Der See und Vulkan Chicabal bei Quetzaltenango – hoch, hoch, hoch zum See?!
Der See und Vulkan Chicabal bei Quetzaltenango
Der Chicabal See liegt im Krater des Vulkan Chicabal bei Quetzaltenango am Rand eines cloud forest. Von den Mam und K’iche‘ Maya wird er als heiliger Ort betrachtet und dient noch heute für Zeremonien. Mit etwas Glück kannst du eine dieser Zeremonien entweder vom Vulkan Chicabal von 2.712 Metern Höhe hören oder direkt vom See aus beobachten.
Die Farmer und Maya treffen sich an diesem See, um zu beten. Aufgrund des Wasserstandes des See Chicabal und der Wurzeln der Bäume, die sich um den See herum befinden, können sie beurteilen, ob sie pflanzen sollten oder nicht.
Über (unsinnige) Pläne
Mein Plan war es, diesem See einen Besuch abzustatten. Eigentlich hatte ich gehofft, eine Zeremonie beobachten zu können. Eigentlich war ich zu müde für einen langen Trekk und so ging ich davon aus, dass ein gemütlicher Spaziergang zum See meine müden Geister wieder wecken würde und ich auf diese Weise wenigstens etwas an der frischen Luft war.
Ganz einfach war es jedoch nicht, den See überhaupt zu finden. Ich musste mehrmals in den kleinen Dörfern außerhalb von Xela anhalten und mich durchfragen. Kurz vor der Ortsaufahrt von San Martin zeigt mir ein netter Guatemalteke schließlich eine Straße, die ich beim Vorbeifahren zunächst völlig übersehen hatte. Da geht’s hinauf zum Chicabal. Ich fahre. Ich fahre. Ich fahre. Ein weiteres Dorf. Dorfende. Ob das richtig ist?
Und dann sehe ich ein Schild: Parqueo Chicabal. Perfekt!
Das Parken kostet 10 Quetzales. Ich ziehe mir meine Trekkingschuhe an. Nicht weil ich davon ausgehe, dass ich viel laufen muss, sondern weil ich weiße Schuhe trage und es gestern Abend geregnet hat. Keine Lust auf Schuhe putzen. Und wenn ich ehrlich bin, läge ich jetzt lieber im Bett. Müde bin ich. Müde von den vergangenen Wochen. Ich frage die Frau des Parqueo, wie lange ich laufen muss. Una hora. Perfekt. Das ist überschaubar.
Reminder an mich selbst: Ich hätte vielleicht fragen sollen, wie lange ich bis zum See brauche und nicht, wie lange ich laufen müsse.
Up, up, up it goes zu einem See…
Kaum habe ich den Parkplatz verlassen, geht es stramm hoch. Und hoch. Und hoch. Und hoch. Bei der Geschwindigkeit, die ich laufe, kann ich mir unschwer vorstellen, dass ich eine Stunde brauche. Hinter jeder Kurve erwarte ich, gleich einen See erblicken zu können. Mmmhh… See ist heute nicht.
Nach circa 40 Minuten erreiche ich eine Lichtung. Nach See sieht es auch hier nicht aus. Als ich weiterlaufe, realisiere ich, dass dies der Eingang zum Nationalpark ist. Chicabal Vulkan und Chicabal See steht auf dem großen Schild. Vulkan?! Auf Google Maps stand aber nur Chicabal See. Wo haben die denn jetzt den Vulkan hergezaubert?
Der ältere Mann am Tickethäuschen kassierte meine 5 Quetzales (Touri-Preis: 50 Quetzales). Ich frage nach dem Weg. Er lacht und zeigt in Richtung des Waldes. Ich schaue ihn an: Sicher? Sicher! Eso es Laguna Chicabal. Aha. Ich sehe Wald. Ich sehe einen Berg. Wo da ein See sein soll, ist mir schleierhaft. Wie lange brauche ich? – Das hängt von deiner Geschwindigkeit ab, chica. Aber mindestens eine Stunde. – Ist der Weg eindeutig? – Ja, folge einfach dem Schild Mirador.
Ich bedanke mich herzlich. Und während ich in Richtung des Waldes – und Berges! – zustapfe, denke ich: Mirador heißt doch Ausblick. Ausblick bedeutet hoch. Bitte nicht!
Up, up, up zum Mirador
Und genau das ist, was in den folgenden 50 Minuten dann auch geschieht. Es geht hoch. Und hoch. Und hoch. Der Boden ist rutschig und glatt. Matsch. Regen der vergangenen Nacht. Zu sehen gibt es nicht viel. Ich spüre meine Oberschenkel. Sie beginnen zu brennen. Ich schaue auf die Uhr. Ich laufe erst seit 20 Minuten. Noch nicht einmal die Hälfte.
Ich muss höllisch aufpassen, dass ich beim Laufen nicht ins Rutschen komme. Die Pfade sind teilweise übelst ausgefahren. Irgendjemand hat Holzspäne in die Reifenspuren geworfen, damit die Autos hier problemlos den Berg hoch kommen.
Autos sehe ich jedoch keine.
Schließlich begegne ich drei Farmern mit ihrem Truck. Ich grüße sie, als ich sie ausmachen kann. Sie grüßen zurück, fragen, wie es mir geht. Gott, ich bin müde. Tun dir die Oberschenkel schon weh? – Ja, sehr. Ich mag nicht mehr laufen. – Es ist nicht mehr weit, chica. Du musst aber hier links abbiegen. Da geht’s zum Mirador.
Wie lange? – 2!
Warum ich von 2 Minuten ausgegangen bin, weiß ich nicht. Es war wohl Wunschdenken. Denn während ich so vor mich hinstampfe, dämmert mir, dass er sicherlich nicht 2 Minuten gemeint hat – die sind nämlich längst vorbei. Blieben zwei Kilometer. Oder zwei Meilen. Gott, lass es Kilometer sein.
Gesänge, Trommeln, Summen am Lago Chicabal
Worum es sich tatsächlich handelte, weiß ich bis heute nicht. Weitere 30 Minuten später war ich da. Und von der einen auf die andere Sekunde ändert sich urplötzlich meine Stimmung.
Aus weiter Ferne höre ich Gesänge. Trommeln. Summen. Ein tiefes Summen. Es klingt ein wenig wie die Mönchsgesänge, die mir von meinen Reisen durch Südostasien so vertraut sind. Schon immer hatten diese eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich.
Zwei kleine Häuschen gibt es hier oben. Ein paar kleine Holzbänkchen. Ich klettere in eines hinein, lasse meinen Blick schweifen, schaue in die Ferne, in die Wolken, in die Weite, sehe weitere Berge, höre die Gesänge und bin irgendwie völlig weggetreten. Vor meinen Augen sehe ich den Santa Maria und den Santiaguito . Pöff! Ommmm! Pöff! Ich kann meinen Blick nicht abwenden. Erst als sich Wolken vor die beiden Vulkane schieben, realisiere ich, dass ich gerade völlig verpasst habe, ein Bild zu machen. Als ich die Kamera aus meinem Rucksack gekramt habe, ist es zu später. Santa Maria und Santigauito sind hinter Wolken verschwunden.
Ich nehme einen großen Schluck Wasser aus meiner Wasserflasche. Meine Lebensgeister sind zurück. Meine Abenteuerlust. Begleitet von den Gesängen der Maya begebe ich mich zum anderen Häuschen und von dort oben sehe ich den Chicabal See.
Neben dem Häuschen geht ein schmaler Weg hinab. Holztreppen. Als ich ihn hinuntersteige, spüre ich, wie das Holz unter meinen Schuhen nachgibt. Es ist morsch und noch nass vom Regen. Vorsichtig klettere ich einige Stufen hinab. Immer wieder erhasche ich dabei einen Blick auf den Chicabal See. Dass ich mich auf dem Gipfel eines Vulkans befinde, realisiere ich erst Stunden später…
Wissenswertes für deinen Trekk auf den Chicabal Vulkan bei Quetzaltenango
Der Spaziergang auf den Chicabal Vulkan ist definitiv kein Spaziergang, denn der Chicabal Vulkan liegt auf 2.700 Metern Höhe. Je nach Jahreszeit (Juni bis September ist in Guatemala Regenzeit und es regnet circa einmal pro Tag) ist der Weg sehr rutschig.
Die Eintrittspreise liegen bei 15 Quetzales für Touristen.
Für Touristen gibt es die Möglichkeit, an einer geführten Tour teilzunehmen. Während der Hauptsaison kannst du wohl auch – so zumindest die Aussage der Frau am Parkplatz – einen SUV ab dem Parkplatz chartern, der einen bis zum See bringt. Von dort aus musst du dann jedoch – wenn du auf den Vulkan Chicabal hoch möchtest – die 600 Holztreppen nach oben laufen.
Folgst du dem Schild Mirador, kommst du automatisch auf dem Gipfel des Vulkan Chicabal heraus und kannst von dort die Holztreppen nach unten nehmen.
Je nach Laufgeschwindigkeit solltest du circa zwei bis drei Stunden für deinen Aufstieg einplanen – drei sind realistisch, zwei durchaus machbar. 😉 Nimm‘ genügend Wasser mit, denn es gibt dort oben nichts. Ich war auf dem Gipfel komplett alleine.
Einen Trekk auf den Chicabal Vulkan kannst du – wie du meinem Beitrag eindeutig entnehmen kannst – individuell und ohne Guide machen. Der Guide kostet zwischen 100 und 150 Quetzales. In Anbetracht der Tatsache, dass du dich jedoch nicht wirklich verlaufen kannst – du kommst entweder am See raus oder auf dem Gipfel an -, kannst du relativ problemlos auf diese Annehmlichkeit verzichten.
Im Besucherzentrum des Nationalparks kannst du während der Hochsaison übrigens auch in Bungalows übernachten. Eine Nacht dort kostet ab Q40 aufwärts. Nimm‘ vorsichtshalber aber mit dem Visitor Centre Kontakt auf (lagunadechicabal.com).
Vom Visitor Centre bis zum Gipfel sind es drei Kilometer. Wenn du unten am Parkplatz startest, sind es weitere drei Kilometer.
Wie kommst du zum Chicabal See und Chicabal Vulkan bei Quetzaltenango?
Das Dorf, in welcher sich die Abzweigung Richtung Chicabal befindet, heißt San Martin Sacatepequez, das auch als Chili Verde bekannt ist. Von Xela aus kannst du dir für Q5 ein Micro bis dorthin nehmen. Diese fahren alle 20 bis 30 Minuten.
Das Micro fährt bis Toj Mech, dem letzten Dorf vor dem Aufstieg zum Vulkan Chicabal. Dort am Parqueo kannst du für Q60 mit dem Pickup zum Eingang des Parks fahren.
Möchtest du mehr Informationen über die Highlands in Guatemala?! – Auf meiner Guatemala-Seite findest du weitere Reisestationen, wie beispielsweise Quetzaltenango, die Umgebung von Quetzaltenango, Dinge, die du in Quetzaltenango unternehmen solltest, Restaurant- und Café-Tipps in Xela, Vulkan und See Chicabal, Huehuetenango, die Umgebung von Huehuetenango, Laguna Magdalena und die Mayaruine Zaculeu.
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Erfahrungsbericht: Trekk auf Acatenango – 11 Fragen und 11 Antworten für den Trekk auf Acatenango – Packliste für den Trekk auf Acatenango – Vlogs zum Trekk auf Acatenango: Teil 1: Vorbereitungen (YouTube-Video) / Teil 2: Trekk und Übernachtung im Base Camp (YouTube-Video)
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Tagesausflug zum Vulkan Pacaya – Sonnenuntergang auf Vulkan Pacaya – Pizzaessen auf Vulkan Pacaya – Finca El Amate
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Cerro Quemado – Chicabal und Chicabal See – Ipala – San Pedro – Zunil/Santo Tomas