Western Scotland – the Hogwarts Express needs to be caught

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Was auch immer heute Morgen dazu geführt hat, dass ich eineinhalb Stunden vor meinem Wecker aufwachte, hellwach war und nicht mehr in den Schlaf finden konnte – senile Bettflucht, übergroße Vorfreude auf den Express-Zug, der mich nach Hogwarts bringen sollte?! – ich nutzte die nicht einkalkulierte Zeit direkt aus. Ein Duschgang und zwei Kaffee im Kopp später war ich auf der Straße Richtung Westen.
Here we go, dachte ich, voller Tatendrang. Aber here we go war erst einmal nicht. Mal abgesehen davon, dass um 8 Uhr noch stockfinstere Nacht war, lagen 15 Kilometer Glatteis vor mir. Hügel rauf, Hügel runter. Einspurige Fahrbahn. Immerhin kein Gegenverkehr, so dass ich und das Auto uns miteinander austoben konnten.

morgens 8:15 Uhr auf schottischen Straßen

Und während ich mir meinen Weg Richtung Westen bahnte und mir die Frage stellte, ob die Schotten eigentlich keine Steuern bezahlen, weil sich ganz offensichtlich kein Streudienst für die Straßen verantwortlich fühlt, ging hinter mir langsam die Sonne auf.

Ziemlich genau 140 Kilometer lagen vor mir – quer durch die Highlands, nicht auf einer Autobahn! Die Steall Falls sollten heute mein erster Anlaufpunkt werden. Mit ihren circa 120 Metern Fallhöhe sind sie der zweitgrößte Wasserfall Schottlands. Sie liegen im Tal des Ben Nevis, im Glen Nevis (der aufmerksame Leser weiß: Glen = Tal), etwa 10 Kilometer außerhalb von Fort William. Dass sie in den Verfilmungen mehrerer Harry Potter-Romane als Drehort dienten, davon werde ich mich bei nächster Gelegenheit einmal überzeugen.

Um zu den Wasserfällen zu gelangen, kann man am Braveheart Car Park („The car park itself was as a direct result of the filming of the movie, Braveheart starring Mel Gibson. The film crew wanted an area in the forest to park the their film units, including Mel’s ‚Winabago‘ and thus Braveheart Car Park was born.„) parken und dann einen great walk (siehe Empfehlung von TripAdvisor) zu den Wasserfällen machen.
Man kann es aber auch lassen und, weil in Schottland sowieso gerade tourifreie Zone herrscht, mit dem Auto direkt zu den Wasserfällen fahren. Gut, das Auto sieht hinterher dann halt entsprechend aus – meine Stiefel übrigens auch, denn abseits der „Fahrbahn“ steht man gut und gerne mal schnell schienbeintief im Morast -, aber das macht ja nichts. Is‘ ja nicht meines. Die Stiefel schon – aber das macht ebenfalls nichts. Ich sehe es als meine Vorbereitung auf den tough mudder. 😉

Nicht nur abenteuerlich ist der Weg zu den Wasserfällen – einspurig, viele floods, viele Schafe, also eigentlich nichts Neues -, sondern auch landschaftlich eine absolute Augenweide. Ben Nevis hinter mir, kleine Flüsschen rechts und links von mir, ein C4 mit mir. Und ja, auf dem Ben liegt Schnee – der ist auch knapp 1400 Meter hoch, da kann gerne mal Schnee liegen.

Auf meinem Rückweg von den Steall Falls durchquerte ich Fort William. Der Besitzer des cottage sagte vor einigen Tagen noch zu mir: „When you go through Fort William, keep your eyes closed.“ Den Grund, den er hierfür nannte, war der, dass Fort William seiner Ansicht nach so hässlich sei, dass es die Augen nicht ertragen würden. Tja, da war er wohl noch nicht in Encarnacion in Paraguay. Als so hässlich habe ich Fort William nicht empfunden, aber auch nicht unbedingt als Stadt, in der man sich länger als notwendig aufhalten muss. Und so beschränkte sich mein Aufenthalt dort auf eine Kaffeepause.

Schließlich führte mich mein weiterer Weg zum Old Inverlochy Castle. Dieses wurde irgendwann im 13. Jahrhundert gebaut – es ist also (mal wieder) sehr sehr alt -, hat (mal wieder) diverse Schlachten erlebt, wurde (mal wieder) zerstört, (mal wieder) aufgebaut, aber sonst ist dort nichts wirklich Aufregendes geschehen. Es steht da halt und sieht nett aus. Übrigens ist es ganzjährig geöffnet und das Eingangstor ist unverschlossen – man kann es also jederzeit problemlos besuchen. Besucher waren trotzdem keine da. High time für ein Selfie. 😀

Da bis zur Abfahrt des Hogwarts Express – u.a. um 15:06 Uhr am Glenfinnan Viaduct – noch etwas Zeit war, beschloss ich spontan, ans Land’s End zu fahren, nach Mallaig. Mallaig ist ein Fischerdorf bestehend aus nicht einmal tausend Einwohnern. Von dort fahren einige Fähren zu den schottischen Inseln. Ansonsten hat Mallaig seinen ganz eigenen Charme – nämlich gar keinen.

Dennoch würde ich nicht behaupten, dass sich eine Fahrt dorthin nicht lohnt. Sicherlich nicht wegen Mallaig – es gibt dort exakt einen Souvenirladen (immerhin!), ein Restaurant und ein Café, das sich übrigens im Restaurant befindet, und so hässlich aussah, dass es mir nicht ansatzweise nach einem Kaffee gelüstete – sondern wegen der „alternative costal route“, eine Parallelstraße zur normalen Landstraße. Hier kommt man, zumindest was die Landschaft angeht, voll auf seine Kosten: Meer, Strände, Berge… und Schafe.

Schließlich war der Höhepunkt des Tages erreicht: ab nach Hogwarts… und sie ward nie mehr gesehen… nein, leider nicht, denn irgendwie wollte man mich in Hogwarts nicht haben. Woran es lag?! – Definitiv nicht an meinem Kleidungsstil.

Nach einem erneuten kurzen Kaffee-Zwischenstopp in Fort Williams – nach der ganzen Aufregung musste ja wieder etwas Ruhe einkehren – machte ich mich schließlich auf einen äußerst sonnigen Rückweg.

Und erreichte zwei Stunden später, nein, nicht das cottage, sondern den Highland Chocolatier in Aberfeldy. Schokolade geht immer und nach der heutigen langen Fahrt hatte ich mir eine, zwei, drei Belohnungen durchaus verdient. 🙂

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Reisestationen des Roadtrip durch Schottland:

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