Loch Lomond, Argyll, Oban & Glencoe – warum liegt hier eigentlich Schnee rum?!

Den heutigen Titel nicht zu verstehen, spricht für das reine Wesen meiner geneigten Leser! Er hätte auch anders lauten können, nämlich: Loch Lomond, Argyll, Oban & Glencoe – oder: wie schieße ich mich ab am ersten richtigen Reisetag?!

Aber der Reihe nach: Als ich heute Morgen aufwachte, hatte ich keinen Plan, was ich heute machen würde – das gestrige Vorhaben, die Reiseplanung in Angriff zu nehmen, musste dem Schlafbedürfnis weichen. Nach einer herzlichen Frühstücksbotschaft von Elspeth machte ich mich über das Frühstück her, genoss in aller Ruhe ein, zwei, drei Kaffee. Mehr noch genoss ich die Ruhe und die Gewissheit, dass heute alles scheiß egal war und ich keine Aufgaben zu erledigen hatte. Ich öffnete Google Maps. Den Nationalpark heute anzusteuern, klang nach einem guten Plan. Alles Weitere wollte ich mir offen halten. Colin sagte gestern, dass das Wetter in den nächsten beiden Tagen nicht sonderlich gut werden würde („It’s going to be really rainy and windy“ – erzähl‘ mir was Neues über den Inselstaat!), so dass ich mit dem Gedanken spielte, heute einfach früh zurück zu sein.

Loch Lomond

Nach meinen ersten 70 Kilometern erreichte ich den Loch Lomond & Trossachs Nationalpark. Die Hügel, Lochs und Glens der Trossachs („stoppeliges Land“) bieten einen sehr guten Vorgeschmack auf die wilde Landschaft Schottlands, die ich in den nördlicheren Highlands zu sehen erwarte. Der größte See dieser ganzen von Seen förmlich überfluteten Landschaft ist der Loch Lomond. Geschichtlich überfrachtet ist diese Gegend auch – ich klugscheiße mal ein bisschen: Sir Walter Scott ließ sich von Loch Katrine inspirieren, als er „The Lady of the Lake“ schrieb, das Stirling Castle befindet sich dort – man erinnere sich an den Spruch: „Wer Stirling hält, hält Schottland“ -, Maria Stuart soll dort gelebt haben und es gibt dort das Monument, das an „Braveheart“ erinnert.
Im Anschluss an den Nationalpark wollte ich noch einen Abstecher nach Oban machen. Oban ist das sogenannte „Tor zu den Inseln“, denn von dort aus legen sämtliche Fähren zu den Äußeren Hebriden ab. Lecker Kaffee gibt es dort auch. Und eine Kirche, die zum Kauf angeboten wird. Für einen Moment überlegte ich, zuzuschlagen – aber, mal ehrlich, was sollte ausgerechnet ich mit einer Kirche?!


Wenn man nach Oban fährt, durchquert man die Argyll Highlands. Auch dies ist eine atemberaubende Landschaft. Als ich durchfuhr, regnete es zeitweise auch gerade mal nicht, so dass ich sogar in den Genuss von ein paar Sonnenstrahlen kam. Nördlich von Oban liegt Glencoe – ein ebenfalls malerischer Ort, bestehend aus einer handvoll Häuschen, einem hässlichen Hotel und einem zuckersüßen Café, dem „Glencoe Café“.

Und wen all das geschichtliche Blabla, die Naturbeschreibungen und die idyllischen winzigen Städtchen nicht interessieren, vielleicht kann ich das Interesse mit folgender Information wecken: in dieser Region Schottlands wurden einige sehr bekannte Filme gedreht, unter anderem „Highlander“, „Braveheart“, „Rob Roy“, „Skyfall“ und „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“. Nicht dass ich auch nur einen einzigen davon vollständig angeschaut hätte oder es mich sonderlich interessieren würde, aber unnützes Wissen braucht der Mensch/die Frau.

Summa summarum macht das knapp 380 Kilometer. 380 Kilometer, von denen ich geschätzt wahrscheinlich 350 im Regen verbracht habe. Aber ich möchte mich nicht beschweren. Es ist wie es ist – das Wetter ist und bleibt das beliebteste Thema auf dem Inselstaat und das eben nicht ohne Grund.

Abgesehen von all dem habe ich heute noch zahlreiche andere Dinge gelernt, nämlich einiges über das Autofahren in Schottland.

Hier meine Top 10:

1. In den Highlands gibt es nur wenige Orte, nur wenige Autos und noch weniger Menschen. Manchmal fährt man kleine Ewigkeiten, ohne dass einem auch nur ein Auto begegnet. Ergo, Tankstellen sind ebenfalls rar. Man sollte eine anfahren, wenn man sie sieht.

2. Rastplätze sind genauso rar und kommen in seltsamen Distanzen – manchmal kurz hintereinander, dann wieder lange lange gar nicht.

3. Kurz vor 16 Uhr wird es dunkel – das Problem mit der Pinkelpause erledigt sich praktisch von selbst.

4. Wenn ein Schotte zu dir sagt „It’s going to be really windy and rainy„, dann nimm‘ ihn gefälligst ernst, denn dann ist es etwas mehr als einfach nur ein bisschen Wind und ein bisschen Regen.

5. Die roten, blinkenden Schriftzüge „Caution heavy rain drive with care“ sind ebenfalls ernst zu nehmen und nicht bloß eine nette Wettervorhersage.

6. Manche Schotten fahren bei Regen wie Deutsche, wenn die ersten Schneeflocken vom Himmel fallen.

7. Große schwarz-weiße Pfeile in Kurven sind vergleichbar mit unseren rot-weißen Pfeilen – ein großer schwarz-weißer Pfeil bedeutet: verdammt, geh‘ vom Gas, die Kurve wird eng.

8. Wenn ein unscheinbares, kleines Straßenschild mit dem Wort „Flood“ am Straßenrand steht, sollte man sich folgendermaßen verhalten: auf keinen Fall abbremsen, sofort und, auch wenn es zunächst grundlos erscheint, die Scheibenwischer auf mindestens Stufe 2 schalten, beide Hände fest ans Lenkrad – und dann… volles Rohr durch die völlig überflutete Straße fahren.

9. Überflutete Kreisel haben ihren ganz besonderen Charme.

10. Auto, Regen, schottische Highlands ist ein bisschen wie Rollerfahren auf Bali – der einzige Unterschied: in Schottland bleibt man während der chaotischen Fahrt schön trocken.

In diesem Sinne, Spieltrieb: check und ho ho ho!

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Reisestationen des Roadtrip durch Schottland:

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