Wie Indien, nur viel kleiner: Die Hafenstadt Piran in Slowenien
Der heutige Titel
Nein, es ist kein Clickbaiting! Piran und Indien haben vordergründig grundsätzlich überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Weder was die Menschen angeht, noch in Bezug auf die Kulturen, Religionen oder die Sightseeing Hot Spots. Null. Absolut keine.
Eine Gemeinsamkeit gibt es jedoch. Während meiner Vorbereitungen auf Indien bin ich immer wieder dem Satz „Entweder man hasst es oder man liebt es“ begegnet. Ein Dazwischen scheint völlig unmöglich. Schwarz oder weiß. Grau existiert nicht. Ich tue mich immer ein bisschen schwer mit diesem Schwarz-Weiß-Denken, diesem Entweder Oder, diesem Fisch oder Fleisch. Heute, für Piran, mache ich eine Ausnahme. 😀
Ja oder Nein? Entweder Oder? Schwarz oder Weiß? Bei Piran kann ich klar Position beziehen. Auf Piran trifft es zu. Für mich. Nach meiner Einschätzung. Nach meinem persönlichen und höchst subjektiven Empfinden.
Die Stadt Piran
Piran liegt am südwestlichsten Zipfel Sloweniens am Adriatischen Meer und ist demnach die einzige wirkliche Küstenstadt des Landes. Das allein scheint auszureichen, um die Stadt zu einem Touristenmagneten zu machen.
Die Stadt besitzt einen Altstadtkern, dessen Zentrum der Tartiniplatz bildet. Dort befindet sich auch das große Rathaus. An der Landspitze steht die Kirche St. Celementa, die als das Wahrzeichen der Stadt gilt. Und wie es sich für eine ordentliche Küstenstadt gehört, gibt es auch in Piran einen Hafen. Zum Flanieren. Zum nett Kaffee trinken. Zum pompös Ausgehen. Zum dekadent Essen.
Mein Besuch in Piran
Bereits kurz nachdem ich in den Ort gelangt bin, weisen Schilder darauf hin, dass man entweder mit den bereitgestellten Bussen (gegen Gebühr versteht sich) in die Stadt zu fahren hat, weil das Parken überall verboten und den Einheimischen vorbehalten ist (durchaus verständlich) oder man die wenigen Parkplätze anfahren kann, die zur Verfügung stehen.
Da ich mich auf mein Parkplatzkarma bisher immer gut verlassen konnte, entscheide ich mich, es drauf ankommen zu lassen. Es gibt noch ein paar wenige Parkplätze direkt am Hafen. Der Preis für eine Stunde: 3 Euro! Ich schlucke. Und denke: Ihr spinnt doch! Aber gut, die Stadt scheint ihr Handwerk mit den Touristen zu beherrschen. Gäbe es keine Menschen, die das bezahlen (ich nehme mich da nicht aus), wäre der Preis nicht so hoch. Angebot und Nachfrage. Ganz einfach.
Bereits als ich den Parkplatz verlasse und mich Richtung Tartiniplatz aufmache, kommen mir am Hafen Menschenströme entgegen.
In der Altstadt werde ich mehrfach angerempelt. Weil ich nicht bemerkt werde, tritt mir jemand sogar auf die Füße. Ich habe die größte Mühe, ein paar menschenleere Bilder zu schießen. Teilweise bleibe ich minutenlang an einer Stelle stehen, bis sich die Gelegenheit ergibt, ein menschenleeres Foto zu machen. Ich wechsle in den Sportmodus meiner Kamera damit ich direkt abdrücken kann, wenn ein Bildausschnitt für den Bruchteil einer Sekunde schön erscheint. Der Großteil meiner Bilder an diesem Tag ist völlig unbrauchbar.
Ich rechne damit, dass ich den Menschen im Gewirr der Altstadtgassen entfliehen kann. Für gewöhnlich verläuft sich dort ja alles. Fehlanzeige.
Ich baue schließlich darauf, an der Hafenpromenade ein kleines, ruhiges Fleckchen zu finden. Ebenfalls Fehlanzeige.
Vor lauter Menschenmassen an diesem Tag ist mir nicht einmal mehr nach einem Kaffee. Und spätestens als mir an der Hafenpromenade an einem stinknormalen Tag unter der Woche zur Mittagszeit Herren in gebügelten Hemden und auf den Schultern liegenden Pullis, die dort gewollt leger hindrapiert wurden, begegnen, denke ich mir: Ich muss hier weg. Sofort!
Italienische Riviera? – Fehlanzeige! Küstenzauber? – Fehlanzeige! Entspannend? – Mitnichten!
Für mich ist Piran wie Monaco – nur mit Fischgeruch.
Forma Viva
Ich habe eingangs von Schwarz und Weiß erzählt. Das Weiß fehlt noch. Ich finde es in einem Park auf einem Hügel auf der Halbinsel Seca, etwa sechs Kilometer von Piran entfernt.
Außer grüner Wiese, zahlreichen Olivenbäumen, absoluter Stille und trauter Einsamkeit gibt es hier die Forma Viva, eine dauerhafte – übrigens auch kostenlose – Dauerausstellung von Steinskulpturen.
Von hier oben aus erscheint mir Piran plötzlich sogar richtig sympathisch.
Ironischerweise denke ich bei der Bildsortierung ein paar Tage später und nachdem ich über die Hälfte an unbrauchbaren Bildern gelöscht habe, dass Piran doch eigentlich total süß aussieht. Geradezu zauberhaft.
Und dann tauchen vor meinem inneren Auge die Bilder mit den legeren Pullis auf, all diesen aufgemotzten Möchtegern-Menschen, diesem sehen-und-gesehen-werden-Gehabe. Ich bleibe dabei: Piran ist auch Tage später nicht Italien. Auch nicht Slowenien. Und schon gar kein Küstenzauber. Piran ist und bleibt Monaco! Monaco mit Fischgeruch!
Überblick über die einzelnen Reisestationen:
Slowenien: Maribor – Ljubljana – Der slowenische Herbst: Ein Fotospaziergang – Bled: Vintgarklamm / Burg Bled und Bleder See – Bohinj: See und Savica Wasserfall – Kobarid: Kozjak Wasserfall und Soca Fluss – Bovec – Rund um Postojna: Postojna Cave, Predjama Burg und Lipica – Piran
Kroatien: Istrien: Groznjan / Porec & Rovinj / Pula & Kap Kamenjak – Insel Krk – Plitvicer Seen – Auf den Spuren Winnetous: Tulove Grede und Zrmanja Plateau – Zadar – Trogir – Split – Zagreb – Blogparade: Kroatien & Slowenien in Buchtiteln