sieht auch trotz leicht getönter Frontscheiben das Licht des Navis.
Weitere, deutlich ausführlichere Informationen zur Sicherheitslage in Guatemala erhältst du auf der Webseite des Auswärtigen Amts, die ich dir nur empfehlen kann. Die Webseite wird auch in regelmäßigen Abständen aktualisiert.
Ein paar wirklich „schwierige“ Streckenabschnitte
Neben all meinen etwas witzig anmutenden Regeln zum Autofahren in Guatemala gibt es ein paar Streckenabschnitte, welche noch ein paar Hinweise verdienen. Zum einen ist da die Strecke von Guatemala Stadt nach Rio Dulce: Für diese Strecke brauchst du laut Navi/Google Maps/Waze circa 5 Stunden. Faktisch ist es jedoch so, dass es nahezu unmöglich ist, die Strecke in dieser Zeit zu fahren, da dort meist wahnsinnig viele Unfälle geschehen. Detailliertere Informationen gebe ich dir in meinem Blogbeitrag.
Eine andere, definitiv nicht zu unterschätzende Strecke ist die, die von Flores/El Remate Richtung Hauptsttadt führt. Google Maps zeigt dir hierfür zwei bis drei Möglichkeiten – aber nur eine macht zeitlich Sinn und auch nur eine ist sicher: Du fährst von Flores über Sayaxche, Chisec, vorbei an Coban. Detaillierte Informationen zu diesem Streckenabschnitt findest du hier.
Fazit zum Autofahren in Guatemala
Der folgende Satz ist mir in diesem Land mittlerweile mehrfach begegnet – auch außerhalb Guatemalas: If you can drive in Guatemala, you can drive anywhere in the world!
Aber, glaub‘ mir, so schaurig dies vielleicht auf den ersten Blick klingen mag: Hast du diese „Regeln“ einmal verstanden und verinnerlicht, ist Autofahren in Guatemala vom Stau und dem niemals endenden Verkehr einmal abgesehen ein einziger Spaß!
Offiziell existieren hier zwar durchaus Verkehrsregeln, wie beispielsweise ein Rechtsfahrgebot, aber faktisch gilt das Recht des Stärkeren, so dass du schlichtweg fahren kannst wie du willst.
Nicht ganz grundlos hat mir daher wahrscheinlich meine Mama bereits nach meinem ersten Monat in Guatemala angekündigt, dass ich während meines Heimaturlaubes lediglich ein Fahrrad zur Verfügung gestellt bekomme!
Wenn du dir übrigens unsicher bist, was das Autofahren in Guatemala angeht, dann schaue dir alternative Möglichkeiten der Fortbewegung im Land an. In meinem Blogbeitrag über Transport in Guatemala habe ich dir sämtliche Informationen zu Shuttles, Bussen, Uber und Co., Routen und Preisen aufgeführt.
Autofahren in Zentralamerika – ein höchst subjektiver Vergleich
Nachdem ich nun alle Länder Zentralamerikas bereist habe und auch einen guten Einblick in Süd-Mexiko erhalten habe, ist mein Eindruck folgender, was das Autofahren in den jeweiligen Ländern angeht (von guten bis schlechten Zuständen):
Top 1: Panama
Top 2: Costa Rica
Top 3: Süd-Mexiko
Top 4: El Salvador
Top 5: Nicaragua
Top 6: Honduras
Top 7: Guatemala
Konnte ich dir mit meinem Beitrag helfen? – Ich freue mich, wenn du mich auf Ko-fi zu einem Kaffee einlädst. 😉