Fatehpur Sikri – wenn Wasser zur Ironie des (geschichtlichen) Schicksals wird
Fatehpur Sikri
Nur wenige Kilometer westlich von Agra befindet sich der Ort Fatehpur Sikri. Dieses war im 16. Jahrhundert für eine kurze, verdammt kurze Zeit die Hauptstadt des Mogulreiches. Der Herrscher: Akbar.
Warum kurz? Und wer ist Akbar? Und warum ausgerechnet dieser Ort?
Akbar Irgendwas
Akbar, der damals bedeutendste Herrscher des Mogulreiches, hatte Sikri besucht, um dort mit einem Heiligen zu sprechen, der ihm weissagte, dass hier ein Thronfolger des Mogulreiches geboren werden würde.
Aus diesem Grund baute Akbar die Hauptstadt dort. Die Prophezeiung wurde auch wahr, gar keine Frage, und der gute Akbar baute abgesehen von der Burg noch eine Moschee und drei Paläste – für jede seiner Frauen einen. So weit, so gut. Könnte man meinen.
Was Akbar, der eigentlich für seinen Weitblick bekannt war und dem zu dieser Zeit eigentlich auch niemand das Wasser reichen konnte, nicht einbezogen hatte, war, dass es dort kaum Wasser gibt (Ironie des Schicksals?!) und Regen eigentlich nur während der Monsunmonate fällt.
Fakten, Fakten, Fakten
Ob tatsächlich was dran ist, weiß ich nicht zu beurteilen. Fakt ist, dass der Ort nach 14 Jahren wieder verlassen wurde. Fakt ist auch, dass der Ort heute zum UNESCO Welterbe zählt.
Uuuund, Fakt ist ebenfalls, dass ich hier – nach nahezu drei kompletten Regentagen in Jaipur – endlich wieder die Sonne zu sehen bekomme.
Möchtest du noch mehr Fakten?! – Here we go!
Wenn du zur Anlage kommst, findest du hier einen großen Parkplatz. Auf diesem parken sämtliche Busse, Autos, Taxis und Roller. Sieh‘ dich vor, denn du wirst direkt von den Ladenbesitzern der angrenzenden Souvenirläden und tour guides abgefangen werden.
Eine Anekdote an dieser Stelle: Gurmeet und ich beherrschen das good cop-bad cop-Spiel mit den tour guides mittlerweile perfekt. Ich steige aus dem Auto aus. Gurmeet steht direkt neben meiner Autotür, denn gentleman, der er ja nun einmal ist, öffnet und schließt er immer meine Tür.
Ein Einheimischer steht bereits in den Startlöchern. Ich schaue Gurmeet an und frage: Is this the tour guide? Er sagt: No, this is the owner of one of the shops here. Keine zehn Sekunden später gesellt sich ein weiterer Einheimischer hinzu. Gurmeet sagt: This is a tour guide. Diesen anschauend gebe ich ihm zu verstehen: Okay. I don’t need a tour guide. Thank you.
Der tour guide entgegnet, dass es doch notwendig sei und bla bla, woraufhin ich ihn unterbreche und etwas deutlicher, aber durchaus mit einem freundlichen Lächeln wiederhole: I DO NOT NEED A TOUR GUIDE, ihn stehen lasse und mich Richtung Anlage aufmache.
Später wird mir Gurmeet erzählen, dass er dem tour guide gegenüber sagte, dass er vorsichtig sein solle, da ich „totally crazy concerning tour guides“ sei, der tour guide ihm gegenüber Unverständnis geäußert habe, da ich doch „so friendly, nice and beautiful“ sei und er ihm wiederum zu verstehen gegeben habe, wenn er ausprobieren wolle, wie crazy ich sei, er mich doch einfach auf meinem Weg zur Anlage begleiten solle. Hat er nicht. 🙂
Ironie pur, denn auch Stunden später müssen wir über diese Aktion noch lachen, denn – so Gurmeet – „not a single time on our trip were you unfriendly to somebody„.
Hast du den Parkplatz schließlich (erfolgreich) verlassen, kommst du an eine kleine Bushaltestelle. An dieser fahren alle paar Minuten Busse ab, die dich zur Anlage bringen (10 Rupies). Die heitere Busfahrt dauert circa fünf Minuten. Auf der Anlage oben angekommen kannst du direkt dein Ticket kaufen (200 Rupies), natürlich nicht ohne dich noch einmal mit Angeboten von tour guides (zwei Stunden 500 Rupies – was soll ich denn bitte zwei Stunden auf der Anlage?! 😀 ) auseinanderzusetzen.
Nach deinem Rundgang folgt dasselbe Spiel: Ab in den Bus (noch einmal 10 Rupies), runter an die Bushaltestelle und zurück auf den Parkplatz. Auf deinem Weg zum Parkplatz werden dich nun die Ladenbesitzer abfangen. Ich mache mir den Spaß, mit einem jungen, netten Ladenbesitzer mitzukommen, weil ich einfach neugierig bin, was die dort in ihren Souvenirshops verkaufen.
Gedanklich stelle ich mich bereits darauf ein, dass ich Probleme haben werde, den Laden überhaupt wieder zu verlassen. Du kennst das allzu gut: Wenn sie dich einmal in ein Gespräch verwickelt haben und du im Laden sitzt, dann kommst du da nur schwierig wieder raus.
Ich nehme daher weder das mir angebotene Wasser noch den Stuhl an und fasse auch keine Souvenirs an. Zugegeben, ich sehe mich durchaus interessiert um (war ich ja auch) und lasse mir Dinge erklären, aber – überraschenderweise – als ich dem Besitzer zu verstehen gebe, dass das hier zwar alles toll aussehe, ich es aber definitiv nicht in meine Wohnung stellen werde, weil es einfach nicht zur Einrichtung passe, kann ich ohne auch nur ansatzweise eine Diskussion führen zu müssen, den Laden verlassen.
Vielleicht hat es sich mittlerweile herumgesprochen, dass sich eine Irre auf dem Gelände herumtreibt…
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