Entspannungsrausch in Rishikesh – was die Beatles können, kann ich auch
Rishikesh
Rishikesh ist eine kleine Stadt ganz im Norden des Bundesstaates Uttarakhand. Nicht ganz grundlos wird die Stadt auch als „Gateway zum Himalaya“ bezeichnet, denn weit weg sind die Hügelchen nicht mehr. Und wie es sich für eine ordentliche für den Hinduismus heilige Stadt gehört, fließt hier der Ganges aus dem Himalaya-Gebiet heraus und durch die Stadt hindurch. Vielmehr ist Rishikesh sogar die erste Stadt, durch welche Mother Ganga auf ihrem Weg zum Indischen Ozean fließt.
Das Wasser ist bzw. soll hier demnach super sauber sein. Naja, wirfst du einen Blick auf den Fluss, ist das Flusswasser alles: von reichlich vorhanden bis schnell fließend, aber ganz sicher nicht sauber und klar.
Das Stadtzentrum ist weniger von Interesse. Es ist wie alle anderen indischen Städte: chaotisch, laut und völlig vermüllt und so widme ich mich lieber dem Teil Rishikeshs, der das nicht ist.
Außerhalb des Stadtzentrums
Die Bereiche zwischen den beiden Brücken des Ganges – der Ram Jhula und der Lakshman Jhula – sind sicherlich die attraktivsten. Nicht nur von der location her, sondern auch von dem, was du hier unternehmen kannst. Denn hier befinden sich die meisten Restaurants und Unterkünfte. Hier findet die Ganga Aarti statt. Und hier ist der Großteil der zahlreich vorhandenen Ashrams.
Rishikeshs Ashrams
Ashrams – das sind die Einrichtungen, in denen du Yoga und Meditationskurse machen kannst. Sozusagen Meditationszentren. Und demnach findest du hier auch ganz viele und teilweise ein bisschen seltsam anmutende Menschen. Touristen (auch westliche), die zum Yoga hier herkommen, erleuchtete Sadhus, Pilger, die auf der Suche nach der Erleuchtung sind, ein paar verkappte Hippies, Rastamen, ein paar Menschen, die sich ein wenig mit Marihuana wegballern wollen und… mich, die hier einfach nur ein paar Tage der Ruhe genießen möchte. Denn an Orten, wo es offensichtlich aus den unterschiedlichsten Gründen überaus entspannt zugeht, gelingt dies bestimmt wundervoll.
Und so mache ich mich nicht nur auf die Suche nach einer Unterkunft direkt am Ganges und am besten in der Nähe einer Brücke, sondern finde auch. Aufgrund der Nähe zur Brücke ist es mir möglich, am Abend relativ leicht auf die andere Ganges-Seite zu gelangen. Dort nämlich, am Parmath, findet allabendlich circa eine Stunde vor Sonnenuntergang die Ganga Aarti statt.
Spaziergang am Ufer des Ganges
Nach einer ausgiebigen Stärkung im Chotiwala und super leckerem indischen Essen laufe ich die zweieinhalb Kilometer am Ganges entlang. Am späten Nachmittag ist hier relativ viel los, aber trotz der vielen Menschen, die sich am Ufer befinden, ist es kein bisschen laut. Und so erscheint der idyllische Spaziergang entlang des Ufers geradezu unwirklich.
Bevor ich die Ganga Aarti besuche, kann ich in aller Ruhe noch einen Tee trinken, …
…mir das Parmath ohne Menschen anschauen…
…und im Anschluss daran noch ein wenig durch den Park eines großen Ashrams laufen. Fotoshooting natürlich inbegriffen.
Die Ganga Aarti in Rishikesh
Allabendlich zur Abenddämmerung beginnen in den drei heiligen Städten Indiens – Haridwar, Rishikesh und Varanasi – die Ganga Aarti, rituelle Feueropfer am Fuß des Flusses. Tanz und Gesang oder eingeübte ritualisierte Choreographien, die schließlich darin enden, dass eine Kerze auf einem Schiffchen aus Blüten auf den Ganges gesetzt wird. Dieses lässt du dann mitsamt deinen Wünschen auf der Strömung treiben.
Es ist mein erstes Ritual, das ich in Indien erlebe und, zugegeben, so ganz schlau daraus werde ich nicht. Und am allerwenigsten verstehe ich natürlich, was die Kinder singen.
Ganz ehrlich, über eine Stunde warte ich darauf, dass gleich etwas völlig Spektakuläres geschehen wird und bin ein wenig enttäuscht davon, dass genau dies eben nicht passiert. Aber ja, ich hätte mich ja auch einmal im Vorhinein mit der Aarti auseinandersetzen können.
Einen ganz besonderen Charme haben aber die kleinen Blumenschiffchen mit ihren Kerzen, die bei völliger Dunkelheit auf den Fluss gesetzt werden. Die Stimmung ist sehr harmonisch während der ganzen Zeit und die Atmosphäre erhält eine wahrlich verzaubernde Stimmung, wenn sich die Anwesenden an den Fluss aufmachen und ihre Schiffchen auf das Wasser setzen.
Es ist schließlich stockdunkel, als ich mich auf meinen zweieinhalb Kilometer langen Rückweg zu meiner Unterkunft auf der anderen Seite des Ganges mache. Ganz anders als in anderen Städten Indiens habe ich hier aber überhaupt kein komisches Gefühl, wenn ich mich noch in der Nacht auf den völlig unbeleuchteten Straßen herumtreibe.
Vielmehr hält sogar binnen kürzester Zeit ein netter Rollerfahrer neben mir und bietet mir an, mich auf die andere Seite zu bringen. Es läge sowieso auf seinem Weg. Nachdem nach einigen Sätzen meine Skepsis verflogen ist, springe ich dankbar auf. Und ganz aartig bringt mich der nette Inder auf seinem Gefährt über die Hängebrücke zu meiner Unterkunft.
Was hat das nun mit meinem heutigen Titel und den Beatles zu tun?
Naja, die Beatles waren in den 60ern in einem der Ashrams in Rishikesh, um ein bisschen zu „meditieren“. Ich schreibe das absichtlich in Anführungszeichen, weil du dir sicherlich sehr gut vorstellen kannst, dass sie nicht ausschließlich meditiert haben, sondern sicherlich auch den ein oder anderen Joint durchgezogen und an dem ein oder anderen Kekschen geknabbert haben. Nicht ganz verwunderlich, dass sie während ihres Aufenthaltes hier zu neuer kreativer Energie fanden und zahlreiche ihrer Songs schrieben.
Nach einigen Wochen jedoch gab es schließlich ein bissi negative Stimmung: Der eine Beatle hatte keine Lust mehr, wollte wieder nach Hause und gab vor, Zuhause ein paar Verpflichtungen nachgehen zu müssen, der andere Beatle warf dem Ober-Guru vor, er hätte seine Frau belästigt, mit den anderen beiden gab es schließlich ein paar finanzielle Zerwürfnisse und noch mehr böse Gerüchte, so dass nach spätestens sechs Wochen in Rishikesh alle Jungs wieder Zuhause waren. Ein paar Jahre später hatten sich aber alle wieder lieb und die Beatles gaben sogar ein Benefizkonzert für den Ober-Guru… und spätestens damit war dann die Yoga-Bewegung losgetreten.
Mein Entspannungsrausch in Rishikesh
Ich erlebe meinen sehr individuellen Entspannungsrausch in Rishikesh, denn während meines Aufenthaltes bestehen meine Tage aus morgendlicher (und teilweise auch unfreiwilliger) Fütterung der Affen, die sich auf meiner Terrasse herumtreiben, ein paar kleineren Sporteinheiten, ein wenig Blogarbeit und Bildersortierung, viel Schlaf, Essen, noch mehr Schlaf und noch mehr Essen.
Video zur Affenfütterung auf der Terrasse:
Und hier noch ein ganz zauberhaftes Affen-Video mit den Müll-Affen anstelle von Ananas-Affen:
Mit neuen Kräften und nach einer letzten Nacht bei Ashok und seiner Familie in der Nähe von Delhi breche ich schließlich für drei Tage nach Amritsar auf.
Indien Überblick:
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