Zwischenstopp in Tapachula – warum du das echt sein lassen kannst
Zwischenstopp in Tapachula – warum du das echt sein lassen kannst
Gibst du Tapachula in Google ein, gelangst du früher oder später auf die Seite von Lonely Planet. Auf dieser werden in Bezug auf die things to do in Tapachula 14 Orte aufgelistet, die sich bei einem Zwischenstopp in Tapachula lohnen sollen. Bei näherer Betrachtung stellst du schnell fest, dass es sich bei 11 dieser Orte um Restaurants handelt und bei den anderen um Plätze, die rund um den Plaza Central angesiedelt sind. Aus einer anderen Beschreibung geht hervor, dass Tapachula eine interessante Kombination aus urban sophistication und tropical tempo hätte und es sich bei der Stadt um einen wichtigen Dreh- und Angelpunkt für den Handel mit Guatemala handeln würde. Interessant. Urban. Tropisch. Handelsstadt. Nicht sonderlich viel versprechend.
Ich habe aufgrund meines Grenzübergangs von Guatemala nach Mexiko einen zweitägigen Zwischenstopp in Tapachula eingelegt und die Stadt ein wenig genauer unter die Lupe genommen. Was dabei herausgekommen ist, ist nun ein Blogbeitrag mit jeweils 4 Gründen für und gegen einen Zwischenstopp in Tapachula.
Gründe gegen einen Zwischenstopp in Tapachula
#1 Das Stadtzentrum ist unglaublich hässlich
Beim Stadtzentrum von Tapachula handelt es sich um einen typischen Plaza Central: In der Mitte befindet sich ein großer Platz mit einer Grünfläche und einem Brunnen. Jeweils an drei Seiten des Platzes stehen die Kathedrale und das Regierungsgebäude und es befinden sich dort einige Cafés und kleinere Läden. Während du aber beispielsweise um den Plaza Central in Puebla liebevolle, gemütliche und kleine Cafés besuchen und mit etwas Glück sogar ein kleines Entertainment-Programm von Straßenmusikanten geboten bekommst oder der Zocalo in Mexiko Stadt einen gewissen Reiz hat, so gibt es all das in Tapachula nicht.
Vielmehr ist es sogar so, dass der Plaza Central irgendwie hingeklatscht aussieht. Betonboden, Betonplatten, ein paar lieblos gepflanzte Bäume und ein Brunnen ohne Wasser. Auch die Cafés sehen alles andere als einladend aus, so dass ich – Kaffeesucht hin oder her – auf einen Kaffee verzichtet habe.
#2 Tapachula hat auch sonst nicht viel zu bieten
Neben der Mayaruine Izapa und einem super alten Baum (arbol de la vida), den du in unmittelbarer Umgebung der Mayaruine ausfindig machen kannst, hat die Stadt Tapachula nicht sonderlich viel zu bieten, vor allem dann nicht, wenn du unflexibel und auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen bist. Um die Mayaruine besuchen zu können, solltest du darauf achten, dass diese sonntags und montags (ausgerechnet meine beiden Tage, an denen ich einen Zwischenstopp in Tapachula eingelegt hatte) geschlossen ist.
#3 Die Ruta del Café ist zwar nett…
…aber nett ist bekanntlich ja auch besser bekannt als „der kleine Bruder von Sch…“! Die Straße, die durch die Ruta del Café führt, ist nicht nur in einem ziemlich schlechten Zustand (da sind nur die Straßen in Guatemala schlechter), du wirst auch mindestens eineinhalb Stunden Fahrzeit einrechnen müssen, um die erste Finca zu Gesicht zu bekommen.
Diese jedoch – die Finca Quien Sabe (herrliches Wortspiel übrigens, wenn du zu jemandem sagt: Hoy, fui a la Finca Quien Sabe…) – ist nicht einmal der Öffentlichkeit zugänglich. Um eine Finca besuchen zu können, musst du daher mindestens bis zur Finca Argovia oder Brasil fahren, die weit über 40 Kilometer nördlich von Tapachula liegen – bei der Straße und den zig Tumulos ist das wahrlich kein Spaß.
#4 Der Strand von Tapachula ist nicht einmal ein Bild wert
Der Strand von Tapachula schließlich stellt alles in den Schatten, was ich zuvor Unschönes von Tapachula gesehen hatte: Es handelt sich hierbei um einen derart hässlich einbetonierten Malecon, der nicht einmal in Ansätzen an den Malecon von Guayaquil oder den durchaus etwas seltsam anmutenden Malecon von La Libertad in El Salvador herankommt. Vielmehr ist der Strand von Tapachula sogar so hässlich, dass ich nicht ein einziges Bild davon gemacht habe.
Nun, wieso habe ich nun einen Zwischenstopp in Tapachula eingelegt? Wohlwissend, dass es dort nichts Großartiges zu tun gibt?
Meine Gründe für einen Zwischenstopp in Tapachula
#1 Eine Pause direkt nach der Grenze
Ein Grenzübergang von Guatemala nach Mexiko kann zwischen 1,5 und 4 Stunden dauern, wenn du den entsprechenden Papierkram zu erledigen hast. Dieser entfällt natürlich, wenn du mit einem Touristenbus anreist. Ich jedoch musste nicht nur mich selbst über die Grenze bringen – eine Angelegenheit, die wahrscheinlich nicht länger als 20 Minuten gedauert hätte -, sondern auch mein guatemaltekisches Auto, mich also um die temporary import permit kümmern, und vor allem meine Hündin Matute importieren.
Da wir von unserer letzten Unterkunft bei Retalhueu bereits zwei Stunden im Auto unterwegs gewesen waren, ich nicht einschätzen konnte, wie lange der Grenzübergang dauern würde, wollte ich es Matute nicht antun, weitere Stunden im Auto verbringen zu müssen.
#2 Orga-Kram und Reiseplanungen für meinen Mexiko Roadtrip
Die zweitägige Pause war ebenfalls perfekt, um endlich einmal meine Reiseplanung anzustoßen. Am Ende meiner zwei Tage in Tapachula hatte ich nicht nur eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welche Orte ich in Chiapas besuchen und einen Hauch von Ahnung, welche Staaten ich nach Chiapas anfahren wollte, sondern konnte die Zeit auch für organisatorische Dinge nutzen, wie beispielsweise das Besorgen von Bargeld oder einer mexikanischen SIM-Karte. Außerdem hatte ich eingekauft und ein paar Lebensmittel für die kommenden Tage organisiert.
#3 Warm werden mit Mexiko
Aufgrund der Tatsache, dass ich in Tapachula meinen Fokus nicht auf das Entdecken von tollen Sehenswürdigkeiten legte, konnte ich mein Hauptaugenmerk auf etwas anderes legen, nämlich das Warmwerden mit dem Land. Die Tage waren perfekt, um ein Gefühl für das Land, die Preise, typisches Essen, Tankstellen und Polizeikontrollen zu erhalten. Und aufgrund der Tatsache, dass ich privat bei einer Familie lebte, bekam ich einen sehr guten Einblick und hilfreiche Tipps für meine weitere Reise.
#4 Joaquin
Mit Joaquin, dem Vater der Unterkunft, in welcher ich mich einquartiert hatte, hatte ich von ersten Sekunde an eine connection. Bereits am Vormittag überraschte er mich mit einem derart leckeren und ausgiebigen Frühstück, dass ich nicht einmal in Ansätzen das aufessen konnte, was er mir vorgesetzt hatte. In den Gesprächen mit ihm legte ich nicht nur meinen Sprachschalter von Deutsch/Englisch auf Spanisch um, sondern erfuhr auch ganz viel über Chiapas, Sehenswürdigkeiten, Straßenbedingungen und politische Verhältnisse. Und ich fühlte mich bei ihm Zuhause rundum wohl und super sicher.
Eine abendliche Anekdote:
Als ich mich am Abend auf mein Zimmer zurückgezogen hatte, um meine Reiseplanung zu beginnen, hörte ich draußen zunächst Gepolter. Dann Geschrei. Plötzlich fiel ein Schuss. Und noch einer. Und noch einer. Nein, es war kein Feuerwerk. Es waren auch keine Knallfrösche. Denn, glaub‘ mir, nach zwei Jahren in Guatemala kenne ich den Unterschied zwischen einem Böller und einem Schuss. Ich konzentrierte mich weiterhin auf meine Recherchen. Dann klopfte es an meine Tür.
Während ich vor 2 Jahren in seiner solchen Situation wahrscheinlich mindestens zusammengezuckt wäre, rief ich ein „Momentito!“ Richtung Tür, erhob mich aus meinem Bett und öffnete die Zimmertür. Im Türrahmen stand Joaquin. Ich schaute ihm direkt ins Gesicht, dann an ihm herunter. Hinter seinem Oberschenkel und dem Türrahmen blitzte ein Revolver hervor. Wieder schaute ich ihn an. Que pasa? [Was ist los?] Als er realisierte, dass ich die Waffe gesehen hatte und keine weitere Reaktion zeigte, begann er zu sprechen. In einer Affengeschwindigkeit. Ich verstand nichts. Sprich‘ bitte langsamer. Was? Wieder sprach er viel zu schnell. Das Einzige, das ich verstehen konnte, war: Es ist alles okay. Es kann gleich wieder laut werden. Ich möchte es dir nur sagen. Bleib bitte auf dem Zimmer und lass die Tür zu. – Bueno! [Alles klar!] Ich schloss die Tür, setzte mich wieder mit meinem Notebook auf mein Bett und suchte nach Unterkünften für die nächsten Tage.
Wieder Gepolter. Wieder Geschrei. Ein Schuss. Noch einer. Und noch einer. Und während draußen eine Tür knallte, klickte ich auf den Buchungs-Bestätigungs-Button eines Airbnb, das ich mir für die kommenden Nächte in San Cristobal de las Casas ausgesucht hatte…
Hilfreiche Tipps für einen Zwischenstopp in Tapachula
Im Zentrum von Tapachula findest du gegenüber von Dominos Pizza einen Parkplatz (rotes x auf der Karte) und direkt neben Dominos einen kleinen Shop von Telcel, in welchem du dir eine SIM-Karte besorgen kannst.
SIM-Karten in Mexiko sind allerdings nicht günstig und es gibt – bei einer SIM-Karte ohne Vertrag – nur höchsten 1 GB Daten für 280 Pesos (=113 Quetzales oder 1 Euro). Diese sind zwar 30 Tage gültig, bei einer Verwendung von Google Maps im Online-Modus jedoch schnell verbraucht (lade dir vorher die Offline-Karte von Mexiko herunter und schalte beim Fahren die mobilen Daten aus!)
Rechts und links des Parque Central gibt es zwei Banken (grüne Kreise aus dem Screenshot), in welchen du Bargeld ziehen kannst.
Bist du auf der Suche nach einem großen Supermarkt in Tapachula, wirst du im Stadtkern eher nicht fündig werden, denn dort gibt es neben kleinen Tiendas nur OXXO-Läden. Einen großen und sehr gut ausgestatteten Supermarkt (vergleichbar mit Walmart) findest du außerhalb des Stadtzentrums. Die Supermarktkette heißt „Soriana“, befindet sich auf der Umgehungsstraße beim Cinemex-Kino.
Falls du für eine SIM-Karte nicht in das Stadtzentrum fahren möchtest, kannst du diese auch dort besorgen, denn neben Soriana liegt ein weiterer Shop von Telcel.
Weitere Blogbeiträge über Chiapas
Tapachula – San Cristobal de las Casas – Umgebung von San Cristobal de las Casas: Sumidero Canyon, Chiapa de Corzo, Chamula – Palenque & Umgebung – Mayaruinen von Palenque – Lagos de Montebello – Abstecher nach Campeche und Ciudad del Carmen
Wissenswertes zur Sicherheit, zu Polizeikontrollen, was Mexiko kostet, zur temporary import permit und und und für einen Roadtrip durch Mexiko findest du auf meiner Mexiko-Seite.
Martina
November 27, 2019 @ 7:32 pm
Hallo, da bin ich sehr neugierig wie es weitergeht. Fing ja schon spannend an…