Hangin’ around in trees – die Faultiere im Sloth Sanctuary in Costa Rica
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Über Faultiere
Einfach mal abhängen und den ganzen Tag nichts tun?! Einfach mal absolut faul sein?! Auf den ersten Blick gibt es keinen treffenderen Begriff als “Faultier”, um diese Tierart zu bezeichnen.
Aber eigentlich ist die Bezeichnung eine ganz gemeine Unterstellung. Denn auch wenn das Faultier tatsächlich den lieben, langen Tag in den Bäumen abhängt, sich nur im Zeitlupentempo bewegt und sich seine Aktivität auf drei Dinge beschränkt, nämlich fressen, schlafen und leben, sein Fell so aussieht, als hätte es bereits Moos angesetzt, hat dies alles recht wenig mit wirklicher Faulheit zu tun.
Vielmehr ist es so, dass dahinter ein ganz ausgeklügeltes, effektives Energiesparkonzept steckt, sozusagen eine low calorie efficiency!
Das gemeine Faultier nämlich ernährt sich größtenteils nur von Blättern, die sich in den Bäumen, in denen es hängt, zwar in greifbarer Nähe befinden, aber auch so gut wie keine Nährstoffe besitzen. Und aufgrund der mangelnden Nährstoffe ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass es sich bei dem Tier daher um das Lebewesen mit der geringsten Muskelmasse handelt und es faktisch gar nicht – wie beispielsweise Affen, die nährstoffreiche Früchte zu sich nehmen – in den Bäumen herumturnen kann.
Aber keine Sorge, im Falle eines Angriffes ist es in der Lage, Kräfte zu mobilisieren und kann mit seinen Pranken ordentlich zuschlagen.
Faultier-Arten
Was ich übrigens nicht wusste und erst bei meinem Besuch des Sloth Sanctuary in Costa Rica erfahren habe, ist die Tatsache, dass es mindestens zwei Arten von Faultieren gibt – das Zweizehen-Faultier und das Dreizehen-Faultier.
Und während man auf den ersten Blick keinen wirklichen Unterschied zwischen beiden ausmachen kann, sind diese beiden Arten doch so weit voneinander entfernt wie Kuh und Pferd.
Das Zweizehen-Faultier
Das Zweizehen-Faultier besitzt an seinen Hinterpranken drei Zehen, an den Vorderpranken jedoch nur zwei. Sie ernähren sich nahezu ausschließlich von Pflanzen und Blättern. Des Weiteren sind sie Einzelgänger und nachtaktiv.
Das Dreizehen-Faultier
Der Name des Dreizehen-Faultieres ist darauf zurückzuführen, dass ihre Vorderfüße – genauso wie die Hinterfüße – drei Zehen besitzen. Auch sie sind Einzelgänger, nachtaktiv und ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen.
Im Unterschied zum Zweizehen-Faultier jedoch futtern sie manchmal aber auch tierische Nahrung und Früchte. Außerdem hat ihr Fell zwei Lagen.
Und während die Zweizehen-Faultiere sozusagen von den Bäumen herunter kacken, begibt sich das Dreizehen-Faultier einmal pro Woche auf einen Ausflug von seinem Baum herunter, um sein Geschäft auf dem Boden zu verrichten.
Einmal pro Woche?! – Du hast richtig gelesen! Bei der wenigen Nahrung, die sie zu sich nehmen, kommt da halt einfach nicht viel zusammen. Und außerdem sind sie in der Lage, ihren Urin zu speichern, so dass bei diesem Ausflug gut und gerne mal eineinhalb bis zwei Liter Urin ausgeschieden werden.
Das Sloth Sanctuary in Costa Rica und wer zum Teufel ist Buttercup?
Als ich das Sloth Sanctuary in Costa Rica besuche, mache ich sofort Bekanntschaft mit Buttercup. Buttercup ist sozusagen das Ursprungs-Faultier. Ihre Mutter kam bei einem Unfall ums Leben, Buttercup wurde gefunden, aufgepeppelt und so entstand das Sloth Sanctuary in Costa Rica. Sie ist daher Faultier #1 in dieser Auffangstation und der Grund, warum dort überhaupt alles begonnen hatte.
Die Buttercup Tour im Sloth Sanctuary in Costa Rica
Bei meiner Buttercup Tour durch das Sloth Sanctuary in Costa Rica (USD 30, Dauer: 2 Stunden) lerne ich jedoch nicht nur Buttercup kennen, sondern auf einer Kanutour durch den Regenwald auch die Lebenswelt der Faultiere.
Auf einem Kanu, auf welchem sechs Personen Platz haben, fährt mich der Guide für etwa 45 Minuten durch diese Welt – Kaimane, wilde Faultiere in den Bäumen und kleine Wasserschildkröten, zahlreiche Vögel.
Im Anschluss daran besuche ich die Auffangstation mit ihren Faultieren. All diesen permanent residents – egal ob zwei- oder dreizehig – ist eines gemeinsam: Sie sind Waisenkinder oder hatten einen Unfall. Hier werden sie gesund gepflegt, erhalten Nahrung und können den ganzen Tag unter Aufsicht abhängen und schlafen.
Sloth Sanctuary in Costa Rica: Soll man das? Darf man das überhaupt?
Eine solche Auffangstation, bei der von vorneherein klar ist, dass die Tiere nicht wieder in ihre ursprüngliche Lebenswelt zurückkehren werden, wirft natürlich Fragen auf. Ist so etwas gut? Soll man das? Darf man das? Ist das artgerechte Haltung? Ist das Zwang? Entreißt man die Tiere hier nicht ihrer gewohnten Lebenswelt?
Auch ich habe mir hierzu so meine Gedanken gemacht. Ich bin ein klarer Verfechter davon, dass Tiere in ihre natürliche Umgebung gehören. Ich halte nichts Kameltouren. Ich halte auch nichts von Elefantenreiten. Wenn offensichtlich ist, dass es den Tieren hierbei nicht gut geht, was man ja meistens bereits auf den ersten Blick schon erkennen kann. Und bin davon überzeugt, dass es sich hierbei größtenteils um Tierquälerei handelt.
Aber was ist mit den Faultieren?
Faultiere sind Einzelgänger und nur während ihres ersten Lebensjahres mit ihrer Mutter zusammen. Von dieser lernen sie alles Notwendige, um in ihrem weiteren Leben überleben zu können. Dieses eine Jahr benötigen sie, um sozusagen die basic survival tricks zu erlernen: zu lernen, was sie essen, wo sie essen, welche Bäume sie vermeiden sollten, wie sie sich vor Angreifern schützen oder verstecken können und und und.
Was nun aber, wenn ihre Mutter während dieser Zeit stirbt? Oder was, wenn ihnen etwas zustößt? Nicht selten kommt es vor, dass sich Faultiere beim Herabsteigen von ihren Bäumen in Stromkabeln oder Stacheldrahtzäunen verfangen, sich dadurch Verbrennungen zuziehen, Gliedmaßen abgetrennt werden oder sie aufgrund des Sturzes in den Stacheldrahtzaun ihr Augenlicht verlieren. Sie wären praktisch zum Tode verurteilt. Im Sloth Sanctuary in Costa Rica erhalten sie so gesehen eine zweite Chance.
Und auch wenn böse Stimmen behaupten, dort würden die Faultiere vernachlässigt werden, müssten in viel zu kleinen und überfüllten Käfigen schlafen und würden zu wenig Futter erhalten, so ist es doch gleichzeitig so, dass diese Auffangstation auch Protokolle über ihre Arbeit führen muss, überwacht wird und die Tiere vor allem ziemlich alternativlos sind, was ein Leben in der Auffangstation angeht.
Buttercup im Sloth Sanctuary in Costa Rica
Buttercup, die heute über 20 Jahre alt ist, hätte in der Wildnis ohne die Hilfe ihrer Mutter sicher nicht lange überlebt. Für sie wäre die Freilassung in die Natur einer Todesstrafe gleichgekommen.
Und während mir all diese wilden und widersprüchlichen Gedanken und bösen Stimmen durch den Kopf gehen, schaue ich Buttercup an. Ich beobachte, wie sie in ihrem schwingenden und hängenden Stuhl ganz langsam und gemächlich herumgeklettert. Dann setzt sie sich und starrt mich an, als könnte sie meine aufgebrachten Gedanken lesen.
Und irgendwie – so scheint mir – ist sie gerade die einzige, die total ruhig bleibt und das alles völlig gelassen sieht.
Schmankerl zum Schluss
Hier habe ich noch ein besonderes Schmankerl für dich: Das Sloth Sanctuary-Video zeigt dir nicht nur, wie sich eines der Faultiere laaaangsam an sein Futter heranpirscht, sondern auch wie die ganz Kleinen ihre Nahrung verputzen.
Wenn du nicht auf YouTube klicken willst, kannst du auch recht bedenkenlos hier den Play-Button drücken. Es ist ganz DSGVO-konform und setzt keine Cookies bei YouTube, weil es sich um ein Programm handelt, das genau dafür programmiert wurde. Hier kannst du es herunterladen. Danke, Robert!
Reisestationen im Überblick
Mein Roadtrip durch Costa Rica: Fazit – Fahrt von San José nach Monteverde – Nebelwälder von Monteverde –
Hängebrücken am Lago Arenal – Cartago – Sloth Sanctuary – Cahuita Nationalpark – Puerto Viejo und seine Strände –
Lost Place: Der Bahnhof von Puerto Limón – Horrornacht in Puerto Limón – Autofahren in Costa Rica
Gastbeitrag bei Tropenwanderer: Du warst nicht an der Karibikküste in Costa Rica, wenn du nicht…