Eindrücke und praktische Tipps für einen Roadtrip durch Finnland
Eindrücke und praktische Tipps für einen Roadtrip durch Finnland
Im Sommer waren wir fünfeinhalb Wochen unterwegs – zuerst die schwedische Küste hinauf, dann über die Landgrenze im Norden nach Finnland. Dort verbrachten wir dreieinhalb Wochen, durchquerten Lappland, entdeckten die Seenlandschaft im Süden und erkundeten die Ostseeküste.
Dabei sammelten wir nicht nur Eindrücke von unendlichen Wäldern, glasklaren Seen und stillen Nationalparks, sondern auch viele praktische Erfahrungen, die das Reisen durch Finnland so besonders machen.
Reisen mit Hund – entspannt und unkompliziert
Finnland gilt als ausgesprochen hundefreundlich. Hunde sind fast überall willkommene Begleiter: auf Campingplätzen, in vielen Ferienhäusern und sogar in Nationalparks – hier jedoch grundsätzlich an der Leine. In Städten und Dörfern ist die Akzeptanz hoch, und auch an Rastplätzen und in Cafés reagiert man freundlich und entspannt auf tierische Mitreisende.
Allerdings – das sollte dir bewusst sein – in vielen Restaurants darf sie nicht in den Essensbereich. Aus hygienischen Gründen. Wenn ein Restaurant jedoch eine Terrasse hat, darfst du deinen Vierbeiner gerne dorthin nehmen. Auch in den meisten Hotels sind Hunde nicht erlaubt. Auf Campingplätzen sind Hunde für gewöhnlich kein Problem – sie kosten auch (anders als in Deutschland oder in der Schweiz) keinen Aufpreis.
Straßen – endlose Weite und erstaunlich guter Ausbau
Die Straßeninfrastruktur in Finnland ist hervorragend. Selbst abgelegene Gegenden in Lappland sind problemlos erreichbar. Wenn du hier unterwegs bist, solltest du dich auf lange, gerade Strecken durch Wälder und menschenleere Landschaften einstellen – ein besonderes Gefühl von Freiheit. Doch Vorsicht: Vor allem im Norden kann jederzeit ein Rentier gemütlich über die Straße laufen.
Die Mücken des Nordens
Ein Punkt, den du nicht unterschätzen solltest: die Mücken. Besonders in Lappland und in Gewässernähe treten sie in großen Schwärmen auf und können das abendliche Draußensitzen schnell ungemütlich machen. Im Juli haben die Moskitos ihre Hochphasen – vor allem gegen 8 Uhr morgens und ab 19 Uhr abends, an Gewässern, Mooren oder nach einem Sommerregen ist es kaum mehr erträglich, so dass Matute und ich uns öfter vor den Biestern ins Zelt geflüchtet haben.
Im Süden und in den Küstenregionen ist es deutlich entspannter. Doch wenn du den Norden bereist, solltest du Mückenspray unbedingt einpacken. Autan übrigens hilft teilweise nur wenig – die beste Erfahrung habe ich mit Off gemacht.

Mautfrei durch das Land
Ein großer Pluspunkt für Roadtrips: Finnland erhebt keine Mautgebühren. Weder Autobahnen noch Brücken kosten extra, was die Reiseplanung erleichtert und die Kosten überschaubar hält.
Einkaufen: vertraut und doch anders
Lebensmittel einzukaufen fühlt sich erstaunlich vertraut an. Große Ketten wie K-Market, S-Market und Prisma dominieren, aber auch Lidl ist landesweit vertreten. Preislich sind viele Produkte vergleichbar mit Deutschland, einige sogar günstiger – insbesondere Obst, Gemüse und Basisprodukte.

Kosten: zwischen Luxus und Alltag
Das Bild vom „teuren Finnland“ ist differenziert zu betrachten:
- Tanken: Schwankend zwischen 1,56 € und 1,83 € pro Liter – abhängig von Region und Tagespreis.
- Unterkünfte & Gastronomie: Hotels, Restaurants und Cafés sind merklich teurer. Selbst eine Kugel Eis kostet oft rund 3 €, in Porvoo am Fluss kostete die Kugel Eis sogar 4,60€ und das Softeis 3€; Restaurantbesuche gehen richtig ins Geld, aber auch Fast Food ist nicht ganz günstig – ein kleiner Döner beispielsweise schlägt mit 9€ zu Buche, ein Subway-Baguette im Menü kostet knapp 15€. Du tust also gut daran, dich selbst zu versorgen.
- Lebensmittel: Überraschend günstig, besonders im Vergleich zu Schweden, wo Supermärkte insgesamt teurer wirken; Lidl Finnland hatte im Großen und Ganzen sogar dieselben Preise wie Lidl Deutschland, wenngleich Hühnchenfleisch und Hackfleisch in Finnland bedeutend günstiger waren und beispielsweise eine Packung Haferflocken nur die Hälfte dessen kostete, was du dafür in Deutschland bezahlen musst.
Lounas – Finnlands Mittagstradition
Eine echte Institution ist das Lounas, das finnische Mittagsbuffet. Für 9 bis 13 € kannst du dich an einer Auswahl warmer Speisen bedienen, oft inklusive Suppe, Salat, Brot und Kaffee. Eine unkomplizierte, leckere Möglichkeit, sich mittags zu stärken – und ein schöner Einblick in den finnischen Alltag.
Smalltalk und der Umgang miteinander in Finnland
Wenn du in Finnland unterwegs bist, spürst du schnell: Hier ist Raum zum Atmen – und zum Schweigen. Smalltalk, wie du ihn vielleicht aus vielen anderen Ländern kennst, gibt es kaum.
Die Finnen sind zurückhaltend, schätzen Ehrlichkeit und eine direkte Art der Kommunikation. Oberflächliche Gespräche sind nicht ihre Sache; stattdessen genießen sie stille Momente und respektieren die persönliche Distanz.
Das Schweigen wird nicht als unangenehm empfunden, sondern als wertvoller Raum, um im Moment zu sein. Wer das versteht, merkt schnell, dass hinter der reservierten Fassade eine warme, hilfsbereite und authentische Kultur steckt. Es ist eine Einladung, die Begegnungen bewusst zu erleben, statt sie mit vielen Worten zu füllen. Auf einem Roadtrip durch Finnland bedeutet das: Du musst nicht immer reden, um dich willkommen zu fühlen.
Sport auf Reisen – darf bei mir nicht fehlen
Gerade wenn ich so lange unterwegs bin, tue ich mich sehr schwer, wenn ich keinen Sport mache. Klar, ich bin zwar meistens den ganzen Tag unterwegs, aber vor allem beim Kraftsport beginnst du ja innerhalb von zwei Wochen, schon in einen leichten Rückstand zu verfallen. Dem versuche ich immer irgendwie entgegen zu wirken. So auch auf diesem Roadtrip.
Weil ich Matute aber nicht einfach so mal ein paar Stunden im Zelt oder gar im Auto lassen konnte, habe ich alle sieben bis zehn Tage irgendwo einen längeren Zwischenstopp eingelegt und uns eine Unterkunft (ein Zimmer in einem Airbnb, eine kleine Wohnung, eine Hütte, ein kleines Haus gemietet) und bin dann an mindestens zwei, teilweise auch an drei Tagen hintereinander zum Training gegangen.
In Finnland gibt es in jeder größeren Stadt mindestens ein Fitnessstudio, in welchem du für gewöhnlich für 8 bis 12 Euro einen Tagespass kaufen kannst. Besonders genial fand ich dabei die Möglichkeit, die fitness24seven bot: Während du einerseits einen Tagespass für 9,99 Euro kaufen konntest, war es ebenfalls möglich, eine Probewoche für 9,99 Euro zu kaufen und während dieses Zeitraums in allen Studios in Finnland, Schweden und teilweise sogar in Dänemark zu trainieren. Besonders gelohnt hat sich dieses Angebot für mich, als wir kurz vor unserer Fähre-Überfahrt von Naantali nach Kappelskär standen. Warum?! – Nun, ich hatte zwei Tage in Turku trainiert, dann sind wir auf die Fähre, von Kappelskär Richtung Jönkoping gefahren und – Dank der Tatsache, dass in der Nähe unseres gebuchten Cottages in Aneby ebenfalls ein fitness24seven war – konnte ich zwei weitere Tage in Schweden meinem Training nachgehen. 💪 Denk aber dran, wenn du die Möglichkeit bei fitness24seven nutzen möchtest, musst du erst einmal zu den Öffnungszeiten dorthin gehen und dich registrieren. Der Registrierungsprozess dauert ca zehn Minuten – die kann man aber meiner Ansicht nach für ein solch unschlagbares Angebot aber investieren. 🙂
Finnland hat uns mit seiner Weite, den tiefgrünen Wäldern und den unzähligen Seen in seinen Bann gezogen. Trotz der Herausforderungen – der schwülen Hitze im Süden, den Mücken im Norden und den teils langen Strecken – überwiegt das Gefühl, ein Land erlebt zu haben, das Freiheit atmet.
Es ist diese Mischung aus unberührter Natur, herzlicher Gelassenheit und überraschend guter Infrastruktur, die einen Roadtrip durch Finnland so einzigartig macht.