Hauch von Heimat am anderen Ende der Welt: Wochenende in El Paredon
Ein Wochenende in El Paredon – die Notwendigkeit
Die vergangenen Wochen waren heftig. Heftiger als die Wochen zuvor. Meine wöchentliche Arbeitszeit beläuft sich aktuell auf über 50 Stunden. Immer wenn ich etwas abgearbeitet habe, kommen drei neue Dinge dafür auf die Liste, die abgearbeitet werden müssen. Sisyphos hatte seinen Stein. Täglich. Stündlich. Bei mir wechseln die Steine. Korrekturen. Noten. Konferenzen. Offizielle Termine. Hinzu kommen die Freiwilligenarbeit und zusätzliche Fahrten, um irgendwo Spenden abzuliefern.
Ich mache es gern – sowohl das eine als auch das andere. Ich gehe voll darin auf. Anstehende Deadlines mit viel zu wenig Vorlaufzeit?! – Die bringen mich erst auf Touren. Und, wie zumindest meine Mama allzu gut weiß, in stressigen Phasen kann ich am besten arbeiten und laufe zu Hochform auf. Zuerst die schulische Arbeit, dann die Freiwilligenarbeit. Und morgens um 5 Uhr geht es zum Sport, denn am Nachmittag wäre ich nicht mehr in der Lage dazu. Den Überblick verlieren?! – No way! Das ist mir noch nie passiert! Aber eines kommt gerade deutlich zu kurz: Mein Schlaf.
Als mich Allan fragt, wie meine Woche läuft, bin ich lediglich in der Lage, mit einem Emoji zu antworten. Seine Reaktion: Go for Paredón this weekend! Fünf kleine Worte! Sie versprechen Ruhe. The Casita is all yours! Ich lächle… ein unerwartetes Wochenende in El Paredon!
Ein Wochenende in El Paredon – die Fahrt nach Paredón
Aus welchen Gründen auch immer ist die Fahrt an diesem Wochenende wesentlicher entspannter als sonst. Der Verkehr ist weniger heftig. Stau in Guatemala Stadt gibt es dennoch. Auch außerhalb der Stadt. Immer wieder beginnt es zu regnen. Heftig. Zurückzuführen ist dies auf die Berge, die sich um Guatemala Stadt befinden. Unfälle ereignen sich. LKW stehen am Straßenrand.
Autofahren in Guatemala: Fahrt nach El Paredon – Teil 1: Raus aus Guatemala Stadt
Wenn du mit dem Handy online bist, ist dieses Video nicht responsive (Danke, DSGVO, dass ich mein vorheriges Plugin nicht mehr benutzen darf!). Klicke hier, um zum Video auf YouTube zu gelangen.
Auf der Autopista wird es besser werden. Die Strecke nach Escuintla ist für gewöhnlich der anstrengendste Teil der Fahrt. Berge, Unebenheiten in den Straßen, Schlaglöcher, zig LKW, Collectivos und andere Transportmittel sind hier unterwegs. Nach Escuintla geht es über die Landstraße weiter. Dann kannst du auch wieder die Fenster des Autos voll aufmachen.
Am Super24 halte ich ein letztes Mal, um mir eine eisgekühlte Coke Light zu besorgen. Vom Super24 sind es noch 15km bis Paredon. 20 Minuten. Plus minus. Diese 20 Minuten fährst du am besten mit einer kühlen Coke Light. Und lauter Musik. Ich schicke Allan eine Nachricht, damit er seinem Angestellten Bescheid geben kann, dass ich gleich da bin: „Super24!“ Ich weiß, dass ich danach nicht mehr in der Lage sein werde, eine Nachricht zu tippen. Wegen der Straße. Aufgrund der Unebenheiten. Ich würde die Tasten auf dem Handy nicht mehr treffen. Und zu weiten Teilen der Strecke brauche ich tatsächlich beide Hände am Lenkrad. 20 Minuten. 20 Minuten bis zum Meer. 20 Minuten zu meiner Oase der Ruhe. 20 Minuten trennen mich von meinem Wochenende in El Paredon.
Als ich die Strecke das erste Mal fuhr, brauchte ich noch knapp 35 Minuten. Heute fahre ich sie in 13! Das gab’s noch nie! Ein neuer dirt road-Rekord!
Autofahren in Guatemala: Fahrt nach El Paredon – Teil 2: Die dirt road in voller Länge 😉
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Finally Wochenende!
Nach einer völlig ausgelassenen Begrüßung durch die Puppies schäle ich mich aus meinen Arbeitsklamotten: Raus aus den Leggins, rein in die Strandkleidung. Raus aus den Ballerinas und rein in die Flip Flops… und rein in den schwarzen Sandstrand. Puppy will spielen. Den Nachmittag chille ich auf der Hängematte weg. Puppy liegt unter mir und weicht mir nicht von der Seite.
Bevor die Sonne untergeht, mache ich einen Spaziergang am Meer! Keine Menschenseele befindet sich an meinem Strandabschnitt von El Paredon. Vor dem Driftwood in einigen hundert Metern Entfernung kann ich ein paar Surfer ausmachen. Ich laufe in die entgegengesetzte Richtung. Meer. Wellen. So weit das Auge reicht. Nach einigen Minuten der absoluten Einsamkeit am Strand kommt mir ein Jogger entgegen. Er grüßt mich freundlich, wünscht mir einen schönen Abend. Wieder Menschenleere.
Klicke hier, um zum Video auf YouTube zu gelangen. In jedem Fall jetzt schon: Prost! 😉
Als ich zu meinem Casita zurückkehre, warten schon die Puppies. Schwanzwedelnd werde ich begrüßt. Spielen. Knuddeln. Blödsinn machen. Hängematten. Chillen.
Den Sonnenuntergang verfolge ich schließlich von meinem Casita.
Ein Gewitter in der Ferne ist zu vernehmen. Immer wieder sehe ich von meinem Bett aus die aufleuchtenden Blitze. Es befindet sich irgendwo da draußen auf dem Meer. Weit weg. Das Grummeln des Donners ist zwar immer mal wieder zu hören, jedoch scheint es offensichtlich nicht näherkommen zu wollen. Trotz der Offenheit nach nahezu allen Seiten steht die Luft in meinem Häuschen. Der Ventilator läuft auf voller Stufe.
Schließlich zieht doch noch ein leichter Wind auf. Ein leicht kühler Wind. Ein durchaus ersehnter Wind. Der gleichzeitig die Luft endlich ein wenig in Bewegung bringt und es mir ermöglicht, den Ventilator auszuschalten. Außerhalb meines Bettes und meines Moskitonetzes summt ein Moskito. Außerhalb meines Casitas rauscht das Meer. Und unter dem Rauschen der Wellen schlafe ich schließlich ein.
Und als ich am Morgen aufwache, höre ich es wieder: Das Rauschen des Meeres. Dann Hundegebell. Mein Blick fällt zuerst auf den kleinen Gecko, der es sich über Nacht auf meinem Moskitonetz gemütlich gemacht hat.
Noch leicht benommen reibe ich mir die Augen. Ich schaue mich in meinem kleinen Casita um. Und als ich aufstehe, die Treppe hinunterlaufe, um mir in der Küche einen frisch aufgebrühten Kaffee zu machen, dabei auf das Meer hinausblicke und realisiere, dass gerade die Flut einsetzt, denke ich bei mir: Ja, das Leben meint es irgendwie gut mit mir. Und zum ersten Mal nach über einem halben Jahr fühle ich so etwas wie innere Ruhe… und einen Hauch von Heimat. Am anderen Ende der Welt.
Blogbeiträge über die Strandabschnitte an der Pazifikküste
El Paredón: El Paredón (Infos) – Ein Wochenende in El Paredón – Boogie boarden in El Paredón – Restaurants und Cafés in El Paredon
Monterrico – Monterrico und El Paredon im Vergleich – Die (Pazifik-)Strände von Guatemala – Lost Place: Likin
Blogbeiträge über Vulkan Pacaya und das Department Escuintla
Tagestour auf den Pacaya – Sonnenuntergangstour auf den Pacaya – Tagestour zu den Lavafeldern des Pacaya: Finca el Amate – Nachttour: Lavafluss und Pizza-Party auf dem Pacaya – Auto Safari Chapín
Übersicht über die Departamentos in Guatemala
Alta Verapaz (mit Semuc Champey) – Baja Verapaz – Chimaltenango – Chiquimula – El Progreso – Escuintla – Guatemala (mit Guatemala Stadt) – Huehuetenango – Izabal – Jalapa – Jutiapa – Peten (mit Flores) – Quetzaltenango – Quiché – Retalhuleu – Sacatepéquez (mit Antigua) – San Marcos – Santa Rosa – Solola (Lago Atitlan) – Suchitepequez – Totonicapan – Zacapa