Roadtrip durch Finnland mit Hund im Sommer – unsere 13 Stationen und persönlichen Erfahrungen
Roadtrip durch Finnland mit Hund im Sommer – unsere 13 Stationen und persönlichen Erfahrungen
Finnland – das Land der tausend Seen, endlosen Wälder und der Mitternachtssonne. Im Sommer verwandelt sich dieses Land, das für viele nur als verschneite Winterwunderwelt bekannt ist, in ein Paradies voller Licht, Wärme und Natur. Mit meinem Hund Matute machte ich mich – zunächst durch Schweden – auf zu einem Roadtrip durch Finnland. Es begann ein Abenteuer, das uns von den stillen Wäldern Lapplands bis an die lebendige Ostseeküste führte.
Auf was ich dabei nicht vorbereitet war: die Sonne und die Hitze. Statt des gemäßigten nordischen Sommers, durchschnittlichen 22 bis maximal 25 Grad, vereinzelten Regentagen und kühlen Nächten, die ich mir ausgemalt hatte, begleitete uns über drei Wochen hinweg eine fast schon mediterrane Wärme. 28 bis 32 Grad tagsüber – und das in einem Land, in welchem es im Sommer – zumindest im Norden – überhaupt nicht dunkel wird, die Abenddämmerung um 2 Uhr nachts für zwei Stunden einsetzt und um 4 Uhr bereits wieder die Sonne senkrecht steht. Für mich bedeutete das: Sonnen- und Mückenschutz den ganzen Tag, keine Melantoninausschüttung (und demnach auch keine eingesetzende Müdigkeit – alle paar Tage forderte die Schlaflosigkeit dann ihren Tribut und ich schlief durch), sportliche Tätigkeiten am frühen Morgen und am besten bis 8 Uhr beendet haben.

Erst an der Südküste änderte sich das ein wenig: Die Temperaturen gingen dort zunächst einmal “runter” auf 26 bis 28 Grad, pendelten sich dann an der Ostküste auf durchschnittliche 25 Grad ein. Zudem wurde es im Süden dann auch wieder gegen 22 Uhr dunkel. Richtig dunkel.
Ich spürte, wie sehr uns beiden diese leichte Abkühlung von nur wenigen Grad guttat. Denn geradezu tropische Nächte in einem Zelt, bei über 20 Stunden Sonne täglich, ohne Klimaanlage, Ventilator, einen Windhauch oder gar einmal ein reinigendes Gewitter können ganz schön an die Substanz gehen…

In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf unsere 13 Stationen, erzähle von stillen Momenten im Dachzelt, von wilden Rentieren, die uns aus dem Wald heraus beobachteten, und von kleinen finnischen Städten, die uns sofort in ihren Bann zogen.
Straßen & Reiseplanung: Was du in Finnland wissen solltest
Autofahren in Finnland ist entspannt. Die Straßen sind breit, gut gepflegt und oft menschenleer – besonders im Norden. Hier fährst du nicht, du gleitest durch die Landschaft, vorbei an Kiefernwäldern und Seen, die in der Sonne glitzern.
Maut? Fehlanzeige. Fähren? Kaum ein Thema, außer an der Küste. Dafür aber: viele, viele Elche und Rentiere. Besonders im Norden tauchten sie immer wieder am Straßenrand auf. Für Matute jedes Mal ein aufregender Moment – sie drückte dann die Nase an die Scheibe und fiepte leise.
Unsere Stationen auf unserem Roadtrip durch Finnland
Station #1: Kemi – Der stille Auftakt
Unsere Reise beginnt in Kemi, einer kleinen Stadt am Bottnischen Meerbusen. Bekannt ist sie vor allem für das Schneeschloss, das hier jeden Winter neu gebaut wird – im Sommer aber bleibt die Stadt ruhig, fast verschlafen. Wir übernachten am Stadtrand, nahe eines Sees. Die drei Tage in Kemi sind geprägt von organisatorischen Dingen – Lebensmitteleinkauf, Fitnessstudiobesuche (wir waren ja schon knapp zwei Wochen unterwegs und ich wollte meine Form nicht ganz verlieren), tanken, ausschlafen, entspannen (Matute hatte sich beim Sprung von der Motorhaube offensichtlich die Pfote verstaucht – das gab nicht nur richtig Ärger, weil sie nicht von der Motorhaube springen darf, sondern sich herunterheben lassen muss, sondern auch noch Schontage) und Reiseplanung.
Station #2: Rovaniemi – Weihnachtsstadt im Sommerlicht
Rovaniemi ist die offizielle Heimat des Weihnachtsmanns. Ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass es hier kitschig wird. Aber im Sommer, bei 30 Grad und unter der Mitternachtssonne, wirkte alles anders. Wir spazieren am Ounasjoki-Fluss, erkunden die Stadt, und auch wenn wir in Santa Claus Village nur eine kurze Kaffee- und Pinkelpause einlegen, hat es etwas Surreales, im Top bei 30 Grad durch eine „Weihnachtsstadt“ zu laufen.
Stationen #3 und #4: Sodankylä und Peurasuvanto – Der Weg in die Wildnis
Der Weg nach Sodankylä führt uns immer tiefer hinein ins Lappland, in eine Landschaft, die gleichzeitig endlos und beruhigend wirkt. Peurasuvanto, ein kleines Dorf am Fluss, ist unser nächster Halt. Dort am Fluss habe ich uns eine Cabin gebucht. In der Hoffnung, in dieser ein paar kühlere Nächte zu erleben, weniger den Moskitos ausgesetzt zu sein und vor allem weil ich Matutes Pfote noch schonen wollte.
Das Schönen der Pfote hat funktioniert, die Moskitos stachen uns trotzdem und von wirklicher Abkühlung konnte in der Cabin absolut nicht die Rede sein.
In Sodankylä besuche ich eine kleine Kirche an den beiden Flüssen, genieße die Kühle der Mauern des Gebäudes und mache mich auf zu einer kleinen Wanderung entlang des Flussufers.


Station #5: Lemmenjoki-Nationalpark – Stille, die unter die Haut geht
Der Lemmenjoki gilt als einer der größten und wildesten Nationalparks Europas. Und genau so fühlt es sich an: einsam, ungezähmt, echt. Wir wandern entlang des Flusses, die Sonne brennt, aber die Bäume bieten Schutz und Matute ist froh über jede Stelle im Schatten. Ansonsten: Stille. Kein Verkehr. Kein Mensch. Rauschen des Wassers, des Waldes und das Summen der nervigen Moskitos.
Station #6: Oulanka-Nationalpark – drei Tage zwischen Rentieren
Der Oulanka-Nationalpark ist einer unserer absoluten Lieblingsstopps. Drei Tage verbringen wir hier – und das nicht ohne Grund.
Unser Dachzelt steht mitten im Wald. Da es sich zu allen Seiten öffnen lässt, haben wir einen 360-Grad-Blick auf die Landschaft. Und dann: die Rentiere. Jeden Morgen und Abend tauchen sie auf. Mal nur ein einzelnes Tier, mal kleine Gruppen, die still durch die Lichtungen ziehen. Matute beobachtet sie mit gespannter Aufmerksamkeit, manchmal mit leisen Bellen, aber meist einfach still und fasziniert.
Wir wandern Teile des berühmten Karhunkierros-Trails, entdeckten wilde Wasserfälle und setzen uns abends ins Zelt und beobachten die Rentiere. Für mich einer dieser Orte, an denen du spürst: Hier könnte ich länger bleiben.
Am Ende ist es aber die abartige Vielzahl an Moskitos, die uns von dort vertreiben…
Station #7: Lentuankoski – Wasser & Waldmagie
Der kleine Lentuankoski-Wasserfall überrascht mich. Kein spektakuläres Naturschauspiel, aber ein Ort, der Magie hat. Das Wasser rauscht, während Matute sich ein kühles Plätzchen im Moos sucht. Ich tauche die Füße ins kalte Wasser – eine Wohltat bei dieser Hitze.
Station #8: Saimaa-See – Ein Traum aus Wasser & Licht
Der Saimaa-See ist kein Ort, er ist ein Gefühl. Dieses endlose Labyrinth aus Wasser und Inseln, wo sich glitzernde Buchten in die Landschaft schmiegen und der Himmel so nah scheint, dass er mit dem See zu verschmelzen droht.
Es ist leicht, hier das Zeitgefühl zu verlieren – zwischen sanften Wellen, dem Ruf eines einsamen Seetauchers und Wäldern, die bis ans Ufer reichen. In der Sommerhitze wirkt der Saimaa wie ein Versprechen: auf Abkühlung, auf Stille, auf genau jene finnische Ruhe, die man nicht beschreiben, sondern nur erleben kann.
Und plötzlich bin ich sicher: Wenn Finnland ein Herz hat, dann schlägt es hier…
Station #9: Finnlands Südküste mit Porvoo, Hamina, Loviisa und Valkmusa
Porvoo wird für fast eine Woche unser Basislager an der Südküste Finnlands – einerseits weil wir eine Pause brauchen von ständigen Unterwegsein, andererseits weil uns die Hitze langsam wirklich an die Substanz geht und Temperaturen jenseits der 30 Grad angesagt sind. Diese kleine Stadt mit ihren alten Holzhäusern und Kopfsteinpflastergassen fühlt sich sofort heimelig an. Von hier aus mache ich – Matute bleibt ob der hohen Temperaturen in der Wohnung – Tagesausflüge entlang der Südküste:
- Hamina mit seinem sternförmigen Grundriss – eine Kuriosität für Städtefans.
- Loviisa, eine charmante Kleinstadt, in der wir in einem Café lange im Schatten sitzen.
- Der Valkmusa-Nationalpark, ein Moorgebiet, das in der Hitze fast flirrt.
Und weil ich uns eine kleine Wohnung gebucht habe, kann ich in Porvoo auch wieder ein Fitnessstudio besuchen. Vor allem aber können wir eines: Viel schlafen, unsere Reiseakkus laden, leckere Gerichte kochen, einfach entspannt in den Tag hinein leben und schliesslich auch der Hitze entkommen, die hier bisweilen herrscht.

Station #10: Hanko – südlicher geht nicht
Hanko empfängt dich mit Licht. Dieses besondere, klare Licht, das über die Strände der südlichsten Stadt Finnlands fällt, macht selbst einen kurzen Aufenthalt unvergesslich. Du spazierst entlang der langen Holzstege, der Wind riecht nach Meer und Salz, und plötzlich verstehst du, warum dieser Ort schon seit Generationen ein Sehnsuchtsziel für Sommerfrischler ist.
Station #11: Turku – Historie & Sommerflair
Turku ist eine Überraschung. Die ehemalige Hauptstadt mit ihrer mittelalterlichen Burg und dem Dom ist lebendig, ohne überfüllt zu sein. Wir spazieren an der Aura entlang, setzen uns in Cafés und genießen es, nach Tagen in der Natur wieder städtisches Flair zu spüren.
Die älteste Stadt Finnlands lebt, atmet und überrascht. Sie überrascht mich mit ihrem Kontrast aus mittelalterlichem Erbe und modernem, kreativen Leben.
Station #12: Pyhäjärvi – ein letztes Mal ein See
Unser Roadtrip führt uns über den Pyhäjärvi-See, wo wir zwei Nächte inmitten von Birkenwäldern verbringen, weiter entlang der Westküste Finnlands.
Der Pyhäjärvi-See ist einer dieser Orte, die mehr Stille enthalten als Worte beschreiben können. Im Abendlicht scheint das Wasser wie poliertes Glas, die Wälder spiegeln sich darin, als wollten sie sich selbst betrachten.
Wenn du hier innehältst, spürst du, dass Finnland mehr ist als nur Natur – es ist ein Zustand der Ruhe. Selbst ein kurzer Halt am Ufer wird zu einem Moment, der sich tief einprägt: ein See, ein Himmel und das Gefühl, dass genau hier die Welt für einen Augenblick stehen bleibt.
Station #13: Finnlands Westküste – Rauma, Pori, Svedjehamn
Die zwei Nächte am See genießen wir in vollen Zügen und brechen dann auf nach Rauma (UNESCO-Weltkulturerbe dank seiner einzigartigen Altstadt) und Pori, wo wir am Yyteri-Strand einen langen Spaziergang machen.
Ziel des Tages ist allerdings Svedjehamn. Der Ort bietet noch einmal einen dieser Blicke, von denen ich jetzt schon weiß, dass ich sie nie vergessen werde: endlose Schärenlandschaften, still, weit, ewig. Der Abschied von Svedjehamn bzw der Insel Björköby fällt uns beiden unglaublich schwer. Sicherlich aus unterschiedlichen Gründen.
Für Matute ist es ein Abschied von absoluter Lauffreiheit und für sie perfekten Tagestemperaturen um die 20 Grad und den nächtlichen knapp 13 Grad, während welcher sie sich ganz eng an ihre Mama hinschnuffelt, um deren Wärme zu spüren.
Für mich ist es ein Abschied von Finnland, denn ich weiß, dass wir noch am selben Abend in Naantali auf die Fähre einchecken werden und am frühen Morgen wieder schwedisches Land unter unseren Füßen, Pfoten und Rädern haben werden.
Roadtrip durch Finnland – sooo ganz anders
Finnland im Sommer war anders als ich es mir vorgestellt habe. Heißer, lebendiger, wilder. Wir haben unzählige Seen gesehen, sind durch Wälder gewandert, haben Rentiere aus dem Dachzelt beobachtet und kleine Städte entdeckt, die sich sofort ins Herz schleichen.
Für Matute war es manchmal herausfordernd – die Hitze, die Wanderungen, der viele Input, der verarbeitet werden muss – aber immer wieder fand sie ihre Lieblingsplätze: im kühlen Schatten unter Kiefern, mit Blick auf Wasser, indem sie natürlich nie schwimmen würde, aber trotzdem immer wieder Stöcke herauszieht.
Und für mich? Ein Land, in das ich zurückkehren möchte. Vielleicht im Herbst. Vielleicht im Winter. Ich weiß es nicht. Aber sicher irgendwann einmal wieder…
Mama
August 18, 2025 @ 8:40 pm
Und wieder ein wunderbarer Reisebericht und ganz tolle Bilder. Danke, dass ich wieder „dabei“ sein durfte.
Manu
August 18, 2025 @ 9:02 pm
Gerne :-*