Goas Süden: Strände, Burgen, Natur & ein Baumhaus in 25 Metern Höhe
Mein heutiges Tagesziel sollte eigentlich lediglich Palolem Beach sein. Nachdem ich mir auf Google Maps jedoch am Abend zuvor dir Route angeschaut (runter, einfach immer nur runter!) und festgestellt hatte, dass es nur vierzig Kilometer bis dorthin sind, zoomte ich ein bisschen weiter in die Karte hinein und fand schließlich noch ein paar kleine Schätzchen in der näheren Umgebung. Nähere Umgebung in Goa ist relativ. Denn eigentlich befindet sich alles in Goa in der näheren Umgebung.
Cabo de Rama Fort
Nach knapp fünfzig Minuten Fahrt durch allerschönste, nahezu unberührte Natur, ein paar Dörfchen, ein paar Hügelchen und einigen Tests, wie schnell der Roller eigentlich wirklich fahren kann – 80km/h, denn danach konnte ich aufgrund des Fahrtwindes, der mir die Augen tränen ließ, nichts mehr sehen…
…erreiche ich schließlich die süße, kleine Burg.
Wegen dieser bin ich nicht wirklich her gekommen – ganz ehrlich, Burgen hatte ich in den vergangenen Wochen nun wahrlich zu genüge gesehen – , sondern vielmehr aufgrund des Ausblickes, den du von hier oben auf das Meer hast. Der Blick auf die gesamte Länge des Colva Beach: geradezu majestätisch.
Stundenlang hätte ich hier oben sitzen und einfach dem Meer und den Wellen zuschauen können. Stundenlang hätte ich hier oben auch sitzen und einfach die Ruhe genießen können, denn auf Menschen treffe ich hier nicht.
Auch Affen – in welcher Form auch immer – oder Kühe gibt es hier keine. Mit einem Wort, es gibt hier schlichtweg: Nichts! – Außer mich und einen Wahnsinns-Blick auf das Meer!
Palolem und Patnem Beach
Keine fünfzehn Fahrminuten später erreiche ich Palolem Beach. Der Ort, der in der Anfangsszene der „Bourne Verschwörung“ auftaucht. An diesem Ort suchen Matt Damon und Franka Potente Zuflucht und genießen ihre Abgeschiedenheit, bis sie schließlich ein Auftragskiller aufspürt.
Im Unterschied zu den beiden kann ich meine Zeit hier unendlich lange genießen. Und so lege ich hier einen ausgiebigen Zwischenstopp für einen leckeren Masala Chai ein.
Ganz menschenleer und komplett abgeschieden ist dieser Strand jedoch nicht. Zahlreiche Familien sind hier her gekommen. Sie baden. Sie liegen am Strand. Sie genießen die Sonne. Sie lassen es sich mit ein paar Drinks in Strandbars gut gehen. Oder essen gemütlich in den zahlreich vorhandenen Strand-Restaurants.
Und während ich so am Strand sitze und die Menschen beobachte, setzt sich ein Einheimischer neben mich und schlägt mir vor, mit meinem Roller einen Strand weiterzufahren, zum Patnem Beach, da ich den nicht nur sicherlich ganz für mich allein hätte, sondern dieser mindestens genauso schön sei wie Palolem Beach.
Gesagt getan. Enttäuscht werde ich nicht. Kein Mensch befindet sich hier. Ich. Das Meer. Der Strand. Und die Wellen.
Das Cotigao Wildlife Sanctuary
Um dem Tag schließlich noch ein bisschen Action zu verpassen – der Auftragskiller ließ ja auf sich warten – mache ich mich auf zum Cotigao Wildlife Sanctuary.
Circa zehn Kilometer südöstlich von Palolem befindet sich nämlich Goas zweitgrößtes Naturschutzgebiet. Um dieses jedoch besuchen zu können, solltest du motorisiert sein, denn organisierte Touren oder Busse, die Touristen durch das Gebiet fahren, gibt es hier nicht. Ich melde mich an der Ranger Station, bezahle meinen Eintritt (25 Rupies! – Kein Scheiß!), erhalte eine schlecht kopierte Karte des Naturschutzgebietes, ein paar Erklärungen, wo sich was befände, den Hinweis, dass der Park in drei Stunden schließen würde und passiere schließlich die Schranke.
Mehrere Trekking Trails unterschiedlicher Länge kannst du hier auf eigene Faust laufen. Und da ich scharf auf das Baumhaus bin, ist dieser Trail mein erstes Ziel.
Angegeben sind insgesamt 700 Meter Wegstrecke. Ein Kinderspiel. Denke ich. Wenn du nun aber denkst, dass dieser Trail tatsächlich richtig beschildert oder auf welche Weise auch immer ausgebaut ist, liegst du völlig falsch. Denn bereits nach den ersten hundert Metern hören die Schildchen an den Bäumen auf.
Der sogenannte Weg führt mehrmals durch kleinere Flüsschen, in welchen du abwechselnd knöchel-, knie- oder oberschenkeltief im Wasser stehst. Mehrmals bleibe ich stehen und suche ein paar Meter weiter nach Anhaltspunkten für einen Pfad. Mehrmals überprüfe ich mein Handy auf ein Handysignal. Mehrmals frage ich mich, ob ich hier überhaupt richtig bin. Und mehrmals denke ich darüber nach, einfach umzudrehen, weil ich nicht das Gefühl habe, dass hier tatsächlich ein Baumhaus stehen soll.
Aber – man höre und staune – nach ziemlich genau 700 Metern (Danke an meine Fitbit für ihre treuen Dienste) tut sich plötzlich eine große Leiter vor mir auf. An ihrem Ende: Ein Baumhaus!
Besondere Tiere sehe ich aber von hier oben keine.
Unten sehe ich übrigens auch keine. Kühe. Ja. Durchaus. An Besonderheit haben diese jedoch mittlerweile etwas eingebüßt.
Innerlich muss ich während meines Trekks irgendwie lachen, denn nicht vorhandenes Handysignal, keine Menschenseele, auf die ich hier treffe und nicht ganz ungefährliche Situationen (bist du schon einmal mit nassen Füßen auf einer Eisenleiter herumgeklettert?!) und all das am letzten Reisetag sind Dinge, die mir irgendwie seltsam vertraut erscheinen.
Mein Weg führt mich schließlich weiter in das Naturschutzgebiet hinein in Richtung eines kleinen Dorfes. Die Fahrt wird zu einer kleinen Herausforderung. Ich stelle fest: Wenn du hier her kommst, solltest du nicht nur motorisiert sein, sondern dein Gefährt auch unbedingt beherrschen. Schlaglöcher, Kies und Schutt bestimmen das Straßenbild.
Für die kleine Offroaderin Fahrspaß pur. Mehrmals muss ich hier fast bis zum völligen Stillstand herunterbremsen. Mehrmals lasse ich die kleinen Räderchen meines Gefährts beim Anfahren ein bisschen durchdrehen. Was ich bei all dem Fahrspaß und ausgelebten Spieltrieb nicht bemerke, ist die Sonne. Und so kommt es, dass ich mir an meinem allerletzten Tag in Indien tatsächlich ganz gehörig die Schultern verbrenne.
One night in… Martin’s Corner
Mein allerletztes Abendessen in Indien gibt es schließlich in Martin’s Corner. Von mehreren Einheimischen habe ich die vergangenen Tage diesen Tipp erhalten. High time, sich davon zu überzeugen, ob der Schuppen tatsächlich hält, was er verspricht.
Das Abendprogramm darf natürlich ebenfalls nicht vergessen werden.
Und Goa rockt das Haus auf „La Bamba“:
Thank you, Goa! Thank you for a very last night to remember! 🙂
Und ich?! – Ich könnte jetzt eigentlich einigermaßen ausgeschlafen und entspannt nach Hause fliegen! Wieder einmal: Könnte. Eigentlich. Warum dieser Plan aber mal so gar nicht aufging, davon erzähle ich dir hier:
Mein Heimflug nach vier Wochen in Indien.
Untertitel: Warum mich die Security aus dem Flugzeug in Mumbai geholt hat.
Und jetzt?! War’s das jetzt?!
Ja, das war’s jetzt! Zumindest für Indien! Ich danke dir ganz herzlich für das Lesen meiner zahlreichen Blogbeiträge und vor allem dafür, dass du mich auf meiner Indien-Reise begleitet hast. Ich hoffe, ich konnte dich mit ganz viel Bildmaterial verzaubern und mit witzigen und interessanten Texten unterhalten. 😉
Indien Überblick:
Die Würfel sind gefallen: Indien it is – Reiseroute Indien – Rucksack packen – Delhi Ankunft – Delhi Sightseeing – Mandawa – Bikaner – Jaisalmer – Jodhpur – Ranakpur – Udaipur – Pushkar – Jaipur: Stadt & Affentempel – Fatehpur Sikri – Agra & Taj Mahal – Haridwar & Rishikesh – Amritsar: Stadt / Goldener Tempel / Wagah Border – Varanasi: Stadt / Sarnath / Ganges River Tour – Goa – Auf Indiens Straßen – How to survive incredible India – Indien: Der Süden