Haridwar – das Tor zu meinem ganz individuellen Chill-Paradies
Spät an diesem Abend erreiche ich Haridwar. Weil ich am Vormittag noch das Baby Taj in Agra besucht hatte, konnte die Fahrt von Agra in den Norden erst entsprechend später beginnen. Da es weitere eineinhalb Stunden bis Rishikesh gedauert hätte und ich aus welchen Gründen auch immer – Gurmeet und ich rätseln heute noch darüber, wo und wann wir auf unserer Route die übrigen Tage „herausgeschlagen“ haben – früher als gedacht im Norden angekommen war, spricht nichts dagegen, eine Nacht in Haridwar zu verbringen.
Die Stadt Haridwar
„Hari“ bedeutet Gott/Krishna und „war“ steht für Tür bzw. Tor. Der Ganges fließt mitten durch die Stadt. Millionen von Touristen – und damit meine ich nicht unbedingt westliche Touristen, sondern indische – und Pilger kommen jedes Jahr hier her. Auf den Straßen geht es äußerst lebhaft zu. Ebenso auf den Ghats.
Als eine der drei heiligsten Städte gibt es hier auch zahlreiche Tempel. Vor allem aber gibt es Menschen. Und wo viele Menschen sind, ist es laut und dreckig und chaotisch. Zumindest in Indien.
Und genauso empfinde ich diese Stadt am frühen Vormittag während ich mich auf Futtersuche in den kleinen Straßen entlang des Ganges verliere.
Später werde ich sagen: Haridwar ist ein bisschen wie Varanasi. Nur kleiner. Und weniger chaotisch. Aber deswegen nicht weniger dreckig und laut. Ein bisschen. Denn der Vergleich hinkt schon allein deswegen, weil Varanasi von keiner Stadt zu toppen ist.
Weiterfahrt nach Rishikesh
Auch am Morgen legen wir eine kleine Teepause ein, denn der Mittag wird daraus bestehen, eine gemütliche Unterkunft für die kommenden Tage zu suchen. Und weil es in Rishikesh etwas touristischer zugehen wird, ist davon auszugehen, dass dies ein längeres Weilchen dauern könnte als dies in den vergangenen Wochen der Fall war.
Während meiner Teepause beobachtet mich ein kleines Mädchen. Sie sitzt mit einem Jungen am Straßenrand – wahrscheinlich ihr Bruder. Das Mädchen ist schmutzig. Ihre Kleidung ist teilweise zerrissen. Schuhe trägt sie keine. Neben ihr steht ein großer Müllsack. Gefüllt mit Plastikflaschen. Es sind Müllsammel-Kinder.
Sie beobachtet mich. Lächelt mir zu. Ich muss lachen. Ich sage „Hallo“ auf Hindi. Frage sie, wie es ihr geht. Sie antwortet. Ich frage sie, ob sie etwas essen oder trinken möchte. Sie möchte einen Tee. Ich gebe die Bestellung weiter und bitte sie und ihren Bruder, auf der Bank Platz zu nehmen.
Essen möchte sie nicht. Sie ist schüchtern. Schaut mich immer wieder mit ihren großen braunen Augen an. Bevor ich gehe, besorge ich im Snack Shop nebenan ein paar Bonbons. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem ganzen Gesicht aus als ich ihr eine Handvoll Bonbons in ihre offenen Hände lege.
Eine Stunde, ein Tempelbesuch und ein Fotoshooting später erreiche ich Rishikesh, die heilige Stadt der Pilger und Sadhus und mein ganz individuelles Chill-Paradies für die kommenden Tage.
Indien Überblick:
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