How to survive incredible India – als alleinreisende Frau in Indien
Dieser redaktionelle Beitrag kann Werbung für genannte Unternehmen enthalten, auch wenn keine Bezahlung stattgefunden hat.
Surviving India als alleinreisende Frau in Indien?!
Bereits während meiner Reise und vor allem in den Tagen danach wurden mir immer wieder dieselben Fragen über Indien gestellt. Fragen, die die Sicherheit betreffen. Fragen, die auf den gesundheitlichen Aspekt und das Essen abheben. Fragen nach meiner Kleidung, nach meinem eigenen Wohlbefinden als alleinreisende Frau in Indien. Aber auch Fragen nach meiner Reiseroute, meinem persönlichen Fazit meiner Reise und vor allem wie es mir nach meiner Rückkehr in Deutschland erging.
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, einen Blogbeitrag darüber zu verfassen in der Hoffnung, auf all diese Frage einigermaßen zufriedenstellende Antworten geben zu können.
Wie ist das als alleinreisende Frau in Indien?
Kurze, knackige Antwort: Überhaupt kein Problem.
Natürlich solltest du dich an gewisse Regeln halten: Nimm‘ nur so wenig Bargeld wie nötig mit, wenn du auf den Straßen unterwegs bist, verlasse dich auf dein Bauchgefühl, wenn du dich mit Menschen unterhältst, nimm‘ keine offenen Getränke von Unbekannten an und geh‘ bei Dunkelheit nicht mehr vor die Tür.
Indien ist kein gefährliches Land und die Menschen dort wollen dir nichts Böses. Im Gegenteil: Du triffst auf wahnsinnig viele liebe Menschen, die dir ganz viel Unterstützung zukommen lassen und dir deinen Aufenthalt dort um einiges erleichtern.
Da waren einerseits natürlich Ashok und Manish, die mir bereits von Deutschland aus Hilfestellungen bei der Planung meiner Reise und wertvolle Tipps und Empfehlungen gegeben hatten.
Dann war da natürlich Gurmeet, auf dessen Urteil in Bezug auf Sicherheit ich mich während unserer zweiwöchigen Tour durch den Norden blind vertraut habe, denn wer sonst als ein Einheimischer kennt das Land besser?!
Dann waren da aber noch ganz viele andere Menschen, denen ich unglaublich dankbar dafür bin, dass ich ihnen begegnen durfte.
Da war der junge Besitzer meines Gästehauses in Jaisalmer, mit dem ich auf der Dachterrasse im Regen getanzt habe und der auch trotz der zig Stromausfälle an diesem Tag – ich habe neun gezählt! – und dem Umstand, dass der letzte Stromausfall über zwei Stunden andauerte, bei Kerzenlicht in seiner Küche ein Abendessen für mich zubereitete, damit ich nicht mehr vor die Tür musste, um etwas zu futtern zu bekommen.
Da war der Besitzer meines Hotels in Amritsar, der mir meinen Aufenthalt in seiner Bleibe sehr erleichterte, indem er mir bereits vor meiner Anreise telefonisch ein paar Tipps zur Stadt gab. Dann war da Sunny, dessen Aufgabe eigentlich nur darin bestand, mich vom Flughafen Amritsar abzuholen und wieder dorthin zu bringen, der aber nicht nur super pünktlich und gewissenhaft diesen Job übernommen hatte, sondern auch die Fahrten zu einem Erlebnis für sich werden ließ und der sich einen Tag nach meiner Rückkehr in Deutschland danach erkundigte, ob ich wohl behalten Zuhause angekommen sei.
Dann war da Papa Varanasi, der es sich nicht nehmen ließ, mich zusammen mit einem Fahrer am Flughafen in Varanasi abzuholen und dafür die zweistündige Fahrt hin und noch einmal zurück in Kauf nahm. Einfach nur deswegen, weil es ihm wichtig war, dass er mich dort abholte und nicht bloß jemanden schickte. Und der mir während meines Aufenthaltes in seinem Haus das Gefühl gab, zur Familie dazu zu gehören und wie seine eigene Tochter behandelte.
Dann war da Sunil, den ich über Papa Varanasi kennengelernt habe. Seine Aufgabe bestand eigentlich nur darin, mich sicher nach Sarnath und wieder zurück nach Varanasi zu bringen. Schließlich verbrachten wir jedoch den ganzen Tag zusammen. Und auch er fragte schließlich nach, ob ich sicher wieder in Deutschland angekommen sei.
Dann waren da noch Papa Goa und seine Frau Glena, die mir nicht nur eine zauberhafte Unterkunft geboten haben, sondern den Familienanschluss direkt mitlieferten. Am Abend mit ihnen über meinen Tag zu philosophieren war unglaublich witzig.
Du wirst in Indien sicherlich auch ganz schnell Gesprächspartner finden, die nichts mit Unterkünften und Transfers zu tun haben. Ob sie nun fließend Englisch sprechen oder nicht, sei einmal dahingestellt. In jedem Fall haben sie ein großes Interesse daran, irgendwie mit dir in Kommunikation zu treten: Ich denke hierbei beispielsweise an den Sikh im Goldenen Tempel in Amritsar, mit dem ich mich mangels Sprachbarriere nicht unterhalten konnte.
Ich denke aber auch an all die Besitzer der food oder tea stalls, die sich einfach unglaublich darüber freuten, dass ein Tourist – nein, ein traveller (du kennst den Unterschied!) – an ihrem Stand einen Tee auf Hindi bestellte.
Und ich denke an all die Menschen, die mir zufällig auf der Straße oder bei Rastpausen auf der Fahrt begegnet sind und die mich vom einen auf den anderen Moment zum Lachen brachten.
Die Menschen lassen dich aber auch in Ruhe, wenn du nicht in Kommunikation treten und stattdessen deine Ruhe haben möchtest. Ein Kopfschütteln reichte häufig, um ein Zeichen zu setzen, dass ich kein Interesse an Kommunikation hatte. Meistens hatten die Menschen aber irgendwie ein Gespür dafür, ob es gerade für mich „passte“ oder nicht. Außer in Delhi: Da musste ich auch mal lauter und bestimmter werden.
Auf einigen Bildern trägst du manchmal Kleidung, die deine Schultern nicht bedeckt…
Das ist ein typisches Beispiel für die Diskrepanz zwischen Realität und Bildmaterial. Ich gebe zu, dass ich auf manchen Bildern durchaus aussehe, als sei ich nur halb angezogen und würde die Gepflogenheiten Indiens mit Füßen treten. Dass dieser Eindruck bei einigen Bildern entstehen kann, ist mir durchaus bewusst.
Die Realität sah aber zuallermeist anders aus. Nämlich so.
Oder so.
Oder so.
Ich wollte aber nicht nur graue-Maus-Bilder von meinen Erlebnissen und Urlaubs-Impressionen und das war genau der Grund, warum ich mir im Vorhinein meinen Bolero und die dünne Weste eingepackt hatte.
Bei meinen Fotoshootings sah das dann sicherlich immer ganz witzig aus: Ich schaute mich zuerst um, ob jemand in der Nähe war, dann positionierte ich die Kamera, warf den Bolero oder die Weste ab, schoss meine Fotos und zog mich wieder an.
Im Auto war es natürlich egal, ob ich meine Schultern bedeckt hatte oder nicht. Gurmeet war da auch immer eine kleine Hilfe: Beim Aussteigen rief er mir kurz zu, ob ich die Weste anziehen und vielleicht zusätzlich noch den Sarong überwerfen sollte oder ob ich für kurze Zeit ohne Schulter-Bedeckung aus dem Auto könnte.
In meinen Hotelzimmern, nachdem ich die Tür geschlossen hatte, war es ja dann ohnehin völlig egal. Auch in meinem Gästehaus in Varanasi sagte mir Papa Varanasi, dass ich mich wie Zuhause fühlen sollte und tragen sollte, was ich wollte – er lief im Haus auch ohne Hemd herum, seine Töchter im Trägertop und seine Frau bis zum Mittag in der Schlafhose. 😉
In Goa war es schließlich sogar so, dass ich mich mit meiner Kleidung geradezu under dressed fühlte, denn mit den Kleidern der Mädels und Frauen konnte mein kleines Sammelsurium nicht mithalten. In Goa war es völlig egal, was du anhattest, denn dort war sowieso alles irgendwie anders als in dem Teil Indiens, den ich zuvor bereits hatte: Frauen gingen arbeiten, Frauen fuhren auf dem Roller, Frauen tranken Alkohol, tanzten und lagen in Bikinis am Strand.
Wie bist du mit deinen wenigen Klamotten klar gekommen?
Ich bin super mit den wenigen Kleidungsstücken, die ich dabei hatte, klar gekommen. Eigentlich hatte ich sogar zu viele dabei. Je nachdem wo und wie lange ich an einem Ort war, habe ich abends einfach Handwäsche gemacht oder meine Kleidung in die Wäscherei gegeben (pro Stück: 30 Rupies). Wenn es nicht gerade wie in Jaipur geregnet hat, war die Kleidung ja am nächsten Tag auch direkt wieder trocken.
Auf Reisen bin ich es gewohnt, minimalistisch zu leben. Spätestens wenn du deinen Backpacking-Rucksack den ganzen Tag auf deinen Schultern tragen musst, wirst du an deinem Packverhalten etwas ändern. 😉
Bist du krank geworden?
Nope! 🙂
Was ich aber auch sehr akribisch und diszipliniert bis zum Schluss durchgezogen habe, war absolut kein Leitungswasser in den Mund zu nehmen. So hatte ich immer mehrere Wasserflaschen im Gepäck: Eine kleinere für den morgendlichen Kaffee, eine kleinere zum Zähneputzen und eben immer mindestens eine große, um meinen Wasserbedarf zu decken.
Ich hatte einmal einen gesundheitlichen Rückschlag. Eine Art grippalen Infekt. Kopfschmerzen, ein leichter Fieberschub, erhöhter Augeninnendruck. Das war nach zwei Wochen in Jaipur. Ich spürte, dass ich nicht mehr konnte, weil ich am Nachmittag nicht mehr aus dem Bett kam und mir einfach nur nach Schlafen zumute war.
Diesem Bedürfnis habe ich dann auch nachgegeben: Ich habe zwei Stunden Mittagsschlaf gemacht, war danach immer noch nicht fit und habe dann weitere zehn Stunden durchgeschlafen. Als ich morgens wieder aufwachte, war der Spuk vorbei. Ich schiebe es auf körperliche Erschöpfung: Mein Körper hat nach der Zeit, die ich nun schon ohne wirkliche Pausen unterwegs war, einfach mal die Bremse reingehauen und mir das Stopp-Schild gezeigt.
Die ruhigen Tage in Rishikesh waren dann ebenfalls notwendig. Vor allem waren sie wichtig, weil ich wusste, dass ich danach alleine weiterreisen werde und sowohl vom Kopf her als auch körperlich richtig fit sein sollte.
Warst du sehr vorsichtig mit dem Essen?
Am Anfang ja. Danach nicht mehr. Später habe ich es sogar mehrfach darauf angelegt, weil ich das Gefühl hatte, insgesamt viel zu viel während meines Trips gegessen zu haben. 😀
Während der ersten fünf Tage in Indien habe ich mich fast ausschließlich von Obst ernährt. Mangos, Bananen, Wassermelonen und Papayas gibt es in Indien ja in Massen und auf jedem Markt für ein paar Cent zu kaufen.
Abgesehen vom gesundheitlichen Aspekt hätte ich mich am Obst tot futtern können, denn hier – wie in allen anderen südlichen oder südostasiatischen Ländern – schmeckt das Obst noch richtig nach Obst und ist vor allem ausgereift. Es ist vielleicht nicht immer schön und druckstellenfrei wie du es von REWE und Co. gewohnt bist, aber es schmeckt eindeutig besser!
Zwischendurch, sozusagen um die Kohlenhydratspeicher wenigstens ein wenig aufzufüllen, gab es in der Anfangszeit immer wieder Samosas. Ich liebe Samosas! Die bekommst du ja auch hier in Deutschland beim Inder. In Indien schmecken sie natürlich noch einmal um Welten besser und sind vor allem weitaus besser gewürzt. Und abgesehen davon erschienen mir die kleinen Teilchen ziemlich safe. Sie sind ja frittiert und in ihnen befindet sich lediglich eine durchgekochte Kartoffel- und Gemüsepampe. Was sollte also passieren?!
Häufig gab es Pranthas oder Puris zum Frühstück. Pranthas mit frischem Joghurt?! – Das ging auch immer! Yummy!
Nach fünf Tagen ging ich davon aus, dass sich mein Körper an die Verhältnisse einigermaßen gewöhnt hatte und habe keine Rücksicht mehr genommen: Ich habe an Marktständen das gefrühstückt, was die Einheimischen essen und in kleineren Restaurants für Einheimische zu Mittag gegessen.
Und auch wenn mich Gurmeet zu Anfang noch davor gewarnt hat, dass ich mir etwas einfangen könnte, bin ich abends zu den food stalls und habe mir das super spicy Zeug gegeben.
Zwischendurch gab es auch gerne mal Eis. Gerade beim Eis war ich zunächst unsicher, denn bei den vielen Stromausfällen während der Monsunzeit wird ja die Kühlkette immer wieder unterbrochen. Aber, auch das ging gut! 😉
Fleisch allerdings gab es während meines Aufenthaltes nur drei Mal. Das lag aber maßgeblich daran, dass Indien ja überwiegend vegetarisch isst.
Eine Ausnahme habe ich während meines Aufenthaltes in Varanasi gemacht. Dort habe ich fast ausschließlich Frittiertes gefuttert. Während meiner Vorbereitung zu Varanasi hatte ich so viel über die Verschmutzung des Ganges gelesen, dass ich den Filteranlagen nicht vertraut habe. Wahrscheinlich wäre das nicht notwendig gewesen. Aber auf die verbleibenden Tage wollte ich nun auch nicht mehr krank werden.
Im Prinzip ist es aber wie mit allen anderen Ländern auch: Iss‘ an Orten, wo die Einheimischen essen, iss‘ an Orten, die gut frequentiert sind, denn an diesen Orten kannst du davon ausgehen, dass das Essen frisch zubereitet wird.
Ohne Sport kannst du ja nicht. Wie war das ohne Fitnessstudio?
Naja, wer mich kennt, weiß, dass ich es ohne Fitnessstudio keine vier Tage aushalte. Insofern habe ich natürlich immer mal wieder kleine Sporteinheiten in meinen Unterkünften eingelegt. Noch Zuhause hatte ich mir ein paar Home Workout-Videos auf mein Handy gezogen, um unabhängig vom Internet zu sein. Sehr gut eignen sich hier die Videos von Jillian Michaels oder Body Fit by Amy. Für diese Workouts brauchst du im Prinzip nur eine Fläche von zwei auf einen Meter – sozusagen ein bisschen mehr Platz als den, den du für Liegestütze bräuchtest. Als Hantelersatz habe ich Wasserflaschen genommen. Da ich sowieso immer mindestens zwei volle Wasserflaschen am Abend bei mir hatte, war das gar kein Problem. Und selbst ohne Workout-Videos, mal ganz ehrlich, wenn man Sport machen möchte, dann schafft man das überall. Liegestütze gehen immer, Squads sowieso und Dips kannst du auch mal gut am Bettgestell machen.
Ironie pur, dass ich während meiner vier Wochen zwar ein Kilogramm zugenommen, aber hierbei auch ein Kilogramm an Muskelmasse zugelegt habe. Muskelmasse wird ja während Phasen der Regeneration aufgebaut und aufgrund der kleineren Reize, die ich während meiner Workouts immer wieder gesetzt habe, habe ich diesen Prozess scheinbar irgendwie positiv unterstützt. Nicht dass ich davon während meiner Reise auch nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte, aber gut, lassen wir das.
Ironie pur deswegen, weil bei all dem „cake“, der ja eigentlich nur aus Zucker mit Zuckerguss besteht, und all den Pethas, Pranthas und Puris, die ich mir den lieben langen Tag reingezogen habe, eigentlich das Gegenteil hätte der Fall sein müssen. 😉
Wie erging es dir nach deiner Rückkehr?
Diese Frage habe ich mir mehrfach selbst gestellt und nach wie vor keine richtige und vor allem abschließende Antwort gefunden.
Psychisch war das gar nicht so leicht. Nach meiner Ankunft in Delhi hatte ich das Gefühl, dass jemand in meinem eigenen Leben den Pause-Button gedrückt hatte. Indien hatte mich vom einen auf den anderen Tag nahezu vollständig verschlungen. Mein eigenes Leben mit meinen eigenen Luxus-Problemchen, das mir zwar immer irgendwie präsent war (ich litt ja nicht an Amnesie!), erschien mir aber bei all den Eindrücken und Erlebnissen total nichtig und eher belächelnswert. Nachdem ich dann wieder Zuhause angekommen war, war mein Leben plötzlich zurück und die Eindrücke natürlich geblieben. Das musst du erst einmal verkraften. Ich hatte das Gefühl, dass mich da doppelt etwas einholte.
Körperlich war ich auch trotz meiner vier Chilltage in Goa kaputt. Das habe ich nicht sofort nach meiner Rückkehr bemerkt, sondern erst drei Tage später, als ich langsam aber sicher realisierte, dass ich wirklich wieder in Deutschland war: Ich kam morgens kaum aus dem Bett, hatte das Bedürfnis nach viel Schlaf, wenig Kommunikation und einfach nur Ruhe.
Gleichzeitig war dies aber nicht möglich, denn einerseits musste ich ja wieder arbeiten und andererseits begann ich, in meinen Ruhephasen meine Reise zu verarbeiten. Häufig wachte ich mitten in der Nacht auf und lag stundenlang wach, bevor ich wieder in den Schlaf finden konnte. Und auch wenn ich keine greifbaren Gedanken und auch kein bestimmtes Kopfkino hatte, war der ein oder andere schlechte Traum in den Nächten danach ebenfalls dabei und ließ mich in aller Deutlichkeit spüren, dass es ganz schön in mir arbeitete. Morgens dann um 5:45 Uhr aufzustehen und zu funktionieren, war alles andere als leicht.
Das nachträgliche Lesen meiner Blogbeiträge und vor allem das Schreiben der verbleibenden Blogbeiträge (Varanasi Stadt hat mich fast ein ganzes Wochenende gekostet, weil sich auch Wochen später keine Struktur in meinem Kopf finden lassen wollte, um dem Text schreiben zu können, die Muse völlig versagte und mein Inneres sich weigerte, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen!) haben mir ebenfalls geholfen, meine Reise auch in den Wochen danach noch einmal zu durchleben und für mich plastisch zu machen.
Auch heute noch blicke ich immer wieder etwas ungläubig auf die Liste meiner Blogbeiträge. Denn während du alle drei bis vier Tage einen zauberhaften Beitrag mit viel Bildmaterial zu sehen bekamst, darfst du eines nicht vergessen: Diese Dinge sind bei mir nacheinander passiert. Da waren keine drei Tage Pause dazwischen. All das ist exakt so nacheinander geschehen. An jedem einzelnen Tag meiner Reise. Meist lagen zwischen den einzelnen Stationen lediglich sechs Stunden Schlaf. Wenn überhaupt, denn viel geschlafen habe ich in den vergangenen Wochen wahrlich nicht. Das im Nachhinein zu realisieren, ist irgendwie schon ziemlich krass!
Meine Lieben sind nach meiner Rückkehr ganz süß mit mir umgegangen und haben mich erst einmal schlafen lassen. Sie wussten ja über meine Facebook-Seite, dass ich wieder Zuhause war. Ich hatte mich zwar mit meiner Freundin und meiner Familie direkt nach meiner Reise getroffen, aber mich bei vielen das erste Mal erst über eine Woche nach meiner Rückkehr mit einem Lebenszeichen gemeldet und zuvor zig Nachrichten ignoriert, weil ich erst einmal wieder einigermaßen in Ordnung kommen musste. Dem Großteil habe ich erst nach mehr als zehn Tagen mehr als drei zusammenhängende Sätze über meine Reise formuliert. Danke euch für’s Zeit geben! 🙂
Dein Indien-Fazit?
Krass! Und zwar in jeglicher Hinsicht!
Delhi war am ersten Tag wirklich ein Kulturschock. Da steigst du aus dem Flieger und ein paar Autominuten später stehst du mitten im Dreck. Kühe laufen auf der Straße, Kuhscheiße liegt überall auf der Straße. Der Verputz der Häuser hat die Farbe von Exkrementen angenommen. Überall stehen Männer und pinkeln gegen die Häuserfassaden. Und es stinkt fürchterlich.
Innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Land angenommen und die Gegebenheiten akzeptiert, die so konträr zu unserem ach-so-behüteten-Leben in Deutschland sind, und wurde eins mit ihm. Eins in der Hinsicht, dass mich nicht mehr der Ekel packte, dass ich mich an diesen Dingen nicht mehr störte. Und dass hier Dinge einfach länger als ten minutes dauerten.
Ich legte Wert darauf, am Vormittag in meinen Tag hineinzuleben und die frühen Morgenstunden für mich zu haben, bevor ich mich auf die quirrligen Straßen begab. Und ich legte Wert auf meine Chillo-Zeiten am Abend. Denn nur auf diese Weise war es mir möglich, wieder Kraft und Energie für den nächsten Tag zu sammeln und all die Eindrücke irgendwie zu kompensieren, die den Tag über auf mich eingeprasselt waren und am kommenden Tag auf mich einprasseln würden.
Wenn ich keine Lust hatte oder zu müde war, um Blogbeiträge zu verfassen, habe ich es gelassen und lediglich meiner Mum eine „Gute Nacht“ gewünscht oder ihr mitgeteilt, wo ich mich gerade aufhielt – was Dank „Kindersicherung“-App meistens nicht notwendig war, weil sie eigentlich täglich verfolgen konnte, wo ich gerade steckte. Dennoch war mir vor allem der Kontakt mit ihr enorm wichtig – auch als seelischen Beistand, den es mehr als einmal brauchte.
Witzige Anekdote an dieser Stelle: An einem Abend erreichte mich eine Nachricht von ihr, in welcher sie mir einen Screenshot mit meinem letzten Aufenthaltsort schickte und mich fragte, wo ich gerade sei, weil sie einen seltsamen Aufenthaltspunkt auf der Karte angezeigt bekäme. Der Punkt war direkt am Ganges. Eigentlich fast im Ganges. Auf zwanzig Meter genau angegeben. Das war in Rishikesh. Keine zehn Meter vom Fluss entfernt. In meiner Unterkunft mit Blick auf den Fluss. Ein Hoch auf die Technik! 🙂
Zwei richtig gute Entscheidungen während meiner Reise waren folgende:
Mir einen Fahrer für die Anfangszeit in Indien zu nehmen war hierbei wahrscheinlich die beste Entscheidung. Denn dadurch musste ich mich neben all den Eindrücken nicht auch noch darum kümmern, wie ich vom einen Ort zum nächsten käme, sondern konnte mich darauf verlassen, am geplanten Tag sicher an einem bestimmten Ort zu sein, so dass ich mich lediglich mit meinem Sightseeing-Programm auseinandersetzen musste.
Die zweite gute Entscheidung war, Goa an das Ende meiner Reise zu setzen. In Goa gab es nicht sooo wahnsinnig viel zu sehen, so dass meine Tage eigentlich nur aus ein bisschen mit dem Roller durch die Gegend cruisen bestanden. Es war auch so, dass Goa mit seinen Menschen, seinen Gepflogenheiten und der Art und Weise, wie ich mich dort bewegen konnte, komplett anders war als das Indien, das ich zuvor erlebt hatte. Less than India light sozusagen. Hätte ich Goa an den Anfang gestellt, hätte ich einen völlig verzerrten Eindruck von Indien erhalten und mein Kulturschock wäre um ein Vielfaches höher gewesen.
Und abschließend: Indien ist ein Land der Gegensätze. Darauf war ich im Vorhinein gefasst. Es schließlich zu erleben war eine ganz andere Nummer. Denn es stellte alle meine bisherigen Reisen in den Schatten. Ich denke, ich habe einen guten Weg gefunden, das Land zu erleben, es aufzunehmen, viel darüber zu lernen – und dabei auch ganz viel über mich selbst.
Oder, um es mit den Worten einer ganz lieben Freundin aus Südamerika zu formulieren: Die Welt ist bunt! In ihr gibt es viele dunkle Farben und viele helle Farben! In den vergangenen Wochen hast du von beiden viele gesehen. Lass‘ die dunklen Farben nun hinter dir und lass‘ dein Herz einzig durch die hellen Farben erstrahlen!
I survived incredible India! 😉
Und nu‘?
Ich werde dir in den kommenden zwei Wochen noch ein bisschen von Goa erzählen. Es erwarten dich Traumstrände, Rollertouren, gefährlich hohe Baumhäuser, wilde Tiere und ausgelassene Partynächte. 😀
Und dann?
Ganz ehrlich?! – Das weiß ich im Moment nicht. Ganz sicher weiß ich, dass das nächste Abenteuer irgendwo da draußen vor der Tür wartet und dass die Herbstferien anstehen. Ob ich losziehen werde, weiß ich noch nicht. Wohin es gehen wird, weiß ich ebenfalls nicht. Geplant ist bisher nichts. Was ich weiß ist, dass es dieses Mal irgendeine spontane Aktion vom einen auf den anderen Tag werden wird, nämlich genau dann, wenn ich mich wieder bereit fühle loszuziehen, denn aktuell bin ich das nicht. Auch fehlen mir im Moment der drive, die Kreativität und die Muse für eine neue Reiseplanung.
Und weil mich Sandra von See you on the flipside genau an dem Tag als ich diesen Artikel beendet habe, mit einem Bild aus Indien überraschte, komme ich nicht umhin, dieses Bild hier dazu zu posten. 🙂
Indien Überblick:
Die Würfel sind gefallen: Indien it is – Reiseroute Indien – Rucksack packen – Delhi Ankunft – Delhi Sightseeing – Mandawa – Bikaner – Jaisalmer – Jodhpur – Ranakpur – Udaipur – Pushkar – Jaipur: Stadt & Affentempel – Fatehpur Sikri – Agra & Taj Mahal – Haridwar & Rishikesh – Amritsar: Stadt / Goldener Tempel / Wagah Border – Varanasi: Stadt / Sarnath / Ganges River Tour – Goa – Auf Indiens Straßen – How to survive incredible India – Indien: Der Süden