Jakarta – Day 1: liquid dinner
Gar nicht deutsche-Bahn-like fuhr der Zug um 16.18 Uhr (geplante Ankunft: 16.22 Uhr!) in Jakarta ein. Also, direkt los, mit dem public Bus auf Hostel-Suche. Check in. Kurz Sachen umpacken. Daypack und Sportklamotten aus dem großen Rucksack holen, Sportklamotten in den daypack hauen, wieder los, in den public Bus und ab zum Menara BCA, dem BCA Tower. 11. Stock: Fitness First. Dieses Mal musste ich für meinen Day pass auch bezahlen. 250.000 IDR. Nicht günstig. Aber ich hatte ja noch einen gut aus KL. ? Zwei Stunden Krafttraining und 20 Minuten Intervall auf dem Laufband. Wo die Kraft dafür herkam – mir völlig schleierhaft. Lag wahrscheinlich an der heftigen Zuckerzufuhr der vergangenen Tage – ich befürchtete schon Diabetes, war ich doch einen solchen Süßigkeitenflash seit meine Abiturienten nicht mehr da sind, einfach nicht mehr gewohnt.
Der Plan nach Fitness First: hoch in den 56. Stock in die Skybar. Unten hatte ich bereits ein Schild gesehen, welches semi-formal als Dresscode voraussetzte. Ich überschlug kurz im Kopf: okay, ich trage keine Flipflops, aber schwarze Shorts, ein graues Labber-Shirt und darunter mein Bikini-Oberteil – für mich definitiv nicht semi-formal. Schuhe: check. Der Rest: uff – könnte kritisch werden.
Ein klassischer Fall von Diskrepanz in der Fremd- und Selbstwahrnehmung. Mein Eindruck von mir selbst glich, gelinde gesagt, „abgeranzt“ (Selbstwahrnehmung) – nach Fitness First aber wenigstens frisch geduscht – der security Typ, der die Gäste-Auswahl vor dem extra für die skybar vorhandenen Fahrstuhl trifft, schaute mich von oben bis unten an. Das einzige, das mir in diesem Moment einfiel, war: „Well, at least, it’s no Flipflops!“ Er lachte und ließ mich durchgehen (Fremdwahrnehmung). Oben angekommen, wurde mir direkt ein Tisch im Restaurant-Bereich gegeben. Für die Bar war eine Reservierung notwendig. Hatte ich nicht. Mir war’s einerlei, wo ich sitze. Ich wollte ja nur den Blick nach unten und ein Glas Weißwein – der erste Wein seit wie vielen Wochen?! Ich weiß es nicht. Zu lange! Da ist ein bisschen etwas aufzuholen! – genießen. Während ich die Weinkarte studierte und mich gerade für einen Sauvignon Blanc entschieden hatte – die restliche Auswahl waren diverse Rieslinge und irgendwie hatte ich dunkel, gaaaanz dunkel, in Erinnerung, dass diese größtenteils nicht meinen Geschmack treffen – kam ein Mann an meinen Tisch und sprach mich an. Es stellte sich heraus, dass er der Chef der Bar war. Nicht angezogen wie die Kellner des Restaurants, war ich auf das Angesprochenwerden nicht so wirklich vorbereitet. Ganz und gar nicht eigentlich. Ich hatte damit gerechnet, dass gleich ein Kellner meine Sauvignon-Bestellung aufnimmt. Mit einem überaus charmanten Lächeln im Gesicht teilte er mir mit, dass er gesehen hätte, dass ich alleine hier sei und dass er mit seiner Crew gleich eine Flasche Wein öffnen würde, um sie zu probieren und er mir daher ein Glas anbieten wollen würde. Ich dachte, der Typ macht Witze und sagte zu ihm: klar, immer her mit dem Alkohol. Nein, er machte keine Witze. Er meinte es tot ernst. Keine zwei Minuten später kam er mit Glas und frisch geöffneter Weinflasche, schenkte mir und sich ein, prostete mir zu, wünschte mir einen schönen Abend und verschwand wieder in das Nichts, aus dem er gekommen war. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, trank genüsslich den 2014er Shiraz (ja, ich wollte eigentlich Weißwein, keinen Rotwein – Gott weiß, was Rotwein alles mit einem anstellen kann, aber auf Einzelschicksale kann eben nicht immer Rücksicht genommen werden, bei mir schon gar nicht), genoss den Blick über die Stadt. Nachdem das Glas getrunken war, machte ich ein paar Bilder (die Qualität lässt bei Dunkelheit leider zu wünschen übrig), kam zurück an meinen Tisch und fand vor: ein erneut gefülltes Glas Rotwein. Zwei Gläser Wein direkt nach dem Krafttraining und ein Essen, das bereits mehrere Stunden zurücklag – ich werde es nicht weiter ausführen, ließ den Abend mit dieser interessanten Wende ausklingen und dachte so bei mir: okay, soooo abgeranzt kann ich wirklich nicht aussehen. ?? Dennoch: Futter musste noch her. Schnell. Viel. Ganz viel. Auf dem Rückweg zur Unterkunft hatten schon ziemlich alle Fressstände geschlossen (klar, nach 23 Uhr). Einer war noch in Betrieb und die beiden netten Herren versorgten mich mit Nasi Goreng und Krabbenchips. Viiiiel Nasi Goreng und einem Teller Krabbenchips. Meins! Zum local price von 13.000 IDR. So günstig hatte ich seit Bali nicht mehr gegessen. „Foto, Foto!“ war natürlich ein Muss.
Weinchen:
Bissi müde vom Sport – vielleicht war es auch der zweite Wein ?, aber Foto muss, weil: wenn kein Foto, dann ist es nicht passiert.
Der Blick runter:
Fazit Skybar:
Weinchen: lecker, vielleicht einen Hauch zu trocken, aber dennoch sanft im Abgang, relativ wenig säurehaltig – aber: dem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul!
Der Blick runter: der absolute Hammer!
Gesparte Kohle: locker 140.000 IDR, denn da beginnen die Weinpreise.
Und, hier noch: „Foto, Foto!“ ?
Sundascout
August 13, 2016 @ 3:48 am
Der Besitzer hatte bestimmt noch nie so ne attraktive Frau in seinem Lokal. Deine Kleidung sieht für unsere Verhältnisse einfach aber lässig cool aus. Das ist schon wieder total chick. Du müsstest mal die aufgedonnerten westlichen Frauen in Jakarta sehen, wenn die ausgehen. Aufgetakelt bis zum Gehtnichtmehr. Da fällst du aus dem Rahmen. Das fällt eben auf mit Deiner legeren Natürlichkeit und das wirkt bestimmt ganz besonders attraktiv auf die Indo-Männer.
desdemonaaa
August 13, 2016 @ 5:31 am
Danke für die Blumen! 🙂 Der Typ war aber gar kein Indonesien, sondern westlich. Du weißt doch, Indos in Führungspositionen! 😀 aber du hast absolut Recht, die Tussis, die sich in der Bar aufhielten, waren dermaßen aufgebrezelt, dass es eigentlich gar nicht mehr ging. Bei uns würde man sagen, dass sie noch ‚arbeiten‘ gehen – hier ist es scheinbar ‚Bar-Dresscode‘! :-/