Die Pyramiden von Teotihuacan: Zig irre Ameisen nehmen einen Hügel ein
Dieser redaktionelle Beitrag kann Werbung für genannte Unternehmen enthalten, auch wenn keine Bezahlung stattgefunden hat.
Sightseeing in Mexiko Stadt – ein Besuch der Pyramiden von Teotihuacan
Was gibt es noch, das du an Sightseeing in Mexiko Stadt machen kannst, wenn du dir die historische Altstadt der Hauptstadt Mexikos bereits angeschaut und auch Puebla und Cholula einen Besuch abgestattet hast? – Ganz klar, die Pyramiden von Teotihuacan besuchen!
A last day in Mexico City
Und weil ich in Foren und auf Blogbeiträgen so viel Gutes und Interessantes über die Pyramiden von Teotihuacan gelesen habe, möchte ich diese natürlich ebenfalls besuchen. Da ich aber erst am Abend einen Rückflug nach Guatemala Stadt habe, um 12 Uhr aus meiner Unterkunft auschecken muss, der Weg nach Teotihuacan keine Stunde dauern wird und ich davon ausgehe, dass ich nicht länger als zwei Stunden dort bleiben werde, beschließe ich, so spät als möglich, in Mexiko Stadt aufzubrechen. Nach ausgiebigem Kaffee und total entspanntem Frühstück in meinem kleinen Apartment breche ich kurz vor 12 Uhr auf. Dass ich heute – es ist Sonntag – sicherlich nicht die einzige sein werde, die sich dort aufhalten wird, dämmert mir schon. Wie heftig es allerdings werden würde, darauf war ich nicht vorbereitet. Aber der Reihe nach…
Die heilige Stadt Teotihuacan
Knapp 50 Kilometer nordöstlich von Mexiko Stadt liegen die Pyramiden von Teotihuacan. Die heilige Stadt Teotihuacan – frei übersetzt bedeutet Teotihuacan übrigens der Ort, an welchem Götter geschaffen wurden – wurde zwischen dem ersten und siebten Jahrhundert erbaut. In ihrem Zentrum befinden sich der Tempel von Quetzalcoatl und die beiden riesigen Pyramiden, deren Position sich an geometrischen und symbolischen Prinzipien der Azteken orientieren.
Die Pyramiden von Teotihuacan
Bekannt ist diese Stätte vor allem aufgrund der zwei Pyramiden, die sich dort befinden: Die Pirámide del Sol (Pyramide der Sonne) und die Pirámide de la Luna (Pyramide des Mondes), welche die Überbleibsel dieser Megastadt allein aufgrund ihrer Größe völlig vereinnahmen.
Von ihrer Bedeutung her sind die Pyramiden von Teotihuacan ein bisschen vergleichbar mit denen in Yucatan – Chichen Itza, Tulum und Coba. Und auch wenn das uralte Teotihuacan früher einmal über 20 Quadratkilometer groß war, beschränkt sich das, was davon übrig geblieben ist, auf überschaubare zwei bis drei Kilometer Fußweg entlang der Calzada de los Muertos (Weg der Toten).
Calzada de los Muertos
Dieser riesige Komplex wurde erbaut, um administrativen und religiösen Aktivitäten nachzugehen. Es mussten viele gewesen sein, denn der ganze Komplex besteht nicht nur aus einer – wie man sich das vielleicht aufgrund der Wortes vorstellen könnte – kleinen Straßen, sondern aus zahlreichen Plätzen und weiteren Unterteilungen.
Walking the Avenue of the Dead, wishing myself dead
Und während ich so entlang dieser “Totenstraße” laufe und Mühe habe, ein paar ruhige Fleckchen Wiese zu ergattern, kann ich mir leicht vorstellen, welch eine Bedeutung diese Stadt früher gehabt haben muss.
Wo bin ich?! Wer bin ich?! Und wenn ja, wie viele?!
Aufgrund des Gewusels, von dem ich umgeben bin, geht ein potenzieller Zauber jedoch völlig an mir vorüber. Zu Beginn meines „Spaziergangs“ fällt es mir aufgrund der Stöpsel, die ich mir bereits wenige Meter nach meinem Eintritt in den riesigen Komplex in die Ohren drücke – die Verkäufer gehen mir einfach viel zu sehr auf den Keks, weil mich alle paar Meter jemand anspricht und mir versucht, deinen Dreck, den ich weder brauche noch schön finde, zu verkaufen versucht – noch relativ einfach, alles um mich herum auszublenden. Und mich statt dessen einzig und allein auf die Ruinen zu konzentrieren. Mein Fokus allein auf diese zu richten.
Auch finde ich es zunächst noch witzig, zu beobachten, wie sich die Touristen und vor allem die leicht aus der Form geratenen (sorry for political incorrectness! – Shitstormalarm lässt grüßen!) Amerikaner, die sich hier lautstark unterhalten und die ich trotz meiner Musik auf den Ohren ziemlich gut verstehen kann, versuchen, die unterschiedlichen Ruinen und deren Treppen hoch- bzw. runterzuschaffen. Für einen Moment denke ich bei mir: Wie gut, dass hier so viel Wiese ist. Wenn hier etwas passieren und einer fallen würde, könnte wenigstens ein Hubschrauber problemlos landen. Ich grinse bei dem selten dämlichen Gedanken.
Als ich nach einer knappen halben Stunde jedoch unter der Pyramide der Sonne stehe, habe ich genug. Und eigentlich will ich nur noch hier raus. Die Pyramide der Sonne gleicht einem Ameisenberg inmitten einer grünen Wiese und sieht aus, als sei sie von Ameisen eingenommen worden. Zig Menschen klettern darauf herum. Zig Menschen schieben sich dort oben in mehreren Reihen nebeneinander auf den unterschiedlichen Ebenen der Pyramide entlang. Zahllose Menschen befinden sich auf den Stufen der Pyramide.
Für einen kurzen Moment bereue ich, nicht heute Morgen um kurz nach 7 Uhr aufgebrochen zu sein, um gleich um 8 Uhr hier sein zu können. Für einen kurzen Moment. Denn im nächsten Moment rennt mich fast eine Gruppe Amerikaner über den Haufen, die aufgrund der Tatsache, dass sie während sie ihre Selfies machen auch noch rückwärts laufen, mich nicht wahrnehmen. Dem Gehstock einer Frau kann ich gerade noch ausweichen. Um ein Haar hätte ich ihn ins Gesicht bekommen.
Für einen Moment bereue ich ebenfalls, dass ich überhaupt bis hier her gelaufen bin, denn mittlerweile trennen mich knapp drei Kilometer vom Ausgang.
Ich beschließe, mir die zweite Pyramide erst gar nicht aus der Nähe anzuschauen. Ich glaube nämlich, dass sie mir aus der Ferne – und ohne die Ameisen – besser gefällt als aus der Nähe. Dann, wenn die bedeutungsvolle Pyramide der Sonne nicht mehr nur aussieht wie ein Haufen alter Steine, sondern wie ein riesiger Ameisenhügel mitten im Nirgendwo.
Schnellen Schrittes bewege ich mich auf den Ausgang zu. Nicht ganz so leicht. Denn mittlerweile hat es 30 Grad. Schattenplätze gibt es natürlich nicht. Ich hätte mir – wie die Chinesen – einen Regenschirm mitbringen sollen. Das hätte ich aber als unsozial meinen Mitmenschen gegenüber empfunden, weil diese dann darauf hätten achten müssen, dass ich ihnen nicht – weil ich so sehr in meine Selfies vertieft bin und wahrscheinlich rückwärts auf eine Hauptattraktion zulaufe – mit den Spitzen des Schirmes die Augen aussteche.
Nichts wie weg hier
High time also, noch irgendetwas Sinnvolles mit meinem Tag anzufangen! Ich muss nicht nur kompensieren, sondern ich brauche auch einen Ort mit weniger Menschen. Im besten Fall: Gar keine! Was zu viel ist, ist zu viel. Ich bin einiges gewohnt – du erinnerst dich sicherlich an meinen Besuch von Coba, uuaaahhh! – aber das sprengt alles!
Wissenswertes zum Abschluss
Solltest du es aus welchen Gründen auch immer ebenfalls nicht früh – und damit zu etwas kühleren Temperaturen und mit weniger Besuchern – nach Teotihuacan schaffen, habe ich folgende Tipps für dich:
- Nimm‘ dir einen mp3-Player mit und drück‘ dir Stöpsel in die Ohren; selbst wenn du keine Lust hast, Musik zu hören, bewirken die Stöpsel Wunder und die Marktschreier lassen dich in Ruhe.
- Pack‘ dir einen ordentlichen Wasservorrat für den Tag ein, denn es gibt nur am Eingang beim Ticketschalter kleine Shops, in welchen du Wasser kaufen kannst – ich habe während meines zweistündigen Aufenthaltes aufgrund der Temperaturen eine 1,5 Liter Flasche Wasser getrunken, allein um aufgrund der Hitze nicht umzukippen – und ich bin Sonne und Hitze durchaus gewohnt und kann beides gut ab.
- Wenn deine Füße nicht an das Laufen in Flip Flops gewohnt sind, pack‘ dir ordentliche Schuhe ein – die Treppen sind teilweise sehr steil und von unterschiedlicher Höhe und das ganze Areal ist uneben.
- Der Eintritt zu den Pyramiden kostet 70 Pesos.
- Parken kannst du direkt vor dem Eingang der Pyramiden. Bei der Zufahrt zum Parkplatz (50 Pesos) kannst du auch gleich dein Eintrittsticket lösen – das erspart dir Wartezeit am Ticketschalter.
- Solltest du mit dem eigenen Auto anreisen – Autofahren in Mexiko ist prinzipiell überhaupt kein Problem (ich habe gut reden, ich wohne in Guatemala 😉 ) – bedenke, dass die Autobahn zwischen Mexiko Stadt und Teotihuacan eine Mautstraße ist. Du musst hier an mehreren Mautstellen Maut bezahlen (circa 200 Pesos – einfache Fahrt).
- Solltest du nicht mit dem eigenen Auto fahren wollen, kannst du dir entweder ein Uber nehmen, eine organisierte Tour von Mexiko Stadt aus buchen oder mit einem öffentlichen Bus fahren; Letzteres klingt komplizierter als es ist – eine genaue Beschreibung findest du hier.
Tourifreie Bilder – wie geht das?!
Wenn du dich nun fragst, wie ich bei all meinem Gemotze dennoch an tourifreie Bilder gekommen bin, hier die Antwort:
Der Großteil der Touristen ist offensichtlich ausschließlich an den beiden Pyramiden interessiert. Du hast daher die Straße der Toten und die Ruinen, die sich rechts und links dieser Straße befinden, nahezu für dich allein.
Eine weitere Möglichkeit, tourifreie Bilder zu schießen, ohne minutenlang an einer Stelle stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass eine Touri-Gruppe aus dem Bild ist (auch das mache ich!) befindet sich rechts und links des Tempels: Der Touri-Strom begeht nämlich ausschließlich den Tempel, ignoriert jedoch alles Weitere, das sich rechts und links davon befindet und stürmt statt dessen nach dem Tempel-Besuch auf die Pyramiden zu.
Nach diesen beiden tourifreien Fleckchen ist wird allerdings der Schock, wenn du die Pyramiden schließlich erreichst, umso größer sein. Be prepared! 😉
Abschließende Gedanken zu den Pyramiden von Teotihuacan
Aber auch hier muss ich ganz ehrlich sagen: Hätte ich tatsächlich Geld in ein Uber oder eine organisierte Tour investiert, hätte ich mich definitiv darüber geärgert, denn sooo dolle war der Ausflug wahrlich nicht. Da ich ja aber sowieso einen Abstecher bei Decathlon machen wollte und daher mit meinem Mietwagen unterwegs war, war das in Ordnung.
Dennoch: Die Pyramiden von Teotihuacan sind ganz sicher kein Ort, den ich noch einmal aufsuchen würde, weil sie touristisch viel zu überlaufen sind. Vielleicht hätte ich eine andere Meinung dazu, wenn ich früher gekommen wäre. Vielleicht hätte ich eine andere Meinung dazu, wenn ich nicht schon Pyramiden in meinem Leben gesehen hätte. Und vielleicht hätte ich eine andere Meinung dazu, wenn ich nicht schon zig andere Ruinen besucht und erklommen hätte. Und vielleicht hätte ich eine andere Meinung dazu, wenn ich jemand wäre, die kein Problem mit Kommerz hat, der sich für Marktschreier und Souvenirs begeistern kann, die sich gerne an Souvenir-Verkaufsständen in Gespräche verwickeln lässt. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Aber ich bin nun einmal jemand, die gerne Orte in Ruhe in sich aufnimmt. Ich möchte Orte und deren Atmosphäre gerne genießen, indem ich mich auf das Gras, einen Felsen oder eine Bank setze und einfach nur beobachte, meinen Blick schweifen lasse und ihm nachspüre. All das war bei den Pyramiden von Teotihuacan nicht möglich.
Meine Reisen durch Mexiko
Es ist nicht das erste Mal, dass ich Mexiko einen Besuch abstattete – erst vor Kurzem habe ich auf meinem Kurztrip nach Mexiko Stadt einen Ausflug nach Puebla unternommen, um die Pyramide Cholula und bei einem weiteren Tagesausflug ab Mexiko Stadt die Pyramiden Teotihuacan besucht.
Auf meinem Roadtrip durch Mexiko stand aber nicht der Besuch von Mexiko Stadt an, denn die Reiseplanung sah folgendermaßen aus: Nach meinem Grenzübergang von Guatemala nach Mexiko begab ich mich zunächst für zwei Tage nach Tapachula zur Reiseplanung. Meine liebste Reisebegleitung, meine Hündin Matute, begleitete mich natürlich die ganze Zeit.
Von Tapachula aus schließlich bereiste ich zunächst knapp zwei Wochen Chiapas, machte einen kurzen Abstecher nach Tabasco und Campeche und fuhr schließlich von Oaxaca nach Veracruz.
Wissenswertes für einen Roadtrip durch Mexiko
Während meines Roadtrips durch Mexiko habe ich nicht nur wahnsinnig viel gesehen, sondern auch viele neue Erfahrungen gemacht, von denen ich denke, dass sie anderen ganz hilfreich sein könnten. Auch diese Informationen habe ich für dich auf meinem Blog zusammengetragen.
10 Dinge in Mexiko, die du vor einem Roadtrip wissen solltest – Streckenabschnitte auf meinem Roadtrip durch Oaxaca (inkl. Mautgebühren) – Autofahren in Mexiko – Was kostet Mexiko – Grenzübergänge zwischen Guatemala und Mexiko – Einreise mit dem eigenen Auto in Mexiko (temporary import permit) – Einreise mit Hund nach Mexiko – Streckenabschnitte auf meinem Roadtrip durch Chiapas (inkl. Mautgebühren)