Besuch des Panamakanals – von Miraflores nach Gatun
Besuch des Panamakanals – Gründe
Zugegeben, ich und Schiffe – das war noch nie ein besonderes Interesse. Aber ein Besuch des Panamakanals musste ich einfach unternehmen. Nicht weil es mich sonderlich interessierte. Nicht weil es auf meiner Bucketliste stand. Nicht weil es nach meinem Verständnis zu den Dingen zählt, die du unbedingt in Panama gemacht haben musst. Nein, einzig und allein wegen meiner Mama. Als ich ihr nämlich von meinem Plan erzählte, aufgrund meiner. Heimreise nach Deutschland und damit einhergehenden erforderlichen Transits in Panama noch einen kurzen Roadtrip durch Panama zu unternehmen, war sie hin und weg: „Ohhhh, dann siehst du ja den Panamakanal! Den wollte ich auch schon immer einmal sehen!“ Ein Besuch des Panamakanals war daher Ehrensache.
Und genau deswegen widme ich meinen heutigen Beitrag meiner Mama.
Eine Ode an meine Mama
Mama, ich nehme dich heute mit zu meinem Besuch des Panamakanals. Ich hoffe, dass ich dir auch alle Fakten korrekt wiedergeben und dir vor allem richtig gut erklären kann, wie das dort so abläuft.
Lage des Panamakanals
Über die Lage des Panamakanals muss ich dir nicht so viel erzählen, denn das weißt du: Er liegt in Zentralamerika, in Panama. Das ist der Kontinent – Achtung an alle anderen Leser, ein Insider – wo sich auch Guatemala befindet und wo ich seit fast vier Jahren lebe.
Was aber neu ist – zumindest war es das für mich: Der Panamakanal hat dabei mehrere Schleusen. Die unteren Schleusen, also die beim Pazifik (das ist die Meerseite, wo auch El Paredon und Monterrico liegen), sind die Miraflores-Schleusen. Die oberen Schleusen, die beim Atlantik, sind die Gatun-Schleusen.
Die beiden erhielten ihren Namen von den Seen, die sich dort befinden – dem Miraflores-See und dem Gatun-See. Es gibt dort aber noch ein paar andere Seen. Deren Namen ist nun nicht so wichtig. Die hab‘ ich erhlich gesagt auch vergessen. Aber was ich noch weiß ist, dass diese Seen auch wichtig für die großen Wassermengen sind, die benötigt werden, um die Schiffe von A nach B zu bringen.
Jetzt fragst du dich bestimmt, wo das ganze Wasser herkommt. Naja, das ist ganz einfach. Natürlich erst einmal aus den Seen. Die haben ja schon ein ziemliches Fassungsvermögen. Aber auch vom vielen Regen in Panama. Denk‘ dran, dort gibt’s Regenzeit. Und du kannst dich bestimmt noch erinnern, wie schnell Guatemala Stadt im Juni unter Wasser stehen kann, wenn es dort mal regnet. Das ist in Panama nicht anders. Da grummelt’s einmal am Himmel und dann solltest du ganz ganz schnell schauen, dass du ein Dach findest.
Maße des Panamakanals und Schleusensystem
Der Panamakanal ist übrigens über 80 Kilometer lang. Und während du mit dem Auto von der einen auf die andere Seite circa eine bis eineinhalb Stunden benötigst, ist das für die Schiffe ein eher langwieriger Prozess. Die nämlich brauchen circa 10 Stunden, um vom einen zum anderen Ende zu gelangen. Dabei sind die Wartezeiten vor dem Kanal oder ein Querstehen/Festfahren eines Schiffes nicht eingerechnet. 😉
Trotz dieser Distanz und dem Umstand, dass die Schleusungen Zeit in Anspruch nehmen, schaffen es aber etwa 38 Schiffe pro Tag vom einen zum anderen Ende. Das ist beachtlich. Denn wenn du die Schiffe in den Schleusen beobachtest, hast du das Gefühl, dass sie sich nur einen Millimeter pro Minute fortbewegen.
Nach offiziellen Angaben sind die jeweiligen Schleusenkammern 304 Meter lang und knapp 34 Meter breit. Das heißt, ein Schiff darf maximal 32,3 Meter haben, um durch den Kanal zu kommen. Es sind aber dabei Ausnahmen möglich. Ein Kriegsschiff von zum Beispiel 32,9 Meter erhält theoretisch schon die Genehmigung, den Kanal zu passieren, allerdings darf es das nur einmal.
Jede Schleuse, die die Schiffe passieren, besteht aus zwei Fahrspuren. Das hat aber weniger damit zu tun, dass damit gewährleistet werden sollte, dass Schiffe aus beiden Richtungen gleichzeitig geschleust werden können. Der Grund für zwei Fahrspuren liegt vielmehr darin, dass bei Wartungsarbeiten eine Schleuse komplett geschlossen, aber dennoch geschleust werden kann.
Erweiterung des Panamakanals: Panamax
Vor ein paar Jahren, das hast du vielleicht im Fernsehen gesehen, genauer gesagt im Jahr 2016, wurde der Panamakanal erweitert. Die neuen Schleusen heißen nun „Panamax-Schleusen“. Diese neuen Schleusen können anstelle der 304 Meter nun 367,2 Meter lange und anstelle der ursprünglichen 32,3 Meter nun 51,2 Meter breite Schiffe aufnehmen. Das ist ganz schön heftig. Das sind mehrere Häuser in der Länge und mal mindestens eines in der Breite!
Und: Die neuen Panamax-Schleusen wurden jetzt so konzipiert, dass es nun Recycling-Pools gibt, um den Wasserverbrauch zu minimieren.
Außerdem werden anstelle von Lokomotiven die Schiffe von Schleppern unterstützt, die an beiden Enden angebunden sind.
Abgesehen von ihrem enormen Größenunterschied wurden die neuen Schleusen, Agua Clara (am Gatun-See) auf der Atlantikseite und Cocoli (Miraflores-See) auf der Pazifikseite, jeweils als dreistufige Schleusen gebaut.
Die Schiffe werden auf das Niveau des Gatun-Sees angehoben oder auf Meeresniveau abgesenkt, sobald sie diese neuen Schleusen passieren.
Das gesamte Wasser, das zum Hoch- oder Runterschleusen der Schiffe verwendet wird, fließt durch die Schwerkraft ins Meer hinaus. Aus diesem Grund sind Regenfälle sehr wichtig, um den Kanal in Betrieb zu halten, denn jedes Schiff, das die alten Schleusen benutzt, braucht etwa 52 Millionen Gallonen Wasser.
Im Fall der Panamax-Schleusen tragen die Recycling-Pools nun dazu bei, etwa 33 Millionen Gallonen Wasser einzusparen, während 22 Millionen Gallonen ins Meer abfließen können.
Durchfahrt der Schiffe durch den Panamakanal
Jedes Schiff, das den Kanal durchfährt, wird von einem Panamakanal-Lotsen kontrolliert. Tatsächlich ist der Panamakanal die einzige Wasserstraße der Welt, in der die Schiffskapitäne die Kontrolle an Lotsen abgeben.
Das ist schon krass. Das wäre ungefähr so, als würde ich bei einem Roadtrip durch Guatemala plötzlich Matute mit meinem Auto fahren lassen. Theoretisch weiß sie, wie Autofahren geht, praktisch kennt sie vom Auto aber nur den Kofferraum.
Wie funktionieren aber nun die Schleusen? –
Berechtigte Frage! Die sind ja eigentlich das Herzstück! – Also, die Schleusen des Kanals funktionieren durch die Schwerkraft des Wassers aus den Seen. Jedes Schleusentor hat dabei zwei Flügel. Die sind jeweils 20 Meter breit und, Achtung, man höre und staune, 2 Meter dick.
Diese Tore haben eine Höhe von 14 bis 25 Metern und werden von Elektromotoren angetrieben, die in die Schleusenwände eingelassen sind. Sie werden von einem Kontrollturm aus bedient, der sich an der Wand befindet, die jedes Schleusenpaar trennt und von dem aus auch das Fluten oder Entleeren der Schleusenkammern gesteuert wird.
Aufgrund der empfindlichen Schleusenmechanismen dürfen nur kleine Schiffe die Schleusen ohne Hilfe passieren. Aber du fragst dich gerade, warum ich „kleine Schiffe“ so betone. Ja, das liegt daran, dass größere Schiffe von elektrischen Schlepplokomotiven geführt werden.
Diese Schlepploks laufen auf so Zahnschienen an den Schleusenwänden entlang. Also wie ein Unterwasser-Zug oder ein Überwasser-Zug auf Unterwasser-Schienen. Naja, so in etwa halt. Und die jedenfalls, die sollen den großen Schiffen dabei helfen, in der Mitte der Schleuse zu bleiben. Ist ja kein Autoscooter, was da drin in der Schleuse stattfindet.
Für alle Fälle wird da aber auch noch eine riesen Kette gespannt, an der das Schiff festgebunden wird. Sollte das Schiff dann doch wie von Geisterhand von der Schlepplok wegkommen, hilft die Kette. Und wenn die dann auch nicht hält, dann gibt es ein Tor. Und ein zweites. Das Ding scheint also sicherer als jede Bank zu sein.
Naja, und wenn die Bootlis dann in der Schleuse sind, das Tor zu ist und sie sich nicht mehr nach vorne, hinten oder zur Seite bewegen können, dann heißt es: Wasser, Marsch! Es wird dann entweder geflutet oder abgepumpt – je nachdem, in welche Richtung es geht.
Und danach fährt das Schifflein weiter – entweder raus auf’s Meer oder durch den See zur nächsten Schleuse!
Wissenswertes für den Besuch des Panamakanals
Theoretisch kannst du die Besucherzentren der beiden Schleusen in Miraflores und Agua Clara relativ problemlos besuchen und von dort einen guten Blick von oben auf die Schleusen erhalten. Aufgrund der Covid-Situation ist die Schleuse in Miraflores jedoch für Besucher geschlossen. Gib‘ mir Bescheid, wenn sie wieder öffnet, damit ich den Beitrag aktualisieren kann.
Der Eintritt zur Schleuse in Agua Clara kostete vor Covid angeblich 15 oder 20 USD. Nach aktuellem Stand kostet der Eintritt zu den Agua Clara-Schleusen aktuell 10 USD für Erwachsene und 5 USD für Kinder. Es ist von 8 bis 16 Uhr geöffnet.
Der Eintritt zu den Miraflores Schleusen kostet 20 USD für Erwachsene und 12 USD für Kinder (bis 12 Jahren).
Hinzu kommen die Mautgebühren für den Panapass und noch einmal jeweils 2,30 USD für Hin- und Rückfahrt für das Befahren des Streckenabschnittes kurz vor Colon, wo der Panapass nicht gilt.
Du hast sicherlich einen atemberaubenden Blick vom Besucherzentrum auf die Schleusen, aber ganz ehrlich, mir war das zu viel Eintrittsgeld. Das haut ganz schön ins Reisebudget. Du musst nicht unbedingt beide Male das Eintrittsgeld bezahlen, sondern kannst auf beide Schleusen einen kostenlosen Blick erhaschen. Vor beiden Schleusen gibt es nämlich einen Viewpoint, wo du bequem dein Auto abstellen und einen Blick auf die Schleusen erhaschen kannst.
Der Viewpoint für die Agua Clara liegt geografisch kurz vor der Puente Atlantico, während der Viewpoint für die Miraflores Schleusen unter „Mirador Pedro Miguel“ auf Google Maps heißt.
Blogbeiträge über meinen Roadtrip durch Panama
Valle Anton – Boquete: Boquete und Hiking-Möglichkeiten / Tres Cascadas Escondidas – Bocas del Toro: Fahren mit der Fähre / Eindrücke von Bocas: Zwischen Erwartung und Realität – Panamas Strände am Pazifik und die Manglares – Panama Stadt – Panamakanal
Autofahren in Panama – Was kostet Panama – Doing a covid test in Panama – Things to do in Panama (Roadtrip der Superlative)