Besuch von Sao Paulo – skip it if you can
Besuch von Sao Paulos – Allgemeines
Über 13 Millionen Menschen leben in Sao Paulo und nicht grundlos wird die Stadt auch der „Beton Dschungel“ genannt. Riesige graue Gebäude und Wolkenkratzer befinden sich überall. Sonderlich gemütlich wirkt das alles nicht. Ist es auch nicht. Sao Paulo ist eine Metropole, die nie schläft. Heute werde ich dir von meinem Besuch von Sao Paulo erzählen und dir auch ganz unverblümt erklären, warum ich keinen Fuß mehr in die Stadt setzen werde.
Vorabanmerkungen: Dieser Beitrag wird lang. Dafür werde ich dir darin aber auch alle möglichen Informationen geben, die du für deinen Besuch von Sao Paulo brauchst. Es wird darin nicht nur um Sightseeing und Hotspots gehen, sondern auch um Taxi-, Metro-, Bus- und Uber-Fahrten, Sicherheit, wie du an Bargeld gelangst und inwiefern Kreditkartenzahlung in Sao Paulo möglich ist.
Mein Besuch von Sao Paulo
Es ist mitten in der Nacht, genauer gesagt, kurz nach Mitternacht, als ich mit Zwischenstopps in Costa Rica und Bogota in Kolumbien in Sao Paulo lande. Nicht unbedingt die geilste Zeit, irgendwo in einer Metropole zu landen. Aber ich war dann doch fast alternativlos. Ein Anflug um 06:30 Uhr wäre noch möglich gewesen. Aber dann hätte ich über 6 Stunden Aufenthalt in Bogota gehabt. Fraglich auch, ob es irgendetwas geändert hätte. Wahrscheinlich nicht.
Weil das Wlan am Flughafen mit dem Verlassen des baggage claims-Bereiches von jetzt auf gleich direkt endet, wird das leider auch nichts mit dem angedachten Uber. Für 126 Real (circa 23 USD) fahre ich schließlich mit dem Taxi in das historische Zentrum, wo sich meine Unterkunft für die kommenden drei Nächte befindet.
Meine erste Nachtfahrt durch Brasilien. Nachts sind alle Katzen grau, schießt es mir durch den Kopf. Diese hier ist besonders grau. Im historischen Zentrum liegen überall Obdachlose am Straßenrand. Teilweise stehen Ein- oder Zweimannzelte auf den Gehwegen. Teilweise liegen die Menschen dort auf Kartons oder dem blanken Boden. Ich bin überrascht und schockiert zugleich. Darauf war ich nicht vorbereitet. Wie auch?! – Ich hatte weder Zeit für eine ausgiebige Reiseplanung noch die Möglichkeit, in die aktuelle Situation in Brasilien einzulesen. Ich wusste lediglich, dass die Covid-Situation einigermaßen im Griff ist. Eine vergleichbare Situation – aber nicht halb so schlimm wie diese, die mir in der Nacht begegnete – erlebte ich vor einigen Jahren bei meinem Besuch von Cali. Dort, unter den Brücken, in kleineren Parks, lebten ebenfalls Menschen in Zelten. In unwürdigsten Verhältnissen. Es waren Flüchtlinge aus Venezuela. Ob es sich bei den Menschen, die ich im nächtlichen Sao Paulo sah, ebenfalls um Flüchtlinge aus Venezuela handelte, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Spooky jedenfalls war es.
Was ich ebenfalls zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ist dass dieses spooky-Feeling anhalten würde…
Am nächsten Morgen machte ich mich auf, um das historische Zentrum zu erkunden. Überdies wollte ich ein paar organisatorische Dinge erledigen: Ich brauchte eine SIM-Karte, einen Adapter, ein paar Nahrungsmittel.
Noch bevor ich überhaupt das Condominio am Praca Republica verließ, rief mir der Security-Mann zu: Pass auf da draußen. Es ist nicht sicher! – Na wundervoll, denke ich. Und keine 50 Meter später geht mein innerer Security-Alert an – und für die nächsten Stunden dann auch nicht mehr aus.
Ja, das historische Zentrum in Sao Paulo ist definitiv momentan nicht der place to be. Denn die Eindrücke der vergangenen Nacht wurden bestätigt. Die Zelte und Obdachlosen nahmen zu. Mit jedem Schritt, den ich näher an die Kathedrale heran kam. Auf dem Vorplatz der Kathedrale waren es schließlich so viele Obdachlose und Zelte, dass ich den Überblick verlor. Und über alles legte sich der Geruch von Haschisch oder menschlichen Exkrementen. Ein übler Gestank, der sich paarte mit Unreinheit. Mein Handy aus dem Rucksack zu nehmen, um wenigstens ein schnelles Bilder von der Kathedrale zu machen, war eine riesige Überwindung. Und danach machte ich mich auf direktem Weg in den sicheren Bereich der Metrostation auf.
Trotz der sehr unschönen Situation im historischen Zentrum in Sao Paulo gibt es ein paar Orte, die einen Besuch in Sao Paulo erträglich machen. Extra jedoch für diese Orte nach Sao Paulo zu fahren – das kannst du dir wahrlich sparen.
Orte, die einen Besuch in Sao Paulo erträglich machen
1. Jardim Paulista und der Ibirapuera Park
Jardim Paulista ist wahrscheinlich das schönste Viertel von Sao Paulo und gleichzeitig meiner Ansicht nach die beste Gegend, um einige Tage in Sao Paulo zu verweilen.
Im Ibirapuera Park kannst du stundenlang spazieren gehen und die Schwäne auf den verschiedenen kleinen Seen beobachten. Die sauberen öffentlichen Toiletten, kleinen Restaurants und Getränkeautomaten ermöglichen es dir, tatsächlich völlig problemlos einen ganzen Tag dort zu bleiben.
How to get there: Metro AACD-Servidor (lila), zzgl. 25 Minuten Fußweg
2. Pinheiros und Itaim
Pinheros und Itaim zählen zu den modernsten Gegenden in Sao Paulo. Auch hier gibt es zahlreiche schöne Airbnbs, wo du es gut ein paar Tage aushalten, auf der Straße spazieren und in eines der Straßencafés gehen kannst.
How to get there: Metro (gelb) oder Bus
3. Praca Do por do sol
Den bekanntesten Sonnenuntergang in Sao Paulo findest du in Praca do Por do Sol (Sunset Square) auf den Hügeln von Pinheiros. Es ist ein durchaus einfacher, kleiner Park, der aber zu den späteren Nachmittagsstunden ganz kuschelig wird.
How to get there: keine Metro, nur Bus oder Uber
4. Terraco Italia
Wo wir gerade bei Ausblick sind: Auch der besuch des Terraco Italia, ein gehobenes italienisches Restaurant, lohnt durchaus, wenn du einen Blick auf die Metropole oder atemberaubenden Sonnenuntergang über der Stadt haben möchtest.
How to get there: Metro Republica (rot, gelb), zzgl. circa 10 Minuten Fußweg
5. Beco do Batman
Beco do Batman heißt so viel wie „Batman’s Weg“ und ist eine kleine Straße im Viertel Vila Madalena. Die kleine Straße selbst hast du in 10 Minuten durch. Das Besondere dort jedoch ist die Streetart.
Sao Paulo’s Graffiti Kultur ist eine der bekanntesten übrehaupt. Und hier, in Beco do Batman, findest du die besten Graffitis.
In jedem Fall solltest du viele Bilder machen, da die Graffitis sich ständig verändern.
How to get there: Metro Fradique Coutinho (gelb), zzgl. 20 Minuten Fußweg
6. Cafe Cheirin Bao Pinheiros
Auf dem Rückweg von Beco do Batman zur Metro Haltestelle kannst du einen kurzen Zwischenstopp im Cheirin Bao einlegen. Ein super süßes Café direkt an der Straßenecke mit leckerem Kaffee und einer netten, lockeren Atmosphäre.
How to get there: Metros Fradique Coutinho (gelb), zzgl. 5 Minuten Fußweg
7. Avenida Paulista
Avenida Paulista ist Sao Paulos Shoppingmeile und ein bisschen mit dem Times Square in New York vergleichbar. Zig Wolkenkratzer, zig Geschäfte, zig Arbeiter, zig Autos. Auf dieser Straße ist immer Leben.
Sonntags übrigens dürfen Autos nicht auf der Paulista fahren, so dass sie ganz den Fußgängern gehört.
How to get there: Metro Paulista (gelb), Consolacao (blau)
8. Bacio di Latte auf der Avenida Paulista
Neben Starbucks und Co gibt es hier vor allem einen Eiscreme-Laden, der es mir angetan hat.
Die Eiscreme ist super lecker und der Espresso ebenfalls mega. Bevor du also in einen der zahlreichen Starbucks marschierst, geh‘ lieber dorthin.
How to get there: Metro Trianon – Masp (blau), zzgl. 5 Minuten Fußweg
9. Liberdade (Japantown)
Auf eine völlig andere Kultur wirst du treffen, wenn du nach Liberdade kommst. Liberdade ist Japantown. Dort wirst du auf eine Vielzahl japanischer Einwanderer treffen. Aber nicht nur das. Auch japanische Supermärkte, japanische Restaurants und japanische Getränke gibt es in dieser Gegend der Stadt. Mit etwas Glück begegnet dir auch Pikachu auf der Brücke.
Sehr leckeren Kaffee und mega leckere Schokolade kannst du im 86 verköstigen. Eine Alternative ist das We love coffee, aber die Wahrscheinlichkeit, dass du für deinen Besuch dort erst 30 Minuten anstehen musst, ist sehr groß.
How to get there: Japao – Liberdade (blau), zzgl. 1 Minute Fußweg
Sao Paulo – mein Fazit als Rezept
Ich möchte auf meinem Blog keine Stadt oder keinen Ort durch den Dreck ziehen, sondern immer auch ein paar positive Dinge an jedem Ort suchen und finden. Wenngleich Brasilien und ich keinen besonders guten Start hatten, so gibt es durchaus Orte, die einen Besuch in Sao Paulo erträglich machen.
In vielerlei Hinsicht sehe ich Sao Paulo als eine Kombination aus zig anderen Städten, die ich kenne oder bereist habe.
Für mich ist Sao Paulo…
a. eine große Portion dreckiges und stinkendes Delhi
Die Konnotation mit der Stadt Delhi ist zurückzuführen auf die Situation mit den obdachlosen Flüchtlingen, das allgemeine schlechte Gefühl, das ich dadurch hatte, als ich das historische Zentrum Sao Paulos besuchte und die Tatsache, dass es überall nach Exkrementen und Drogen roch.
b. ein Stück Guatemala
Der Verkehr in Sao Paulo ist bisweilen kaum erträglich, aber zu Stoßzeiten ist es in Guatemala Stadt deutlich schlimmer. Mucho trafico ist aber definitiv etwas, mit dem du in Sao Paulo rechnen solltest.
c. ein Hauch von New York
Sao Paulo erinnerte mich auch ein bisschen an die Metropole New York. Aufgrund seiner Wolkenkratzer, Türme und geschäftigen Straßen, aber auch aufgrund der Geschäfte, die es dort gibt – Decathlon, Starbucks, Nespresso, um nur einige zu nennen, die es nicht in jeder lateinamerikanischen Stadt gibt.
d. ein Quentchen Frankfurt
In Sao Paulo fällst du kaum auf – du kannst tragen, was du möchtest (oder auch nicht), du kannst eine Religion ausüben, die du möchtest, du kannst die sexuelle Ausrichtung haben, die du möchtest. Sao Paulo ist offen für alle Arten von Kulturen, Glauben, Haltungen und Ausrichtungen.
e. eine Prise Hamburg
Das historische Zentrum von Sao Paulo hat absolut keine Erinnerung an den Norden Deutschlands in mir geweckt, aber die kleinen Straßencafés und die grünen parkähnlichen Straßen außerhalb des Zentrums ließen mich ein klein wenig an die Straßen und Wohngebiete außerhalb des Zentrums von Hamburg denken.
Wissenswertes für einen Besuch von Sao Paulo
Ankunft in Sao Paulo
Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie du in Sao Paulo ankommen könntest – da wäre einerseits die Ankunft über einen der Flughäfen.
Ankunft über einen Flughafen in Sao Paulo
Es gibt zwei Flughäfen in Sao Paulo – Guarulhus (international) oder Congonhas (national). Die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist bei beiden nicht perfekt. Vor allem ab einer bestimmten Uhrzeit wird es wirklich schwierig, da die Metro zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens nicht fährt.
Es gibt zahlreiche Taxis außerhalb der Ankunftshalle. Aber je nachdem, wo du hin musst, kann das ganz schön teuer werden.
Eine Taxifahrt vom Flughafen in das historische Zentrum kostet beispielsweise 126 Real (23 USD). Insofern tust du gut daran, wenn du dir noch von dem Bereich des baggage claim – dort funktioniert das kostenlose Wlan noch – ein Uber bestellst. Für Fahrzeuge, die du über eine App bestellst, gibt es einen extra Bereich vor der Ankunftshalle: Den Taxis steht die erste Spur zur Verfügung, den App-Fahrzeugen die zweite. Eine dritte Möglichkeit ist der Airport Bus, aber auch dieser ist ab einer späteren Uhrzeit doch eher schwierig.
Ankunft über das Bus Terminal in Sao Paulo
Kommst du am Bus Terminal an, ist es nicht wirklich notwendig, dir ein Uber zu bestellen: Die Metrostation befindet sich direkt am Bus Terminal und für 4,40 Real (0,8 USD) kannst du mit der Metro fahren.
Metro fahren in Sao Paulo
Metro fahren in Sao Paulo ist super einfach. Am besten lädst du dir vorab den Metro Plan herunter. Die einzelnen Metrostationen findest du auf Google Maps. Lade dir auch hier vorab eine Offline Karte herunter.
Am Schalter am Eingang zur Metro löst du für 4,40 Real ein Ticket. Dies ist entweder ein simples Papier mit einem Barcode oder ein kleines rechteckiges Ticket. Mit dem Ticket gelangst du durch die Schranke (das Ticket mit dem Barcode wird oben aufgelegt, das rechteckige kleine Ticket wirdan der vorderen Seite der Schranke eingeführt).
Ansonsten ist die Fahrt mit der Metro dann selbsterklärend.
Uber fahren in Sao Paulo
Hast du keine Lust (mehr) auf Metro fahren – ich bin morgens immer mit der Metro los, habe sie tagsüber verwendet und mich dann am Abend vom Uber zurück in mein Airbnb bringen lassen – so kannst du super easy mit dem Uber fahren.
Bargeld und Kartenzahlung
In Sao Paulo an Bargeld zu gelangen, kann etwas verwirrend sein. Es gibt zwar zig Banken, diese funktionieren aber teilweise nur für einheimische Karten/Konten. Gute Erfahrungen habe ich mit der Santander Bank gemacht. Dort habe ich mit meiner Visa-Kreditkarte von der Volksbank problemlos Bargeld bekommen. Jedoch hat weder meine deutsche Mastercard noch meine guatemaltekische Kreditkarte dort funktioniert.
Warst du schon einmal in Sao Paulo? Wie hast du es empfunden?
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Blogbeiträge über meine Reise durch Brasilien
Wissenswertes allgemein
Meine Gründe für eine Reise nach Brasilien – Einreise nach Brasilien – Wissenswertes über Brasilien – Vorurteile über Brasilien – Autofahren in Brasilien – Busfahren in Brasilien – Inlandsflüge in Brasilien – Apps und Webseiten bei der Reiseplanung
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